Posts mit dem Label Russische Kirche werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Russische Kirche werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Mittwoch, 20. April 2022

Sünder und Verräter - die Buhlerin und Judas

 "O Unseligkeit des Judas! Er sah, wie die Buhlerin die Füße küsste, und ersann hinterlistig den Kuss des Verrats. Sie löste die Haare, er aber war gebunden durch Zorn und trug statt des Myrons die übelriechende Bosheit; denn der Hass wusste nicht, das Zuträgliche zu schätzen. O Unseligkeit des Judas! Von ihr erlöse, o Gott, unsere Seelen." (4. Stichire zu den Lobpsalmen im Morgengottesdienst des Großen Mittwochs im 1. Ton)

Die Geschicke der Welt bilden in diesen heiligen Tagen vollumfänglich ab, was sich viele Male ereignet hat seit jenen Tagen in Judäa, als der Erlöser freiwillig Leid, Kreuz und Tod auf sich nahm: Immer wieder verraten und kreuzigen wir den Erlöser, weil wir immer wieder auf die Bosheit des Bösen hereinfallen. Es kommt in die Welt unter der Maske der Intelligenz und des Richtigen. Beides stinkt zum Himmel, doch wir sehen oft nur die äußere Hülle, die das übelriechende Verderben (oft nur mit Mühe!) zu kaschieren weiß. Seit Wochen wütet der Hass auch innerhalb der Kirchen. Ganze Gemeinden werden verwirrt und straucheln, lehnen sich auf gegen ihresgleichen, während der Böse frohlockt. Nicht fehlbare Menschen sollten das Ziel unserer Kämpfe sein, sondern die Barbarei des Bösen. Der Hass verliert den Boden unter den Füßen und verstrickt sich in Widersprüche, vor denen wir eindringlich gewarnt sind: "Steht fest im Guten!"

Erschüttert liest man vom vehementen Widerspruch des griechisch-katholischen Großerzbischofs von Kiew: "Zuerst müssen wir aufhören uns zu töten, dann können wir über nächste Schritte sprechen." Übers. nicht verifiziert, Quelle zdf heute) Solche Aussagen könnten durchaus wie eine komplette Verdrehung der christlichen Botschaft erscheinen, die in diesen heiligen Tagen mit großem Nachdruck verkündet wird: Allem Leiden, aller Ungerechtigkeit, aller verdorbenen Verlogenheit setzt Christus und mit ihm der Christ immer direkt und zuerst die Vergebung entgegen, nicht ein verhandelbares "aber nur, wenn ...". 

Immer wieder drängt sich bei den Worten des kath. Repräsentanten der Unierten in der Ukraine der Gedanke auf: Und wenn Russland, und wenn Putin, und wenn unser Patriarch doch irgendwie richtiger gehandelt haben, als es uns in diesem bewußt herbeigeführten Gewirr scheinen wollte? Wenn der Mensch in der Ukraine noch weniger zählt, als es einem sowieso schon scheinen mag, da wirtschaftliche Interessen nur allzu offenkundig alle Grausamkeiten der Welt zu rechtfertigen scheinen, und das nicht erst seit Februar?

Es ist der verdrehte Schein, der schon Judas zum schlechten Spiegelbild der Sünderin machte. Im Falle von Jesu Verrat wurde das Myron zur Parfüm der vergebenen Sünden, der Hass des Judas, aus Neid und scheinbarer Ohnmacht geboren, zur stinkenden Offenbarung verratener Liebe. Sie hätte hingegen auch dann noch alles erwarten dürfen, und gerade erst recht die Vergebung. Aus verratener und verlogener Liebe wäre die gereinigte Liebe im Licht der Auferstehung geworden, die uns Menschen immer angeboten ist.  

Montag, 11. April 2022

6. Fastenwoche - "Der Reiche und Lazarus"

 

Lazarus - Echternacher Handschrift (wikipedia)

 

Die letzte Woche der Großen Fasten ist da. Es ist eine weitere Woche des jahrelangen Krieges, unbeachtet seitens der westlichen Medien bis in den Februar 2022. Es ist eine weitere Woche hasserfüllter Publikationen und erschütternder Lügen, die hüben und drüben von den Medien aufgetischt werden. Es ist eine weitere Woche der Verunsicherung und der Verzweiflung. Und das ist zweifellos gewollt. Die Menschen in der Ukraine und der ukrainische Staat scheinen den Großmächten völlig egal zu sein, könnte man denken. Tote, Verletzte, Vertriebene - all das scheint nicht zu zählen vor den Großen der Welt, die wirtschaftlich vom Krieg profitieren und profitieren werden. Die Kirche leidet in höchstem Maße unter dieser Verunsicherung. "Kyrill muss weg!" heißt es da durchaus, nachdem es auch ein "Putin der Völkermörder!" gegeben hat. Für die Christen und die Gläubigen ist es beruhigend zu wissen: Wenn Patriarch Kyrill "weg ist", wird keiner kommen, der makelloser oder besser ist! Gott sei es gedankt: die orhtodoxe Kirche ist und bleibt eine Kirche der sündigen Menschen! Es stimmt natürlich: Die Sünde terrorisiert die Menschen mit Angst und Schrecken. Sie führt ihn in die Abgründe des Todes, in die Hände der Feinde des Menschengeschlechts. Aber die Sünde kann den Leib Christi, die Kirche, nicht vernichten, da er Urheber des Bösen nicht in dem Maße Macht besitzt, wie es momentan scheinbar der Fall ist. Die jetzt sichtbare Gestalt der "Macht" ist so vergänglich, wie es die einst sichtbare Pracht der Herrscher war, die "heute glänzt und morgen in Schutt und Asche sinkt". Die Mysterien der Kirche werden nicht durch einen Krieg auf einmal automatisch verfügbar gemacht: Die Kirche bleibt auch in Kriegszeiten verwurzelt in ihrer Zeitlosigkeit der Verbindung von Zeitlichkeit und Ewigkeit. die in jeder Liturgie Gegenwart wird.

