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Montag, 8. Januar 2018

P. Placide Deseille in memoriam

Am 7. Dezember 2018 ist P. Placide Deseille im Alter von 91 Jahren zum Herrn heimgegangen. 1926 im französischen Issy-les-Moulineaux geboren und 1942 in die Zisterzienserabtei Bellefontaine in Frankreich eingetreten, hat er bis ins hohe Alter mit großem Engagement und Aufrichtigkeit als orthodoxer Christ publizistisch gewirkt: Damit ist nur ungenügend in Worte gefasst, was das Leben von P. Placide Deseille auszeichnet. Als Mönch - zuerst als Zisterzienser, dann als orthodoxer Mönch in Frankreich - war er auf der Suche nach den Quellen, aus denen sein Leben schöpfen darf. Er hat diese Quelle gefunden als ein in Christus Getaufter. Eine große Hilfe waren ihm die hl. Väter, in deren Fußstapfen er seinen Weg gehen wollte. Als Gründer der Reihe "Spiritualité orientale" der Éditions de Bellefontaine konnte er vielen Menschen zugänglich machen, was für ihn selber so wichtig war: aus dem Schatz der Erfahrung vieler Generationen schöpfen zu können. Seine vielen Übersetzungen und Vorträge haben den französischsprachigen Menschen Schätze eröffnet, die weit über die engen konfessionellen Grenzen ausstrahlen dürfen. Als Übersetzer des hl. Isaak des Syrers, des hl. Johannes Climacus, der wichtigsten liturgischen Bücher des orthodoxen Gottesdienstes u.v.m. wurde er nicht nur den vielen Menschen ein geistlicher Vater, die ihn aufsuchen und um Rat fragen konnten, sondern auch den noch viel zahlreicheren, die aus den Büchern und Aufzeichnungen Hilfe und Trost für ihr Leben ziehen dürfen. P. Placide hat niemals vergessen, dass es sein Leben als Zisterzienser war, das ihn vorbereiten durfte auf sein späteres Leben. Bis in die letzten Veröffentlichungen hinein zieht sich ein roter Faden der Dankbarkeit für das, was er von Kindesbeinen an durch seine Familie und seine Klostergemeinschaft in Bellefontaine erhalten hat. Schon früh - in den 1950er Jahren - durfte er P. Cyprien Kern am Theologischen Institut St Serge (Paris) immer wieder aufsuchen, um als Lehrer der Theologie in Bellefontaine der Vätertheologie den ihr gebührenden Platz einräumen zu können. Nachdem er 1978 Mönch des Athosklosters Simonos Petra und wenig später Abt des neu gegründeten Klosters St Antoine le Grand in Frankreich wurde, hat er seine Gaben nur noch intensiver einsetzen können, ohne dass seine Mitarbeit in Bellefontaine auf Eis gelegt wurde. P. Placide ist nicht orthodox geworden, weil ihm an Folklore lag. Genausowenig wäre er sicherlich zum kath. Traditionalisten geworden, nur weil ihm eine gewisse Stillosigkeit nicht lag und das Alte immer auch das Bessere zu sein scheint. P. Placide wußte um die Gefahren der Oberflächlichkeit. Seine Orthodoxie ist katholisch im besten und kühnsten Sinne des Wortes. Daher braucht sie nicht jedem nach dem Mund zu reden und bleibt fest verwurzelt in der Lehre der Kirche, ohne dass sie unbarmherzig sein muss.
In seligem Gedenken schenke, o Herr, die ewige Ruhe Deinem entschlafenen Knecht, dem Priestermönch Placide!      

Montag, 23. November 2015

Ein Heiliger als Brückenbauer zwischen Ost und West - der hl. Liborius, Bischof von Le Mans

Zugegebenermaßen etwas "zwischen den Jahren", aber zu berührend, um bis zu den nächsten Gedenktagen des hl. Liborius (23. Juli / 25. Oktober) in der Warteschleife auszuharren. Vater Paissios vom Kloster Maria Schutz in Weiden, Österreich, hat den Paderborner Schutzheiligen und französischen Bischof des 4. Jahrhunderts zum Schutzpatron des neuen orthodoxen Klosters erwählt, neben der Gottesgebärerin und dem hl. Paissios. Über die Gründe dieser Wahl eines relativ unbekannten Heiligen spricht er im folgenden Video - berührend und hoffnungsvoll.
"Wir preisen Dich hoch, heiliger Vater Liborius, und verehren Dein heiliges Gedenken. Denn Du bittest für uns Christus, unseren Gott."

Donnerstag, 7. Mai 2015

Hl. Nil von der Sora


Kondak am Fest des hl. Nil (7./20. Mai):
In aller Geduld die weltliche Gesinnung und eitle Gewohnheit der Brüder ertragend,
bist du, o heiliger Vater, zum Schweigen und zur Stille in der Einsamkeit gelangt.
Dort dich im Wachen und Fasten, im unablässigen Gebet, in Mühe und Entsagung übend,
hast du durch deine Lehren uns gewiesen,
wie man auf rechtem Pfade zum Herrn und Heiland hin wandelt.
Darum, allseliger Nil, ehren und preisen wir dich.

