Dienstag, 5. Februar 2019

Diabolos und Kairos - Orthodoxie als Herausforderung, das Schisma zu überwinden

"Kairós" von Salviati in Rom - keine Aufforderung zum Opportunismus!
Die beiden Begrifflichkeiten der Überschrift - der diabolos und der kairós - sind auch in die deutsche Sprache eingegangen. Der diabolisch Handelnde vertritt den Teufel oder Satan; wer den Kairós getroffen hat, dem ist etwas geglückt, der hat richtig entschieden, den rechten Augenblick genutzt. Auch wenn sich viel abgemüht wird, wenn es um die korrekte Übersetzung z.B. der Hl. Schrift geht: der Orthodoxe wird mit jeder halbwegs treuen Übertragung sehr gut umgehen können, denn der Text erschließt sich nicht philologisch, sondern "pneumatologisch" - einzig durch das Wirken des Hl. Geistes. Der Heilige Geist wirkt in der Kirche, die Erklärerin und Vermittlerin zum Verständnis der Hl. Schrift ist. Allerdings geht es hier nicht um Exegese, sondern um die schwierige Auflösung der kirchlichen Verwirrung, die momentan herrscht. Und da greift das, was vorhin gesagt wurde, ebenfalls: die Kirche als Leib Christi interpretiert auch die kirchlichen Gesetze, die canones. Und da kommt der 'Diabolos' ins Spiel, der verleumderische Ankläger. Wir sehen momentan die Parteiungen: Istanbul, die Ukraine, die USA, Moskau, Belgrad, Warschau, Prag, Damaskus, Jerusalem, etc.

Samstag, 2. Februar 2019

Menetekel auf Ukrainisch

"Menetekel" nach Rembrandt / Wikipedia
 Im Alten Testament wird vom "Menetekel" berichtet, jenem mahnenden und prophezeienden Schriftbild beim Festmahl des Belsazar (Dan 5,1-30). Man könnte es in Beziehung setzen zu jenem Abschnitt des Neuen Testaments, wo vom armen Lazarus die Rede ist (Lk 16,19-31): Als Warnung an die Lebenden soll der selige Lazarus zu den Verwandten geschickt werden, damit sie im künftigen Leben keine Qualen erleiden müssen... "Sie haben Mose und die Propheten, auf die sollen sie hören." (Lk 16,29). Tatsächlich bräuchten wir kein Menetekel, wenn uns nicht die ... Dummheit ... gefangen hielte. Ob sich irgendjemand davon freimachen kann? Schwierig wird es hingegen erst dann, wenn wir starrköpfig und verbissen "dumm" bleiben wollen. Auch wir haben Mose und die Propheten, ja: Wir haben den Erlöser, den Christus, der uns beispielhaft vorlebt, wie wir als Christen miteinander leben sollen.
Und so könnte es wie ein Menetekel wirken, wenn der Abt Ephraim vom Vatopaidi-Kloster auf dem Athos-Berg einen Herzinfarkt erleidet, als er in Kiew aus dem Flugzeug steigt, um - gezwungen, wie manche sagen - an der Inthronisation des Primaten auf einer Kiewer Kathedra teilzunehmen, die auf den Tränen und auch auf dem Blut vieler Orthodoxer errichtet wurde. Die selbst ernannten Mächtigen benutzen die Kirche zu ihren Zwecken und wollen Reiche aufbauen, die mit der Botschaft Christi nichts zu tun haben. Es sind Jurisdiktionen, die auf Hass und Abneigung, Antipathie und Groll basieren: So etwas hat in der Kirche keinen Platz und darf niemals Beweggrund für kirchliches Handeln sein. Die Predigt von Patriarch Johannes von Antiochia in Moskau am 1. Februar 2019 (hier einsehbar) macht das sehr deutlich. Ob Beziehungen zum KGB oder zum US-amerikanischen Geldadel - kein Menschen ist ohne Sünde und Fehler und Schwächen. Wer allein sündelose Menschen zu Bischöfen und Klerikern bestimmt wissen möchte, darf und kann sich nicht orthodox nennen, denn er verleugnet den orthodoxen Glauben und seine Schönheit. Als Kirche hingegen können die Menschen gegen Korruption und Verwirrtheit angehen - und die Christen sind sogar dazu verpflichtet, denn das gehört auch zu ihrer Berufung. Freilich: Es ist schwer, ohne zu verurteilen und ohne heftig zu reagieren den christlichen Weg zu beschreiten. Es erfordert viel Klugheit, sogar Weisheit, richtig zu handeln und dadurch das Wirken des Heiligen Geistes zuzulassen. Ein Menetekel braucht es dazu nicht mehr.