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Samstag, 4. Januar 2025

Die Welt im Krieg

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/2/2a/Sergio_Mattarella_alla_riapertura_della_Cattedrale_di_Notre-Dame_-_15.jpg/640px-Sergio_Mattarella_alla_riapertura_della_Cattedrale_di_Notre-Dame_-_15.jpg
Wiedereröffnung von Notre-Dame, Paris, als Staatsakt -  Quirinale.it, Attribution, via Wikimedia Commons

Unter den vielen Meldungen zum Kriegsgeschehen stechen seit mindestens zwei Jahren besonders die hervor, die Russlands völliges Versinken im Chaos durch die "Sanktionen" bejubeln. Abgesehen von den Folgen von "Sanktionen" eines Staatsgebildes für die, meist unschuldige, Bevölkerung kann bei den oben angeführten Meldungen eines als recht gesichert angesehen werden: Sie trafen bislang alle nicht zu. Gemeinhin wird auf Diskussionen zum Kriegsverlauf und zu den völlig desolaten Hirngespinsten der westlichen Politikerkaste eingeworfen, "warum man denn hier immer den Sieg Russlands herbeisehnt". Auch diese Wortmeldung ist recht ungeschickt, vielleicht noch ungeschickter als die Vorhersagen des Zusammenbruchs der russischen Wirtschaft; sie unterstellt und verdreht, ohne Bereitschaft zur Kommunikation - um es mal recht schubladenhaft in wenige Worte zu kleiden.

Vielen Menschen, die sich gegen die Russlandfeindlichkeit und die oft unbedacht wiederholten Behauptungen der Presse stellen, geht es nicht um den Sieg Russlands. Allerdings geht es ihnen auch nicht um den Sieg Amerikas durch ukrainisches Blut. Es geht ihnen oft nur um eine Beendigung des Krieges. Es geht darum, dass das Leid der Menschen in der Welt aufhört.

Eine in Russland lebende französischsprachige Bloggerin, Laurence G., erfährt am eigenen Leib, was es heißt, sich gegen Mehrheitsmeinungen zu stellen. Kürzlich wurde einer ihrer Beiträge entfernt, da er nicht den zugelassenen Kriterien entsprach: Sie nimmt kein Blatt vor den Mund, setzt sich aber vor allem für die Menschenrechte ein. Die sollten nun mal für alle gelten, nicht nur für Kasten oder Cliquen. Dass dieser Beitrag entfernt wurde, ist besonders deshalb so traurig, weil er eine Liste von Fakten enthielt, die lange als Mythen verteufelt wurden, mittlerweile aber als zumindest größtenteils zutreffend "entlarvt" wurden. Es zeigt sich leider, dass vieles am Feindbild West gegen Ost falsch und irreführend ist, angefangen bei der (irrigen) Behauptung, der "westlichen Politik" könne man vertrauen.

Trotz der vielen Hunderttausenden von im Krieggeschehen getöteten Menschen scheint es den politisch Legitimierten vor allem um Macht, Einfluss, Geld und Ansehen zu gehen.   

Freitag, 25. Februar 2022

Die Ukraine - ein geschundenes Land

Aufrufe über Aufrufe: Frieden für die Ukraine... So berechtigt diese Aufrufe sind: Wehe der Ukraine, wenn alles wieder so werden soll, wie es war! Die heutige Ukraine hat als Identifikation nicht etwa den Blick auf ein gemeinsames Volk, auch nicht auf eine gemeinsame Religion. Die Ukraine mit ihren politischen und teilweise auch kirchlichen Vertretern bauen auf die Macht und die Kraft des Hasses gegen Russland, gegen alles, was russisch ist und klingt. Gnade uns Gott, wenn das die Fundamente des ukrainischen Staats sein sollen, ja womöglich wieder werden sollen, wenn Russland beseitigt ist. Welche Perspektive für ein Land, dessen Territorium seit Jahrhunderten ein Spielball der polotischen Mächte war. Gott möge den Menschen in der Ukraine beistehen, wenn sich durchsetzen kann, was selbst kirchliche Vertreter wie Epifanij Dumenko sich wünschen: Friede durch Vernichtung und Hass! Es ist höchst fragwürdig, was in der Presse, auch in der kirchlichen, auch in der politisch gemäßigten, als Motivation Russlands und der russischen Kirche vermutet wird. Patriarch Kyrill wird "Selbstschutz" vorgehalten, wenn er sich als "willenloser Untergebener des Kreml" nicht für eine Ukraine einsetzen möchte, die sich weiterhin durch Unterdrückung und Hass definiert auf Kosten der vielen Menschen, die es verdient haben, in Frieden und Freiheit zu leben. Frieden und Freiheit gab es in all den Jahren nicht, da die Regierung der Ukraine als Marionette der westlichen Mächte alles tun durfte - nur eines nicht: dem vermeintlichen Gegner Russland die Hand reichen, zur Überwindung der geschichtlich gewachsenen, aber durch abgrundtiefen Widerwillen gegen alles Russische angefeuerten Ressentiments arbeiten, das freie, auch anti-westliche Wort gestatten! Die Ukraine hätte alles gewonnen, wenn man dort an den Schalthebeln der Macht, die doch nur von den wirklichen Machthabern außerhalb des Landes umgelegt werden, zumindest den Menschen des Volkes hätte dienen wollen, nicht dem, was als erstrebenswert und paradiesisch angepriesen wird, wo es doch in Wirklichkeit nur vergammelte, verrostete Schätze sind, mit denen keiner mehr etwas anzufangen weiß. Man hört die Aufrufe zum Frieden in der Ukraine! - Lassen wir auch Taten folgen, auf dass nicht der Hass, sondern die Liebe zur Grundlage des Friedens wird.