Montag, 27. April 2015

Der Heilige Berg Athos - mittlerweile historische Filmaufnahmen


Dankenswerterweise verweist die Seite "Russkij Afon" auf diese Aufnahme - und hält einige Informationen über die russischen Niederlassungen auf dem Athos bereit!

Montag, 20. April 2015

Saint Silouane in St-Mars-de-Locquenay, Frankreich

Blick auf Küche, Speisesaal und Kirche des Klosters Saint Silouane bei Le Mans
Das Kloster Saint Silouane bei Le Mans ist als französische Tochter des englischen Klosters St John the Baptist in Essex gegründet worden, allerdings innerhalb des Erzbistums der Russ.-Orth. Gemeinden in Westeuropa mit Sitz in Paris.
Archimandrit Sophronij und der hl. Siluan vom Athos
Archimandrit Sophronij (Sacharov), der Biograph, Vertraute und Schüler des hl. Siluan vom Athos, hatte die Gemeinschaft von St. John the Baptist nach dem 2. Weltkrieg (1959) auf einem Landgut gegründet. Sie besteht aus zwei Kommunitäten, einer weiblichen und einer männlichen, die zusammen die Klostergemeinde bilden. Ähnlich ist es in Saint Silouane: Diese Gemeinde wurde mit dem Segen von Archimandrit Sophronij 1990 gegründet; in ihr leben Männer und Frauen in verschiedenen Gebäuden und führen ein klösterliches Leben, das sich in seiner Einfachheit am geistlichen Weg von Vater Sophronij orientiert. Seine monastische Prägung erhielt er auf dem Hl. Berg Athos und durch sein Leben als Einsiedler. Seine Erfahrungen und Ratschläge hat er seinen vielen geistlichen Kindern hinterlassen; von ihnen lassen sich die monastischen Gemeinschaften von St John the Baptist und Saint Silouane.in ihrem Klosterleben in Nachfolge Christi leiten.
Bauarbeiten an der Kirche
Der kleine Hof in der historischen Landschaft "Maine" war eine Ruine, als die wenigen Männer und Frauen um Vater Syméon Cossec dort das Kloster einrichteten. Nach 25 Jahren intensiver Aufbauarbeit sind nicht nur die ehemaligen Landwirtschaftsgebäude renoviert und adaptiert worden; das Kloster kann Gäste aufnehmen und an seine Kirche wird zur Zeit eine Apsis und ein Sakristeiraum angebaut. Dadurch soll in Zukunft die Zelebration der klösterlichen Gottesdienste besser gewährleistet werden, da die Kirche zudem bislang fensterlos war. Die Gemeinschaft zählt gegenwärtig etwa 15 Männer und Frauen, die dort das monastische Leben führen.

Sonntag, 15. März 2015

Was macht den Mönch aus?


"Ein Mönch sollte so etwas wie die Mensch gewordene Liebe sein. Nach ihr dürstet die Welt - nach dieser Liebe, die vergibt, die geduldig ist, die zartfühlend zu sein versteht."
P. Seraphim, Kloster Valaam

"Wer aber im ... Glauben voranschreitet, dem weitet sich das Herz, und mit der unsagbaren Freude der Liebe eilt er voran auf dem Weg der Gebote Gottes."
Hl. Benedikt von Nursia, Mönchsregel, Vorwort, Vers 49.

Montag, 26. Januar 2015

Reform, aus den Quellen gespeist - Cîteaux

Die Zisterzienser, vor allem ihr Ur-, Haupt- und Mutterkloster in Cîteaux, feiern heute ihre drei Gründerväter. Obwohl erst gegen Ende des 11. Jahrhunderts in Angriff genommen, ist es erstaunlich, wie wenig sich die damaligen kirchenpolitischen Theologisierereien auf die zisterziensische Reform ausgewirkt haben. Es gab die Gegebenheiten der politischen Korrektheiten, wie heute auch. Aber es gab eben auch noch die Kontinuität der gelebten Glaubenswahrheiten. Die damalige Zeit war mehrere Jahrhunderte entfernt von den letzten wirklich ökumenischen Konzilien. Das Unverständnis gegenüber einem andersgearteten Glaubenslebens war gewachsen. Bereichernde Verschiedenheit und Vielfalt gehören bis heute nicht zu den einfach zu akzeptierenden Kulturgütern.

Donnerstag, 8. Mai 2014

Hl. Nil von der Sora

Am 7. Mai ist der Festtag des hl. Nil von der Sora, des russischen Mönchsvaters, der als Gegenpol der kraftvolleren Mönchsbewegung um den hl. Joseph von Volokolamsk gelten kann. Der geistliche Antrieb des hl. Nil ist die Sehnsucht nach Freiheit - daher auch sein Bemühen um die Befreiung von allem, was hinderlich sein könnte auf dem mönchischen Weg. Es ist die Freiheit einer Gemeinschaft von Mönchen, die als Einzelne die persönliche Beziehung zu Gott intensiv pflegen möchten, indem sie einsam und arm leben. Ihre Lebensregel ist eher schlicht, ohne tägliche gemeinsame Gottesdienste, wie sie in einem Großkloster gefeiert werden. Die "Skite" des hl. Nil sollte ein Ort des Friedens und der Ruhe sein, um die Liebesbeziehung zwischen Gott und Mensch pflegen zu können. Ein Festgesang zum Fest des hl. Nil lautet daher:
"Geduldig hast du den weltlichen Lebenswandel deiner Brüder ertragen. Du hast dich in das Schweigen der Wüste zurückgezogen, heiliger Vater, um dort durch Fasten, Nachtwachen und unablässiges Gebet die Arbeit der Askese zu erfüllen. Du hast uns durch deine Lehre die rechten Wege gezeigt, die wir gehen müssen, um zum Herrn zu gelangen. Daher verehren wir dich, wahrhaft seliger Nil!" 