Es ist die Zeit des "Reichen und des Lazarus"! Welcher Wirklichkeit stelle ich mich heute, habe ich mich in den vergangenen Wochen gestellt? Ist es die Wirklichkeit der von Gott geschaffenenen Menschen, die Fehler machen dürfen? Ist es die Wirklichkeit der unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, die am Computerbildschirm und in den Zeitungen leichtfertig als "verwerfliche Parteinahme", als "wiedererstandene KGB-Schachzüge" und als "Verantwortungslosigkeit der russisch-orthodoxen Kirche" dargestellt werden? Die Wirklichkeit des "Reichen und des Lazarus" ist anderweitig ausgerichtet: Sie hat die ewigen Wahrheiten im Blick, die Bestand haben und auch im Hier und Heute wichtig und unerlässlich sind. Eine solche Wahrheit ist zweifellos: Jeder Mensch ist Ikone und Geschöpf Gottes. Kein Handeln und kein Tun rechtfertigen seine Erniedrigung und seinen gewaltsamen Tod. Aber was ist dann der Krieg, zu dem so viele schweigen, denen wir doch ein klares Wort abverlangen? Der Krieg ist ein Anfang und ein Endpunkt des Teufelskreises, den man auch die "Verstrickung in die Sünde" nennen kann. Der Krieg ist gewollt, ganz sicher von den Westmächten, die zu oft schon bewiesen haben, welchen Stellenwert der Mensch in ihrem Weltbild einnimmt. (Ohne verallgemeinend werden zu wollen.) "Lazarus" ruht im Schoß Abrahams, "der Reiche" muss leiden: Ist das eine biblische Ghettoisierung, eine Aburteilung à la Schwarz-weiß-Malerei? Es ist vielleicht ein Aufruf: Stellt Euch der Wirklichkeit hier und jetzt! Lasst Euch nicht blenden von dem, was glänzt und großspurig daherkommt. Bleibt menschlich oder werdet wieder menschlich, das heißt: Verzeiht, vergebt, seid nicht auf einen Auge blind!

Freitag, 22. November 2019

Politisch korrekte Orthodoxie?


