Dienstag, 22. Februar 2011

Die "Weiße Rose" - ein Gedenktag


Photo: Wikipedia

Erst das "Mönchlein" (moinillon) mußte mich darauf hinweisen: Heute jährt sich der Tag der Ermordung der drei Studenten Hans und Sophie Scholl, sowie von Christoph Probst:
Die Weiße Rose.
Ein Gedenktag, der heute mehr denn je anstoßen und aufrütteln sollte. Nicht nur die immer aggressivere Säkularisierung der Gesellschaft, auch das diktatorische Gehabe mancher Extremistengruppierungen des Islam, der Atheistenvereinigungen und der Presse fordern uns heraus, mutig für die Rechte des freien Menschen einzustehen, sei es gelegen oder ungelegen. Wenngleich die Möglichkeiten des Mönchtums nicht kraftvoll im herkömmlichen Sinne genannt werden können, so bleiben sie doch fundamental: das Zeugnis der Aufrichtigkeit und des klaren Bekenntnisses zur Herrschaft Gottes.
Die Märtyrer der Weißen Rose mögen uns Vorbild sein!

Freitag, 18. Februar 2011

Summorum Pontificum - und mehr


Photo: Der hl. Johannes von Shanghai feiert die Liturgie im Altgallischen Ritus.

Es ist zu lesen, dass die Unzufriedenheit hinsichtlich der Umsetzung der römischen Vorgaben zur sogenannten Tridentinischen Messe wächst. Restriktive Maßnahmen werden befürchtet, die Haltung einiger, nicht weniger, Bischöfe wird genannt, die der römischen Meßliturgie von 1962 Steine in den Weg legen. Es ist bedauernswert, dass die Verantwortlichen Angst haben vor der Liturgie - wenn es auch nicht die Liturgie aller Zeiten ist, wenn auch nicht die Muttersprache der (römischen) Kirche der wesentliche Pubkt sein dürfte. Wesentlich ist wohl viel mehr die unbedingte Stellung Gottes im Tun der Kirche. die Frage darf erlaubt sein, was denn nun heute der Schatz der Kirche ist. Ist es wirklich ihre Beschaffenheit als Leib Christi oder ist es ihre Stellung als Trägerin sozialer Projekte und wichtige gesellschaftliche Instanz. Das Motu proprio Summorum Pontificum hat den Blick wieder weiten wollen für den Reichtum einer Liturgie, die jenseits revolutionärer Bestrebungen und Reformen stehen darf. Leider ist es so, dass die Liturgiereform im Zuge des 2. Vatikanischen Konzils das geistliche Leben der Gläubigen nur noch mehr zerrüttet hat: Der allzu offensichtliche Neuanfang, der als Abbruch der Tradition verstanden werden musste, nachdem Mißbrauch auf Mißbrauch folge, hat in einer allgemeinen Umsturzphase in Wirtschaft und Gesellschaft die Fundamente zerbrechen lassen, die die Menschen noch tragen konnten. Mehr denn je erscheinen die Protagonisten und Verteidiger der Liturgiereform von 1969/70 in der Defensive zu stehen. Eine Blöße wollen sie sich nicht geben; Aggressivität ist leider aber fehl am Platz, denn es geht um die Grundlagen des Glaubens. Je offensichtlicher der Kampf um Positionen und den Sinn oder Unsinn von Summorum Pontificum wird, desto mehr bleibt zu Hinterfragen, ob es manchen Verantwortlichen wirklich um die Verherrlichung Gottes geht.

Montag, 14. Februar 2011

Liturgie und Glaube

Eine entscheidende Frage für mich bleibt: Wie setze ich ins Leben um, was ich glaube. Feiere ich die Liturgie und den Gottesdienst wirklich so, dass mein Herz und mein Geist, mein Körper und mein Verstand hingezogen werden zum Ursprung meiner Sehnsucht und meines Glaubens? Die aufgeklärte Menschheit braucht nur noch bedingt die Ehrfurcht, den ehrfürchtigen Umgang mit dem Heiligen, das unseren Händen anvertraut wurde. Hinter den heiligen Dingen und Verrichtungen steht ja doch der Allheilige. Diejenigen, die demütigen Geistes die Vereinfachung der Riten und Gebräuche hinnehmen konnten, finden meinen größten Respekt. Ich selbst vermag es nicht mehr, die Vereinfachung in Form der Verwahrlosung zu ertragen. Mein Glaube ist zu klein, zu dünnhäutig, zu bescheiden, um vor Ehrfurchtslosigkeit bestehen zu können. Es braucht das Wachstum und das Voranschreiten, aber es braucht auch das Voranschreiten zu immer größerer Behutsamkeit im Umgang mit dem Heiligen, dem Allheiligen. Mir will scheinen, als könnte ich in der Schule der alten Zisterzienser viel lernen, als könnte sie für mich wieder zur "Schule der Liebe" werden, die Gott allein im Blick hat, ohne den Menschen zu vergessen.