Dienstag, 4. Februar 2014

Valaam...


Heute über den unermüdlichen "moinillon" entdeckt - vielleicht als Widerschein des Lichts der Darstellung des Herr, leider nur in Russisch und Französisch.:  

Samstag, 21. Dezember 2013

Baldige Kanonisation hl. Athoniten

An mehreren Orten im Netz - so etwa HIER - tauchen offiziöse Informationen darüber auf, dass in Kürze einige bekannte Athos-Mönche kanonisiert werden: Zuerst betrifft das V. Paissios, wenig später schließlich die Väter Amphilochios (von Patmos), Sophrony (Schüler des hl. Siluan und Gründer verschiedener Klostergemeinden) und Ephräm (von Katunakia). Die Kanonisation von V. Joseph, dem Hesychasten, wird ebenfalls erwartet.

Montag, 21. Oktober 2013

Campus Galli zwischen Mittelalter und Moderne


Das Projekt "Campus Galli - karolingische Klosterstadt Meßkirch" gehört zu den eher anspruchsvollen Baustellen in Deutschland. Nicht nur, dass die Baustelle an sich selber einige Ansprüche stellt; anspruchsvoll ist durchaus auch der Besuch der Baustelle des Campus Galli und - man wagt es kaum zu sagen - ihre Einordnung in die gängigen Schemata einer Mittelalterbaustelle mit experimentalarchäologischem Zug. Für die monastische Szene allerdings bleibt Sprengstoff genug übrig. Hingegen ziemt es sich sehr wohl, zu entsprechenden Waffen zu greifen und nicht gleich alles in die Luft zu jagen, weil einem dies und das nicht in den Kram passt. Dementsprechend läßt sich der kulturell einigermaßen auf der Höhe sich Bewegende als angemessene Waffe im Kampf um rechte Erkenntnis eine gehörige Portion Weitsicht reichen. Der Gast auf dem "Campus Galli" kann nicht mit makelloser Mittelalterkulisse gefüttert werden, wenn es nicht auch gestattet ist, die Grenzen einer solchen Baustelle aufzugezeigen. Die exakte Perfektion verfehlt ihren Sinn, wenn hinter ihr Klamauk und Gemeinplatz, Klischee und Realitätferne grüßen lassen. Für das Mönchtum hält das Projekt einen ärgerlichen Stachel bereit, da "Campus Galli" - wenn den Medien zu trauen ist - dem Kommerzialisierungswahn standhalten konnte. Der "Stachel" selbst allerdings ist vielmehr das große Potenzial, dass zu heben sein wird. Neben endlosen Diskussionen um geltende Gesetze oder Authentiziätsansprüche dieser oder jener Gruppierung steht nämlich der eigentliche und segensreiche Ansatz des Projekts: Als Klosterbaustelle mit größtmöglicher (und daher natürlich menschlicherseits fehlerbehafteter) Authentizität bzgl. der Arbeitsmethoden kann der Gast (,"der dem Kloster nie fehlen sollte" [Regula s. Benedicti],) vielleicht doch eintauchen in 1200 Jahre Kultur - mag sie nun spezifisch christlich oder nur christlich geprägt sein. Der "Stachel" bohrt, denn hier liegt ein Potenzial beträchtlicher Größe verborgen, dessen Hebung den Gästen und den Beteiligten nur anzuraten ist. Das allerdings wird schon eine große Aufgabe sein - neben der Lösung von mehr oder weniger kleinen Problemen und Zwistigkeiten, von denen - auch hier wieder - die Medien berichten können.

Samstag, 19. Oktober 2013

Mönch...

"Vom ersten Augenblick eines neuen Tages an riskiert der Mönch bedingungslos sein Leben bis zum letzten Tag, seine Schritte setzt er in die Fußstapfen Christi, damit die Liebe über das Böse siegt und das Leben über den Tod."
Eine treffende Beschreibung für den christliche Weg, meine ich. Ich habe sie auf der Internetseite einer unserer französischen Abteien gefunden (N.-D. de la Trappe) und meine, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken. Im Grunde reicht ein Satz, um diesen Gedanken fruchtbar zu machen: Wer sein Leben als Christ ernst nimmt, der riskiert sein Leben in jedem Augenblick um Christi und um seiner Mitmenschen willen. Und dann gelingt sein Leben, egal, ob er nun auf der untersten Stufe der Gesellschaft steht oder an einer herausragenden.