Es kann nur mit einigermaßen erstaunter Beunruhigung wahrgenommen werden, was sich aufgrund der zugespitzten Ereignisse in der Ukraine-Frage in der orthodoxen Kirche tut:
Der Erzbischof von Athen, Hieronymus, weist die Einladung seines bischöflichen Mitbruders, des Patriarchen von Jerusalem Theophilos, formell zurück als ungehörige Anmaßung: ein solches Recht hätte einzig der Patriarch von Konstantinopel - eine ungeheuerliche Behauptung für jeden Orthodoxen, der nur ein wenig die geschichtlichen Zusammenhänge der "Ökumene" des "ökumenischen Patriarchen" in Istanbul durchschaut. Diese "Ökumene" unterstand dem byzantinischen Kaiser, den es längst nicht mehr gibt. Konstantinopel selbst existiert nicht mehr als das, was sie zu Kaisers Zeiten war - Hauptstadt eben jener Ökumene. Diese Stadt ist heute weder Hauptstadt, noch Teil eines Kaiserreichs, sondern schlicht eine Stadt mit Namen Istanbul in der Türkei. Die Ukraine-Frage rechtens angewandt auf die realen Verhältnisse der Gegenwart - das ist ein echtes theologisches Muss! - bedeutet: Zurückweisung aller Besitzansprüche des Patriarchen in Istanbul auf Gebiete ausserhalb der Türkei, vor allem auch auf Gebiete im heutigen Griechenland; Bildung einer türkischen Kirche in den Grenzen der Türkei, des einzigen Landes, auf das der Bischof von Istanbul rechtens seine geistliche Hand legen kann; Zurückweisung aller historischen Gebietsumschreibungen, die auf heutige kirchliche Grenzen angewendet werden sollen unter Umgehung der realen kirchlichen Synoden.
Nicht genug damit: Man kann seit kurzem einen Text einsehen, der von einem Priester der deutschen griechischen Metropolie verfasst wurde und der sich der Thematik des "Erzbistums orthodoxer Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa" zuwendet, das kürzlich ins Moskauer Patriarchat zurückgekehrt ist. In diesem Text, der sich den Anschein wissenschaftlicher Objektivität geben möchte, fällt die aggressive Wortwahl politischer Prägung auf, die den Text verzerrt und seine wohl beabsichtigte Gemessenheit Lügen straft. Leider Gottes muss man in diesem Schriftstück gehäuft auf unangemessene Wortwahl und unangemessene Rhetorik stoßen, Ungern, aber einer gewissen Objektivität geschuldet, soll hier ein Auszug aus diesem Text folgen, um den oben angesprochenen Vorwurf zu stützen: "Das Drama der „Auflösung des Erzbistums“ hat allerdings noch einen zweiten Akt. Der auferlegten Auflösung seiner Struktur als Diözese des Ökumenischen Patriarchats folgte der geistige Suizid jenes Teils des Erzbistums, der Erzbischof (seit dem 3. November 2019 Metropolit) Jean von Dubna in die Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats in der Hoffnung gefolgt ist, gerade die Struktur erhalten zu können. Dieser Schritt ist indessen Verrat an allem, was uns kostbar ist: Ortskirche, Konziliarität, Verwendung der Volkssprache im Gottesdienst, Freiheit von staatlicher Willkür. Das Moskauer Patriarchat verkörpert die Unterwerfung unter ein staatliches Willkürregime, das der Kirche Reichtum und Macht dafür gibt, dass sie seinen Machtanspruch durch die Ideologie der „russischen Welt“ ideologisch fundiert. Der Anschluss an eine solche Formation bedeutet einen Salto mortale in ein ekklesiologisches Gegenuniversum, in dem die Kirche zum Instrument klerikalen Machterhalts degeneriert. Anders gesagt: Das Moskauer Patriarchat ist der Inbegriff all dessen, was zu vermeiden und zu bekämpfen die raison d’être jenes Erzbistums war, dem wir entstammen und dessen Erben wir sind. Das galt schon 1930/31, als sich Metropolit Evlogij genötigt sah, das damalige Westeuropäische Exarchat des Moskauer Patriarchates dem Schutz und der Obhut des Ökumenischen Patriarchen Photios II. zu unterstellen. Und das gilt noch mehr unter den Bedingungen einer gegenüber dem 20. Jahrhundert dank der Möglichkeiten des digitalen Zeitalters unvorstellbar verfeinerten und gesteigerten Dominanz des Staates im Dienst seines postsowjetischen, neofaschistischen Totalitarismus. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass der neue russische Staat die Kirche nicht mehr im „klassischen“ Sinne verfolgt, sondern vereinnahmt, weil diese Kirche mit ihm eine vorbehaltlose und uneingeschränkte symbiotische Verbindung eingegangen ist."
In diesem Kommentar zur Krise der Orthodoxie infolge der Ukraine-Problematik sollte eine Auswahl an Wörtern und Begrifflichkeiten des oben zitierten Schriftstücks veröffentlicht werden, um auf die Gefahren des politischen Machtmissbrauchs hinzuweisen; aufgrund der diesbezüglichen Begriffsdichte im oben angeführten Text war das Zitat unerlässlich. Im Text wird der russischen Kirche u.a. vorgeworfen, gefälliges "Spielzeug" des russischen Staates zu sein, um besser bestehen zu können. Eine berechtigte Frage an den Verfasser könnte lauten, wo er sich selber als Angestellten einer Institution in Deutschland sieht, die aus ihrer politischen Verbindung in ein anderes Land bedeutende Vorteile auch finanzieller Natur zieht, ganz zu schweigen von der kirchlichen Eingebundenheit der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland, die ihre Grundlage auf Konkordate gründet. Der scharfe Vorwurf der "Unterwerfung unter ein staatliches Willkürregime" erscheint in der Form als wirklich bedauernwerte Verurteilung sowohl eines Staatssystems an sich, als auch einer Kirche, die auf dem Gebiet eben jenes Staates existiert - und zwar nicht nur als "Prälatenkirche" ohne Gläubige, sondern gerade als Kirche von Gläubigen, zu denen auch ihre Bischöfe zählen! So traurig es ist - die Istanbuler Kirche wird oft genug als eine "Prälatenkirche" bezeichnet, da ihnen fast alle Gläubigen abgehen und nurmehr der Verwaltungsapparat bleibt, der mittels der Diaspora um sein Überleben kämpft. Warum er das muss? Zum einen sicherlich darum, weil er vergessen ließ, dass die Kirche sich nicht um Vorrang und Macht und Ansehen und Rasse (ja, vor allem um die NICHT) zu kümmern hat, sondern um das Reich Gottes, das in ihr schon existent sein soll.

Freitag, 25. Januar 2019

Das Gebet der Kirche...

Bildquelle
 Aus Psalm 72:

Wie gut ist Gott zu Israel, zu denen, die rechten Herzens sind!
Aber meine Füße wären bald gestrauchelt; meine Schritte wären bald ausgeglitten.
Denn ich ereiferte mich über die Ungerechten, da ich den Frieden der Sünder sah.
Denn sie denken nicht an ihren Tod, und ihre Plage dauert nicht an.
Die Mühsal der Menschen haben sie nicht, und werden nicht geschlagen mit den Menschen.
Darum sind sie von der Hoffart besessen, bedeckt mit ihrem Unrecht und ihrer Gottlosigkeit.
Es kommt gleichsam aus Fett ihre Bosheit; sie gehen den Gelüsten ihres Herzens nach.
Sie setzen ihren Mund in den Himmel; und ihre Zunge redet zu allem auf der Erde.
Darum wendet sich mein Volk ihnen zu, dass sie gute Tage bei ihnen fänden.
Und sie sagen: Wie sollte Gott etwas wissen, ist denn Kenntnis davon bei dem Höchsten?
Siehe, es sind Sünder, und haben doch Überfluss in der Welt, Reichtümer an sich gebracht.
Und ich sprach: So hab ich umsonst gerecht gemacht mein Herz, unter den Unschuldigen gewaschen meine Hände?
[...]
Ich dachte nach, um es zu verstehen, aber es war mir zu mühsam, bis ich ins Heiligtum Gottes einging, und merkte, was ihr Ende sei.
Denn auf trügerischen Grund hast Du sie gesetzt, sie gestürzt, da sie erhoben waren.
Wie sind sie verwüstet worden, plötzlich dahingeschwunden, untergegangen um ihrer Bosheit willen!
Wie einen Traum der Aufwachenden so wirst Du, Herr, in Deiner Stadt ihr Bild verschwinden machen.
[...]
Schmachtet auch mein Fleisch und mein Herz; meines Herzens Gott und mein Anteil ist Gott in Ewigkeit.
Denn siehe, die sich weit von Dir machen, kommen um; Du vertilgst alle, die von Dir abfallen.
Mir aber ist Gott nah' zu sein gut; auf Gott, den Herrn, meine Hoffnung setzen gut,
auf dass ich verkünde all Dein Lob in den Toren der Tochter Zion!

Mittwoch, 23. Januar 2019

Akademische Annäherungen an orthodoxe Problematiken




Aula magna in Padua - Quelle: Wikipedia

Man sollte die Theologie nicht mit der Religionswissenschaft verwechseln. Sehr gut lässt sich auf akademischem Niveau ein die Religionen betreffendes Thema behandeln. Doch dadurch wird es noch lange nicht zur Theologie. Aus orthodoxer Sicht ist die Theologie zuallererst der gelebte und vor allem auch erlebte Glaube. Natürlich wird er kommuniziert, "theologisch" geschieht das jedoch nicht auf dem Niveau der Wissenschaft, sondern auf dem Niveau der Kirchlichkeit, was bedeutet: im Lebensgefüge des Leibes Christi, der die Kirche ist.
Das vorausgeschickt, sollen andere zu Wort kommen, Menschen also, die sich bemühen werden, die Theologie und die Wissenschaft einfließen zu lassen in ihre Überlegungen, die aufgrund ihrer Ausbildung der akademischen Linie zu folgen haben:
Vater Georgij Maximov analysiert die gegenwärtige Situation der Mächtespiele in der Orthodoxie. Er führt an, dass die momentane Verunsicherung in der orthodoxen Welt nicht die erste innerorthodoxe Zerreißprobe darstellt. Die kontroverse Auslegung bestimmter 'canones' im Hinblick auf die konstantinopolitane Autorität zieht sich durch die Kirchengeschichte, wobei die neueste Zeit privilegiert ist. Vor allem seit Beginn des 20. Jahrhunderts versucht der Phanar die Diaspora in seine Jurisdiktion zu ziehen: Finnland, Estland, Polen, Amerika, u.v.m. Der Autor betont, dass es nicht nur die russische Kirche war, die sich dem Anspruch Istanbuls stellen musste. Er zeigt aber auch auf, dass der Phanar mit der Aufhebung der Kommuniongemeinschaft die Kirche von Griechenland bedroht hatte, als diese im Jahr 2003 einige ihrer Diözesen nicht dem ökumenischen Patriarchat unterstellen wollte. Das geschah dann tatsächlich, nämlich im des Friedens willen, nicht, weil dem Phanar dieses Recht zugestanden wurde! Auch das sollte bedacht werden, wenn man die heutige Situation beurteilen möchte, abgesehen von dogmatischen Gründen, die ebenfalls im Raum stehen sollten. Es reicht jedenfalls bei weitem nicht, sich mit der Bemerkung aus der Affäre zu ziehen, dass jede der Parteien doch ihre Leichen im Keller liegen hätte. Das ist zwar korrekt, wird aber der theologischen Realität keinesfalls gerecht, die nicht die sozio-politischen Hintergründe interessiert, sondern das Leben in Christus.
Alexej Ossipov, ebenfalls in Rußland lehrend, beschreibt ganz ähnlich, welche Hintergründe der momentanen Autoritätskrise zugrundeliegen, auch mit einem Blick auf die römischen Verhältnisse.
Metropolit Kallistos Ware referiert auf einem Kongress in Iasi (Rumänien) über eben jene Problematik, die heute zum Schisma in der Orthodoxie geführt hat: "Synodalität und Primat". Mit besonderer Klarheit verweist er auf den Umstand, dass das "Konzil von Kreta 2016" heute von niemandem mehr als pan-orthodox apostrophiert würde. Zu offensichtlich war die pan-orthodoxe Uneinigkeit in der Art und Weise der Organisation und hinsichtlich des Ablaufs, ganz zu schweigen von den zu behandelnden Themen.