Donnerstag, 24. Februar 2022

Ukraine, Russland und andere

Bildquelle: kremlin.ru via wikipedia. - Was heute auf dem Bildschirm erscheint, wenn man zum Posteingang gehen möchte, unterscheidet sich nur geringfügig von dem, was monatelang dort zu sehen war: ein roter Streifen, auf dem die neuesten Meldungen zu lesen sind. Irgendwie will es scheinen, dass nicht die Menschen hinter den Nachrichten interessieren sollen. Es hat den Anschein, dass es um Beeinflussung geht, um die Lenkung des Volksgewissens. Dass die Presse heute durchaus dämlich hantiert, ist nicht von der Hand zu weisen. Wer die Schlagzeilen zu Bundeskanzler Scholz - "Das ist Putins Krieg!" - liest, denkt doch unweigerlich an die vielen Karikaturen, die mit ähnlichen Parolen gerade den Beschuldiger sehr alt aussehen lassen. Recht dämlich sind auch die Bilder, die verzerrte Gesichter der Politiker zeigen, um die Entschlossenheit sichtbar zu machen, die hinter den Anklagen stehen: Wir lassen nicht zu, dass Unrecht geschieht. Unrecht darf und durfte freilich sehr oft geschehen, wenn es in die machtpolitische und finanzpolitische Agenda passte. Unrecht darf auch jetzt noch geschehen, wenn es durch potente Magnaten gedeckt ist, die immer nur das Beste für die Menschen wollen, was jeder weiß. Die Menschen, die für die scheinbar Großen der Welt, im Westen wie im Osten, nicht interessant sein werden, da sie unbekannt bleiben werden, sehen in den Großen zu recht oft nur die ihnen Entfremdeten - und gerade daruch ja wirkliche "Möchtegerne", denen die Etwas-weniger-Großen zu Füßen liegen. Und zwar in der Verkennung der allzu schnelle Vergänglichkeit menschlicher Größe. Ja, die Schlagzeilen zu den Geschehnissen in der Ukraine, in Russland sind nicht sehr intelligent gewählt. Sie wirken wie umformulierte Kopien anderer Schlagzeilen, die sich - 10, 30, 80 Jahre alt - auch nicht für den Menschen interessierten, der litt und starb, sondern die mitreißen wollten: homo homini lupus. Doch so ist es nicht, denn wer dem anderen Menschen ein Wolf ist, ist kein Mensch mehr. Zwar will mir die Werbung, der "Mainstream", alles Moderne klarmachen, dass sich das Universum nur um mich dreht, aber dass das ebenso dämlich ist, wie die schlecht gewählten Schlagzeilen, könnte jedem schnell einleuchten. Der Mensch verliert, wenn das Du abhanden kommt. Das verräterische Photo mit dem verzerrten Biden-Gesicht als Siegespose gegen Putin ohne das Du des Gegenüber - es würde im Nichts verschwinden, denn einzig der Photographierte würde die Folgen seines Tuns zu tragen haben; das allerdings, ob er will oder nicht, immer in Beziehung zu den anderen Menschen. Wer in den Krieg zieht, führt ihn niemals nur gegen seinen Feind; es ist immer auch ein Krieg gegen sich selbst. Der "Teufel", gegen den wir im Gebet anzutreten haben, hat keinen bekannten (oder unbekannten) Namen: Er heißt "Hass" und "Unversöhnlichkeit" und "Egoismus", er lebt von jeder Tat, die nicht verziehen wird, und von der Vergangenheit, die unvergeben der Vergessenheit anheimgegeben wurde. Das sind die Dämonen, vor denen wir stehen sollten im Gebet und Fasten. Dann werden sie weichen.

