Montag, 11. April 2022

6. Fastenwoche - "Der Reiche und Lazarus"

 

Lazarus - Echternacher Handschrift (wikipedia)

 

Die letzte Woche der Großen Fasten ist da. Es ist eine weitere Woche des jahrelangen Krieges, unbeachtet seitens der westlichen Medien bis in den Februar 2022. Es ist eine weitere Woche hasserfüllter Publikationen und erschütternder Lügen, die hüben und drüben von den Medien aufgetischt werden. Es ist eine weitere Woche der Verunsicherung und der Verzweiflung. Und das ist zweifellos gewollt. Die Menschen in der Ukraine und der ukrainische Staat scheinen den Großmächten völlig egal zu sein, könnte man denken. Tote, Verletzte, Vertriebene - all das scheint nicht zu zählen vor den Großen der Welt, die wirtschaftlich vom Krieg profitieren und profitieren werden. Die Kirche leidet in höchstem Maße unter dieser Verunsicherung. "Kyrill muss weg!" heißt es da durchaus, nachdem es auch ein "Putin der Völkermörder!" gegeben hat. Für die Christen und die Gläubigen ist es beruhigend zu wissen: Wenn Patriarch Kyrill "weg ist", wird keiner kommen, der makelloser oder besser ist! Gott sei es gedankt: die orhtodoxe Kirche ist und bleibt eine Kirche der sündigen Menschen! Es stimmt natürlich: Die Sünde terrorisiert die Menschen mit Angst und Schrecken. Sie führt ihn in die Abgründe des Todes, in die Hände der Feinde des Menschengeschlechts. Aber die Sünde kann den Leib Christi, die Kirche, nicht vernichten, da er Urheber des Bösen nicht in dem Maße Macht besitzt, wie es momentan scheinbar der Fall ist. Die jetzt sichtbare Gestalt der "Macht" ist so vergänglich, wie es die einst sichtbare Pracht der Herrscher war, die "heute glänzt und morgen in Schutt und Asche sinkt". Die Mysterien der Kirche werden nicht durch einen Krieg auf einmal automatisch verfügbar gemacht: Die Kirche bleibt auch in Kriegszeiten verwurzelt in ihrer Zeitlosigkeit der Verbindung von Zeitlichkeit und Ewigkeit. die in jeder Liturgie Gegenwart wird.

Es ist die Zeit des "Reichen und des Lazarus"! Welcher Wirklichkeit stelle ich mich heute, habe ich mich in den vergangenen Wochen gestellt? Ist es die Wirklichkeit der von Gott geschaffenenen Menschen, die Fehler machen dürfen? Ist es die Wirklichkeit der unterschiedlichen Verantwortlichkeiten, die am Computerbildschirm und in den Zeitungen leichtfertig als "verwerfliche Parteinahme", als "wiedererstandene KGB-Schachzüge" und als "Verantwortungslosigkeit der russisch-orthodoxen Kirche" dargestellt werden? Die Wirklichkeit des "Reichen und des Lazarus" ist anderweitig ausgerichtet: Sie hat die ewigen Wahrheiten im Blick, die Bestand haben und auch im Hier und Heute wichtig und unerlässlich sind. Eine solche Wahrheit ist zweifellos: Jeder Mensch ist Ikone und Geschöpf Gottes. Kein Handeln und kein Tun rechtfertigen seine Erniedrigung und seinen gewaltsamen Tod. Aber was ist dann der Krieg, zu dem so viele schweigen, denen wir doch ein klares Wort abverlangen? Der Krieg ist ein Anfang und ein Endpunkt des Teufelskreises, den man auch die "Verstrickung in die Sünde" nennen kann. Der Krieg ist gewollt, ganz sicher von den Westmächten, die zu oft schon bewiesen haben, welchen Stellenwert der Mensch in ihrem Weltbild einnimmt. (Ohne verallgemeinend werden zu wollen.) "Lazarus" ruht im Schoß Abrahams, "der Reiche" muss leiden: Ist das eine biblische Ghettoisierung, eine Aburteilung à la Schwarz-weiß-Malerei? Es ist vielleicht ein Aufruf: Stellt Euch der Wirklichkeit hier und jetzt! Lasst Euch nicht blenden von dem, was glänzt und großspurig daherkommt. Bleibt menschlich oder werdet wieder menschlich, das heißt: Verzeiht, vergebt, seid nicht auf einen Auge blind!

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