Freitag, 7. Dezember 2018

Istanbul - Kiew

Leider gibt es Anzeichen dafür, dass der Phanar nicht nur die kanonische Ordnung durch Missachtung der lokalen kanonischen Kirche in der Ukraine aufgehoben wissen will, sondern dass diese Missachtung der existierenden Ortskirche auch schon faktisch kommuniziert worden ist. Der ökumenische Patriarch hat mit einem Schreiben dem Metropoliten Onuphrij dargelegt, dass es nur einen kanonischen Metropoliten von Kiew geben wird... Die Quelle (mit weiteren Verweisungen): www.orthochristian.com mit besagtem Artikel. Zurecht also wird in vielen Gotteshäusern um die Einheit in der Liebe gebetet, die arg im Feuer geläutert wird.

Orthodoxie oder Kulturverein: die Kirche als Gemeinschaft von Völkern


"Wollt auch ihr weggehen?" (Joh 6,67) Das ist die Frage Jesu an die Jünger nach seiner Offenbarungsrede in Kafarnaum, nach der es kein Wenn und Aber mehr gab. Es ist aber auch die Frage an jeden Christen hier und heute. Die Orthodoxie ist kein Kulturverein, auch wenn sie Hüterin einer großen Kultur ist. Sie ist auch keine ethnische Insel inmitten einer schlechten Welt, auf der es sich gemächlich leben läßt im Träumen von der vergangenen Herrlichkeit. Es muss klar sein: Konstantinopel gibt es seit Jahrhunderten nicht mehr. Und es wird kein Konstantinopel mehr geben. Auch das alte Moskau, auch das Kiew der Rus' ist vergangen und wird nicht wiederauferstehen. Was bleibt, ist die unverbrüchliche Treue Gottes hinter all den Katastrophen der Menschheitsgeschichte. Diese Treue zeigt sich in der Langmut Gottes, der auch "Kulturvereine" erträgt und - mitträgt! Allerdings sollten wir uns nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. Die Realität ist unerbittlich und wird uns einholen. Es lohnt sich der unermüdliche Blick in das Neue Testament, in dem Antworten bereitliegen für uns heute. Eine der Antworten ist die beständige Erinnerung des hl. Apostels Paulus in seinen Briefen an die Weitergabe des Glaubens durch Menschen. Ihr liegen die Missionserfolge zugrunde, die seit den urchristlichen Zeiten den Glauben erstarken ließen. Die Menschen sind aber auch anfällig für Krankheiten, die Sünde, die das Glaubenszeugnis verdunkeln oder sogar zunichte machen können. Wer dann nicht die einzige Wahrheit hinter der schmutzigen Krankenwäsche sieht, der wird Gott die Antwort auf die eingangs gestellt Frage geben und sagen: "Es ist unerträglich, was Er sagt!" (vgl. Joh 6,60) Unerträglich scheint heute vielen der Gedanke, andere Menschen und Sitten und Prägungen auf Augenhöhe akzeptieren zu müssen; nichts anderes ist das Beharren auf kulturellen Erbstücken, während die Begegnung mit dem lebendigen Gott auf den zweiten Platz verwiesen wird. Es ist tieftraurig, dass die kulturelle Verschiedenheit eher als Last denn als Geschenk wahrgenommen wird. Die orthodoxe Kirche in Deutschland hat einen unglaublichen Reichtum geschenkt bekommen in den vielen Traditionen, die Christen mitgebracht haben. Das, was niemals geschehen darf, ist die Aufgabe der geistlichen Tradition, die so grundlegend für die Kirche ist, dass der heilige Paulus es klar benennen kann: "Denkt an eure Vorsteher, die euch das Wort Gottes verkündet haben; schaut auf das Ende ihres Lebens, und ahmt ihren Glauben nach!" (Hebr 13,7) Mit diesen Worten wird deutlich zum Ausdruck gebracht, dass das Herkommen (arabisch, griechisch, russisch, aber auch deutsch, etc.) nicht gleichgültig ist, dass unsere überlieferten Traditionen in den Kirchen Griechenlands, Rußlands, etc. nicht austauschbar sind! Aber die Lehre der Kirche als Hüterin der apostolischen Überlieferung sagt dazu deutlich: Alles bleibt auf Christus bezogen, der das Oberhaupt der Kirche ist. Die orthodoxe Kirche in Deutschland braucht keine russische oder griechische zu werden, da sie sich in diesem Falle selbst zugrunde gerichtet hätte, denn sie wäre dem apostolischen Glauben untreu geworden. Die orthodoxe Kirche in Deutschland (und in vielen anderen Ländern) muss hingegen ihrer jeweiligen Lehrer im Glauben gedenken, muss ihnen treu verbunden bleiben: Deshalb muss sie ihre griechische, arabische oder russische (etc.) Tradition voller Hochachtung in sich tragen, denn alle diese Traditionen sind ein Charisma. Was für eine Verirrung, nur eine Tradition als gültig anzusehen oder gar als höherwertig! Der byzantinische Kirchengesang ist nicht hochwertiger und spiritueller, als es der russische polyphone Kirchengesang des 19. Jahrhunderts ist oder der Znamenje-Gesang des 16. Jahrhunderts: Wenn etwas zum Spielball der Ideologien wird, dann ist der Urheber dieser Verwirrungen offensichtlich! Was für ein Drama, wenn die Gläubigen dazu gebracht werden, andere Traditionen geringer zu achten! Aber welch ein Drama entsteht, wenn die Gläubigen getrennt werden von der Teilnahme am himmlischen Altar - durch Verhärtungen und Verdrehungen von kirchlichen Gesetzen, die dem Heil dienen sollen, nicht dem Fluch. Der Schmerz und die Tränen der Kinder in der Ukraine (und anderswo!) mögen nicht auf die zurückfallen, die sie verursachen. Es kann nicht sein, dass ethnische Fragen - auch nicht die um Ukrainer und Russen - die Organisation der Kirche bestimmen. Begriffe wie "Region" und "Landstrich" haben nichts zu tun mit dem, was die Begrifflichkeit "Rasse" und "Ethnie" bezeichnen, denn ein spezifisches "Volk" kann im christlichen Sinne wunderbar in einer bestimmten "Region" leben, zusammen mit vielen anderen "Völkern", die alle die eine irdische Heimat eint. So lehrt es die apostolische Überlieferung. Daher ist die Verfassung der Kirche oft als Widerschein der Trinität gesehen worden: Es gibt keinen Übergeordneten innerhalb der Kirchengemeinschaft, sondern nur Gleichberechtigte. Es gibt keinen Befugteren unter den Ersthierarchen, sondern nur für den Dienst Bestellte, die alle gleichermaßen Beauftragte sind. Das gilt nicht nur für die Ersthierarchen, sondern nach kirchlicher Lehre für alle Bischöfe gleichermaßen. Wohlgemerkt: Jeder ist dann verantwortlich. Und jeder ist dann gefordert. Es wäre beruhigend, wenn die Menschen nicht wie die Menge in Kafarnaum reagieren würden, denen der Erlöser vorwirft: "Ihr sucht Mich nicht, weil ihr Zeichen gesehen habt, sondern weil ihr von den Broten gegessen habt und satt geworden seid. Müht euch nicht um die Speise, die vergänglich ist, sondern um die Speise, die für das ewige Leben bleibt..." (Joh 6,26.27)

Samstag, 1. Dezember 2018

Russisch geprägte Orthodoxie auf dem Prüfstand


Der Synod des ökumenischen Patriarchats in Istanbul hat am Dienstag die Auflösung des "Exarchats orthodoxer Gemeinden russischer Tradition in Westeuropa" beschlossen, dem vor allem in Frankreich zahlreiche Gemeinden angehören. Es ist eine Gründung des hl. Patriarchen Tichon von Moskau. Daher seine Prägung und sein Herkommen. Erst durch die politischen Zwänge der 1930er Jahre hat sich das "Exarchat der Rue Daru" dem ökumenischen Patriarchat "provisorisch" unterstellt, nachdem die Repressalien seitens der UdSSR nicht mehr akzeptabel waren. Hier soll in dt. Übersetzung ein erhellender Kommentar ineinem französischsprachigen Forum ("Parlons d'orthodoxie") folgen, der einen interessanten Blickpunkt offenbart. Überdies scheint sich nicht wenig zu bewahrheiten von dem, was ausgewogene Kommentare schon seit längerer Zeit vermuten lassen.
"père Joachim" schreibt auf "Parlons d'orthodoxie" (in Übersetzung):
"01/12/2018 00:23
Es ist bekannt, dass die Gesamtheit der Professorenschaft des Institut Saint Serge, in der Vergangenheit, immer den "PROVISORISCHEN" Charakter der kanonischen Absicherung des Erzbistums [Exarchat der Rue Daru] durch den Phanar [in Istanbul] unterstützt hat.

