Donnerstag, 20. September 2018

Griechisch-orthodoxe Metropolie in Deutschland - eine Wortmeldung von Metropolit Augustinus

Mit einiger Erschütterung liest sich der letzte Satz der Stellungnahme des Metropoliten Augustinus von Deutschland. Er zitiert dort H. Wehner: "Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen!" mit Blick auf die Folgen der Entsendung von zwei Bischöfen in die Ukraine. Es ist das eine erstaunliche Trivialisierung der gravierenden Folgen einer Entscheidung, die sicherlich alles andere als unkompliziert zu nennen ist. Beide Patriarchate, Moskau und Konstantinopel, dürfen von Fakten ausgehen, die im Raum stehen. Wer von beiden vor Gott aufrichtiger handelt, das darf man getrost Seiner Weisheit überlassen. Erstaunlich ist hingegen die menschlich und christlich-orthodox recht fragwürdige Haltung, die Konstantinopel einzunehmen scheint. Möge es den Christen vergönnt sein, das Evangelium im Leben umzusetzen, ohne politisch korrekt und kanonisch einwandfrei dastehen zu müssen. Eine Verweisung zur Stellungnahme auf der Seite der griechischen Metropolie...

Mittwoch, 19. September 2018

Metropolit Onuphrius von Kiev zur Entsendung von zwei Exarchen des Patriarchats von Konstantinopel

Ein Wort mit englischen Untertiteln des Metropoliten von Kiev und der ganzen Ukraine zu den gegenwärtigen Problemen zwischen Moskau/Ukraine und Konstantinopel:

Montag, 17. September 2018

Theologie oder Politik - Konstantinopel vs. Ukraine?

Das Denkmal für den hl. Vladimir in Kiev - historische Ansicht (aus Wikipedia)

Wer immer sich in den letzten Tagen einige internationale Meldungen zur Frage der ukrainischen Autokephalie zu Gemüte führen wollte, stieß unwiderruflich auf einige Kernaussagen: Es stehen viele Jahreszahlen im Raum, die für oder gegen eine Einmischung Konstantinopels in dieser Angelegenheit sprechen. Es stehen auch kirchendiplomatische Aussagen im Raum, die entweder zu Konstantinopels oder zu Moskaus Gunsten ausgelegt werden können. Es steht eben auch die Frage nach dem "zweiten" (Konstantinopel) und "dritten" (Moskau) Rom im Raum. Und dann steht eine weitere Frage im Raum, die wenig Beachtung findet: Warum sieht sich das Patriarchat von Konstantinopel als Oberhaupt "inter pares" der orthodoxen Patriarchate? Warum sieht es sich als ältestes Patriarchat mit jurisdiktioneller Autorität? Das hängt eng mit der Frage zusammen, warum Rom dieses Vorrecht der Ersten Stadt verloren hat: Kaiser und Orthodoxie sind dahin. Doch warum fordert dann Konstantinopel als Zweite Kaiserstadt dann noch Vorrechte ein, wo auch dort ein byzantinischer Kaiser schon lange nicht mehr existiert? Es sind das schwierige Fragen, die eng mit der Identität zusammenhängen, der man verbunden ist. Schließlich steht noch eine viel wichtigere Frage im Raum, die der Metropolit von Diokleia, Kallistos, ausgeworfen haben soll: Warum wird die Eucharistie zum Politikum? Warum wird sie instrumentalisiert? Warum hängt die Kirchengemeinschaft nicht mehr an dogmatischen Fragen, sondern an (kirchen-)politisch motivierten?
Eine Antwort ist zwar nicht einfach, doch zumindest kann sie versucht werden: Das Eingreifen Konstantinopels in der Ukraine hat sehr wohl dogmatische Konsequenzen! Einzig dieser Hintergrund rechtfertigt die harsche Entgegnung der Bischöfe des Moskauer Patriarchats. Die Ekklesiologie - also, sehr vereinfachend, die Verortung der Kirche als Leib Christi -, für die die Ortskirche der Ukraine einsteht, sieht nicht zuallererst die historischen Entwicklungen und richtige oder falsche Positionierungen innerhalb der kanonischen Gegebenheiten. Sie sieht vor allem die kirchliche Realität heute mit ihren unglaublich komplizierten Verschachtelungen, die zumeist eine Folge ambitionierter Selbstüberschätzung sind. Es wäre vermessen, einen Stein auf den einen oder den anderen zu werfen: die vielen Parteien haben ihre guten Gründe, die momentane Extremsituation noch zu forcieren. Genau das ist hingegen ein recht sicheres Kennzeichen dafür, dass man sich in Konstantinopel nicht bewußt ist, wie theologisch schmal der Grat sich erweist, auf dem man - guten oder weniger guten Gewissens - sich zu gehen entschlossen hat. Denn es geht nicht um russlandtreue oder ukrainetreue Patrioten, die kanonische Rechte einfordern. Es geht um das kostbarste, was die Orthodoxie mit Leben zu füllen hat, will sie nicht zur Religion verkommen: Wie kann die orthodoxe Kirche der Leib Christi sein und diese Geistesgabe verkörpern? Es gibt wenigstens einen Weg, der gangbar wäre: der echten Theologie im wahrsten Sinne des Wortes wieder zu glauben, und nicht der wortgewaltigen und imposanten. Die hat ihre Kraft längst eingebüßt, da sie Antworten gibt, wo das Lebenszeugnis gefragt wäre, und Fragen stellt, wo die Anbetung der einzige Zugang bleiben sollte. 