Freitag, 7. Dezember 2018

Istanbul - Kiew

Leider gibt es Anzeichen dafür, dass der Phanar nicht nur die kanonische Ordnung durch Missachtung der lokalen kanonischen Kirche in der Ukraine aufgehoben wissen will, sondern dass diese Missachtung der existierenden Ortskirche auch schon faktisch kommuniziert worden ist. Der ökumenische Patriarch hat mit einem Schreiben dem Metropoliten Onuphrij dargelegt, dass es nur einen kanonischen Metropoliten von Kiew geben wird... Die Quelle (mit weiteren Verweisungen): www.orthochristian.com mit besagtem Artikel. Zurecht also wird in vielen Gotteshäusern um die Einheit in der Liebe gebetet, die arg im Feuer geläutert wird.

Orthodoxie oder Kulturverein: die Kirche als Gemeinschaft von Völkern


"Wollt auch ihr weggehen?" (Joh 6,67) Das ist die Frage Jesu an die Jünger nach seiner Offenbarungsrede in Kafarnaum, nach der es kein Wenn und Aber mehr gab. Es ist aber auch die Frage an jeden Christen hier und heute. Die Orthodoxie ist kein Kulturverein, auch wenn sie Hüterin einer großen Kultur ist. Sie ist auch keine ethnische Insel inmitten einer schlechten Welt, auf der es sich gemächlich leben läßt im Träumen von der vergangenen Herrlichkeit. Es muss klar sein: Konstantinopel gibt es seit Jahrhunderten nicht mehr. Und es wird kein Konstantinopel mehr geben. Auch das alte Moskau, auch das Kiew der Rus' ist vergangen und wird nicht wiederauferstehen. Was bleibt, ist die unverbrüchliche Treue Gottes hinter all den Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Diese Treue zeigt sich in der Langmut Gottes, der auch "Kulturvereine" erträgt und - mitträgt! Allerdings sollten wir uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Realität ist unerbittlich und wird uns einholen. Es lohnt sich der unermüdliche Blick in das Neue Testament, in dem Antworten bereitliegen für uns heute. Eine der Antworten ist die beständige Erinnerung des hl. Apostels Paulus in seinen Briefen an die Weitergabe des Glaubens durch Menschen. Ihr liegen die Missionserfolge zugrunde, die seit den urchristlichen Zeiten den Glauben erstarken ließen. Die Menschen sind aber auch anfällig für Krankheiten, die Sünde, die das Glaubenszeugnis verdunkeln oder sogar zunichte machen können. Wer dann nicht die einzige Wahrheit hinter der schmutzigen Krankenwäsche sieht, der wird Gott die Antwort auf die eingangs gestellt Frage geben und sagen: "Es ist unerträglich, was Er sagt!" (vgl. Joh 6,60) Unerträglich scheint heute vielen der Gedanke, andere Menschen und Sitten und Prägungen auf Augenhöhe akzeptieren zu müssen; nichts anderes ist das Beharren auf kulturellen Erbstücken, während die Begegnung mit dem lebendigen Gott auf den zweiten Platz verwiesen wird. Es ist tieftraurig, dass die kulturelle Verschiedenheit eher als Last denn als Geschenk wahrgenommen wird. Die orthodoxe Kirche in Deutschland hat einen unglaublichen Reichtum geschenkt bekommen in den vielen Traditionen, die Christen mitgebracht haben. Das, was niemals geschehen darf, ist die Aufgabe der geistlichen Tradition, die so grundlegend für die Kirche ist, dass der heilige Paulus es klar benennen kann: "Denkt an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens, und ahmt ihren Glauben nach!" (Hebr 13,7) Mit diesen Worten wird deutlich zum Ausdruck gebracht, dass das Herkommen (arabisch, griechisch, russisch, aber auch deutsch, etc.) nicht gleichgültig ist, dass unsere überlieferten Traditionen in den Kirchen Griechenlands, Rußlands, etc. nicht austauschbar sind! Aber die Lehre der Kirche als Hüterin der apostolischen Überlieferung sagt dazu deutlich: Alles bleibt auf Christus bezogen, der das Oberhaupt der Kirche ist. Die orthodoxe Kirche in Deutschland braucht keine russische oder griechische zu werden, da sie sich in diesem Falle selbst zugrunde gerichtet hätte, denn sie wäre dem apostolischen Glauben untreu geworden. Die orthodoxe Kirche in Deutschland (und in vielen anderen Ländern) muss hingegen ihrer jeweiligen Lehrer im Glauben gedenken, muss ihnen treu verbunden bleiben: Deshalb muss sie ihre griechische, arabische oder russische (etc.) Tradition voller Hochachtung in sich tragen, denn alle diese Traditionen sind ein Charisma. Was für eine Verirrung, nur eine Tradition als gültig anzusehen oder gar als höherwertig! Der byzantinische Kirchengesang ist nicht hochwertiger und spiritueller, als es der russische polyphone Kirchengesang des 19. Jahrhunderts ist oder der Znamenje-Gesang des 16. Jahrhunderts: Wenn etwas zum Spielball der Ideologien wird, dann ist der Urheber dieser Verwirrungen offensichtlich! Was für ein Drama, wenn die Gläubigen dazu gebracht werden, andere Traditionen geringer zu achten! Aber welch ein Drama entsteht, wenn die Gläubigen getrennt werden von der Teilnahme am himmlischen Altar - durch Verhärtungen und Verdrehungen von kirchlichen Gesetzen, die dem Heil dienen sollen, nicht dem Fluch. Der Schmerz und die Tränen der Kinder in der Ukraine (und anderswo!) mögen nicht auf die zurückfallen, die sie verursachen. Es kann nicht sein, dass ethnische Fragen - auch nicht die um Ukrainer und Russen - die Organisation der Kirche bestimmen. Begriffe wie "Region" und "Landstrich" haben nichts zu tun mit dem, was die Begrifflichkeit "Rasse" und "Ethnie" bezeichnen, denn ein spezifisches "Volk" kann im christlichen Sinne wunderbar in einer bestimmten "Region" leben, zusammen mit vielen anderen "Völkern", die alle die eine irdische Heimat eint. So lehrt es die apostolische Überlieferung. Daher ist die Verfassung der Kirche oft als Widerschein der Trinität gesehen worden: Es gibt keinen Übergeordneten innerhalb der Kirchengemeinschaft, sondern nur Gleichberechtigte. Es gibt keinen Befugteren unter den Ersthierarchen, sondern nur für den Dienst Bestellte, die alle gleichermaßen Beauftragte sind. Das gilt nicht nur für die Ersthierarchen, sondern nach kirchlicher Lehre für alle Bischöfe gleichermaßen. Wohlgemerkt: Jeder ist dann verantwortlich. Und jeder ist dann gefordert. Es wäre beruhigend, wenn die Menschen nicht wie die Menge in Kafarnaum reagieren würden, denen der Erlöser vorwirft: "Ihr sucht Mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht um die Speise, die vergänglich ist, sondern um die Speise, die für das ewige Leben bleibt..." (Joh 6,26.27)