Der "provisorische" Charakter war eine ANTWORT auf einen Aufruf der russischen Hierarchie in der Emigration im Bruch mit der "heterogenen" Staatsmacht, die sich des heiligen Rußland und seiner monarchischen Regierung bemächtigt hatte.
In Folge dieses Aufrufs haben sich Träume und Hoffnungen mit dieser "kanonischen Absicherung" verbunden, deren schrittweise Aufhebung nur zu bedauern ist.
Aus aktuellem Anlass hat Vater BALACHOF, vom besagten russischen Departement für ausländische Angelegenheiten, uns den Vorschlag des Moskauer Patriarchats in Erinnerung gerufen, der als offene Tür zu verstehen ist für eine Wiederherstellung von "Norm und Form", wie es mir ein sehr lieber Mitbruder anvertraut hat.

Was Konstantinopel angeht, so zeigt sich ein gewisser "Zusammenhang" in puncto "PROVISORIUM", und [Konstantinopel] öffnet höflichst ein Hintertürchen des griechischen Refugiums für Interessierte. Es drückt seine Hochachtung aus für die normalisierte Situation der Kirche im nach-sovietischen Rußland und VOR ALLEM unterstreicht [Konstantinopel], dass es nicht die unnormale Existenz zweier unterschiedlicher Diözesen unter derselben Obedienz (die griechische Metropolie und das Erzbistum) akzeptiert, wie man auf zutiefst kuriose Weise in den Vereinigten Staaten sehen kann, wo man sogar auf drei Entitäten unter einer einzigen Bischofsmitra kommt."
 
Diesem Kommentar ist hinzuzufügen, dass man sich kirchenpolitisch nur selten an die geistlichen Hintergründe zu erinnern scheint. Die "canones" existieren aufgrund der Glaubensrealitäten, nicht umgekehrt. Das Evangelium kann nicht dem Gesetz geopfert werden, ohne grundlegende Abstriche an der Orthodoxie zu machen - das wird auch der Grund für die Aufhebung der Kommuniongemeinschaft mit dem ökumenischen Patriarchat seitens des Moskauer Patriarchats sein. Ein sehr gewichtiger Grund, der zu denken geben sollte.

Samstag, 17. November 2018

Einheit innerhalb der Ukraine und Schisma außerhalb?

Nachdem die Bischofssynode des Patriarchats von Serbien das Vorgehen des ökumenischen Patriarchats mit scharfen Worten verurteilt hat (Quelle), sieht sich auch die orthodoxe Kirche in Polen gezwungen, mit großer Entschiedenheit die Vorgehensweise seitens des Phanar und der schismatischen Entitäten in der Ukraine zurückzuweisen. Die Bischofsversammlung der polnischen orthodoxen Kirche hat am 15. November verlauten lassen (Quelle), dass jede Konzelebration von Priestern der autonomen orthodoxen Kirche Polens - in der Liturgie und im Gebet - mit dem "Klerus" (sic!) des sogenannten Kiever Patriarchats und der sogenannten autokephalen orthodoxen ukrainischen Kirche zu unterlassen sei. Im Grunde bedeutet das die Nichtanerkennung des Entschlusses des ökumenischen Patriarchats, diese Gruppierungen zu rehabilitieren und dadurch eine Vereinigung der getrennten Orthodoxen in der Ukraine herbeizuführen, allerdings unter Umgehung der kanonischen orthodoxen Kirche der Ukraine unter Metropolit Onuphrij. Die Orthodoxe Kirche Polens ruft darüberhinaus dringend zu einem Treffen aller Vorsteher der autonomen orthodoxen Kirchen auf, um die Verwirrungen aufzulösen und weiteren Schaden für die orthodoxe Kirche als ganze zu vermeiden.

Montag, 5. November 2018

Florenz - eine Gemeinde liefert die Antwort

"Eifrige Schützerin, Mutter des allerhöchsten Herrn, für alle bittest du deinen Sohn, Christus, unsern Gott, und allen erwirkest du Rettung, die fliehen unter deinen mächtigen Schutz!"

Am gestrigen Sonntag wurde in der Gemeinde von Florenz ein Schreiben des zuständigen Bischofs von Richmond der russischen Auslandskirche verlesen [siehe dazu: Quelle], in dem er die Gemeinde beglückwünscht, dass sie nunmehr ein gesegnetes liturgisches Gemeindeleben führen können. Alle Suspensionen seien nichtig (d.h. die am 1. November vom vormaligen Bischof der Gemeinde, dem des Exarchats der russ. orthod. Gemeinden in Westeuropa / ökumen. Patriarchat ausgesprochene Suspendierung der Gemeindepriester). Das zeigt leider auch, dass das ökumenische Patriarchat als nicht mehr zur orthodoxen Kirchengemeinschaft zählend angesehen wird, da die Gemeinde in Florenz die Ordnung für einen Wechsel der Diözese nicht eingehalten hatte - d.h. die Bitte um Entlassung aus einem Bistum vor der Eingliederung in ein anderes Bistum, was einem angemessenen Verhalten unter Christen entspräche. Die sehr eindeutige Antwort der russ. Auslandskirche auf eine im Raum schwebende Frage kann mehr als nur beunruhigen. Sie lässt daran denken, dass man von dogmatischen Hindernissen für eine "communio in sacris" mit dem ökumenischen Patriarchat ausgeht. Zumindest diese Schlußfolgerung ist bei manchen Wortmeldungen auch griechischer Hierarchen nicht auszuschließen.

Ein Blick auf römische Verhältnisse und darüber hinaus

Moscow Our Lady of Kazan.jpg
Gottesmutter von Kasan - "eifrige Schützerin und Mutter des allerhöchsten Herrn"
 
Schon vor Jahren konnte man einen bewanderten Jesuiten vernehmen, der über die mit Rom vereinten Christen östlicher Prägung (vor allem die sogenannten "Melkiten" im Vorderen Orient) ein interessantes und denkwürdiges Wort gesprochen hat: Diese griechisch-katholischen Unierten würden gerade deshalb so festhalten an ihrem Band mit dem römischen Papst, weil der Vatikan eine Instanz außerhalb der politischen Machtebenen sei! Diese außerpolitische Instanz und Bindung sei, nach dem Zeugnis unierter Bischöfe, unermesslich wichtig, um sich im Wirrwar des politischen Alltags in Israel, Palästina etc. etc. dem eigentlichen christlichen Zeugnis und der eigentlichen Berufung authentisch und glaubwürdig widmen zu können. - Und wo stehen wir im Ukraine-Konflikt? Auf welche Kräfte hört man? Wo positioniert sich die Politik im Land selbst, in den USA, in Rußland? Welche Realitäten ziehen welche kanonische Folgen nach sich? Eher Abneigung und Abgrenzung .- hin zu einer zweifelhaften Einheit? Es stellt sich die Frage nach dem kirchlichen Handeln, wo doch mittlerweile fast alle orthodoxen Patriarchate die Lösungsversuche in der Ukraine als gegen die kanonische Ordnung verstoßend eingestuft haben. Und wie sind die Früchte des Baumes, an denen man die Qualität des Baums erkennen sollte? Zumindest eine Frucht erweist sich als bitter: Dass eine ganze Pfarrgemeinde nicht mehr an die Zugehörigkeit ihres Bischofs zur orthodoxen Kirche glaubt (es handelt sich im die Gemeinde in Florenz und den Erzbischof des Exarchats der russ. orth. Gemeinden in Westeuropa, zum ökumenischen Patriarchat gehörig): Das ist nicht nur ein Desaster auf der menschlichen Ebene, da hier die kirchliche Gemeinschaft an sich zur Disposition steht.  