Samstag, 12. Februar 2022

Das maskierte Schisma

Zuerst eine kleine, nicht vollständige Auflistung einiger Artikel zum Thema Schisma und Zerrüttung in den orthodoxen Patriarchaten (dem ökumenischen, von Moskau, von Alexandrien): - Facebook-Eintrag von Orthodoxie aktuell - Meldung auf Orthodox Christianity - Motivation des russ. Eindringens in das Territorium des Patr. von Alexandrien u. s. w., denn es gäbe noch zahlreiche Veröffentlichungen, die sich in den unterschiedlichen Sprachen zu diesem thema äußern; dazu kommen die Diskussionen zu diesen jeweiligen Beiträgen. Auffallend ist indes, dass es wie eine "Sprachverwirrung" vorkommen muss, wenn sich die Parteiungen gegenseitig des Unrechts und der Missachtung von Gesetzen und Kanones bezichtigen. Das Schisma zwischen den Patriarchaten ist nicht da, weil Moskau auf seiner Position beharrt, weil der Phanar unrechtmäßig Moskauer Rechte beschnitten hat oder weil Moskau auf fremdes kirchliches Territorium übergreift. Das Schisma existiert vor allem deshalb, weil die Kirche nicht auf Hass, nicht auf völkische Argumentationen, nicht auf Grenzverschiebung und politische Machtverhältnisse gründen kann, die heute so, morgen anders liegen werden. Das Schisma ist da, weil die sogenannte "Orthodoxe Kirche der Ukraine" ihre Existenz dem Hass und der Ablehnung alles "Russischen" verdankt. Dadurch war die Versöhnung der bis 2018 von der orthodoxen Kirche getrennten Menschen - praktisch aller Hierarchen, Kleriker etc. dieser Neuschöpfung des Phanar - einfach nicht möglich, da sie nicht gewollt war. Als Verwaltungsakt könnte sie - wer weiß das? - stattgefunden haben, doch das hat nichts mit dem zu tun, was Christus und was das Beispiel der Apostel der Kirche aufgetragen hat. Es ist eine abgrundtiefe Wunde: Wer unversöhnt und sogar verfälschend eine Kirchenstruktur errichten will, kann nur eine Nicht-Kirche hervorbringen, denn es fehlt das Wesentliche: die versöhnte Communio. Diese mangelnde Fundamentierung wird im Phanar seit hundert Jahren durch "Rechtsakte" übertüncht, die im Grunde völlig widersinnig erscheinen: Am Beispiel der Gebiete von Finnland, Estland, jetzt der Ukraine lässt sich eine fatale Haltlosigkeit politischer Machtspiele aufzeigen. In Finnland war die Communio jahrzehntelang zerstört, die Menschen blieben zerstritten, die Mysterien waren nicht Zeichen der Gemeinschaft, sondern Zeichen der Trennung. Erst als das Leid zu groß wurde, als die Versöhnung nicht mehr per Aktennotiz vergegaukelt werden konnte, sondern mit Leben erfüllt werden musste, konnte die orthodoxe Kirche in Finnland Wirklichkeit werden. Das Beispiel Estland ist ähnlich zu bewerten: Was ist das für eine "Kirche", die sich gründet auf das Anti-Russische, so verständlich es vielleicht erscheinen könnte nach den Ereignissen der Okkupation etc. Ohne Versöhnung fehlt die Communio, fehlt im Grunde der "rechte Glaube", die Orthodoxie. Es braucht vieles nicht in der Kirche: der Mensch bleibt Sünder, er bleibt fehlerbehaftet, subjektiv und engstirnig. Was es allerdings braucht in der Kirche ist der Wille, in der Gemeinschaft der Kirche zu leben. Diese Kirche umfasst zwingend alle, die die Mysterien empfangen und als Christen leben wollen. Deshalb gibt es keine "Versöhnung zu Sonderkonditionen", die nur die einschließt, die mir genehm sind oder die mir ersparen könnte, die Versöhnung persönlich anzubieten. Fehlt diese Versöhnung, wird die Kirche ausgeschlossen, obwohl das Dekor scheinbar stimmt. Deshalb die nachgeholte Weihe von Männern, die aus dem Schisma in die Kirche zurückkehren, deshalb aber auch die Praxis, die Weihen von römisch-katholischen Klerikern anzuerkennen (nach dem Brauch des Moskauer Patriarchats): Eine Unversöhntheit (im oben dargelegten Sinne) ist bei diesen röm.-kath. Weihevorgängen nicht anzunehmen und die Aufnahme in die orthodoxe Kirche stellt eben keinen Verwaltungsakt dar, sondern eine tiefgehende, von Gott charismatisch bewirkte Heilung. Unverständlicherweise tritt das Schisma zwischen dem Phanar, Moskau, Alexandrien, Jerusalem und Antiochien völlig in den Hintergrund, während die Folgen der schismatischen Situation in aller Munde sind. Lösungen lassen sich so freilich nicht finden. Denn die Problematik wir augenscheinlich, z. B. in den verlinkten Artikeln, überhaupt nicht benannt. Wer aneinander vorbeiredet, kann sich nicht wirklich verstehen.

