Freitag, 28. Juni 2019

Moskau und Paris

Wie hier zu lesen ist, hat ein Gespräch von Vertretern des Moskauer Patriarchats und dem Erzbistum der russisch-orthodoxen Gemeinden in Westeuropa (Rue Daru, Paris) am 21. Juni in Wien stattgefunden. Der Titel des Blogbeitrags wird sicherlich direkt Ablehnung in manchen Kreisen hervorrufen: "Die russisch-orthodoxe Kirche ist bereit, ihre Statuten für ihre Landsleute zu ändern". Dass es immer noch und vor allem um Versöhnung geht zwischen den beiden Seiten, darf nicht vergessen werden; dass politische Machenschaften keinesfalls die Kirche regieren dürfen, das muss klar sein: Als orthodoxe Christen sind wir alle "Landsleute", denn wir gehören zur Gemeinschaft der Heiligen, das himmlische Jerusalem ist unser aller Heimat. Es ist anzunehmen, dass der Blogtitel mit Bedacht gewählt wurde. Die beißenden Reaktionen sind nämlich vorherzusehen - der Menschen nämlich, die zu allem bereit sind, außer sich versöhnen zu lassen mit "den Russen", so will es manchmal scheinen! Wie wichtig ist es da, uns die himmlische Heimat eines jeden in Erinnerung zu rufen, nach der wir alle "compatriotes" sind, die nicht die Glorie dieses oder jenes "Neu-" oder "Neu-Neu-Rom" suchen, sondern die Verherrlichung Gottes durch den Frieden, der Christus selbst ist und den wir annehmen dürfen, wenn wir das wollen. Es drängt sich der Vergleich mit der Situation in der Ukraine auf, wo vor lauter Autokephalie und Hass auf Rußland das Wesentliche zerstört wurde - der Friede Christi zwischen Christen und sogar Nicht-Christen. 

Montag, 24. Juni 2019

Die Saat geht auf...

Nach der Lokalsynode des "Kiever Patriarchats" unter Filaret Denisenko am 20. Juni 2019 und nach der am 22. Juni erfolgten Bestellung des Elias Zelensky zum "Bischof von Charkow" durch Filaret D. hat Epifanij Dumenko als Oberhaupt der nicht anerkannten "orthodoxen Kirche der Ukraine" den durch Filaret Denisenko Bestellten suspendiert. Es war vorauszusehen, dass die politisch motivierte Diplomatie des Phanar in der Ukraine, die zu einer Einheit der orthodoxen Kirche dieses Landes führen sollte, nur die Früchte hervorbringen konnte, die nunmehr offenkundig sind. Wie es heißt, stehen auch viele Hierarchen der dem Phanar unterstellten Kirchen nicht mehr hinter Patriarch Bartholomäus, nachdem dieser wohl allzu offenkundig an der vergangenen Glorie festzuhalten scheint. Dass die Kirchenordnung sehr gut gegründet ist und ohne das einstige Konstantinopel, das es nicht mehr gibt, auskommen kann, wird geflissentlich übersehen: Für die Kirche ist allein das Fundament des orthodoxen Glaubens lebenswichtig - nicht diese oder jene Stadt, möge sie auch noch so traditionsträchtig sein. Die orthodoxe Kirche wird weiterbestehen können ohne die alten und neuen Patriarchate, während sie nicht ohne die Treue zum apostolischen Vermächtnis leben kann: im Festhalten am Evangelium und am kirchlichen Leben, d. h. an der Kirchengemeinschaft. Jede "Autoproklamation", führe sie nun zur Autokratie oder zur Autokephalie, wird vor diesem Hintergrund zur Farce...

Samstag, 22. Juni 2019

Schisma in der Ukraine - Ist die Position des Phanar wirklich nur kanonisch in Zweifel zu ziehen?


Nach der österlichen Festfeier beginnt in der orthodoxen Kirche traditionell wieder die neuerliche Vorbereitungszeit auf das kommende Osterfest. In diesem Jahr war die Festzeit überschattet von den kirchlichen Unruhen in der Ukraine, in Westeuropa und gezwungenermaßen dadurch auch in den anderen orthodoxen Kirchen. Am 20. Juni hat der ehem. Metropolit von Kiev, Filaret Denisenko, eine Lokalsynode abhalten lassen, auf der u. a. die Beschlüsse des "Vereinigungskonzils" vom vergangenen 15. Dezember in Kiev zurückgewiesen wurden. An sich ist diese Entwicklung nicht erstaunlich; sie war vorherzusehen, wenn man die Positionen der unkanonischen Entitäten auf dem ukrainischen Schlachtfeld sehen wollte: mit Kirchlichkeit hat die Positionierung gegen die kanonische ukrainische orthodoxe Kirche nichts zu tun. Das hätte jeder - sogar der Dümmste - wissen können. Kürzlich ordnete Patriarch Theodoros von Alexandrien die Ukraine-Frage der kanonischen Ordnung zu. Die neuesten Äußerungen von Filaret Denisenko sollten allerdings auch den eher dem Hellenismus nahestehenden Kirchen zu denken geben. Es geht hier nicht darum, die Positionen von Filaret Denisenko als richtig oder falsch einzuordnen. Es geht sicher auch nicht darum, dessen Wortmeldungen als Ausfluss von Egomanie oder Demenz zu brandmarken. Vielmehr muss es darum gehen, die Hintergründe zu erhellen, die scheinbar dem orthodoxen Ukraine-Konflikt zugrunde liegen. F. Denisenko behauptet im Vorfeld seiner Lokalsynode, dass das gesamte Autokephaliegebilde unlauter ist. Er begründet seine These mit der Feststellung, dass der Phanar hätte wissen müssen, dass sein neuernannter Außenminister Epifanij Dumenko, der eigentlich von der Vereinigungssynode im Dezember zum Oberhaupt der neuen Parallelkirche "der Ukraine" gewählt worden ist, gar keine Weihe besitzt,