Samstag, 3. August 2013

P. Placide Deseille im Gespräch - auf Französisch

P. Placide Deseille (ehem. Bellefontaine / Frankreich, nunmehr Saint-Antoine-le-Grand (Metochion von Simonos Petra) antwortet französisch auf Fragen eines russischen Journalisten. Er reflektiert sein Mönchsleben, das er im Jahr 1942 als Zisterzienser in Bellefontaine begonnen hat, und nun als Mönch des Hl. Berges Athos in Frankreich weiterführt. Als Experte der Kirchen- und Mönchsväter hat er zahlreiche Schriften in französischer Übersetzung veröffentlicht. Als geistlicher Berater hilft er vielen Gläubigen und berät sie in geistlichen Fragen. P. Placide Deseille zeichnet ein lebendiges Bild der heutigen Situation der Christen in Frankreich - und hebt hervor, wie wichtig das christliche Zeugnis bleibt: HIER als Link das Video.
 

Mittwoch, 20. März 2013

P. Roman und ein Engel des Herrn - Zum Festtag des Heimgangs des hl. Benedikt

Hl. Benedikt (Montecassino). Bild: Wikimedia Commons / Annicari.
Wie jeder weiß, empfing der hl. Benedikt, dessen Festtag anlässlich seines Heimgangs in die Himmelsglorie mit dem Vespergottesdienst beginnt, das Mönchsgewand vom hl. Romanus. Man wird nicht aus dem Nichts heraus Mönch, sondern empfängt sein monastisches Handwerkszeug aus den Hände eines Älteren, der als geistlicher Vater den Neuankömmling gleichsam auf seine Schultern nimmt. Der zukünftige Mönch lebt gewissermaßen aus dem Saft jener Wurzeln, die ihn mit dem lebendigen Wasser verbinden, das der Herr selbst gibt.
Dass das monastische Leben nicht immer eindeutig und geordnet "wie geschmiert" läuft, kann sich dann auch unverhofft zeigen:
Ein gewisser Mönch, der das sprichwörtliche mittlere Alter schon hinter sich gelassen und den sein Abt in der Profess just "Romanus" genannt hatte, lebt in einem Kloster der Provinz relativ zufrieden und rechtschaffen. Dieser P. Roman gehört zu denen, die nach dem Aufbruch der 68er Jahre und einem fundierten Theologiestudium in die geregelten Bahnen von charismatischen Konservativen zurückgefunden haben. Seit Jahren kümmert er sich aufopfernd um die Bedürftigen und Verzweifelten, die in sein Kloster kommen, um dort aufzutanken oder einfach nur Hilfe zu erbitten. Tatsächlich leistet man dort echte christliche und großartige Arbeit - das zu wissen, ist wichtig, um den Fortgang der Geschichte richtig zu verstehen. P. Roman also ist eines Morgens nach den geistlichen Verrichtungen wie gewohnt vom Wohntrakt in sein Büro unterwegs, wo er allfälligen Schriftverkehr zu erledigen hat oder für Besucher erreichbar ist. Sonderbarerweise will ihm die Beantwortung der Briefe nicht gelingen und selbst nach einer Stunde verbissener Arbeit hat kein Anruf ihn ins Sprechzimmer zu einem Kranken oder Traurigen beordert. Es gibt diese Tage, an denen man nicht warm wird und eine leichte Verstimmung über sich selbst um sich greift. Deshalb steht P. Roman kurzerhand vom Schreibtisch auf, läßt die Tür dezent krachend und mit einem verschmitzten Lächeln (ob dieser Derbheit) ins Schloss fallen und geht ins benachbarte Städtchen hinunter, in dem er (zurecht) wohlgelitten ist. Aber immer noch nagt irgendetwas in ihm - bis er über einen Mann stolpert, der weder erlesen noch geschmacklos gekleidet ist und auf ihn zu warten scheint. P. Roman gehört zu den Menschen, die sofort den richtigen Draht zu ihrem Gegenüber finden. Deshalb hält man sich nicht lange mit Förmlichkeiten auf, sondern kommt direkt zur Sache: Jener Mann, der sich als Tim vorstellt, führt P. Roman in eine der Altstadtgassen und bleibt schließlich vor einem stattlichen, frisch renovierten Haus stehen. Ohne anzuschellen, öffnet er die Haustür und geht ins 2. Obergeschoss. P. Roman ist ein feinfühliger Mensch und merkt schnell, dass hier seine Anwesenheit gebraucht wird. Sein Begleiter Tim hat die Schlüssel zur Wohnung schon parat und schließt gerade die Tür auf, als P. Roman im etwas verschmitzt lächelnden Gesicht seines kurzzeitigen Weggefährten irgendeinen altbekannten Zug entdeckt, der ihn stutzig innehalten läßt. Tim schert sich nicht darum, sondern befördert P. Roman mit einem strahlenden Lächeln und einem nicht weniger ausstrahlenden Stoß in den Rücken in die Wohnung.