Montag, 31. Januar 2022

Journalismus als Ideologiefalle?

Seit Tagen schon, wenn nicht gar seit Wochen, erscheinen reißerische Titel auf dem Bildschirm, sobald man zum Posteingang möchte. Es ist ermüdend, sie alle zu zitieren oder auch nur zu paraphrasieren... Erstaunlich ist ebenfalls die Bandbreite der Themen, die dergestalt abgearbeitet wird: Ratzinger, Mißbrauch, Putin, Diktaturen, Ukraine, Outing, Kriegsgefahr, Gas, Erdöl, USA, etc. Das alles wird in den Schlagzeilen zu etwas, was sich mit dem interessanten Begriff "Empörungsjournalismus" umschreiben ließe. Eben erst erschien auf dem Bildschirm der Titel: "Die SPD muss mit Gerhard Schröder brechen" (von Jan Rübel). Muss sie das wirklich? Wer befiehlt ihr das? Was hat die SPD davon - und was G. Schröder, was die Parteienlandschaft und was das eigene Gewissen? Politische Bildung ist sicher wichtig und heute mehr als notwendig, aber eine intensive Beschäftigung mit dem Hin und Her der politischen Meinung und dem, was hier und dort als neueste wissenschaftlich gestützte Wahrheit verkauft wird, das sei dem überlassen, der sich einer ziemlich lächerlich gewordenen Strategie von Opportunismus und schlecht versteckter Ironie im Politischen unterwerfen möchte. In Deitschland können wir froh sein über die neuen Anfänge nach dem 2. Weltkrieg, über das, was aufrichtige Menschen nach einer zermürbenden Zeitspanne von 12 Jahren unter und mit dem Nationalsozialismus aufbauen konnten. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum viele Menschen in Deutschland gerne klare Fakten herbeisehnen. Diese Fakten allerdings sind allzu oft nur eine schöne Kulisse: Es fehlt bis heute die grundlegende Aufarbeitung der Geschichte - um es mal allgemein zu formulieren. Leider reicht es ja nicht, sich artig an die Brust zu klopfen und die Fehler Deutschlands einzugestehen. Ich persönlich denke oft: Wahrscheinlich hätte ich nichts besser gemacht, als meine Verwandten und Kompatrioten. Ich hätte wohl ebenfalls zugestimmt, als der rechtmäßigen Staatsführung ihr Recht zugestanden wurde. Ich hätte wohl nur mit Mühe, wenn überhaupt, die sich leerenden Wohnungen und Geschäfte bestimmter Volksgruppen wahrgenommen - ob ich dann die Intelligenz besessen hätte, die richtigen Schlüsse zu ziehen? Ratzinger, Putin, und ich weiß nicht wem noch: Ihnen allen wird schlimmstes Versagen und despotisches, uneinsichtiges Verhalten vorgeworfen. Im Falle Ratzinger mehren sich plötzlich andere Stimmen, die auf einmal schwarz auf weiß vorzeigen, dass eine gegenteilige Aussage zu der bis vor kurzem vorliegenden und schon wiederrufenen ja vor fast zwei Jahren für jeden nachlesbar in einer Biographie erwähnt wird. Der "Empörungsjournalismus" zählt auf die sündelosen Leser und die ganz reinen Intelligenten, die vor der Unvollkommenheit des Anderen voller Ekel aufschreien, während die eigene Begrenztheit und vielleicht auch Sündhaftigkeit mit großer Geste zugedeckt wird. Es hat immer etwas Erschütterndes, wenn die eigene Meinung und Überzeugung, und sei sie auch wohlbegründet, als einzig vernünftige und sinnvolle und rechtmäßige Optionen (Was sage ich: Optionen?) hingestellt werden. Natürlich kann auch da etwas Wahres zu finden sein, aber sicher nicht die Wahrheit und der einzige Sinn! Ich würde gerne den reißerischen Titel des vollendeten Journalismus einer großen deutschen Zeitung lesen, der jetzt, nach doch recht vielen Jahren, anstelle des "Wir sind Papst!!!" sich bereit zeigt zu schreiben: "Wir sind Lügner!!!" Und doch wäre es kein Trost.