Donnerstag, 1. November 2018

Patriarch Kyrill zur Situation in der Orthodoxie (engl.)

Auf "orthodoxie.com" ist die Übersetzung einer Ansprache von Patriarch Kyrill erschienen, die zum besseren Verständnis des Ukraine-Konflikts beiträgt: Hier die Verweisung.

Mittwoch, 31. Oktober 2018

Kirche oder Nation

 Bildergebnis für Tichon patriarch ikone
Wenn man kürzlich in franz. Übersetzung veröffentlichte Ansprachen des ökumenischen Patriarchen Bartholomäus liest [Quelle], stolpert man über den Begriff "unsere Nation", der im gleichen Atemzug genannt wird mit den geistlichen Gesetzen der Kirche, indem "die fromme Tradition unserer Nation" (η ευσεβής του Γένους μας παράδοσις) als konstituierend anklingt. Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser Nation nicht die griechische gemeint ist. Für Christen kann die Nation in umfassenden Sinne nur die gleiche Abstammung von Christus sein, die in der Taufe grundgelegt ist. Ihr sind alle Nationalitäten, Sippschaften, Ethnien und Völkerschaften vollumfänglich untergeordnet, da sie dem Schöpfungswillen Gottes entstammen, der den Menschen dorthin gestellt hat, wo er hingehört. Andererseits stellt Patriarch Kyrill klar, dass es ihm nicht um gegenseitige Demütigung geht, sondern dass er bereit ist, alle Schritte zu tun, die für die Klärung der Ukraine-Frage notwendig sind - deshalb sei er auch nach Istanbul gereist, obgleich das von manchen als demütigend empfunden worden sei [Quelle]. Was im Augenblick zählt, ist ein Blick frei von Verurteilungen auf die schmerzlichen Ereignisse in der orthodoxen Kirche. Überall auf der Welt in den Kirchen wird während der Liturgie und in den Gottesdiensten inständig darum gebetet, dass die Angriffe des Bösen nicht überhand nehmen. Tatsächlich ist die Anstrengung zur Überwindung des Bösen ein großer Schatz: "Halte Dich mit Bewußtsein in der Hölle und verzweifle nicht!", so lässt es der Erlöser den hl. Siluan vom Athos wissen. Dieser Weg wird alle zur Einheit führen und verhindern, dass sich Häresien im wahrsten Sinn des Wortes durchsetzen können.

Montag, 22. Oktober 2018

"communio" ohne Gegenüber?

Man kann lesen [Quelle], dass die vom ökumenischen Patriarchat gesandten Bischöfe bereit sind, mit allen ukrainischen orthodoxen Denominationen zusammenzuarbeiten. Eine verwunderliche Position nach dem widerrechtlichen Agieren dieser Bischöfe auf dem Gebiet der vom ökumenischen Patriarchat ganz klar als einzige kanonische orthodoxe Kirche deklarierten ukrainisch-orthodoxen Kirche innerhalb des Moskauer Patriarchats! Es stellt sich die Frage, was ein solches Verhalten bewirken soll. Mittlerweile hat man im Istanbuler Phanar Entscheidungen getroffen, die von der orthodoxen Welt mit Unverständnis zur Kenntnis genommen und verurteilt werden [Quelle , Quelle]. Das betrifft zuallererst die Aufnahme der "communio" mit den von der Orthodoxie getrennten Führern der beiden ukrainischen Gemeinschaften des sogenannten "Kiever Patriarchats" und der "autokephalen urainischen Kirche". Im Grunde könnte es erscheinen (und es wird mancherorts tatsächlich so interpretiert), als wolle man im Phanar eher in deren von der anerkannten Orthodoxie getrenntes Lager wechseln, da man alle Instanzen übergeht, die kanonisch rechtens für die Heilung solcher Trennungen zuständig sind und einzig zuständig sein sollten - nämlich die beiden ursächlich Betroffenen des Schismas. Die Wunde der Trennung kann nicht durch gelehrte Vorlesungen über bestimmte Vergehensweisen bei der geistlichen "Wundversorgung" geheilt werden, sondern nur im direkten Miteinander der Betroffenen. Das sind im vorliegenden Fall zuallererst der zuständige Metropolit Onuphrius von Kiev, der zuständige Patriarch in Moskau und die betroffenen Personen im Schisma - im Bewußtsein ihrer Verantwortung vor dem Herrn und Oberhaupt der Kirche.
Leider gibt es auch keine Gemeinschaft ohne Gegenüber: So bedrückend die unterbrochene kirchliche Gemeinschaft der Patriarchate von Moskau und dem historischen Konstantinopel ist, so wenig kann man diese Trennung einseitig ungeschehen machen, obwohl bekanntlich Gottes Handeln in höchstem Maße unkanonisch  im wahrsten Wortsinn zu nennen ist.

Montag, 15. Oktober 2018

Aufhebung der Konzelebration der Patriarchate von "Konstantinopel" und Moskau


Es ist die Folge einer tiefgreifenden Unstimmigkeit zwischen dem ökumenischen Patriarchat einerseits und - zuallererst, aber nicht nur - dem Moskauer Patriarchat andererseits. In einer Sitzung des Hl. Synods in Minsk haben die Mitglieder der Bischofsversammlung konstatieren müssen, dass bis auf weiteres "zu unserem großen Bedauern, es uns nicht möglich ist, die eucharistische Kommuniongemeinschaft mit den [von Konstantinopel abhängigen] Hierarchen, seinen Klerikern und seinen Laien aufrecht zu erhalten." [Quelle] Diese Entscheidung wurde scheinbar getroffen unter besonderer Berücksichtigung der Umstände, dass das ökumenische Patriarchat mit dem Anathama belegte und ins Schisma abgewanderte Kleriker in seine Kommuniongemeinschaft aufgenommen hat. Es kann nicht verwundern, dass ein solcher Schritt seitens des Phanar als Abbruch der "communio in sacris" durch den Akt der Aufnahme jener Kleriker erscheinen muss, der womöglich sogar ins Auge gefasst wurde. Zumindest ist die Reaktion des Moskauer Patriarchats absehbar gewesen, da die Vorsteher der nichtkanonischen Kirchen in der Ukraine (das sogen. "Kiever Patriarchat" und die ukrainische autokephale orthodoxe Kirche) im Schisma, also geistlich getrennt vom der orthodoxen Ortskirche gelebt und gewirkt haben. Philaret Denisenko ist zudem mit dem Anathema belegt.
Die Erklärung des Synods wurde neutral gehalten; nach Aufzählung jener unhaltbaren Widersprüche zwischen den beiden Patriarchaten von Konstantinopel und Moskau sahen sich die Bischöfe angehalten, der Realität ins Auge zu blicken und die Kirche nicht noch mehr zu verwirren. Diplomatisch nichtssagende Deklarationen entsprechen nicht wirklich dem Evangelium. Jetzt freilich ist die Kirche als Ganzes gefordert, da eine solche Maßnahme zum Heil führen soll. Das Unheil zeigt sich schließlich zu Genüge und das Gesicht des Bösen braucht sich nicht mehr hinter wohlgestalteten Fassaden und Masken zu verbergen.  