P. Roman erwartet hier keiner seiner geistliche Unterstützung suchenden Bekannten oder einer der vielen ratsuchenden Unbekannten. Er findet sich wieder in einer Art sauberem Flur mit hübschen Türen zu beiden Seiten. Ihm wird unbehaglich zumute, doch Tim führt in gnadenlos freundlich zur ersten Tür, die nach zaghaftem Anklopfen geöffnet wird. P. Roman steht vor einem seiner betagten Mitbrüder, der, als hochdekorierter Neutestamentler längst emeritiert, nunmehr für jeden in der Gemeinschaft ein offenes Ohr hat. Verdutzt beschleicht P. Roman das unangenehme Gefühl, dass Tims Ausflug mit ihm kein Zufall ist. Und beschämt sieht er im Lächeln seines Mitbruders, der ihn freundlich anblickt, die Qual der Einsamkeit. Und noch beschämter merkt er, dass ihm selbst das Herz schwer wird, als Tim ihn bei der Hand nimmt und zur nächsten Tür führt. Auch die wird geöffnet (allerdings ungestümer, als erwartet), und P. Roman blickt ins Gesicht eines der jungen Professmönche, den sie aus der Philosophiegeschichte aufgeschreckt haben. Das gleiche Unbehagen steigt in P. Roman auf, als Tim dem jungen Nachwuchsphilosophen die Hand auf die Schulter legt und P. Roman gleich darauf ansieht: Es braucht mehr als nur die höfliche und "regulare" Freundlichkeit unter Mitbrüdern, um zur Gemeinschaft zu werden, die dem hl. Benedikt wohl vorschwebt! Es braucht vor allem ungeteilte und echte Zuwendung, die mehr Zeit verschlingen kann, als alle harte Arbeit im herkömmlichen Weinberg des Herrn. P. Roman versteht und läßt sich nur widerwillig von Tim zur dritten Tür ziehen. Der klopft leise an und muß die Tür selbst öffnen, da der Bewohner kränklich ist - und schläft. Oft hat P. Roman geholfen, wenn die Kranken seiner Gemeinschaft zu versorgen waren. Trotz anderer Aufgaben war er immer ansprechbar, wenn jemand von den Krankenpflegern Hilfe brauchte. Trotzdem liest er in dem gutgelaunten Gesicht seines unbekannten Führers eine andere Realität, die sich ihm bisher - gut weggeschlossen - entzogen hatte. Er geht zu seinem schlafenden Mitbruder und ist auf einmal ebenfalls müde und erschöpft. Ihm fällt auf, wie wenig er gelernt hatte, als ihm die Parolen der geschwisterlichen Kirche um die Ohren geschlagen wurden. Er hatte sie richtig eingeordnet und versucht, das Evangelium tatsächlich zu leben. Aber er hatte den zweiten Schritt vor dem ersten getan. P. Roman hatte dort hart und gut gearbeitet, wo seine Zuwendung zu offensichtlich gebraucht wurde. Der intellektuelle Blick des Theologen P. Roman hatte versagt, als es um seine nächsten Nächsten ging: Die kommen nicht an die Klosterpforte, sondern versuchen sich in seine Agenda zu stehlen, indem sie ihn nach der Terz (vergeblich) im Kreuzgang abfangen möchten. Oder sie sehen nach dem Abendessen sein erschöpftes Gesicht und bringen nur Oberflächlichkeiten heraus, obwohl ihnen - seinen Mitbüdern - Wichtiges auf der Seele brennt.
- Irgendwann merkt P. Roman, dass er bei einer (leeren) Espressotasse vor dem Stadtcafé eingenickt ist. Die Rechnung ist bezahlt, wie er sieht, und Tim hat ihm zum Abschied eine mehr oder weniger gelungene Weltkugel auf die Rechnung gekritzelt. P. Romanus versteht das übrigens sofort: "Die göttliche Kraft war dem hl. Benedikt mit solcher Gnadenfülle geschenkt worden, dass er wie in einem einzigen Strahl der Sonne die gesamte Welt in ihrer Fülle erblickte." (Non-Antiphon am Festtag des Transitus s. Benedicti) Gerade eben hat P. Roman in einem Funken dieses Lichts sehen dürfen, was sich dem hl. Vater Benedikt als "omnem mundum collectum" - als "der ganze Erdkreis zusammengebündelt" in einer anderen Dimension offenbart hatte: den kleinen Kosmos seiner eigenen Klostergemeinde, in dem die Hungrigen, Durstigen, Gefangenen, Traurigen auch auf ihn warten. Der hl. Benedikt hat diese Erkenntnis in seinem 4. Regelkapitel festgehalten, wo es um die Werkzeuge der geistlichen Kunst geht. Dessen letzter Satz lautet schlicht: "Die Werkstatt aber, in der wir [diese Werkzeuge] sorgfältig [gebrauchen] sollen, ist der Bereich des Klosters und die Beständigkeit in der Gemeinschaft." (vgl. RB, Kap. 4,78).
                                   

