Montag, 8. Januar 2018

P. Placide Deseille in memoriam

Am 7. Dezember 2018 ist P. Placide Deseille im Alter von 91 Jahren zum Herrn heimgegangen. 1926 im französischen Issy-les-Moulineaux geboren und 1942 in die Zisterzienserabtei Bellefontaine in Frankreich eingetreten, hat er bis ins hohe Alter mit großem Engagement und Aufrichtigkeit als orthodoxer Christ publizistisch gewirkt: Damit ist nur ungenügend in Worte gefasst, was das Leben von P. Placide Deseille auszeichnet. Als Mönch - zuerst als Zisterzienser, dann als orthodoxer Mönch in Frankreich - war er auf der Suche nach den Quellen, aus denen sein Leben schöpfen darf. Er hat diese Quelle gefunden als ein in Christus Getaufter. Eine große Hilfe waren ihm die hl. Väter, in deren Fußstapfen er seinen Weg gehen wollte. Als Gründer der Reihe "Spiritualité orientale" der Éditions de Bellefontaine konnte er vielen Menschen zugänglich machen, was für ihn selber so wichtig war: aus dem Schatz der Erfahrung vieler Generationen schöpfen zu können. Seine vielen Übersetzungen und Vorträge haben den französischsprachigen Menschen Schätze eröffnet, die weit über die engen konfessionellen Grenzen ausstrahlen dürfen. Als Übersetzer des hl. Isaak des Syrers, des hl. Johannes Climacus, der wichtigsten liturgischen Bücher des orthodoxen Gottesdienstes u.v.m. wurde er nicht nur den vielen Menschen ein geistlicher Vater, die ihn aufsuchen und um Rat fragen konnten, sondern auch den noch viel zahlreicheren, die aus den Büchern und Aufzeichnungen Hilfe und Trost für ihr Leben ziehen dürfen. P. Placide hat niemals vergessen, dass es sein Leben als Zisterzienser war, das ihn vorbereiten durfte auf sein späteres Leben. Bis in die letzten Veröffentlichungen hinein zieht sich ein roter Faden der Dankbarkeit für das, was er von Kindesbeinen an durch seine Familie und seine Klostergemeinschaft in Bellefontaine erhalten hat. Schon früh - in den 1950er Jahren - durfte er P. Cyprien Kern am Theologischen Institut St Serge (Paris) immer wieder aufsuchen, um als Lehrer der Theologie in Bellefontaine der Vätertheologie den ihr gebührenden Platz einräumen zu können. Nachdem er 1978 Mönch des Athosklosters Simonos Petra und wenig später Abt des neu gegründeten Klosters St Antoine le Grand in Frankreich wurde, hat er seine Gaben nur noch intensiver einsetzen können, ohne dass seine Mitarbeit in Bellefontaine auf Eis gelegt wurde. P. Placide ist nicht orthodox geworden, weil ihm an Folklore lag. Genausowenig wäre er sicherlich zum kath. Traditionalisten geworden, nur weil ihm eine gewisse Stillosigkeit nicht lag und das Alte immer auch das Bessere zu sein scheint. P. Placide wußte um die Gefahren der Oberflächlichkeit. Seine Orthodoxie ist katholisch im besten und kühnsten Sinne des Wortes. Daher braucht sie nicht jedem nach dem Mund zu reden und bleibt fest verwurzelt in der Lehre der Kirche, ohne dass sie unbarmherzig sein muss.
In seligem Gedenken schenke, o Herr, die ewige Ruhe Deinem entschlafenen Knecht, dem Priestermönch Placide!