Donnerstag, 31. Januar 2013

Domus necessaria - auch die Klosterbequemlichkeit ist Thema...

Rekonstruktion einer mittelalterlichen Latrine im ehem. Zisterzienserkloster Kirkstall (Leeds, GB)
Auf HSozuKult wird für den November dieses Jahres eine Tagung in Oberfell zur Entwicklung und kulturhistorischen Bedeutung der Latrinen angekündigt. Die Klöster sind nicht wenig daran interessiert gewesen, hygienische Standards einzuhalten. Ihre Consuetudines zeugen von einem relativ entspannten Umgang mit dem Thema der menschlichen Verdauung und natürlichen Entsorgung. Nicht zuletzt die sozialen Aspekte des Gemeinschaftslebens hängen unmittelbar mit der Praxis der Hygiene in all ihren Ausgestaltungen zusammen. 

Samstag, 26. Januar 2013

Hl. Robert, Alberich und Stephan - Väter und Wegbegleiter


Der Feiertag der Ordensväter von Cîteaux, ein neues Fest, wenn man an die wenigen Jahre seiner Existenz denkt. Nachdem auch die Zisterzienser einen neuen Generalkalender einführen wollten, hat man die auf das Jahr verteilten Festtage der bedeutendsten Ordensväter und Gründer auf den 26. Januar zusammengelegt. Das Datum bot sich an, da das Robertsfest am 29. April in Konkurrenz zu Ostern treten konnte. Das höchste der Ordensväterfeste - der Stephanustag am 16. Juli - wurde vielleicht deshalb nicht gewählt, weil der hl. Stephan Harding als letzter Abt der drei Gründer der Gemeinde von Cîteaux vorstand. So machte man das Fest des hl. Alberich zum Feiertag der Ordensgründer: Ihm war in älteren Zeiten die Ehre zugefallen, nach dem Weggang des hl. Robert und den schwindelerregenden Investigationen des Bernhard von Clairvaux als "Idealabt" herhalten zu müssen, nachdem aus dem Idealisten Robert von Molesme für manche Übereifrige ein Abtrünniger wurde: Er hatte auf Bitten seiner einstigen Molesmer Mönche Cîteaux wieder verlassen und damit auch womöglich seine neue Heimat. In den Augen mancher war das "unstet". Allerdings fügt sich der eher demütig erscheinende Gehorsam des hl. Robert viel besser in das evangeliumsorientierte und apostolische Leben der ersten Zisterziensergeneration ein, als der fulminante Übervater Bernhard von Clairaux. Er machte aus dem ärmlichen und unbedeutenden Klosterdorf Cîteaux das Zentrum eines großen Ordens. Und manche fragen sich heute noch, ob dieser Schritt der zweiten Zisterziensergeneration nicht schon der Untergang des alten Cîteaux war. Ob nicht der neue "Geist" den alten allzu gründlich überholt hatte. Ob nicht die Sorge um den Bestand des Ordensverbandes die Beweggründe der Gründung von Cîteaux verdeckt hatte.
Zum Festtag der Ordensväter ein Hymnus, der die Liebhaber der Einsamkeit grüßt:
 

