Mittwoch, 20. April 2022

Sünder und Verräter - die Buhlerin und Judas

 "O Unseligkeit des Judas! Er sah, wie die Buhlerin die Füße küsste, und ersann hinterlistig den Kuss des Verrats. Sie löste die Haare, er aber war gebunden durch Zorn und trug statt des Myrons die übelriechende Bosheit; denn der Hass wusste nicht, das Zuträgliche zu schätzen. O Unseligkeit des Judas! Von ihr erlöse, o Gott, unsere Seelen." (4. Stichire zu den Lobpsalmen im Morgengottesdienst des Großen Mittwochs im 1. Ton)

Die Geschicke der Welt bilden in diesen heiligen Tagen vollumfänglich ab, was sich viele Male ereignet hat seit jenen Tagen in Judäa, als der Erlöser freiwillig Leid, Kreuz und Tod auf sich nahm: Immer wieder verraten und kreuzigen wir den Erlöser, weil wir immer wieder auf die Bosheit des Bösen hereinfallen. Es kommt in die Welt unter der Maske der Intelligenz und des Richtigen. Beides stinkt zum Himmel, doch wir sehen oft nur die äußere Hülle, die das übelriechende Verderben (oft nur mit Mühe!) zu kaschieren weiß. Seit Wochen wütet der Hass auch innerhalb der Kirchen. Ganze Gemeinden werden verwirrt und straucheln, lehnen sich auf gegen ihresgleichen, während der Böse frohlockt. Nicht fehlbare Menschen sollten das Ziel unserer Kämpfe sein, sondern die Barbarei des Bösen. Der Hass verliert den Boden unter den Füßen und verstrickt sich in Widersprüche, vor denen wir eindringlich gewarnt sind: "Steht fest im Guten!"

Erschüttert liest man vom vehementen Widerspruch des griechisch-katholischen Großerzbischofs von Kiew: "Zuerst müssen wir aufhören uns zu töten, dann können wir über nächste Schritte sprechen." Übers. nicht verifiziert, Quelle zdf heute) Solche Aussagen könnten durchaus wie eine komplette Verdrehung der christlichen Botschaft erscheinen, die in diesen heiligen Tagen mit großem Nachdruck verkündet wird: Allem Leiden, aller Ungerechtigkeit, aller verdorbenen Verlogenheit setzt Christus und mit ihm der Christ immer direkt und zuerst die Vergebung entgegen, nicht ein verhandelbares "aber nur, wenn ...". 

Immer wieder drängt sich bei den Worten des kath. Repräsentanten der Unierten in der Ukraine der Gedanke auf: Und wenn Russland, und wenn Putin, und wenn unser Patriarch doch irgendwie richtiger gehandelt haben, als es uns in diesem bewußt herbeigeführten Gewirr scheinen wollte? Wenn der Mensch in der Ukraine noch weniger zählt, als es einem sowieso schon scheinen mag, da wirtschaftliche Interessen nur allzu offenkundig alle Grausamkeiten der Welt zu rechtfertigen scheinen, und das nicht erst seit Februar?

Es ist der verdrehte Schein, der schon Judas zum schlechten Spiegelbild der Sünderin machte. Im Falle von Jesu Verrat wurde das Myron zur Parfüm der vergebenen Sünden, der Hass des Judas, aus Neid und scheinbarer Ohnmacht geboren, zur stinkenden Offenbarung verratener Liebe. Sie hätte hingegen auch dann noch alles erwarten dürfen, und gerade erst recht die Vergebung. Aus verratener und verlogener Liebe wäre die gereinigte Liebe im Licht der Auferstehung geworden, die uns Menschen immer angeboten ist.  

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