Donnerstag, 13. September 2018

Die Orthodoxie in der Ukraine - ein Wort des Metropoliten Emmanuel aus dem Jahr 2012

Aus einem Interview des Metropoliten Emmanuel von Frankreich aus dem Jahr 2012, noch zu Lebzeiten des damaligen Metropoliten Vladimir, dem der heutige Kiever Metropolit Onuphrij nachgefolgt ist:

"Die Ukraine gehört zum Leib der orthodoxen Kirche, weshalb das Patriarchat von Konstantinopel sich zu einer väterlichen Haltung im Hinblick auf die Kirche in der Ukraine gedrängt fühlt. Als im Jahre 2008 Patriarch Bartholomäus nach Kiev kam, wo er mit dem verstorbenen Patriarchen Alexij II. konzelebrierte, war es sein einziger Wunsch, mitzuwirken am Wiedererstehen der Einheit in der orthodoxen Kirche der Ukraine.
Um dieses Ergebnis zu erreichen, gibt es nur einen einzigen Weg, eine einzige Vorgehensweise: die Rückkehr der getrennten [Gläubigen] in den Schoß der orthodoxen Kirche, deren Primas Metropolit Vladimir ist.

Wir glauben, dass die Personalität und das Wirken von Metropolit Vladimir während der vergangenen zwanzig Jahre der wesentliche Stabilitätsfaktor der kirchlichen Lebens in der Ukraine waren und bleiben. Die Fortsetzung des Dialogs ist unerlässlich, um nicht noch mehr schismatische Gruppierungen und Gemeinden entstehen zu lassen. Wir können nicht zulassen, dass sich die Orthodoxen sich von ihrem Glauben entfernen und sich den Unierten oder anderen Gruppen anschließen. Kiev ist die Mutter der Christenheit in den slavischen Ländern und Rußlands."


(franz. Übersetzung des ukrainischen Interviews)
 

Freitag, 7. September 2018

Konstantinopel, Ukraine, Rußland? oder doch Orthodoxie?

Momentan jagt eine wohlformulierte Rede, eine gut recherchierte Studie die andere. Es geht um die Frage, was in der Ukraine mit der orthodoxen Kirche vor Ort geschehen kann. Denn klar dürfte eines sein: es gibt nur eine einzige orthodoxe Kirche in der Ukraine, nämlich die von allen anerkannte unter Metropolit Onuphrios. Denn es würde schwierig sein, für die beiden anderen Konstrukte (die autokephale ukrainische Kirche und das sogenannte Kiever Patriarchat) eine ebenso saubere Definition im kirchenrechtlichen Sinne zu finden, wie sie für die Metropolie von Kiev innerhalb des Moskauer Patriarchates existiert. Die Schwierigkeit liegt wohl vor allem in der Art und Weise des Herangehens. Konstantinopel möchte handeln, da es die Schwierigkeiten vor Ort in der Ukraine sieht und sich zuständig fühlt. Moskau fühlt sich betroffen, da seine Gemeinden unmittelbar Gefahr laufen, politischen Machtambitionen zum Opfer zu fallen. Was jedoch spielt sich ab in den Köpfen? Ein Begriff wird immer wieder genannt: die Autokephalie. Es handelt sich um einen Fachterminus, der eine geistliche Wirklichkeit umschreiben könnte, wenn man das denn zulassen wollte. Übersetzt bedeutet es soviel wie: "mit einem selbständigen [Ober-]Haupt ausgestattet". Neben die Fragen, wer denn zuständig ist für die Metropole von Kiev, tritt eine andere: Wer ist das Oberhaupt? Die orthodoxe Antwort müßte lauten: der Herr Jesus Christus. In einer "autokephalen" orthodoxen Kirche sollte das außer Zweifel stehen! Wer dort selbständig agieren kann, ist eine lebendige Ikone des Erlösers, von dem er Titel und Handlungsfreiheit erhält. Alle Fragen rund um die schwierigen Themen, wer "Mutter" und wer "Delegierte" ist, konzentrieren sich auf die einzig wichtige Frage: Wen erkenne ich als das einzige Haupt und den einzigen Erlöser der Kirche an. Die verletzte Eitelkeit wird sich nicht mehr narbenlos regenerieren können, auch das Hin und Her im Laufe von Jahrhunderten kann unmöglich wissenschaftlich befriedigend entwirrt werden. Einzig der Blick auf die wirklich wichtige Frage könnte die Lösung bringen: Worauf liegt der Segen Gottes. Sicherlich nicht in der Spaltung und in einer weiteren Verhärtung oder Verletzung. Die letzten hundert Jahre waren grausam genug und haben gewaltige menschliche Katastrophen hervorgebracht. Man konnte all das in Segen verwandeln, da es für den christlichen Weg keine Sackgassen gibt. Es wird sich zeigen, welche "Partei" in diesem durchaus auch politisch motivierten Entscheidungsprozess orthodox handelt, das heißt: Gott allein die Ehre gibt zum Wohl aller Beteiligten, und nicht zur Befriedigung gewisser Kanones oder Vorrechte.