Samstag, 12. Februar 2011

Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - Le Figaro magazine und fr. Jean-Pierre


In der neuesten Ausgabe des "Le Figaro magazine" (N° 1580 vom 5. Februar 2011) hat man wieder einmal Tibhirine und unseren Mitbrüdern vom Kloster Notre-Dame de l'Atlas das Titelblatt zugestanden! Fr. Jean-Pierre, der noch unter uns weilende Überlebende - Zurückgelassene! - von Tibhirine, stellt sich einem Gespräch der Korrespondenten des Figaro im Atlas-Kloster in Midelt, Marokko. Er reflektiert über sein Leben mit den ermordeten Mitbrüdern, über die Berufung zum Zisterzienser, über den Film "Des hommes et des dieux" von Xavier Beauvois - der nunmehr schon länger im deutschsprachigen Raum zu sehenden Hommage an das Zeugnis für Christus der sieben Brüder von Notre-Dame de l'Atlas. Die Seiten im Figaro magazine sind ebenfalls ein Zeugnis besonderer Art: ein Zeugnis für den unerschütterlichen Glauben an die unermessliche Liebe des dreifaltigen Gottes. Und auch ein Zeugnis für den Menschen, den Gott erschaffen hat und der in seinen Augen g u t ist. Was können wir dem entgegensetzen? Fundamentalismus? Radikalismus? Verbitterung? Verhöhnung? Fr. Jean-Pierre bringt treffend ins Wort, was sich für Mönche, für Zisterzienser ziemt: die Zurückhaltung im Verurteilen und die Maßlosigkeit in der Liebe. - Das Zeugnis eines Mannes, der viel verloren hat, aber bis heute nicht aufhören kann, in seiner Gottsuche alles zu finden.

Freitag, 11. Februar 2011

Karneval und Fastnacht - ein Angriff auf die freiheitliche Ordnung des Staates ?


Karneval und Fastnacht besitzen eine genuin christliche Konnotation. Die Entstehung dieses Brauchtums ist eng verknüpft mit den Bräuchen und Regeln, die zur Vorbereitung auf die großen christlichen Feste von Ostern und Weihnachten beobachtet wurden. "Karneval", der "Abschied vom Fleisch" vor Beginn der Fastenzeiten, und "Fastnacht", der Tag vor dem Fastenbeginn - sind sie deshalb eigentlich ein abzulehnendes Kulturgut in europäischen Staaten, die in ihren Verfassungen das Recht auf Selbstbestimmung verankert haben? Sind diese Zeiten ausgelassener Feste im Grunde eine unzulässige Bevormundung der Bürger, die ein Recht auf Schutz ihrer religiösen Gefühle haben? Ein Muslim wird nicht den Beginn der vorösterlichen Fastenzeit feiern! Ein Jude wird die "Martinsgans" (welch eine Bezeichnung!) nicht verspeisen, um sich hinfort auf die Geburt des Erlösers vorzubereiten! Sind die Politiker und Schützer einer freiheitlichen Lebensform nicht fähig, das Übel der kulturellen Verdorbenheit durch christliche Bevormundung bei der Wurzel zu packen und auszureißen, oder sind sie schlichtweg nicht gebildet genug, das Grundübel (ist man versucht zu formulieren) zu erkennen: das menschliche Unvermögen, unser Herkommen und unsere geistigen Fundamente so radikal zu negieren, dass die Kultur und die Errungenschaften einer generationsübergreifenden christlichen Sozialisation per definitionem als der gesetzlich festgelegten Freiheit zur Selbstbestimmung entgegenstehend einzustufen sind.
Es braucht sicherlich mehr Urteilsbvermögen und menschliche Reife, das Gute und Echte anzuerkennen, das einer Kulturlandschaft eigen ist, als zum Vorkämpfer zu werden für eine Freiheit, die doch nur Vorwand ist, um Abneigung und Unwissenheit zu kaschieren. Der Karneval - ein dem Grundgesetz zuwiderhandelndes Brauchtum... ? Eigentlich wäre Konsequenz einzufordern. - An uns Christen ist es, für uns mit Leben zu füllen, was erklärte Christusgegner auf den Scheiterhaufen der Wissenschaftsgläubigkeit verbrennen möchten.