Einer ist heilig, einer der Herr

Der Patriarch von Antiochia, Johannes X., hat bei seinem Besuch der serbischen Kirche gesagt, was der orthodoxen Kirche am Herzen liegen sollte: die Einheit in Christus: "Was wird jetzt diskutiert über Fragen der Autonomie und der Autokephalie, wo wir doch vor allem die volle und kraftvolle Einheit aller orthodoxen Gläubigen so sehr benötigen?" [Quelle]
Dieses Wort zeigt deutlich, wie sehr sich Wissenschaft und Theologie unterscheiden. Der Phanar redet ohne Unterlass von Rechten und Pflichten, von den Folgen kanonischer Entscheidungen etc., doch orthodoxe Theologie sieht anders aus. Sie hat immer den dreieinen Gott im Blick. Dieser umfängliche "Blick" der Theologie manifestiert sich im Leben der Kirche. Die Kirche der Ukraine ist nicht einfach austauschbar, wenn die politische oder ideologische Meinung vorgibt, etwas darf nicht mehr sein, wie z.B. die Beziehung zum Moskauer Patriarchat. Die Wissenschaft ist blind für das, was die Theologie als grundlegend erkennt, nämlich die gläubige Gewissheit der Gegenwart Gottes in der Kirche (und darüber hinaus!). Es stellt sich die Frage, was man in Instanbul für eine Theologie vertritt, wenn sich die kirchliche Zugehörigkeit mit allen ihren Komponenten abhängig macht von politischen Ambitionen, menschlichen Aversionen und finanziellen Unterstützungen. Manchmal könnte sich die Frage einschleichen, ob man im Phanar, in der Stadt, die einst Konstantinopel war, den Gedanken noch zulassen möchte, wie es denn jenseits aller kanonistischen, politischen und finanziellen Gegebenheiten mit den Menschen aussieht, die für etwas kämpfen, was durch abgrundtiefe Abneigung motiviert ist. Das sicherlich ist kein Fundament, auf dem sich die kirchliche Einheit und friedvolles Zusammenleben aufbauen lassen. Die Konfusion ist so groß und die Verlautbarungen des Phanar sind so wenig verständlich, dass manche Stimmen gar von einer willentlichen Selbst-Anathematisierung des ökumenischen Patriarchats um eines unbekannten Gutes willen sprechen. 

Freitag, 12. Oktober 2018

Moskau, Ukraine, Istanbul

Während momentan eine Entwicklung kirchenpolitischer Art stattfindet, bei der sich wenig evangeliumsgemäßes Vokabular (wie ein griechischer Theologe - Christos Yannaras - es formuliert) findet, geschweige denn, sich ein solches evangeliumsnahes Verhalten ausmachen lässt, hat ein anderer Bischof des vormaligen Konstantinopel eine Lesart vermitteln wollen, die ihm die stärkste Waffe gegen die Feinde an die Hand gab. Der hl. Johannes Chrysostomus formuliert es so:
"Meiner Meinung nach wollten die beiden Brüder Jakobus und Johannes, als sie nach den ersten Plätzen, den höchsten Ämtern und größten Ehren strebten, Macht über die Anderen bekommen. Deshalb widersetzt sich Jesus ihrem Anspruch, legt ihre geheimen Gedanken bloß und sagt zu ihnen: „Wer bei euch der Erste sein will, soll der Sklave aller sein“. Mit anderen Worten: „Wenn ihr die ersten Plätze und die höchsten Ehren anstrebt, dann bemüht euch um den letzten Platz, verwendet eure Anstrengung darauf, die Einfachsten, Bescheidensten und Kleinsten von allen zu werden. Stellt euch hinter die Anderen. Diese Tugend wird euch die Ehre verschaffen, die ihr anstrebt. Dafür habt ihr ein leuchtendes Beispiel unter euch; denn auch „der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele“ (Mk 10,45). So werden euch Ehre und Ruhm zuteil. Seht doch, wie es bei mir ist: ich strebe nicht nach Ruhm und Ehre, und doch ist das Gute, das ich auf diese Weise bewirke, unendlich groß.“
Wir wissen es: vor der Menschwerdung Christi, vor seiner Verdemütigung war alles verloren und zersetzt; als er sich aber verdemütigte, richtete er alles wieder auf. Er hat Flüche außer Kraft gesetzt, den Tod vernichtet, das Paradies aufgeschlossen, die Sünde getötet, die Riegel der Himmelspforten gelöst, um den Erstlingen unserer Menschheit wieder Zugang zu verschaffen. Er hat den Glauben auf der ganzen Welt verbreitet, den Irrtum vertrieben und die Wahrheit wieder eingesetzt. Die Erstlinge unserer Menschheit hat er auf einen königlichen Thron gesetzt. Christus ist der Urheber unendlich vieler Wohltaten, die weder ich noch irgendein anderer Mensch recht darstellen könnte. Vor seiner Erniedrigung kannten ihn nur die Engel, aber nach seiner Selbstverdemütigung hat ihn die ganze Menschheit erkannt."
(Homilie gegen die Anomäer; 8,6; PG 48,776)
Was für ein Drama, wenn uns die Gesetze wichtiger sind als das Evangelium, das sie beseelt; wenn die vermeintlichen Traditionen höherstehen als die Menschen, denen sie helfen sollten; wenn Vorrechte sich heilsamer auswirken sollen als gelebte Realitäten!
Es wäre lohnenswert, zuallererst die geistliche Dimension einer Diözese im Blick zu behalten, deren konkrete Gestalt vom Menschen abhängt, der in ihr lebt: die Grundlage der orthodoxen Ekklesiologie.

Freitag, 5. Oktober 2018

Warum eine so große Verwirrung? Das Übel des Nationalismus - ein englischsprachiges Interview

Auf der Seite "Parlons de l'Orthodoxie" wurde von "Marie Genko" die englischsprachige Übersetzung eines auf "Pravoslavie.ru" in Russisch geführten Gesprächs wiedergegeben, das erhellend ist: 

"Born of Schism
On the historical circumstances of the emergence of the “Ukrainian Orthodox Church in Canada”
Sergei Geruk, Bishop Job (Smakouz)

The Patriarch of Constantinople Bartholomew delegated Archbishop Daniel and Bishop Hilarion to Ukraine, “for the healing of the schism”, and to provide a tomos for a “Single Orthodox Church of Ukraine” which is as yet not recognized by anyone. Both of these hierarchs represent two formerly schismatic Ukrainian groups in the US and Canada, which were [summarily] received under the omorphorion of the Patriarchate of Constantinople in 1990, and 1995.

On the subject of the historical circumstances of the Ukrainian churches born from schism across the ocean, we spoke with Bishop Job (Smakouz), who for 13 years bore the responsibility of Administrator of the Patriarchal parishes of the Russian Orthodox Church in Canada, and temporarily administered the Patriarchal Parishes in the US (2009-2010), and in September of this year, arrived in Ukraine for further archpastoral service.


Schismatics’ council. October 14, 1921, Kiev Schismatics’ council. October 14, 1921, Kiev

Your Eminence, as history shows, Orthodox immigrants [to North America.—Trans.] from the Western Russian lands—now part of Ukraine—remained under the omorphorion of the Russian Orthodox Church. This diocese, which arose due to the labors of monks from Valaam Monastery, had its center in San-Francisco since 1872. In 1905, this center was moved to the new Saint Nicholas Cathedral in New York City, by Archbishop Tikhon (Belavin)—the future Saint and Patriarch of all Rus’. Where did the “Ukrainian Orthodox Church in Canada” come from?

Indeed, since 1907, the only Orthodox diocese of the American continent was called the Russian Orthodox Greek Catholic[1] Church in North America, under the jurisdiction of ecclesiastical rule of the Russian Church. It covered the entire territory of the United States and Canada, and had about one hundred parishes and tens of thousands of believers.

Regrettably, after the 1917 coup in Petrograd[2], and the brief emergence of the Ukrainian People’s Republic, the spirit of nationalism and revolutionary radicalism gradually began to penetrate into the environment of Orthodox Ukrainians in Canada.

In August of 1918, a conference of Orthodox Ukrainians in the Canadian provinces of Manitoba, Saskatchewan, and Alberta was held, the majority of whom had been forced to visit Uniate parishes. From this, the Ukrainian Orthodox Brotherhood was created for the sake of the organization [creation] of the Ukrainian Orthodox Church in Canada.

—How did it act?