Montag, 21. Januar 2013

Über die Einheit der Christen

In dieser Woche sind die Christen aufgerufen, in besonderem Maße um die Einheit untereinander zu beten. Das, was man gemeinhin "Ökumene" nennt, also das Bemühen, alle Christen unter ein Dach zu bekommen, ist jedoch ein Unterfangen mit Untiefen. Vielen fällt es heute leicht, mit gewandten Worten und gelehrtem Vokabular ein Bild der ökumenischen Bewwegung zu zeichnen, das hinführen möchte zu einer "Ökumene des kleinsten gemeinsamen Nenners". Vorher gibt es allerdings Wichtiges zu bedenken: Dass die Kirche der Leib Christi ist; und dass Christus der Eine und Ungeteilte ist. Hier beginnen scheinbare Schwierigkeiten, denn viele bekennen sich zur "einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche" - und jeder meint, gerade er sei es, der für sie steht. Die theologischen Probleme beginnen allerdings nicht bei den Dogmen, die dazukamen oder nicht anerkannt wurden, sie beginnen damit, dass der Blick nicht mehr auf Christus gerichtet ist, sondern auf die Verletzungen und Narben der Jahrhunderte. Die falschen oder nicht anerkannten Dogmen sind Folgen der Ausblendung der Wirklichkeit in Christus. Die "Ökumene" kann nur dann gelingen, wenn jeder sich ganz Gott zuwendet, dessen Größe unermesslich und undefinierbar, aber dessen Theologie dafür umso einfacher ist: "Dass alle eins sind", so lautet das Vermächtnis Christi, der gerade wirkliche Knechtsarbeit leistet, indem er die Füße wäscht. Dieses Vermächtnis ist deshalb auch so unaufgebbar und bleibt ein Spiegel für alle, die sich Christen nennen: Lebe ich, was mein Glaube sagt, oder verkleide ich meinen Glauben in Knechtsgewänder, ohne wirklich zu glauben, dass auch ich nicht gleicher bin, als die, denen ich begegne? Die Schwierigkeiten mit der Theologie der Kirche enden nicht beim überlieferten apostolischen Glauben, sie beginne dort. Denn die echte Theologie entzieht sich der Klassifizierung dem engmaschigen Raster, der hilflos und rein menschlichen Begrenzung. Nach dem traditionellen Glauben ist die Kirche und ist auch Christus geheimnisvoll in der Gemeinde mit ihrem Bischof gänzlich gegenwärtig. Dass darüber hinaus die Kirche auch viel umfassender ist, versteht sich von selbst. Die "Gebetswoche für die Einheit der Christen" ist deshalb ein Aufruf, die engmaschige Schablone der menschlichen Intelligenz durch das Gebet einzureißen, damit der wahre Glaube zum Vorschein kommen kann.       

Sonntag, 13. Januar 2013

Acey, seine Grangie und eine mittelalterliche Getreidemühle

Blick nach Osten in der Abteikirche von Acey (Photo: OCSO/Cistopedia)
Die alte (und 1873 wiederbesiedelte) Zisterzienserabtei Acey im französischen Jura - heute bekannt für ihre teilweise rekonstruierte gotische Kirche mit modernen Grisaille-Fenstern - besaß, wie alle Abteien, ihre Grangien, Wirtschaftshöfe, im näheren und weiteren Umland. Bei der Verlegung einer neuen TGV-Strecke zwischen Dijon und Mulhouse wurde in der Nähe einer dieser Grangien der europaweit als spektakulär eingeordnete Fund einer mittelalterlichen Mühle gemacht. Spezialisten aus allen betroffenen Fachbereichen graben diese Mühle / Mühlen aus und können dadurch einen noch relativ unerforschten Bereich der Mittelaltergeschichte beleuchten: die Konstruktion, die Funktion, die Qualität und das Arbeiten von Mühlen zwischen dem 10. und dem 12. Jahrhundert. Für alle "Francophonen" HIER ein höchst interessanter Bericht des archäologischen Ausgrabungsteams!   

Donnerstag, 10. Januar 2013

Erzbischof Gabriel von Komana zieht sich krankheitshalber zurück

Der Erzbischof der Russisch-Orthodoxen Gemeinden in Westeuropa (Patriarchat Konstantinopel) mit Sitz in Paris, Rue Daru, Mgr. Gabriel von Komana, hat mit einem Schreiben vom 8. Januar sein Ausscheiden aus der Leitung des Erzbistums zum 15. Januar angekündigt. Erzbischof Gabriel ist schwer erkrankt und hat allem zum Trotz in den letzten Monaten noch zahlreiche Pastoralreisen unternommen, um die Gläubigen seines Erzbistums zu stärken und mit ihnen die Liturge zu feiern. Obwohl diese Meldung hier scheinbar etwas deplaziert wirken könnte, verbindet Erzbischof Gabriel doch viel mit dem Mönchtum: Obwohl erst kurz vor seiner Bischofsweihe zum Mönch bestellt, hat er die Klöster seines Bistums als vitale Zentren der geistlichen Arbeit verstanden. Er selbst wollte vor allem den geistlichen Frieden der Klöster in sich aufnehmen, um während seiner Arbeit als Bischof aus dieser Kraftquelle der Verbindung von Himmel und Erde leben zu können - und um dadurch ein besserer Zeuge des Evangeliums sein zu können. Zumindest in seinen Predigten ist er diesem Anspruch oftmals gerecht geworden, da er einen authentischen christlichen Weg weisen kann.
Hier der erste Abschnitt seines Schreibens vom 8. Januar d.J. in deutscher Übersetzung:
"Meine ehrwürdigen Väter! Meine Brüder und Schwestern! Alle Kinder der geistlichen Herde, die mir von Christus anvertraut wurden! Ich muss Euch eine schwerwiegende Entscheidung mitteilen. Wie Ihr wisst, hat mich eine brutale Krankheit befallen, deren Fortschreiten mich nicht verschont. Von dieser Krankheit, die an mir nagt, weiß ich, dass sie nur sehr schwer zu besiegen sein wird, obwohl Gott selbst uns gezeigt hat, dass das Leiden eine Quelle des Lebens sein kann. Nichtsdestotrotz habe ich keine Kraft mehr, um meinen erzbischöflichen Dienst sicherzustellen aufgrund meines Erschöpfungszustands und der Leiden, die mich befallen haben. Und wie der greise Simeon, so bitte ich den Herrn: "Lass Deinen Diener in Frieden scheiden." (Lk 2,29)...
Als letztes Wort möchte ich Euch darum bitten, an Eurer Liebe und Eurer Einheit festzuhalten. Genau das ist der kostbarste Schatz unserer Kirche. Der Herr möge Euch "eine Geist der Weisheit geben" und "die Augen Eures Herzens erleuchten, damit Ihr seht, zu welcher Hoffnung Ihr berufen seid." (vgl. Eph 1,17-18).
   