Montag, 27. April 2015

Der Heilige Berg Athos - mittlerweile historische Filmaufnahmen


Dankenswerterweise verweist die Seite "Russkij Afon" auf diese Aufnahme - und hält einige Informationen über die russischen Niederlassungen auf dem Athos bereit!

Montag, 9. September 2013

Patriarch Bartholomäus von Konstantinopel und Metropolit Stephanos von Tallinn. Quelle: Fanarion
Die Estnische Apostolische Orthodoxe Kirche kann ihren 90. Geburtstag feiern: 1923 wurde ihr vom Ökumenischen Patriarchat die Autonomie verliehen, da nach der russischen Revolution und der Selbstandigkeit Estlands dieser Schritt nahelag. Lange Jahre musste die Estnische Orthodoxe Kirche im Verborgenen weiterbestehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie in die Russische Orthodoxe Kirche eingegliedert. Ihre Erbe konnte nur von Exil-Esten weitergetragen werden. Im Jahr 1996 schließlich setzt das Ökumenische Patriarchat die im Schwebezustand gehaltene Autonomie erneut in Kraft, was nicht wenige Differenzen zwischen der Russischen und der Estnischen Kirche heraufbeschwor. Die Trennlinie zwischen Ortskirche und "Nationalkirche" bleibt in dieser Frage immer sichtbar und macht sich schmerzhaft bemerkbar. Der Metropolit von Estland, Stephanos von Tallinn, hat aus Anlass der 90-jährigen Geschichte der Estnisch Orthodoxen Kirche und des Besuchs des Ökumenischen Patriarchen in Estland eine Rede gehalten, die HIER in franz. Sprache eingesehen werden kann. Auch die deutsche Vergangenheit des Baltikums kommt darin zu ihrem Recht, zumal alle Konfessionen gleichermaßen unter der Gewaltherrschaft des Bolschewismus zu leiden hatten.   

Donnerstag, 15. November 2012

Patriarch Kyrill konsekriert die Hauptkirche des Gorny-Klosters in Ein Karem - Jerusalem

Die Hauptkirche mit dem Patronat "Alle Heiligen des Russischen Landes" des Gorny-Klosters - Patriarch, Ehrengäste und Klostergemeinde. Photo: Moskauer Patriarchat

Während seiner Heilig-Land-Pilgerfahrt hat der Moskauer Patriarch Kyrill auch das Gorny-Kloster besucht und die dortige Hauptkirche konsekriert. Das Kloster liegt malerisch über dem Jerusalemer Vorort Ein Karem, dem Geburtsort des hl. Johannes des Täufers und dem Ort der Heimsuchung Mariens. Direkt neben dem Klosterkomplex, bestehend aus mehreren Kirchen und den verstreut auf dem Gelände liegenden Kellien der Mönchinnen und den Gästehäusern, befindet sich die alte byzantinische Pilgerstätte zu Ehren der Visitatio Mariae, an dem wohl zur Zeit Jesu das Landhaus des hl. Zacharias und der hl. Elisabeth stand. Sie wird heute von den Franziskanern betreut und gepflegt, die auch (seit mehr als 350 Jahren schon) die Pilgerstätte an der Geburtskirche versorgen. Von der (auf obigem Bild zum Posieren benutzten) Terrasse sieht man über das kleine Tal hinweg direkt auf die Geburtskirche des hl. Johannes des Täufers, dem ehemaligen Wohnhaus der hl. Zacharias und Elisabeth also. Obwohl das Gorny-Kloster durch die vergoldeten Kuppeln seiner Hauptkirche jedem Pilger sofort ins Auge sticht, ist es relativ schwer zu besuchen! Der Eingang des ausgedehnten Geländes wurde mittlerweise in der Nähe der Hadassah-Klinik eingerichtet. Von der Ortsmitte Ein Karem selbst ist das nur auf Umwegen zu finden bzw. mit einem Umweg über die Höhenstraße, von der Stadtmitte bzw. von Yad Vashem aus kommend.
Pfad zum Gorny-Kloster mit der Hadassah-Klinik im Hintergrund
   

Samstag, 25. August 2012

Politik und Glaube - ein unüberbrückbarer Gegensatz?