Mittwoch, 27. Februar 2013

"Mönche und Jesuiten" - die Karolingische Klosterstadt Campus Galli und die modernen Mönche

Die Campus Galli-Baustelle mit Bebauungsplan. Bildquelle: Stadt Meßkirch
Das faszinierende Projekt der experimentalarchäologischen Konstruktion des St. Galler Klosterplans in Meßkirch (ab dem kommenden Frühjahr) bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die monastische Infrastruktur des Landstrichs im Umland von Donau und Bodensee. Die Benediktinerabtei Beuron ist glücklicherweise involviert: Sie beherbergt ab Juli schon mal eine Gruppe von neugierigen Helfern, die von der Bischöflichen Akademie Aachen zu einer praxisnahen Exkursion motiviert wurden. Eine erste Einstimmung soll auch in der Abtei Kornelimünster / Aachen stattfinden, bei der grundsätzliche Fragen und Anforderungen geklärt werden. Die Benediktiner von Beuron galten vor nicht zu langer Zeit als die "Jesuiten" unter den Söhnen des hl. Benedikt. Ihr straffes Konzept galt mancherorts als typisch "jesuitisch", d.h. als verkopfte und reglementierte Militia, der die lebensfrohe benediktinische Monastizität gegenüberstand. Ob etwas Wahres hinter diesen Behauptungen stehen kann, muss der Kenner entscheiden. Jedenfalls war vor wenigen Wochen auf der Informationsseite zurm "Campus Galli" zu lesen, dass die Benediktiner von Beuron - das ja nur 18 km von der künftigen Baustelle entfernt ist - sich durchaus Gedanken zum Projekt machen. Gott sei es gedankt, kann man nur sagen! Und Gott sei gedankt auch dafür, dass die Karolingische Klosterstadt ein konfessionsfreies Projekt ist und bleiben soll. Dadurch kann sie ihrem Auftrag weit mehr gerecht werden, als wenn sie sich dem Diktat einzelner Richtungen beugen müßte. Ein Mönch von Beuron jedenfalls überlegt laut, welche Herausforderungen das mittelalterliche Mönchtum an die heutige Gemeinschaft von Beuron stellen könnte: Es könnte die Konzeption des Lebens sein, die sich deutlich unterscheiden würde. Der Mönch des 9. Jahrhunderts habe seine Lebenserfüllung in der Teilnahme am Gottesdienst gesehen. Das ließe sich - cum grano salis, möchte man dazwischenrufen - so nicht mehr in die heutige Zeit übertragen, wo viel flexibler mit den monastischen Regeln umgegangen werden könnte. Das stimmt - und stimmt auch wieder nicht. Es ist vielmehr die heutige Interpretation einer Lebenseinstellung, deren Auswirkungen auf das konkrete Leben ein gutes Stück weit nicht mehr nachvollzogen werden können. Wie die Konstruktion einer benediktinischen "Civitas" durch konkrete Vollzüge mittelalterlicher Gegebenheiten neue Einblicke in die heutzutage allzu starren Ideen geben könnte, bleibt abzuwarten. Wünschenswert wäre es allemal, dass sich das (mittel-)europäische 21. Jahrhundert seiner Wurzeln besinnt - nicht nur theoretisch und wie vom hohen Ross, sondern konkret und ohne pseudowissenschaftliche Scheuklappen.       

Sonntag, 10. Februar 2013

Von der Liebe - Gedanken zum Fest der hl. Scholastika

(Photo: Père Igor / Wikimedia Commons)
In mancherlei Hinsicht ist die Heilige des heutigen Tages viel moderner als so mancher Heilige der Neuzeit. Die heilige Scholastika, Schwester und monastische Gefährtin des hl. Benedikt, setzt ihrem Bruder am Ende ihrer Erdenzeit Hörner auf und zerschmettert alle seine wohlüberlegten und niedergelegten geistlichen Richtlinien. Verdient sie deshalb, als "letzte Feministin der ausgehenden Antike" oder "erste Frauenrechtlerin des westlichen Mönchtums" apostrophiert zu werden? Sicherlich nicht. Und genausowenig verdienen es die Zisterzienser, als ein Orden der Revolutionäre bezeichnet zu werden. Und das, obwohl sie neben dem Vielen, was sie aus der Benediktsregel "buchstabengetreu" übernahmen, ebenfalls vieles nach eigenem Gutdünken (und gegen die Tradition), und wiederum vieles ganz anders als die Benediktsregel auslegten...
Was hat das nun mit der hl. Scholastika zu tun? Sie traf sich eines Tages mit ihrem Bruder Benedikt vor den Mauern des Klosters, um, wie gewohnt, einmal im Jahr über göttliche Dinge zu sprechen. Und sie fühlte, dass es das letzte Mal sein würde, dass sie sich dort treffen konnten. So stellte sie ihrem Bruder die durchaus "törichte" Frage, ob sie beide - nur dieses eine Mal - nicht die Nacht im geistlichen Gespräch verbringen könnten. Der hl. Benedikt lehnte schlichtweg ab: Er könne nicht die Regel beiseite lassen und einfach außerhalb des Klosters bleiben. Der hl. Scholastika wurde sicher das Herz schwer, jedenfalls musste sie weinen. Und hier wird es jetzt gefährlich: Ihre Tränen waren nämlich keine Tränen des Verzichts, sondern Tränen der Liebe. Sie neigte den Kopf zum Gebet - und draußen brach ein Unwetter los, das den Mönchsvater daran hinderte, ins Kloster zurückzukehren. An dieser Stelle möchte ich den hl. Vater Benedikt schon fragen:
Fürchtest Du Dich so vor nassen Kleidern und aufgeweichten Schuhen, dass Du Deine Regel, trotz aller vorheriger Entschiedenheit, nicht befolgst?
Sind die lächerlichen Blitze und Orkanböen stärker als Deine Überzeugung, dass der Weg der Regel schnurstracks zu Gott führt?
Muss Deine Schwester Dich erst durch ihr Gebet eines Besseren belehren?
So wird es wohl sein, denn der hl. Benedikt erkennt auch während dieses tobenden Naturwunders noch nicht, was sich eigentlich hier abspielt. Er rügt seine Schwester und sagt zu ihr: Gott verzeihe Dir, was Du getan hast; dass Du mich hinderst, aufzubrechen. - Ein wahrhaft schwaches Plädoyer des großen Mönchsvaters! Die hl. Scholastika weist ihren Bruder daher empfindlich zurecht: Du hast nur Deine Leitplanken der Regel im Kopf, an denen entlang ja auch ich mich geradewegs ins Himmlische Jerusalem aufmache! Eben wäre die Gelegenheit gewesen, den Buchstaben der Regel zur Tat werden zu lassen: Du hättest mir beweisen können, dass das Joch der Regel im Knechtsdienst Christi nur unter dem Vorzeichen der Liebe die richtige Last trägt. Deine reguläre Richtschnur war in Gottes Augen heute wertlos, obwohl sie nur zusammenfasst, was alle Väter lehren.
Vielleicht ist das ein dezenter Wink der hl. Scholastika an uns Heutige: Haltet Euch an Eure jeweilige Regel und vergesst nicht, dass jeder ihrer Buchstaben wichtig ist. Aber entdeckt hinter allen ihren Buchstaben das Vermächtnis Christi, den wir in der Welt "abbilden" dürfen.  