Dienstag, 8. Januar 2013

Necrologium cisterciense - ein Zisterziensernekrologium im Netz

Seit langem dämmerte ein für Zisterzienser wesentliches Element ihres geistlichen Biotops dahin: das Festhalten am gemeinsame Totengedächtnis der jüngst Verstorbenen aller Klöster der gesamten Ordensfamilie. Zuerst (und über Jahrhunderten hinweg) sollte durch den Versand von Todesnachrichten der Verstorbenen eines jeden Klosters das Gebetsband der großen ecclesia cisterciensis aufrechterhalten werden. Nachdem in den letzten Jahren die Nutzung des weltweiten Netzes manchen Informationsfluss erleichtert hat, griff man vielerorts auf dieses Medium zurück, um die Todesnachrichten zu verschicken. Oder man verzichtete gleich auf ein Versenden an alle Häuser der Ordensfamilie, um einzig durch ein Veröffentlichen der Nachricht auf den Ordenswebseiten das Gebet aller Schwestern und Brüder zu erbitten. Leider macht sich nicht jede Gemeinschaft die Mühe, die verschiedenen Nekrologseiten der Ordensfamilie regelmäßig zu lesen, weshalb ein nunmehr auf der Internetseite der Cistercienser Chronik veröffentlichtes allgemeines Necrologium der Zisterzienser sehr willkommen ist. Auf einen Blick hat man die Verstorbenen des Ordens (ocist/ocso und der anderen Glieder der Familie) vor Augen. Wer die Bedeutung des Gedächtnisses der Verstorbenen im Zisterzienserorden kennt, weiß um die tiefen geistlichen Hintergründe dieser Gebetszusagen jeder Klostergemeinde: Es geht um viel mehr, als um die schöne Sorge um die Verstorbenen. Für die Zisterzienser ist jede tote Schwester und jeder tote Bruder ein Vorläufer, an dessen Hand man gewissermaßen weitergeführt wird.       

Montag, 7. Januar 2013

Dominicus Willi - Zisterzienser und Bischof

Am 6. Januar 1913 starb in seiner Bischofstadt Limburg/Lahn der Zisterziensermönch und -bischof Dominicus Willi. Für die Ordensgeschichte der Zisterzienser in Deutschland nach der Französischen Revolution, nach der Säkularisation, nach dem Kulturkampf ist dieser Mönch ein Wegweiser und Weichensteller. Anläßlich seines Todestags vor 100 Jahren organisiert das Bistum Limburg einen "Thementag" für seinen "bedeutendsten Bischof" am 12. Januar 2013 im "Haus am Dom" in Frankfurt/Main. Dominicus Willi (* 1844 in Domat/Ems, Schweiz) kann zu den in seiner Ordensfamilie einflussreichsten Zisterziensern der Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert gezählt werden. Allerdings war er weniger ein Gestalter, als vielmehr ein zurückhaltender Lenker hinter den Kulissen. Es kann als sicher gelten, dass die Ordensgeschichte eine andere Richtung genommen hätte, wenn sich Dominicus Willi, wie neuere Studien belegen, aktiv mit den kirchen- bzw. ordenspolitischen Machtstrukturen kooperiert hätte - was er nicht gewollt und vermieden hat. Ob er sich als Bischof tatsächlich an seinem Platz fühlte oder ob die Wahl des Domkapitels und das Vertrauen des Klerus ihn nicht vielmehr resigniert den bischöflichen Dienst annehmen ließ - auch das wird von den Historikern näher zu beleuchten sein.  

