Freitag, 7. September 2018

Konstantinopel, Ukraine, Rußland? oder doch Orthodoxie?

Momentan jagt eine wohlformulierte Rede, eine gut recherchierte Studie die andere. Es geht um die Frage, was in der Ukraine mit der orthodoxen Kirche vor Ort geschehen kann. Denn klar dürfte eines sein: es gibt nur eine einzige orthodoxe Kirche in der Ukraine, nämlich die von allen anerkannte unter Metropolit Onuphrios. Denn es würde schwierig sein, für die beiden anderen Konstrukte (die autokephale ukrainische Kirche und das sogenannte Kiever Patriarchat) eine ebenso saubere Definition im kirchenrechtlichen Sinne zu finden, wie sie für die Metropolie von Kiev innerhalb des Moskauer Patriarchates existiert. Die Schwierigkeit liegt wohl vor allem in der Art und Weise des Herangehens. Konstantinopel möchte handeln, da es die Schwierigkeiten vor Ort in der Ukraine sieht und sich zuständig fühlt. Moskau fühlt sich betroffen, da seine Gemeinden unmittelbar Gefahr laufen, politischen Machtambitionen zum Opfer zu fallen. Was jedoch spielt sich ab in den Köpfen? Ein Begriff wird immer wieder genannt: die Autokephalie. Es handelt sich um einen Fachterminus, der eine geistliche Wirklichkeit umschreiben könnte, wenn man das denn zulassen wollte. Übersetzt bedeutet es soviel wie: "mit einem selbständigen [Ober-]Haupt ausgestattet". Neben die Fragen, wer denn zuständig ist für die Metropole von Kiev, tritt eine andere: Wer ist das Oberhaupt? Die orthodoxe Antwort müßte lauten: der Herr Jesus Christus. In einer "autokephalen" orthodoxen Kirche sollte das außer Zweifel stehen! Wer dort selbständig agieren kann, ist eine lebendige Ikone des Erlösers, von dem er Titel und Handlungsfreiheit erhält. Alle Fragen rund um die schwierigen Themen, wer "Mutter" und wer "Delegierte" ist, konzentrieren sich auf die einzig wichtige Frage: Wen erkenne ich als das einzige Haupt und den einzigen Erlöser der Kirche an. Die verletzte Eitelkeit wird sich nicht mehr narbenlos regenerieren können, auch das Hin und Her im Laufe von Jahrhunderten kann unmöglich wissenschaftlich befriedigend entwirrt werden. Einzig der Blick auf die wirklich wichtige Frage könnte die Lösung bringen: Worauf liegt der Segen Gottes. Sicherlich nicht in der Spaltung und in einer weiteren Verhärtung oder Verletzung. Die letzten hundert Jahre waren grausam genug und haben gewaltige menschliche Katastrophen hervorgebracht. Man konnte all das in Segen verwandeln, da es für den christlichen Weg keine Sackgassen gibt. Es wird sich zeigen, welche "Partei" in diesem durchaus auch politisch motivierten Entscheidungsprozess orthodox handelt, das heißt: Gott allein die Ehre gibt zum Wohl aller Beteiligten, und nicht zur Befriedigung gewisser Kanones oder Vorrechte.

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