Mittwoch, 2. Februar 2011

Mariae Reinigung - Lichtmess - Fest der Begegnung... und die Liturgie


Das erklärte Ziel der Liturgiereform in der römischen Kirche nach dem 2. Vatikanischen Konzil war die tätige Mitfeier der Liturgie von Gemeinde und vom Volk Gottes, wie man gern sagte. Wurde das Ziel wirklich geradlinig ins Auge gefasst? Mir kommen Zweifel, wenn ich die Praxis sehe.
Abgesehen von den alltäglichen Unsäglichkeiten der "actuosa participatio", die in Form einer aktiven Teilnahme oft immer noch eingefordert wird, bleibt manchmal kein Auge trocken, wenn die "Aktivität" realiter ins Blickfeld rückt. "Purer Klerikozentrismus" fällt mir dann ein. Eine Errungenschaft der römischen Liturgiereform schien der Abschied vom Rubrizismus zu sein. Der ist freilich tatsächlich neueren Datums, kann sich nicht auf Phrasen stützen wie "Liturgie aller Zeiten" u.ä.M.(m.). Unsere Zisterzienserliturgie, die als solche ihre Zeugen hat in der Literatur der ersten Jahrhunderte der zisterziensischen Ordensgeschichte (Caesarius von Heisterbach z.B.), sie kennt den schönen Brauch der Darbringung der Kerzen an Mariae Reinigung / Lichtmess. Und was für ein Bild bietet sich heute oft? Die Zurüstung des Altars - ein Ritus, den der Priester als Beauftragter der Kirche, legitimiert durch die anwesende Gemeinde (!) vollzieht - sie geschieht unter dem hockenden Blick der Gemeinde, die sitzt und hoffentlich das Geheimnis betrachtet, das vollzogen wird. Wo ist hier die Liturgiehistorie? Unterstützt die Gemiende auf solche Art ihren Beauftragten, indem sie sich bei dieser heiligen Handlung hinsetzt, als wäre sie nicht beteiligt, als würde ein purer Veraltungsakt getätigt? Und am Festtag der Reinigung Mariens kommt der schöne Ritus der Opferung der Kerzen hinzu. Hier wird die Gemeinde noch mehr geadelt, als sie es sonst eigentlich schon ist. Sie darf nicht nur die "Benedicta", die heiligen Gaben von Brot und Wein, darbringen, sondern auch die geweihten und brennenden Kerzen, mit denen sie eben zur Liturgie gezogen ist. Überholt? Zu aufwendig? Veraltet? Gar: Demütigend?? Das Gebet zur Benediktion der Kerzen schließt mit dem Blick auf den Bräutigam, Christus, dem wir mit brennenden Herzen entgegengehen wollen. War das eine überholte Liturgie?

Dienstag, 1. Februar 2011

Wo der Glaube verdunstet


Wer genau von "Glaubensverdunstung" gesprochen hat, kann ich nicht mehr sagen - ein berühmtes Zitat ist es jedenfalls. Wenn ich an das Phänomen der Glaubensverdunstung denke, dann kommt mir zuerst in den Sinn, dass damit nicht nur das Bekenntnis zum christlichen Glauben gemeint ist, das ich ablege, wenn ich amtliche Dokumente ausfülle oder statistische Angaben zu meiner Person mache. Gemeint ist vor allem das Glaubenswissen, das immer mehr verdunstet: Das Bild ist sehr ansprechend, obwohl die Folgen verheerend sind. Was verdunstet, das schleicht sich davon und verpufft, nicht ohne sich doch bemerkbar zu machen. Das konkrete Bild läßt an Dunst und Nebel denken. Vernebelt und dunstig ist die Sicht auf den Glauben und die Glaubenspraxis allemal. Ich möchte nicht auf dieses oder jenes hinweisen, sondern konkret bleiben. Das Glaubenswissen im deutschen Zisterziensertum verdunstet langsam. Zu sehen ist die Glorie der Vergangenheit - die Kultur, die Kunst, die große Zeit der Klöster mit ihren Barockbauten, den gotischen Kleinodien, den hoffnungsvollen Neuanfängen nach der Säkularisation. Doch ist das wirklich das Fundament? Beileibe nicht! Der Grund- und Eckstein ist Christus. Gotik ohne Gott trägt nicht weiter. Barock ohne Gott ebensowenig. Niemand muss hinter der These stehen, dass alle Kunst und alle Kultur ohne die christlichen Grundlagen in unseren Breiten inextistent wären. Es wäre allerdings vermessen zu behaupten, dass die kulturelle Entwicklung ohne das christliche Fundament gleich gediegen und ähnlich fruchtbar verlaufen wäre.
Im Mönchtum ist es nicht anders. Es hätte nicht der zisterziensischen Abenteuerlust bedurft, um Großes zu leisten. Andere und gleichwertige Bewegungen hätten wohl nicht weniger kraftvolle Kulturarbeit getan. Dass es Cîteaux jedoch gibt und dass hier eine Spiritualität existiert, die einzigartig und berühmt ist, darf nicht dazu führen, die Wurzeln zu vergessen. Cîteaux und seine Geistigkeit läßt sich für mich engführen auf das Wort: Gott allein suchen. Wenn jetzt Einwände sich erheben und solipsistische Tendenzen unterstellen, dann verdunstet da schon ein Großteil der Quelle, die sich aus dem Evangelium speist. Gott allein suchen, dazu brauche ich den Menschen, dazu brauche ich die Gemeinschaft, die soziale Struktur und Stütze. Aber ich brauche keine krampfhafte Selbstbestätigung - nur das nicht. Und das ist das Schwerste. Allein damit hätte ich meine Kampfkraft erprobt und im Sieg Großes geleistet. Denn die Gemeinschaft der Heiligen, die Gemeinschaft der Kirche brauch nicht so sehr die Helden, die im Leib Christi gleichsam alle Gliedmaßen vertreten können. Die Kirche braucht zuerst und hier und jetzt diejenigen als Zisterzienser, die erstmal fähig sind, Gott allein zu suchen. Ein beunruhigender Gedanke, dass Glaubensverdunstung hic et nunc aufzuhalten ist durch die einfachste aller Handlungen: durch demütige und simple Treue im Gottesdienst.