Der August ist im kirchlichen Kalender ein Monat bedeutender Festtage: Die Verklärung Christi, die Aufnahme Mariens in den Himmel, etc. In diesem Jahr begegnet dem Leser verschiedener Zeitungen, Zeitschriften und Nachrichtenorgane immer wieder die Causa der russischen Protestgruppe, bestehend aus drei agierenden Frauen und einer Vielzahl im Hintergrund agierender Sympathisanten und Drahtzieher. Die Russ.-Orth. Kirche im Ausland, und zwar deren deutsche Diözese, hat eine Verlautbarung publik gemacht, die auf die äußeren Umstände der Protestaktion selbst in der Christi-Erlöser-Kathedrale in Moskau, aber auch auf die viel schwerwiegenderen Tatsachen hinsichtlich der Verurteilung dieser Aktion eingeht. Hier soll nur ein erster Abschnitt zitiert sein: "Am 21. Februar 2012 kam es in der Christus-Erlöser-Kirche in Moskau - der symbolträchtigsten Kathedrale der Russischen Orthodoxen Kirche - zu einem Bruch des Hausfriedens und der Kirchenordnung durch eine Punk-Gruppe ("P... Riot"). Dort und im danach eigens erstellten Videoclip kam es zu blasphemischen Äußerungen in der dieser Gruppe eigenen Fäkalsprache, gegen die Vertreter der ROK (als „Sch..., Sch…, Sch… des Herrn“) allgemein und des Oberhaupts der ROK Patriarch Kyrill ("Hure") im Besonderen, auch erfolgte die Verspottung der christlichen Gläubigen in ihrer Gänze ("Kriecher"). Dies alles geschah mit dem Rücken zum Altar vor der Ikonostase der Kathedralkirche auf dem Ambo der Kirche, dem zentralen Ort der liturgischen kirchlichen, pastoralen und festlichen Abläufe des orthodoxen Gottesdienstes. Die Täter und Täterinnen bezeichneten ihre Aktion nicht nur als politischen Protest, sondern auch als "Punk-Gebet" und "Kunst-Aktion", womit sie sich einreihen in frühere provokative Aktionen, die den Glauben der orthodoxen Christen zur Zielscheibe machen. Die anschließende Verhaftung und Aburteilung eines Teils der Täter/innen sowie das Strafmaß führten zu zahlreichen Protesten und Stellungnahmen. Schlagartig war die Gruppe weltberühmt. Unsere Auffassung ist: Jeder russische Bürger hat heute, wie auch wir in Deutschland, das Recht und den Anspruch auf den staatlichen Schutz freier und ungestörter Religionsausübung. Bedauerlicherweise jedoch hörten wir in den vielfachen Äußerungen über diese PR-Aktion auf Kosten der Kirche – darunter Künstler, Abgeordnete, Minister und sogar die deutsche Bundeskanzlerin – kein Wort des Mitgefühls, geschweige denn einer Solidarität mit den Gläubigen Russlands bzw. der Moskauer Kirchengemeinde der Christi-Erlöser-Kirche. Die historische Dimension wurde - wie selbstverständlich - ignoriert. Im 20. Jahrhundert hat das gläubige russische Volk zunächst die Verspottungseines Glaubens mit vergleichbarer Zielrichtung erlebt und alsbald auch die Entweihung und Zerstörung zehntausender seiner Kirchen (56.000 auf ca. 100) und Klöster (1200 auf Null) durchlitten, und zwar in der größten Christenverfolgung aller Zeiten mit über 1 Mio Märtyrer (Bischöfe, Priester, Mönche, Nonnen, Laien, Männer, Frauen und Kinder). Das für die Aktion ausgewählte Gotteshaus war 1931 gesprengt und abgetragen worden (Fotos: www.xxc.ru/destruct). Wiedererbaut wurde es und 2000 eingeweiht mit der Verherrlichung der Neumärtyrer Russlands. So ist es ein Symbol des Schmerzes von Golgatha und der Freude der Auferstehung. Wir bezweifeln, dass belehrende Forderungen nach "Freiheit der Kunst" mit derselben Einseitigkeit und Kritiklosigkeit verlautbart würden, wenn Randalierer z. B. in der KZ-Gedenkstätte Buchenwald, oder in der Berliner Synagoge eine "Sch... Hymne" unter Beschimpfung des Staates Israel bzw. in der Kölner Moschee mit Verhöhnung religiöser Führer des Islam und Nachäffung von Gebetsgesten singen würden, oder einen vergleichbaren Tanz – sei es in Plötzensee (20. Juli), sei es auf den Gräbern der Mitglieder der „Weißen Rose“ – aufführen würden."
Die ganze Verlautbarung kann man auf der Seite "Parlons de l'Orthodoxie" nachlesen. Darauf hinzuweisen ist hingegen noch, dass bei der ebenfalls scharf zu verurteilenden Aktion in Kiew das von den Unierten errichtete Gedächtniskreuz (für die Opfer der Gewaltherrschaft in der Ukraine) wohl aufgrund von Unwissenheit zerstört wurde: Es gehörte nicht der russischen oder ukrainischen orthodoxen Kirche, sondern der griechisch-katholischen (unierten) Kirche.