                    

Montag, 31. Dezember 2012

Gerufen, um zu hören

Ein Wort zum Jahreswechsel, gerade gehört in einem schön gemachten Porträt über Bill Deraime und Bruno Rotival auf "kto" (vom 23.12., in Französisch...): "Der Mönch ist jemand, der auf den Schrei der Menschheit hört." Zum Festtag der Beschneidung des Herrn, den Oktavtag von Weihnachten, der auf den Beginn des Ziviljahrs fällt, kommt dieser weise Satz gerade recht. Wäre der Mönch nur Dienstleister im Räderwerk der Kirche, könnten andere seine Aufgabe besser und effektiver übernehmen. Doch darum geht es gerade nicht. Wie Maria, so ist der Mönch dazu berufen, ein hörendes Herz zu bekommen und im Herzen zu bedenken, was Gott Großes tut. Der Mönch soll aus der Kleinkariertheit heraustreten, um aus der Enge der Lieblosigkeit den Schritt in die Freiheit der Gottesliebe tun zu können. Und gerade diesen Dienst würde die Welt heute dringend brauchen: Den Sprung aus der aalglatten und gefälligen Uniform der korrekten Regeltreue in die Arme der seufzenden Schöpfung, die sich die Seele aus dem Leib schreit. Es gibt nichts Moderneres als das Mönchtum. Beschneidung - und Befreiung - des Herzens, nicht des Leibes.

Donnerstag, 29. November 2012

Valaam, P. Seraphim und der Mönch


Montag Abend wurde auf KTO-TV der Dokumentarfilm "Valaam, l'archipel des moines" ausgestrahlt. Seitdem ist er im Youtube-Kanal abrufbar (s.o.). Der französische Film, der reichlich den monastischen Gesang der Valaamer Mönche einbezieht, ist ausserordentlich eindruckvoll. Eine Filmsequenz ist mir in Erinnerung geblieben: Der Regisseur trifft einen Starez wieder, den er 20 Jahre zuvor in England kennenlernen durfte. Der Starez, P. Seraphim, gebürtiger Franzose, steht in der Filiation des hl. Siluan vom Athos, denn er ist ein geistlicher Sohn von P. Sophrony, dem Biographen des hl. Siluan. P. Seraphim spricht im Film von der Kraft der Sanftmut und von der Notwendigkeit, den menschlichen Realitäten auf christliche Weise ins Auge zu sehen. Ein Satz hat besonderes Gewicht: "Ein Mönch soll die fleischgewordene Liebe sein. Denn das ist seine eigentliche Berufung." Um diese Berufung mit Leben zu füllen, bedarf es unaufhörlicher Anstrengung. Aber wie jedes Christenleben, so ist auch das Mönchsleben vor allem verschenkte Gnade und empfangene Liebe. Die Folgen dieser Erkenntnis sind nicht absehbar. 