Freitag, 5. Juni 2020

Das ökumenische Patriarchat und sein Prestige - ein englischsprachiger Aufsatz von Vater Kyrill Johnson

Patriarch Meletios Metaxakis

Ein mittlerweile auch schon historischer Artikel (von 1944/45) aus der Feder eines zur Orthodoxie gekommenen Amerikaners, der zeit seines Lebens innerhalb der antiochenischen Erzdiözese in Amerika gewirkt hat. Als ausgebildeter Historiker, Archäologe und Linguist konnte Vater Kyrill Johnson in Kairo mit dem damaligen Patriarchen von Alexandria über die im Artikel behandelten Dokumente zur Anerkennung der anglikanischen Weihen sprechen. Aus seinen Aufzeichungen zu diesem persönlichen Gespräch erarbeitete Vater Kyrill später den nachfolgenden Artikel:
The Prestige of the Ecumenical Patriarchate
Vielleicht lohnt es sich, die geschichtlichen Hintergründe im Licht des Pfingstfestes zu betrachten. Letztlich wurde der Kirche damals - und auch heute - die Kraft geschenkt, sich von der Angst vor dem Fremden zu lösen und das Evangelium allen Völkern zu verkünden.

Freitag, 22. November 2019

Politisch korrekte Orthodoxie?