—This brotherhood, understanding that a Church cannot exist without a Bishop, turned to a bishop of the Russian Orthodox Church Alexander (Nemolovsky)[3], born in Volhynia, with a petition to become the head of the “Ukrainian Greek-Orthodox Church in Canada” (as they decided to name their church organization). Bishop Alexander first agreed to help with the organization of the church life of these Orthodox Ukrainians, and preside over the proposed council, but then, thanks to the staunchness of the administrator and leader of the Canadian mission, the rector of the Holy Trinity Church in Winnipeg, Archimandrite Adam (Filipovsky), a native of Galicia, a “strict Rusin[4]” [Carpatho-Russian], and a stalwart champion of the unity of the Russian Orthodox Church and Carpathian Rus’ with the entire Russian nation,[5] refused.

Regardless of all the slander against him, and the lack of support of his own bishop, Father Adam, a firm supporter of the unity of “Canadian Rus” with Great Rus’[6], managed to succeed in that Bishop Alexander did not attend the 1918 congress of Ukrainian separatists, and did not support them.. Father Adam referred to nationalism, and the violation of church canons and oaths in the ecclesiastical life of Galicia, and Canadian Galicians, as “the Austro-Galician Swamp”.

—But did such a council take place?

Without the blessing of a bishop, it was not a [true] council, but rather a self-organized gathering, which took place on December 28, 1918. Since there was not a single hierarch in it, there were no decisions made on the canonical education of the ecclesiastical life of Ukrainians. But decisions were adopted on organizing a spiritual seminary in the city of Saskatoon. And soon, the second “council”, took place, on November 27, 1919, at which the Antiochian [Syrian-Lebanese] Metropolitan Germanos[7] (Shehadi) was present, illegally taking under his care the Ukrainian parishes in Canada, as he had done in the United States earlier.

The next gathering was when the so-called “Council of the Ukrainian Greek Orthodox Church of Canada” (UGOCC) on July 16-17 of 1924, as well as another gathering of Ukrainians in the United States, which decided to invite Ivan Teodorovich[8] to lead their church, and he accepted.

According to the information of the “self-sanctifiers”[9] themselves, their temporary head, Metropolitan Germanos who lead the Antiochian Orthodox Church[10], transferred his rights to the self-sanctifier Ivan Teodorovich. What right he had to lead them, and subsequently transfer them to the non-canonical fugitive “theater artist” in hierarchal vestments is uncertain.

—How was this “church” represented in numbers?

—Self sanctifier[МS1] Teodorovich visited Canadian parishes only in the winter, and in the summer, he was replaced by the head of the Consistory Semyon Savchuk. According to the dubious data of the Ukrainians themselves, by the end of 1928, the non-canonical Ukrainian Greek Orthodox Church of Canada had 64 thousand members, united 152 parishes, in which twenty-one “Milord[11] Fathers” served in the Ukrainian language. In 1940, there were already 189 parishes. Besides a small number of former Uniates, they consisted of “sincere[12]” Bukovinians and Volhynians from a new wave of emigration from Poland in the 1930s. In Canada, however, after some time, protests began against the non-canonical “ordination” of the Kievan Self-Sanctifier Teodorovich.


Met. Hilarion (Ohienko) Met. Hilarion (Ohienko) —Did the situation change after the Second World War?

—In 1951, the Canadian schismatic-autocephalites invited the former metropolitan of the Polish Orthodox Church Hilarion (Ohienko, 1882-1972), who fled with the retreating fascists[13] to the West. He was the “First Hierarch” of the so-called Ukrainian Orthodox Church in Canada from 1951 to 1972, with the title of “Metropolitan of Winnipeg”. According to the memoirs of Metropolitan Evlogii (Georgievsky), “Though Orthodox by religious confession, Ohienko believed, however, that it is possible to commune with the Uniates.”

Thanks to the labors of Hilarion (Ohienko)—a historian of Ukrainian nationalist bent, political actor, philologist, and translator of the Bible into Ukrainian—the Ukrainian Orthodox Church of Canada reached its apogee.

He was ordained by the Metropolitan of Warsaw and All Poland Dionizy (Waledyński) to the dignity of Bishop of Kholm during the years of the Second World War—in 1940; but this was not for the German occupied Ukraine, but rather for the so called “General Government”, which was then a part of Poland under the control of the Third Reich.

—Was Metropolitan Hilarion (Ohienko) a canonical hierarch before coming to Canada?

Hilarion could be recognized as a quite canonical hierarch, if not for a number of circumstances. Of note, that in 1944, he was in Warsaw together with the autocephalites of Sikorsky; having headed the Canadian Ukrainian “church”, Hilarion, like his predecessor Mstislav (Skrypnyk), was obliged to recognize the same self-sanctifying principles of the “church’s” creation based on the “canons” of 1921. No reordination of it’s graceless “priests” happened this time either.[14]

Some say, however, that Hilarion disguised the reordination of the self-sanctifiers in the guise of awarding them with the elevation to the dignity of “Archpriest”: i.e. they knelt before the throne, he recited the prayers for laying of hands (ordination to priesthood)[15], proclaimed axios, and presented some form of award.[16] But can such a thing be considered a grace-filled action?

As we see, there is every reason to consider the American and Canadian Ukrainian “Churches” to be equally effected by the metastases of self-sanctification, and therefore, without grace.

—And yet they were still received by the Patriarchate of Constantinople?

On April 1, 1990, the Ukrainian Greek Orthodox Church of Canada was accepted into the jurisdiction of the Ecumenical Patriarchate.. Having lost its schismatic independence, it took on a canonical status of a somewhat dubious character. It is difficult to speak of [them possessing] the fullness of grace, since they did not bring forth repentance for the sin of schism.


2. Consecration of Pascha breads in St. Andrew’s UOC Cathedral in Canada. A portrait of Petliura hangs in the church hall. 2. Consecration of Pascha breads in St. Andrew’s UOC Cathedral in Canada. A portrait of Petliura hangs in the church hall.

—Then the attention turned to the U.S. Ukrainians?

—Four years and eleven months later, on March 12, 1995, the Patriarchate of Constantinople accepted another North American group—the “Ukrainian Orthodox Church of the USA”, whose hierarchy was previously considered schismatic within the Orthodox world.

In 1996, parishes of the Ukrainian diaspora of Western Europe and other continents were joined in. And so, two non-canonical Ukrainian émigré groups were recruited [and summarily legitimized—Trans.] by Constantinople. We’ve come full circle as we see today, with the case of the “tomos of autocephaly” coming up to Kiev, and all relations with Constantinople have been suspended.

The Patriarchate of Constantinople, hastily receiving into it’s fold the former schismatics, did not require them to sign an Act, in which they unequivocally condemned the self-sanctifying “autocephaly” of Vasyl (Lypkivsky) in 1921, or that of Polycarp (Sikorskyi) in 1942, as well as all the contemporary schisms in Ukraine, with an indication that in Ukraine, they will recognize only the one canonical Ukrainian Orthodox Church.


100th anniversary of the Ukrainian Orthodox Church in the USA. Image from uocofusa.org. 100th anniversary of the Ukrainian Orthodox Church in the USA. Image from uocofusa.org.

Today we can see what this results in for the canonical Ukrainian Orthodox Church, and for all of world Orthodoxy.

—Your Eminence, what was the reaction of the Local Churches to those actions by Constantinople?

—Much time has passed… It’s not so easy to quickly recall those events. From the Orthodox Churches, at first, there was no reaction. They considered these acts of the Phanar to be an internal affair of Constantinople, and also of the Russian Church. I don’t know how the Patriarch of Constantinople informed the Primates of the Local Churches about these assemblies of his.

It seems that we learned about these events after some time, from news reports of North American Ukrainians. Later in Canada, a small chronology of these events was made known. Our Church entered into correspondence with the Phanar, trying to clarify all the circumstances and details of this foggy matter.

It is very similar to how a child vexes his parents and then runs crying to his grandmother so that she will feel sorry for him and shield him from all the consequences of his misconduct and naughtiness.

This culminated in the fact that the Russian Orthodox Church did not officially join into eucharistic communion with the formerly Ukrainian Church schismatic structures that became a part of the Patriarchate of Constantinople.