Donnerstag, 13. September 2018

Die Orthodoxie in der Ukraine - ein Wort des Metropoliten Emmanuel aus dem Jahr 2012

Aus einem Interview des Metropoliten Emmanuel von Frankreich aus dem Jahr 2012, noch zu Lebzeiten des damaligen Metropoliten Vladimir, dem der heutige Kiever Metropolit Onuphrij nachgefolgt ist:

"Die Ukraine gehört zum Leib der orthodoxen Kirche, weshalb das Patriarchat von Konstantinopel sich zu einer väterlichen Haltung im Hinblick auf die Kirche in der Ukraine gedrängt fühlt. Als im Jahre 2008 Patriarch Bartholomäus nach Kiev kam, wo er mit dem verstorbenen Patriarchen Alexij II. konzelebrierte, war es sein einziger Wunsch, mitzuwirken am Wiedererstehen der Einheit in der orthodoxen Kirche der Ukraine.
Um dieses Ergebnis zu erreichen, gibt es nur einen einzigen Weg, eine einzige Vorgehensweise: die Rückkehr der getrennten [Gläubigen] in den Schoß der orthodoxen Kirche, deren Primas Metropolit Vladimir ist.

Wir glauben, dass die Personalität und das Wirken von Metropolit Vladimir während der vergangenen zwanzig Jahre der wesentliche Stabilitätsfaktor der kirchlichen Lebens in der Ukraine waren und bleiben. Die Fortsetzung des Dialogs ist unerlässlich, um nicht noch mehr schismatische Gruppierungen und Gemeinden entstehen zu lassen. Wir können nicht zulassen, dass sich die Orthodoxen sich von ihrem Glauben entfernen und sich den Unierten oder anderen Gruppen anschließen. Kiev ist die Mutter der Christenheit in den slavischen Ländern und Rußlands."


(franz. Übersetzung des ukrainischen Interviews)
 

Freitag, 7. September 2018

Konstantinopel, Ukraine, Rußland? oder doch Orthodoxie?

Momentan jagt eine wohlformulierte Rede, eine gut recherchierte Studie die andere. Es geht um die Frage, was in der Ukraine mit der orthodoxen Kirche vor Ort geschehen kann. Denn klar dürfte eines sein: es gibt nur eine einzige orthodoxe Kirche in der Ukraine, nämlich die von allen anerkannte unter Metropolit Onuphrios. Denn es würde schwierig sein, für die beiden anderen Konstrukte (die autokephale ukrainische Kirche und das sogenannte Kiever Patriarchat) eine ebenso saubere Definition im kirchenrechtlichen Sinne zu finden, wie sie für die Metropolie von Kiev innerhalb des Moskauer Patriarchates existiert. Die Schwierigkeit liegt wohl vor allem in der Art und Weise des Herangehens. Konstantinopel möchte handeln, da es die Schwierigkeiten vor Ort in der Ukraine sieht und sich zuständig fühlt. Moskau fühlt sich betroffen, da seine Gemeinden unmittelbar Gefahr laufen, politischen Machtambitionen zum Opfer zu fallen. Was jedoch spielt sich ab in den Köpfen? Ein Begriff wird immer wieder genannt: die Autokephalie. Es handelt sich um einen Fachterminus, der eine geistliche Wirklichkeit umschreiben könnte, wenn man das denn zulassen wollte. Übersetzt bedeutet es soviel wie: "mit einem selbständigen [Ober-]Haupt ausgestattet". Neben die Fragen, wer denn zuständig ist für die Metropole von Kiev, tritt eine andere: Wer ist das Oberhaupt? Die orthodoxe Antwort müßte lauten: der Herr Jesus Christus. In einer "autokephalen" orthodoxen Kirche sollte das außer Zweifel stehen! Wer dort selbständig agieren kann, ist eine lebendige Ikone des Erlösers, von dem er Titel und Handlungsfreiheit erhält. Alle Fragen rund um die schwierigen Themen, wer "Mutter" und wer "Delegierte" ist, konzentrieren sich auf die einzig wichtige Frage: Wen erkenne ich als das einzige Haupt und den einzigen Erlöser der Kirche an. Die verletzte Eitelkeit wird sich nicht mehr narbenlos regenerieren können, auch das Hin und Her im Laufe von Jahrhunderten kann unmöglich wissenschaftlich befriedigend entwirrt werden. Einzig der Blick auf die wirklich wichtige Frage könnte die Lösung bringen: Worauf liegt der Segen Gottes. Sicherlich nicht in der Spaltung und in einer weiteren Verhärtung oder Verletzung. Die letzten hundert Jahre waren grausam genug und haben gewaltige menschliche Katastrophen hervorgebracht. Man konnte all das in Segen verwandeln, da es für den christlichen Weg keine Sackgassen gibt. Es wird sich zeigen, welche "Partei" in diesem durchaus auch politisch motivierten Entscheidungsprozess orthodox handelt, das heißt: Gott allein die Ehre gibt zum Wohl aller Beteiligten, und nicht zur Befriedigung gewisser Kanones oder Vorrechte.