Sonntag, 6. Januar 2013

Edzard Schaper - Betrachtungen eines Wanderes zum Geheimnis der Heilsgeschichte - "Der vierte König"

Das Fest der Erscheinung des Herrn, der Dreikönigstag, lädt ein, die Betrachtung des großen Dichters Edzard Schaper herzunehmen, die er in "Der vierte König" mit geistlicher Tiefe zu Papier gebracht hat. Deshalb hier ein Ausschnitt daraus:
"... Der vierte König bedachte alle Wege, die er geritten war, und vor allem jenen Morgen, da ihn der fremdländische König aus Osten gefragt hatte, warum er seine Tränen in die fremde Erde säe. Ich behalte ja noch mein Lachen, hatte er damals töricht zur Antwort gegeben; jetzt hatte er's lange verloren, auch das; wie die Perlen, das Gold, die Edelsteine, die Pelze und das Linnen. Und [an] das Königreich, das die Bettlerin ihm in ihrem Herzen bereitet hatte, wie sie gesagt, konnte er nicht mehr glauben und nicht darauf hoffen. Unsägliche Reue erfüllte seine Jahre. Er hatte alles vertan, wie er meinte, er hatte sinnlos verschwendet. Gar nicht zu reden davon, daß er nicht es Allherrschers Vasall werden konnte - er war nicht einmal mehr der Krone in der Heimat würdig. Längst hatte sie sich gewiß auch ein anderer aufgesetzt, und er war vergessen. Nur wunderte er sich von Jahr zu Jahr mehr, warum die Herrschaft des größten Königs, dem zu huldigen er ausgezogen war, sich gar nicht mit einer Wende zum Besseren in ihrem elenden Leben auf der Galeere bemerkbar machte. Und dann sah er die junge, schöne Witwe vor sich, um deretwillen er einst darin eingewilligt hatte, ein Ruderer der Galeere zu werden. Er hatte sich längst klargemacht, daß es nicht geschehen war, um das Los des Knaben zu lindern, sondern um der Frau, der Mutter, ein Zeichen seiner jäh erwachten Liebe zu geben. Und er fand, das Licht des Sterns dürfe und könne auch dieses Gesicht bestrahlen, und da habe er nichts zu verbergen und zu bereuen.Aber wo war sie? Sicher hatte sie ihn längst vergessen, dachte keinen Augenblick mehr an den Fremden, der ihr den Ernährer erhalten, oder hatte längst abermals einen Mann genommen - das Königreich ihrer Liebe verschenkt wieie Bettlerin ihr Herz gewiß dem Nächstbesten, der ihr nach ier Begegnung im Stall ein paar Münzen geschenkt, obschon sie es ihm versprochen und abgetreten. Ach! der Gedanken waren viele, und der Nächte und Tage in beinahe dreißig Jahren, sie zu denken, noch mehr." (Ausgabe Ex libris, Zürich, S. 125/126)
Was E. Schaper den vierten der Drei Könige hier bedenken lässt, kommt einem Resümee des Verlierens gleich. Anstatt in der Krippe, wird der vierte König dem größten König nur noch am Kreuz huldigen können. Anstelle der kostbaren Geschenke wird er ihm nur mehr ein Königreich zweier Vagabundenherzen und ein verbrauchtes Leben als Gaben anbieten. Schapers eigenes Resümee bleibt unausgesprochen, aber der Fortgang des Romans beantwortet die Fragen - allerdings nach geistlicher Art: Der Leser ist zum Handelnden geworden und die Antworten wird sein Herz geben.   

Mittwoch, 2. Januar 2013

Ein Beginn...

Das Jahr 2013 hat mit viel Lärm, viel Alkohol und viel Sentimentalität begonnen - zumindest für viele Menschen. Wir stehen in der Weihnachtszeit, in den Tagen vor Epiphanie, an denen früher der schöne Vers gesungen wurde: "Als zur Mitternacht tiefes Schweigen das All umfing, da stieg dein allmächtiges Wort vom Himmel herab!" Mit dem Kommen des Gottessohnes tun sich die Menschen bis heute schwer, sein Kommen als Armer und Knecht haben selbst die Christen nicht recht akzeptiert. Vielleicht kann die Musik etwas vermitteln vom Geheimnis der Menschwerdung. Wohlan denn...