Soon followed the worst Estonian Crisis, when the Constantinople synod created with impunity its own parallel structures on the canonical territory of the Russian Church in violation of the canons. Then followed a cessation of Eucharistic communion with the Phanarites, with the aspiration of our hierarchy to heal not only our church but the entire universal (ecumenical) Orthodox Church, as the suffering of one member effects the condition of the entire body.[17]

Further in 1995, the Patriarch of Constantinople Bartholomew gave in writing a promise that the adopted communities would not “cooperate or have any contact with any other Ukrainian schismatic groups.” As we see today, this promise was a lie.


Fake Patriarch Philaret’s reception of a delegation of the UOC of Canada, headed by Metropolitan Yuri (Kalischuk) in February 2015. Apparently, plans for receiving the long-awaited tomos were already born then. Fake Patriarch Philaret’s reception of a delegation of the UOC of Canada, headed by Metropolitan Yuri (Kalischuk) in February 2015. Apparently, plans for receiving the long-awaited tomos were already born then.

—Your Eminence, the self-declared Ukrainian “orthodox churches” of the “Kiev Patriarchate” and the “Ukrainian Autocephalic Orthodox Church” [in Ukraine—Trans.] are supported exclusively by political, and often radical forces. What about in Canada?

In the life and actions of the Ukrainian Orthodox Church of Canada, a major role is played not by the bishops, but by a consistory, nearly half of which is comprised of laity, as well as secular nationalist organizations such as the “Ukrainian Canadian Union[18]” and the “Ukrainian Canadian Congress”,[19] upon whom the “bishops” and “parishes” are largely financially dependent.

It’s true that with the passing away of the old emigration, parishioners of the Ukrainian churches in the Americas are becoming more English-speaking and apolitical towards affairs in Ukraine. Their children, especially those who are in mixed marriages, who consider themselves one hundred percent Canadian and speak only English, are far from Ukraine, and they know almost nothing of the church life therein. True, they may know a few Ukrainian words relating mainly to the old Ukrainian cuisine and holidays (congratulatory greetings on “Ukrainian Christmas and Pascha”).

Unfortunately in Canada, Ukraine is most often remembered in connection with various political scandals, fights in parliament, reelections, corruption, Chernobyl; resurgent interest in Ukraine was caused by the previous Maidan revolution [2014].

—And how should one regard today the Ukrainian Orthodox Church of Canada and the USA, since they are formally considered canonical?

—As we see, they received a strange kind of canonicity: “canonicity obtained in an uncanonical way”: Canonicity without love, canonicity without truth, and canonicity carrying with it the legalization of the sin of schism without repentance! It’s pandering to schism! And the anathematized father of the main schism in Ukraine is very much hoping for the same condoning and pandering to these precedents, which will bring many problems to the Greek Patriarchate in many corners of the world.

Many of them are already experiencing these problems planted by the Patriarchate of Constantinople—not only Greeks, but all the Orthodox people of North America… And, well, we must remember that the prodigal son from the Gospel parable returned to his natural father, and not to some “kindly” good neighbor trying to appropriate what belongs to someone else. This is a kind of analogy to the robbery of children under a “children’s rights” system from the home of the Church, the family of Christ.

These church [schismatic] structures should be regarded as the synod of our Church resolved to regard them in its last emergency session. In the same way as we regarded these structures before. Now in this same way, this regard extends over the entire Constantinople Patriarchate. And not our church, but rather the politicking Phanarites is to blame for this.

—Your Eminence, what should an Orthodox believer of the Ukrainian Orthodox Church (Moscow Patriarchate) do if he is abroad and there won’t be any churches other than those of the Phanar?

These days, the prayerful commemoration of the Primate [of Constantinople] and [his] Hierarchs—guilty of anti-canonical actions—the concelebration of hierarchs and participation in common events was suspended. But in cases of extreme necessity[20], the laity and simple clergy—I think—can receive communion[21] and pray in the Ukrainian churches of Canada and the USA[22] during trips, pilgrimages, or family events (there are mixed families). But in such cases, it is best to take the blessing of your bishop or spiritual father. And remain faithful to our Mother Church, which spiritually gave birth to us in the mysteries, with maternal care for our spiritual growth! And also to pray for those who are against us to be brought to reason—those who are against the love of Christ, who think they were doing the right thing by forcefully capturing our churches in the early 1990s.

Our church calls upon us to do this! But to agree with schism, with lawlessness, means to become partners in the sin and crime.

From all these dangers, may the Lord save us by His grace!


Bishop Job (Smakouz) Bishop Job (Smakouz) —But still, Your Eminence, in your opinion--how should the faithful of the canonical Orthodox Church of Ukraine relate to what is happening?

—I will only recall the words spoken by our Primate—His Beatitude Metropolitan Onuphry

“If a man is bound hand and foot by sins, then no such tomos can help him. Because such a person is saved through repentance, through a personal podvig, and no one can do this for him.”

We should all do as our First Hierarch urges—focus on personal salvation, to pray and keep the purity of faith. This is our sacred task. Without condemning anyone, we must follow the path that leads a person directly to God. His Beatitude also said:

“The Holy Orthodox Church together with its people lived through the stormy years of wars and hardships, persecution and starvation. Orthodox Ukrainians witnessed the firmness of the Christian spirit. The example of our countrymen, our predecessors, who endured these trials with dignity inspires us to be courageous at this very hour.”

And there is nothing more to add.

Sergei Geruk
spoke with Bishop Job (Smakouz)
Translation by Matfey Shaheen

Pravoslavie.ru"

Montag, 1. Oktober 2018

Scripta manent? Der Kampf um die Ukraine

Es scheint ein regelrechter Kampf um die Orthodoxen der Ukraine zu geben. Konstantinopel ist in einer maximalen Verteidigungshaltung. Die Argumente sind oft widersprüchlich bis absolut fehlerhaft. Das Beharren auf den kirchlichen Regeln und den "canones" wirkt ebensowenig gerechtfertigt, wie das Ignorieren der ukrainischen orthodoxen Kirche mit ihrem Primas, Metropolit Onufrij, an der Spitze. Es wurde gar darauf verwiesen, dass es bleibende Dokumente eines Separationswillens der Ukrainer gibt - Bitten um die Autokephalie des ukrainischen Episkopats von 1991/1992, allerdings an die Mutter in Moskau! - und dass der momentane Patriarch in Istanbul schon ohne Erlaubnis in die Ukraine reisen konnte: "scripta manent", Schriftliches bleibt. Leider passieren Konstantinopel zu viele Fehler in seiner historischen Analyse. Die größte Schwierigkeit wird sein, dass eine Kirche nicht auf Antipathie gegründet werden kann. Gerade das geschieht scheinbar in der Ukraine und gerade das ist ein erdrückendes Zeichen dafür, dass andere Kräfte am Werk sind, denen es nicht um das Reich Gottes gehen wird. Dass in europäischen Ländern mittlerweile schon orthodoxe Christen in der Trennung von ihren Gemeinden leben aufgrund der Spannungen zwischen Konstantinopel und Moskau, das sind Früchte, die ein Baum nicht tragen sollte, so er denn in Christus verwurzelt ist. Das bloße Gesetz ist für die Christen niemals eine Option: es kann nur den Neuen Bund geben, dessen Grundlage das Neue Gebot - Joh 13,34 -, und nur dieses, ist: Scripta manent!!!