Samstag, 24. November 2012

Christ vs. Mönch, Reform vs. Geistigkeit? - Ein Interview mit P. Gabriel Bunge


Pater Gabriel Bunge, zuerst Mönch in Chevetogne, dann Einsiedler im Tessin, antwortet in einem kürzlich aufgezeichneten Interview, das HIER einzusehen ist, in französisher Sprache auf Fragen zum monastischen Leben. Besonders interessant ist seine Haltung zu den Reformen des benediktinichen Mönchtums. P. Gabriel vertritt den Standpunkt, dass die Reformen im westlichen Mönchtum wesentlich von der Obrigkeit ausgingen. Das allerdings ist im Falle der Zisterzienser nicht unbesehen hinzunehmen. Die zisterziensische Reform nämlich ist nicht der Versuch, neue Zucht und Ordnung in ein rostiges System zu bringen, sondern sie ist ein Neuaufbruch: vom strengen Molesme hin zu einem neuen Leben unter erneuerten Vorzeichen, eben in das Novum Monasterium. P. Gabriel sagt im Interview auch, dass es nicht möglich ist, die Spiritualität zu reformieren. Das ist ein hervorragender Gedanke! Die wirkliche Spiritualität ist und bleibt immer neu, denn sie geht aus vom Heiligen Geist. Und was für ein beglückender Gedanke ist das doch: Cîteaux mit den Gründervätern ist keine aufgedrückte Reform, sondern ein Neuaufbruch zu einem christlichen Leben in der Gemeinschaft Gleichgesinnter. Ein zweiter wichtiger Gedanke von P. Gabriel ist zudem die Feststellung, dass das Mönchtum kein Sonderweg herausgehobener Menschen ist, sondern dass es der Versuch dazu Berufener zu einem echten Christenleben ist, das nicht höher steht, als das Leben der anderen Christen. Genug Gedanken, um beschäftigt zu sein und nachdenklich zu werden!

Donnerstag, 1. November 2012

Dom Alexis Presse, das Anniversarium seines Heimgangs und die Liturgie


Der 1. November, in vielen lateinischen Riten als Gedächtnis aller Heiligen gefeiert, ist gleichzeitig der Todestag von Dom Alexis Presse im Jahre 1965. Als "enfant terrible" des zisterziensischen Aufbruchs, nach den Jahren der Rekonstituierung von nunmehr zwei Zweigen des Zisterzienserordens vor mehr als 100 Jahren, konnte Dom Alexis viel Gutes tun: Sein Wirken wurde oft belächelt, oft auch mit Stirnrunzeln bedacht und öffentlich geächtet. Die "Affäre Alexis Presse", wie seine Causa selbst in neuesten Veröffentlichungen genannt wird (so in der in mehreren Sprachen vor wenigen Jahren erschienenen Geschichte ocso), war die Affäre eines Suchenden - und ist zu einer Affäre vieler Suchender geworden! Dom Alexis hat einen Gedanken, der ihn nicht losläßt: Wie kann ich Gott suchen, und wie kann ich den Menschen, die mir begegnen, bei ihrer Gottsuche helfen, ohne den Blick entweder nur auf Gott oder nur auf die Menschen zu richten? Seine Lösung des Problems war zu einfach - und sie war deshalb nicht allgemein verständlich. Dom Alexis, als hochgebildeter Theologe im wahren Sinne des Wortes, nahm relativ bald auf seinem Weg, der zur "Affäre" wurde, die Traditionen seines Ordens, der Zisterzienser also, und prüfte sie auf ihre Wegtauglichkeit, indem er neben sie das Evangelium legte. Bei der Prüfung gebrauchte er die Hilfsmittel, die ihm zur Verfügung standen: die Wissenschaften der Theologie und der Historie (und die des Rechts... um sich verteidigen zu können...). Er führte Neues ein in den Gemeinschaften, die ihn zu ihrem geistlichen Vater gewählt hatten (zuerst Tamié, dann Boquen). Das Neue stand im Gegensatz zu vielem von dem, was bislang durch Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte Geltung besaß. Dom Alexis war sich bewußt, dass dieser Kurs nicht ohne Konfrontationen gehalten werden konnte. Er blieb am Steuer, ohne seinen eigenen Untergang zu fürchten. Die Frage seines Lebens - Wie Gott suchen und zu ihm gelangen? - löste er idealtypisch: Er machte sein Leben zur Liturgie. Diese Lösung fand er bei den Zisterzienservätern (und nicht im Kirchenrecht). Die Väter von Cîteaux hatten einfach gelebt, was ihnen anvertraut worden war. Sie hatten sich gegen das gestellt, was ihrem Ruf entgegenstand. Sie hatten jahrhundertealte Regeln gebrochen, um neue aufzustellen. Aber sie waren nicht Herrscher über eine Idee, sondern Vasallen des größten Königs, Teilhaber am Himmlischen Königreich. Diese Teilhabe lebten sie hier und jetzt, im "paradisus claustralis", dem klösterlichen Paradies. Dom Alexis Presse kannte die Väter und wußte um ihre Lebensleidenschaft: sie - so erkannte er damals - feiern zeit- und schrankenlos die Himmlische Liturgie, in ihren Klöstern und im Himmel, der auf Erden beginnt. An dieser Erkenntnis scheiterte Dom Alexis wohl vielleicht, denn sie läßt sich nur noch schwer in die engen Grenzen der Neuscholastik integrieren. Heute würde Dom Alexis vielleicht nicht mehr ausgeschlossen. Verstanden hingegen würde er wohl ebensowenig wie damals.
Alle Heiligen, unsere Mütter und Väter, ihr Märtyrer und Bekenner, bittet bei Gott für uns!