Es kann nur mit einigermaßen erstaunter Beunruhigung wahrgenommen werden, was sich aufgrund der zugespitzten Ereignisse in der Ukraine-Frage in der orthodoxen Kirche tut:
Der Erzbischof von Athen, Hieronymus, weist die Einladung seines bischöflichen Mitbruders, des Patriarchen von Jerusalem Theophilos, formell zurück als ungehörige Anmaßung: ein solches Recht hätte einzig der Patriarch von Konstantinopel - eine ungeheuerliche Behauptung für jeden Orthodoxen, der nur ein wenig die geschichtlichen Zusammenhänge der "Ökumene" des "ökumenischen Patriarchen" in Istanbul durchschaut. Diese "Ökumene" unterstand dem byzantinischen Kaiser, den es längst nicht mehr gibt. Konstantinopel selbst existiert nicht mehr als das, was sie zu Kaisers Zeiten war - Hauptstadt eben jener Ökumene. Diese Stadt ist heute weder Hauptstadt, noch Teil eines Kaiserreichs, sondern schlicht eine Stadt mit Namen Istanbul in der Türkei. Die Ukraine-Frage rechtens angewandt auf die realen Verhältnisse der Gegenwart - das ist ein echtes theologisches Muss! - bedeutet: Zurückweisung aller Besitzansprüche des Patriarchen in Istanbul auf Gebiete ausserhalb der Türkei, vor allem auch auf Gebiete im heutigen Griechenland; Bildung einer türkischen Kirche in den Grenzen der Türkei, des einzigen Landes, auf das der Bischof von Istanbul rechtens seine geistliche Hand legen kann; Zurückweisung aller historischen Gebietsumschreibungen, die auf heutige kirchliche Grenzen angewendet werden sollen unter Umgehung der realen kirchlichen Synoden.
Nicht genug damit: Man kann seit kurzem einen Text einsehen, der von einem Priester der deutschen griechischen Metropolie verfasst wurde und der sich der Thematik des "Erzbistums orthodoxer Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa" zuwendet, das kürzlich ins Moskauer Patriarchat zurückgekehrt ist. In diesem Text, der sich den Anschein wissenschaftlicher Objektivität geben möchte, fällt die aggressive Wortwahl politischer Prägung auf, die den Text verzerrt und seine wohl beabsichtigte Gemessenheit Lügen straft. Leider Gottes muss man in diesem Schriftstück gehäuft auf unangemessene Wortwahl und unangemessene Rhetorik stoßen, Ungern, aber einer gewissen Objektivität geschuldet, soll hier ein Auszug aus diesem Text folgen, um den oben angesprochenen Vorwurf zu stützen: "Das Drama der „Auflösung des Erzbistums“ hat allerdings noch einen zweiten Akt. Der auferlegten Auflösung seiner Struktur als Diözese des Ökumenischen Patriarchats folgte der geistige Suizid jenes Teils des Erzbistums, der Erzbischof (seit dem 3. November 2019 Metropolit) Jean von Dubna in die Jurisdiktion des Moskauer Patriarchats in der Hoffnung gefolgt ist, gerade die Struktur erhalten zu können. Dieser Schritt ist indessen Verrat an allem, was uns kostbar ist: Ortskirche, Konziliarität, Verwendung der Volkssprache im Gottesdienst, Freiheit von staatlicher Willkür. Das Moskauer Patriarchat verkörpert die Unterwerfung unter ein staatliches Willkürregime, das der Kirche Reichtum und Macht dafür gibt, dass sie seinen Machtanspruch durch die Ideologie der „russischen Welt“ ideologisch fundiert. Der Anschluss an eine solche Formation bedeutet einen Salto mortale in ein ekklesiologisches Gegenuniversum, in dem die Kirche zum Instrument klerikalen Machterhalts degeneriert. Anders gesagt: Das Moskauer Patriarchat ist der Inbegriff all dessen, was zu vermeiden und zu bekämpfen die raison d’être jenes Erzbistums war, dem wir entstammen und dessen Erben wir sind. Das galt schon 1930/31, als sich Metropolit Evlogij genötigt sah, das damalige Westeuropäische Exarchat des Moskauer Patriarchates dem Schutz und der Obhut des Ökumenischen Patriarchen Photios II. zu unterstellen. Und das gilt noch mehr unter den Bedingungen einer gegenüber dem 20. Jahrhundert dank der Möglichkeiten des digitalen Zeitalters unvorstellbar verfeinerten und gesteigerten Dominanz des Staates im Dienst seines postsowjetischen, neofaschistischen Totalitarismus. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass der neue russische Staat die Kirche nicht mehr im „klassischen“ Sinne verfolgt, sondern vereinnahmt, weil diese Kirche mit ihm eine vorbehaltlose und uneingeschränkte symbiotische Verbindung eingegangen ist."
In diesem Kommentar zur Krise der Orthodoxie infolge der Ukraine-Problematik sollte eine Auswahl an Wörtern und Begrifflichkeiten des oben zitierten Schriftstücks veröffentlicht werden, um auf die Gefahren des politischen Machtmissbrauchs hinzuweisen; aufgrund der diesbezüglichen Begriffsdichte im oben angeführten Text war das Zitat unerlässlich. Im Text wird der russischen Kirche u.a. vorgeworfen, gefälliges "Spielzeug" des russischen Staates zu sein, um besser bestehen zu können. Eine berechtigte Frage an den Verfasser könnte lauten, wo er sich selber als Angestellten einer Institution in Deutschland sieht, die aus ihrer politischen Verbindung in ein anderes Land bedeutende Vorteile auch finanzieller Natur zieht, ganz zu schweigen von der kirchlichen Eingebundenheit der katholischen und evangelischen Kirche in Deutschland, die ihre Grundlage auf Konkordate gründet. Der scharfe Vorwurf der "Unterwerfung unter ein staatliches Willkürregime" erscheint in der Form als wirklich bedauernwerte Verurteilung sowohl eines Staatssystems an sich, als auch einer Kirche, die auf dem Gebiet eben jenes Staates existiert - und zwar nicht nur als "Prälatenkirche" ohne Gläubige, sondern gerade als Kirche von Gläubigen, zu denen auch ihre Bischöfe zählen! So traurig es ist - die Istanbuler Kirche wird oft genug als eine "Prälatenkirche" bezeichnet, da ihnen fast alle Gläubigen abgehen und nurmehr der Verwaltungsapparat bleibt, der mittels der Diaspora um sein Überleben kämpft. Warum er das muss? Zum einen sicherlich darum, weil er vergessen ließ, dass die Kirche sich nicht um Vorrang und Macht und Ansehen und Rasse (ja, vor allem um die NICHT) zu kümmern hat, sondern um das Reich Gottes, das in ihr schon existent sein soll.