Donnerstag, 20. September 2018

Griechisch-orthodoxe Metropolie in Deutschland - eine Wortmeldung von Metropolit Augustinus

Mit einiger Erschütterung liest sich der letzte Satz der Stellungnahme des Metropoliten Augustinus von Deutschland. Er zitiert dort H. Wehner: "Wer rausgeht, muß auch wieder reinkommen!" mit Blick auf die Folgen der Entsendung von zwei Bischöfen in die Ukraine. Es ist das eine erstaunliche Trivialisierung der gravierenden Folgen einer Entscheidung, die sicherlich alles andere als unkompliziert zu nennen ist. Beide Patriarchate, Moskau und Konstantinopel, dürfen von Fakten ausgehen, die im Raum stehen. Wer von beiden vor Gott aufrichtiger handelt, das darf man getrost Seiner Weisheit überlassen. Erstaunlich ist hingegen die menschlich und christlich-orthodox recht fragwürdige Haltung, die Konstantinopel einzunehmen scheint. Möge es den Christen vergönnt sein, das Evangelium im Leben umzusetzen, ohne politisch korrekt und kanonisch einwandfrei dastehen zu müssen. Eine Verweisung zur Stellungnahme auf der Seite der griechischen Metropolie...

Mittwoch, 19. September 2018

Metropolit Onuphrius von Kiev zur Entsendung von zwei Exarchen des Patriarchats von Konstantinopel

Ein Wort mit englischen Untertiteln des Metropoliten von Kiev und der ganzen Ukraine zu den gegenwärtigen Problemen zwischen Moskau/Ukraine und Konstantinopel:

Montag, 17. September 2018

Theologie oder Politik - Konstantinopel vs. Ukraine?

Das Denkmal für den hl. Vladimir in Kiev - historische Ansicht (aus Wikipedia)

Wer immer sich in den letzten Tagen einige internationale Meldungen zur Frage der ukrainischen Autokephalie zu Gemüte führen wollte, stieß unwiderruflich auf einige Kernaussagen: Es stehen viele Jahreszahlen im Raum, die für oder gegen eine Einmischung Konstantinopels in dieser Angelegenheit sprechen. Es stehen auch kirchendiplomatische Aussagen im Raum, die entweder zu Konstantinopels oder zu Moskaus Gunsten ausgelegt werden können. Es steht eben auch die Frage nach dem "zweiten" (Konstantinopel) und "dritten" (Moskau) Rom im Raum. Und dann steht eine weitere Frage im Raum, die wenig Beachtung findet: Warum sieht sich das Patriarchat von Konstantinopel als Oberhaupt "inter pares" der orthodoxen Patriarchate? Warum sieht es sich als ältestes Patriarchat mit jurisdiktioneller Autorität? Das hängt eng mit der Frage zusammen, warum Rom dieses Vorrecht der Ersten Stadt verloren hat: Kaiser und Orthodoxie sind dahin. Doch warum fordert dann Konstantinopel als Zweite Kaiserstadt dann noch Vorrechte ein, wo auch dort ein byzantinischer Kaiser schon lange nicht mehr existiert? Es sind das schwierige Fragen, die eng mit der Identität zusammenhängen, der man verbunden ist. Schließlich steht noch eine viel wichtigere Frage im Raum, die der Metropolit von Diokleia, Kallistos, ausgeworfen haben soll: Warum wird die Eucharistie zum Politikum? Warum wird sie instrumentalisiert? Warum hängt die Kirchengemeinschaft nicht mehr an dogmatischen Fragen, sondern an (kirchen-)politisch motivierten?
Eine Antwort ist zwar nicht einfach, doch zumindest kann sie versucht werden: Das Eingreifen Konstantinopels in der Ukraine hat sehr wohl dogmatische Konsequenzen! Einzig dieser Hintergrund rechtfertigt die harsche Entgegnung der Bischöfe des Moskauer Patriarchats. Die Ekklesiologie - also, sehr vereinfachend, die Verortung der Kirche als Leib Christi -, für die die Ortskirche der Ukraine einsteht, sieht nicht zuallererst die historischen Entwicklungen und richtige oder falsche Positionierungen innerhalb der kanonischen Gegebenheiten. Sie sieht vor allem die kirchliche Realität heute mit ihren unglaublich komplizierten Verschachtelungen, die zumeist eine Folge ambitionierter Selbstüberschätzung sind. Es wäre vermessen, einen Stein auf den einen oder den anderen zu werfen: die vielen Parteien haben ihre guten Gründe, die momentane Extremsituation noch zu forcieren. Genau das ist hingegen ein recht sicheres Kennzeichen dafür, dass man sich in Konstantinopel nicht bewußt ist, wie theologisch schmal der Grat sich erweist, auf dem man - guten oder weniger guten Gewissens - sich zu gehen entschlossen hat. Denn es geht nicht um russlandtreue oder ukrainetreue Patrioten, die kanonische Rechte einfordern. Es geht um das kostbarste, was die Orthodoxie mit Leben zu füllen hat, will sie nicht zur Religion verkommen: Wie kann die orthodoxe Kirche der Leib Christi sein und diese Geistesgabe verkörpern? Es gibt wenigstens einen Weg, der gangbar wäre: der echten Theologie im wahrsten Sinne des Wortes wieder zu glauben, und nicht der wortgewaltigen und imposanten. Die hat ihre Kraft längst eingebüßt, da sie Antworten gibt, wo das Lebenszeugnis gefragt wäre, und Fragen stellt, wo die Anbetung der einzige Zugang bleiben sollte. 

Donnerstag, 13. September 2018

Die Orthodoxie in der Ukraine - ein Wort des Metropoliten Emmanuel aus dem Jahr 2012

Aus einem Interview des Metropoliten Emmanuel von Frankreich aus dem Jahr 2012, noch zu Lebzeiten des damaligen Metropoliten Vladimir, dem der heutige Kiever Metropolit Onuphrij nachgefolgt ist:

"Die Ukraine gehört zum Leib der orthodoxen Kirche, weshalb das Patriarchat von Konstantinopel sich zu einer väterlichen Haltung im Hinblick auf die Kirche in der Ukraine gedrängt fühlt. Als im Jahre 2008 Patriarch Bartholomäus nach Kiev kam, wo er mit dem verstorbenen Patriarchen Alexij II. konzelebrierte, war es sein einziger Wunsch, mitzuwirken am Wiedererstehen der Einheit in der orthodoxen Kirche der Ukraine.
Um dieses Ergebnis zu erreichen, gibt es nur einen einzigen Weg, eine einzige Vorgehensweise: die Rückkehr der getrennten [Gläubigen] in den Schoß der orthodoxen Kirche, deren Primas Metropolit Vladimir ist.

Wir glauben, dass die Personalität und das Wirken von Metropolit Vladimir während der vergangenen zwanzig Jahre der wesentliche Stabilitätsfaktor der kirchlichen Lebens in der Ukraine waren und bleiben. Die Fortsetzung des Dialogs ist unerlässlich, um nicht noch mehr schismatische Gruppierungen und Gemeinden entstehen zu lassen. Wir können nicht zulassen, dass sich die Orthodoxen sich von ihrem Glauben entfernen und sich den Unierten oder anderen Gruppen anschließen. Kiev ist die Mutter der Christenheit in den slavischen Ländern und Rußlands."


(franz. Übersetzung des ukrainischen Interviews)
 

Freitag, 7. September 2018

Konstantinopel, Ukraine, Rußland? oder doch Orthodoxie?

Momentan jagt eine wohlformulierte Rede, eine gut recherchierte Studie die andere. Es geht um die Frage, was in der Ukraine mit der orthodoxen Kirche vor Ort geschehen kann. Denn klar dürfte eines sein: es gibt nur eine einzige orthodoxe Kirche in der Ukraine, nämlich die von allen anerkannte unter Metropolit Onuphrios. Denn es würde schwierig sein, für die beiden anderen Konstrukte (die autokephale ukrainische Kirche und das sogenannte Kiever Patriarchat) eine ebenso saubere Definition im kirchenrechtlichen Sinne zu finden, wie sie für die Metropolie von Kiev innerhalb des Moskauer Patriarchates existiert. Die Schwierigkeit liegt wohl vor allem in der Art und Weise des Herangehens. Konstantinopel möchte handeln, da es die Schwierigkeiten vor Ort in der Ukraine sieht und sich zuständig fühlt. Moskau fühlt sich betroffen, da seine Gemeinden unmittelbar Gefahr laufen, politischen Machtambitionen zum Opfer zu fallen. Was jedoch spielt sich ab in den Köpfen? Ein Begriff wird immer wieder genannt: die Autokephalie. Es handelt sich um einen Fachterminus, der eine geistliche Wirklichkeit umschreiben könnte, wenn man das denn zulassen wollte. Übersetzt bedeutet es soviel wie: "mit einem selbständigen [Ober-]Haupt ausgestattet". Neben die Fragen, wer denn zuständig ist für die Metropole von Kiev, tritt eine andere: Wer ist das Oberhaupt? Die orthodoxe Antwort müßte lauten: der Herr Jesus Christus. In einer "autokephalen" orthodoxen Kirche sollte das außer Zweifel stehen! Wer dort selbständig agieren kann, ist eine lebendige Ikone des Erlösers, von dem er Titel und Handlungsfreiheit erhält. Alle Fragen rund um die schwierigen Themen, wer "Mutter" und wer "Delegierte" ist, konzentrieren sich auf die einzig wichtige Frage: Wen erkenne ich als das einzige Haupt und den einzigen Erlöser der Kirche an. Die verletzte Eitelkeit wird sich nicht mehr narbenlos regenerieren können, auch das Hin und Her im Laufe von Jahrhunderten kann unmöglich wissenschaftlich befriedigend entwirrt werden. Einzig der Blick auf die wirklich wichtige Frage könnte die Lösung bringen: Worauf liegt der Segen Gottes. Sicherlich nicht in der Spaltung und in einer weiteren Verhärtung oder Verletzung. Die letzten hundert Jahre waren grausam genug und haben gewaltige menschliche Katastrophen hervorgebracht. Man konnte all das in Segen verwandeln, da es für den christlichen Weg keine Sackgassen gibt. Es wird sich zeigen, welche "Partei" in diesem durchaus auch politisch motivierten Entscheidungsprozess orthodox handelt, das heißt: Gott allein die Ehre gibt zum Wohl aller Beteiligten, und nicht zur Befriedigung gewisser Kanones oder Vorrechte.

Montag, 20. August 2018

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden - XIV

Aus der 37. Rede:

7. Wer wünscht sich nicht, dass sein Denken frei von Kummer sei? Das Denken kann nicht in der Demut bleiben, wenn es nicht auch Schläge hinnimmt, und es kann sich nicht in aller Reinheit dem Gebet hingeben ohne die Demut. Wenn ein Mensch beginnt, aus seinen Gedanken all das zu entfernen, was ihm Sorge bereitet, kommt der Gesit des Stolzes zu ihm.  Wenn der Mensch sich an diesen Geist hängt, dann entfernt sich von ihm der Engel der Vorsehung, der bei ihm war und ihm die Sorge um die Gerechtigkeit eingab. Wenn er also dergestalt den Engel beleidigt hat und dieser sich entfernt hat, kommt der "Ganz Fremde" [Teufel]. Von nun an findet dieser Mensch in sich keinerlei Sorge mehr um die Gerechtigkeit.



Übers. nach: Saint Isaac le Syrien. Discours ascétiques... Trad. ... par le R. P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006, S. 271.

Montag, 6. August 2018

Auferstehungsfest im Sommer - Verklärung des Herrn

Berg Tabor - Verklärungskirche - Mosaik in der Apsis

"Gott vor allen Weltenzeiten, Wort, das sich in Licht gehüllt wie in ein Gewand, Deine Gestalt ward vor Deinen Jüngern gewandelt, und hat, Logos, heller als die Sonne gestrahlt. Mose aber und Elias standen Dir zu Seite und verkündeten so, dass Du wahrhaftig der Herr der Toten und Lebenden bist. Sie priesen Dein unaussprechliches Heilswerk, Dein Erbarmen und Deine große Herablassung, in der Du die Welt, die durch die Sünde ward verloren, erlöst hast." (Vers zu den Laudes-Psalmen im Morgengottesdienst, 4. Ton)
Das Verklärungsfest ist ein sommerliches Ostern, so heißt es. Die gottesdienstlichen Texte stellen tatsächlich immer wieder eine Verbindung her zur Auferstehung, die so eng verknüpft ist mit dieser Gottesoffenbarung. Es erscheint da wie ein Glücksfall, dass sich zwei große Festtage im August treffen: zuerst die Verklärung Christi, die wir bis zum 13. August feiern dürfen, und dann die Entschlafung der Gottesmutter, deren Feier wir am 14. August beginnen. Das ist wie eine Bestätigung der Verheißung, dass "das Reich Gottes schon mitten unter uns ist". Und die Propheten Moses und Elias sind Zeugen für den Neuen Bund, für die Auflösung der Bilder des Alten Bundes und für die Gnade.  

Montag, 8. Januar 2018

P. Placide Deseille in memoriam

Am 7. Dezember 2018 ist P. Placide Deseille im Alter von 91 Jahren zum Herrn heimgegangen. 1926 im französischen Issy-les-Moulineaux geboren und 1942 in die Zisterzienserabtei Bellefontaine in Frankreich eingetreten, hat er bis ins hohe Alter mit großem Engagement und Aufrichtigkeit als orthodoxer Christ publizistisch gewirkt: Damit ist nur ungenügend in Worte gefasst, was das Leben von P. Placide Deseille auszeichnet. Als Mönch - zuerst als Zisterzienser, dann als orthodoxer Mönch in Frankreich - war er auf der Suche nach den Quellen, aus denen sein Leben schöpfen darf. Er hat diese Quelle gefunden als ein in Christus Getaufter. Eine große Hilfe waren ihm die hl. Väter, in deren Fußstapfen er seinen Weg gehen wollte. Als Gründer der Reihe "Spiritualité orientale" der Éditions de Bellefontaine konnte er vielen Menschen zugänglich machen, was für ihn selber so wichtig war: aus dem Schatz der Erfahrung vieler Generationen schöpfen zu können. Seine vielen Übersetzungen und Vorträge haben den französischsprachigen Menschen Schätze eröffnet, die weit über die engen konfessionellen Grenzen ausstrahlen dürfen. Als Übersetzer des hl. Isaak des Syrers, des hl. Johannes Climacus, der wichtigsten liturgischen Bücher des orthodoxen Gottesdienstes u.v.m. wurde er nicht nur den vielen Menschen ein geistlicher Vater, die ihn aufsuchen und um Rat fragen konnten, sondern auch den noch viel zahlreicheren, die aus den Büchern und Aufzeichnungen Hilfe und Trost für ihr Leben ziehen dürfen. P. Placide hat niemals vergessen, dass es sein Leben als Zisterzienser war, das ihn vorbereiten durfte auf sein späteres Leben. Bis in die letzten Veröffentlichungen hinein zieht sich ein roter Faden der Dankbarkeit für das, was er von Kindesbeinen an durch seine Familie und seine Klostergemeinschaft in Bellefontaine erhalten hat. Schon früh - in den 1950er Jahren - durfte er P. Cyprien Kern am Theologischen Institut St Serge (Paris) immer wieder aufsuchen, um als Lehrer der Theologie in Bellefontaine der Vätertheologie den ihr gebührenden Platz einräumen zu können. Nachdem er 1978 Mönch des Athosklosters Simonos Petra und wenig später Abt des neu gegründeten Klosters St Antoine le Grand in Frankreich wurde, hat er seine Gaben nur noch intensiver einsetzen können, ohne dass seine Mitarbeit in Bellefontaine auf Eis gelegt wurde. P. Placide ist nicht orthodox geworden, weil ihm an Folklore lag. Genausowenig wäre er sicherlich zum kath. Traditionalisten geworden, nur weil ihm eine gewisse Stillosigkeit nicht lag und das Alte immer auch das Bessere zu sein scheint. P. Placide wußte um die Gefahren der Oberflächlichkeit. Seine Orthodoxie ist katholisch im besten und kühnsten Sinne des Wortes. Daher braucht sie nicht jedem nach dem Mund zu reden und bleibt fest verwurzelt in der Lehre der Kirche, ohne dass sie unbarmherzig sein muss.
In seligem Gedenken schenke, o Herr, die ewige Ruhe Deinem entschlafenen Knecht, dem Priestermönch Placide!