Montag, 14. Januar 2019

Die Kirchenpolitik in der Ukraine als Gradmesser

Zugegebenermaßen fällt es schwer, einigermaßen objektiv die schwerwiegenden Ereignisse in der Ukraine einzuordnen. Ein scheinbar wichtiger Punkt wird jedoch immer wieder angeführt: die politischen Hintergründe des "Vereinigungskonzils" der zwei schismatischen Entitäten in der Ukraine. Ein Staat, eine Kirche, und vor allem, eine geeinte Kirche, so hieß es. Trotz beinahe überschwänglicher Beteuerungen seitens der phanariotischen Bischöfe (hier z.B.) dürfte eine Anerkennung der am 15. Dezember unter massiver "Beteiligung" der ukrainischen Politik entstandenen kirchlichen Entität nicht so einfach durchgehen. Der Hintergrund dieser Kirchenpolitik ist nämlich auch von offizieller Seite vor allem politisch motiviert: Ein Feindbild, hier Moskau - sehr grob gesagt -, wird als Aufhänger genommen, um endlich kanonische Strukturen zu etablieren. Gleiches geschah 1996 in Estland, mit ähnlich fatalen Begleiterscheinungen und ähnlich fatalen Vorzeichen, möchte man sagen. Da der Aggressor sich zurückgezogen hat, kann man endlich befreit zum Gegenschlag ausholen, nämlich auf eigenen Füßen zu stehen und den gehassten Gegner dadurch abstreifen. Politisch mag das gehen, kirchlich ist die Sackgasse vorprogrammiert, vom Evangelium her wäre ein Handeln gefragt, das in die umgekehrte Richtung weist: Vergebung und (sehr) konkrete Nächstenliebe auf der Grundlage der gemeinsamen Wurzeln, nicht nur in der Rus', sondern sogar in Estland, jenem Grenzland zwischen allen Fronten. Ein Eigenkirche als Trotzreaktion wird früher oder später allen Grund und Boden verlieren, nicht nur den unsicheren der aktuellen politischen Strömung, sondern auch den morastigen der Unversöhnlichkeit trotz aller kanonischen Rechte... Und selbst die sind mittlerweile zweifelhaft, wenn nicht Lügen gestraft durch das Verhalten mancher Betroffenen - Ph. Denisenko beispielsweise, den die Weisungen aus dem Phanar in Istanbul nicht weiter interessieren.

Montag, 5. November 2018

Ein Blick auf römische Verhältnisse und darüber hinaus

Moscow Our Lady of Kazan.jpg
Gottesmutter von Kasan - "eifrige Schützerin und Mutter des allerhöchsten Herrn"
 
Schon vor Jahren konnte man einen bewanderten Jesuiten vernehmen, der über die mit Rom vereinten Christen östlicher Prägung (vor allem die sogenannten "Melkiten" im Vorderen Orient) ein interessantes und denkwürdiges Wort gesprochen hat: Diese griechisch-katholischen Unierten würden gerade deshalb so festhalten an ihrem Band mit dem römischen Papst, weil der Vatikan eine Instanz außerhalb der politischen Machtebenen sei! Diese außerpolitische Instanz und Bindung sei, nach dem Zeugnis unierter Bischöfe, unermesslich wichtig, um sich im Wirrwar des politischen Alltags in Israel, Palästina etc. etc. dem eigentlichen christlichen Zeugnis und der eigentlichen Berufung authentisch und glaubwürdig widmen zu können. - Und wo stehen wir im Ukraine-Konflikt? Auf welche Kräfte hört man? Wo positioniert sich die Politik im Land selbst, in den USA, in Rußland? Welche Realitäten ziehen welche kanonische Folgen nach sich? Eher Abneigung und Abgrenzung .- hin zu einer zweifelhaften Einheit? Es stellt sich die Frage nach dem kirchlichen Handeln, wo doch mittlerweile fast alle orthodoxen Patriarchate die Lösungsversuche in der Ukraine als gegen die kanonische Ordnung verstoßend eingestuft haben. Und wie sind die Früchte des Baumes, an denen man die Qualität des Baums erkennen sollte? Zumindest eine Frucht erweist sich als bitter: Dass eine ganze Pfarrgemeinde nicht mehr an die Zugehörigkeit ihres Bischofs zur orthodoxen Kirche glaubt (es handelt sich im die Gemeinde in Florenz und den Erzbischof des Exarchats der russ. orth. Gemeinden in Westeuropa, zum ökumenischen Patriarchat gehörig): Das ist nicht nur ein Desaster auf der menschlichen Ebene, da hier die kirchliche Gemeinschaft an sich zur Disposition steht.  

Freitag, 29. November 2013

Notre-Dame de l'Atlas in Tibhirine

Wie die Webseite des Ordens meldet, wurde Dom Thomas Georgeon (La Trappe) auf Vorschlag von Generalabt Eamon und seinem Rat von Erzbischof Bader von Algier zum Postulator des Kanonisationsprozesses von Bischof Pierre Claverie und achtzehn Gefährten (darunter auch unsere sieben Mitbrüder von Tibhirine) ernannt.
Eine Meldung ohne weltbewegende Auswirkungen, könnte man sagen - doch in einer Welt, in der bedeutende Klöster und Kirchen staatlicherseits in Moscheen umgewandelt werden (wie in der Türkei aktuell z.B. das berühmte Studion-Kloster), weil sie irgendwann einmal aus christlicher Hand in die muslimische übergegangen sind, bleibt das Ausrufungszeichen des christlichen Bekenntnisses ungeheuer wichtig. Scheinbar ist die aufgeklärte und unaufgeklärte Welt noch nicht so weit, Machtspiele und Machtvergleiche zu entlarven und zu demaskieren. Wer größer und stärker und mächtiger sein will als sein Mitmensch, der sollte sich fragen, wann er damit beginnen möchte, als Mensch zu denken und zu handeln.  

Montag, 16. September 2013

Hl. Alexander Schmorell : * 16. September 1917 - + 13. Juli 1943

"Moinillon" versäumt es nie, auf seiner französischsprachigen Seite an wichtige Gedenktage zu erinnern. Heute verweist er auf den hl. Alexander Schmorell, einen Mitbegründer der "Weißen Rose", der heute 96 Jahre alt würde. Im Jahre 1943 wurde er in der nazionalsozialistischen Diktatur enthauptet, im Jahre 2012 in der russ. Kathedrale in München kanonisiert. Die Biographie des hl. Alexander Schmorell ist ein Spiegelbild seiner Epoche: Der Vater deutschstämmiger Protestant und Arzt mit Wohnsitz in Orenburg (Russland), die Mutter Russin, Tochter eines russischen Gemeindepriesters, die Stiefmutter in Russland wohnende Deutsche und Katholikin. Mit vier Jahren emigriert die Familie aus dem bürgerkriegsgeschüttelten Russland. Alexander beginnt später in München ein Medizinstudium, leistet seinen Arbeitdiensteinsatz, wird während des Krieges Soldat, kämpft in Frankreich und Russland. Mit Kommilionen gründet er den Widerstandskreis, den sie die "Weiße Rose" nennen.
Mit seinen Gesinnungsgenossen wird der hl. Alexander durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Mitglieder der "Weißen Rose" haben sich damals weder durch die gewandten und aggressiven Worthülsen der Nazi-Größen, noch durch ihre Aufrichtigkeit - d.h. zum Beispiel: ihre Loyalität zur "rechtmäßigen" Autorität - in ihrer Klarsichtigkeit beeinflussen lassen. Erst die späteren Generationen konnten ermessen, wie echt und solide die Loyalität der Widerstandsbewegung war. Hinter jener Selbstlosigkeit und Liebe zur Heimat kann heutiges Wahlkampfgetöse nur verblassen und wird jedes der - sowieso größtenteils austauschbaren - Parteiprogramme zum wortreichen Phrasenkonglomerat. Wo Geld und Macht mehr zählen als Loyalität, zerbricht notwendigerweise das, was man heute wohl Sozialstruktur nennen würde: die Gemeinschaft von Menschen, die miteinander leben und notfalls auch füreinander sorgen.    

Dienstag, 7. Februar 2012

Politik und Glaube

Photo: www.moinillon.net

Am Samstag und Sonntag durften wir die Kanonisierung des hl. "Alexander von München" feiern. Heute lese ich zufällig auf der Startseite meines Posteingangs die Überschriften der Nachrichten. Und ich gestehe, dass ich erschüttert bin: Zuerst die Nachricht, dass die SPD sich entrüstet über die Wahlkampfunterstützung der Bundeskanzlerin Angela Merkel für den französischen Präsidenten Nicols Sarkozy. Dann, vo einigen Minuten, die Überschrift, dass die SPD sich ihrerseits einsetzt für die Gegenpartei im französischen Wahlkampf. Die Infantilität der Politik, die nur zu offenkundig ist, steht im krassen Widerspruch zum herausragenden Zeugnis des hl. Alexander Schmorell. Als Widerständler gegen ein menschenverachtendes Regime von Befangenenen und Zerrütteten, wie es Adolf Hitler und zahlreiche Menschen in seinem Umfeld waren, ist er eingetreten für ein verantwortungsbewußtes Miteinander von Politik und Gesellschaft. Seine, Alexander Schmorells, Grundlage war eine reife, gereifte Sicht auf die Belange der Menschen. Es ging eben nicht um eine falsche Profilierung, wie sie das Gebaren der Parteien heutzutage peinlichst nahelegt. Es ging auch nicht um eine Verdummung des Volkes, was sich bei der Berichterstattung über das Verhalten der Parteien ebenfalls aufdrängen will. Wieder zeigt es sich, wie richtig und zeitgemäß im wahrsten Sinne die Heiligsprechung Alexander Schmorells ist. Er wird Fürsprecher sein für alle, die heute seinem Beispiel zu folgen versuchen.