Freitag, 24. Dezember 2010

Das Fest der Geburt Jesu Christi, des Herrn


Die Geschichte des Universums wird wieder gegenwärtig, die Demut Gottes offenbart sich in Seiner Fleischwerdung aus der Allerseligsten Jungfrau Maria. Was braucht es einen Stammbaum, der Generation um Generation zurückverfolgen läßt, wie sehr Gott gegenwärtig ist in Seiner Welt. Nicht erst Jakob, der Joseph zeugte, den Mann Marias, ist Beweis genug für die Verwurzelung Gott im Menschengeschlecht. Das Reis Isais sproßt hervor aus Gottes ewigem Wunsch, in die Liebesfähigkeit des Menschen zu vollenden. Die Fleischwerdung Jesu Christi ist der erhabendste Schritt auf dieses Ziel hin. Es bleibt dem Menschen letztendlich nur die Fülle, die so schwer zu akzeptieren ist. Die Freiheit als unbedingte Voraussetzung der echten Liebe tut sich schwer, aus dieser Fülle zu schöpfen, da sie unendlich ist wie Gottes Liebe.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Le souffle du don - fr. Christophe, N.-D. de l'Atlas


Mittwoch 22/12. [1993]
Die Gemeinschaft hat zusammen mit P. Sanson Exerzitien gemacht. Was ist übriggeblieben von den Punkten der Gewissenserforschung? Werde ich in mir einen endgültigen Punkt setzen können hinter die Inschrift, eine entscheidenden Punkt... des Gebets? Ja, einen Punkt der Anbetung, den Du am Ende einers Satzes gesetzt hast, in dem ich aber noch meinen Platz finden muss und den ich weitertragen muss bis zu diesem Endpunkt, ohne aufzugeben...
Ja, ich habe ihn gefasst, den unmöglichen Entschluss: von Dir angenommen.
Die Liebe, die mich nicht anders handeln läßt:
Das ist mein Leib: hingegeben.
Das ist mein Blut: vergossen.
Mir geschehe nach Deinem Wort, Dein Tun durchdringe mich ganz.
Und dieser Entschluss - Dein Entschluss... übersteigt mich unendlich.
[...]

(Le souffle du don. Journal de frère Christophe, moine de Tibhirine... Paris Bayard / Centurion 1999, S. 30-31)

Samstag, 18. Dezember 2010

Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton


Sonntag 5/12 [1993]
In der Homilie habe ich gehört: "Der Dienst der Ordensleute in der Kirche ist ein Dienst andächtiger Sammlung."
Alles das zu sammeln, was das Leben ausmacht, was durchbetet wird, was hier passiert: dafür braucht es eine innere Gestimmtheit, die ganz wachsam ist - die Haltung des Freundes, des Freundes des Bräutigams - und dann braucht es eine bedingungslose Offenheit, ohne Angst, ohne selektierende Selbstbespiegelung.
Das Kreuz hat diese Form, in der Gott und Mensch sich sammeln.

(Le souffle du don. Journal du frère Christophe, moine de Tibhirine. Paris, Bayard Éd. / Centurion 1999, S. 30)

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Von Menschen und Göttern - Notre-Dame de l'Atlas in Tibhirine


Heute ist der vielgerühmte Film über die Entführung und Ermordung der sieben Zisterzienser des Klosters Notre-Dame de l'Atlas in Tibhirine (Algerien) offiziell in den deutschen Kinos angelaufen. Eine wahre Begebenheit liegt diesem Spielfilm ("Des hommes et des Dieux" im französischen Original)zugrunde: Die tiefe Liebe einer kleinen Gemeinde von Zisterziensern ocso, die vor allem den Frieden Gottes leben möchte. Dass sieben von ihnen diese Gottsuche und die unbedingte Treue zu Gott und den Menschen mit dem Leben bezahlen, ist ebenso wahr und vordergründig erschütternder, als ein diesbezügliches romantisches Wunschdenken zum "alternativen Leben im Islam" dem Tod der Brüder von Notre-Dame de l'Atlas nicht gerecht wird. Vielleicht kann der Film von Xavier Beauvois auch im deutschsprachigen Raum anregen und nachdenklich machen. Vielleicht auf jene Überzeugung hin, dass hinter allem die größere Liebe steht.

Samstag, 4. Dezember 2010

Vorweihnachtliche Fastenzeit













Heute oft vielgeschmäht, zählte die Adventszeit bis vor wenigen Jahrzehnten auch noch offiziell zu den kirchlichen Vorbereitungszeiten, die sich durch das Fasten auszeichneten. Leider hat eine bestimmte römische theologische Lehrmeinung, die einzugrenzen und exakt zu bezeichnen nicht möglich ist, in der Freude über einige Errungenschaften hinsichtlich einer erneuerten Liturgie auch neue Interpretationen der Adventszeit gefunden. Schon die Liturgiereform Roms nach 1965 kann als nicht sehr gelungen bezeichnet werden. Das hat im Grunde nicht in erster Linie mit dem Ergebnis dieses umfassenden Neuentwurfs zu tun, sondern mit der Idee, die dahintersteckt. Zweifellos kannten sich die Reformer sehr gut aus in ihrem Fach, in der Liturgiegeschichte, und in der Theologie. Das reicht hingegen bei weitem nicht. Die Gelehrten haben einen neuen Ritus entworfen, ohne auf die Bedürfnisse der Kirche zu achten - grob und verallgemeinernd gesprochen. Die Umbruchssituation der 1960er Jahre brauchte, so läßt sich heute rückschauend sagen, den Schatz der Tradition! Ähnlich ist es auch mit den liturgisch wichtigen Zeiten der Vorbereitung. Natürlich ist der Advent eine Zeit der Erwartung, eine Zeit der Vorfreude und der Hingabe. Ein regelrechtes "Verbot" des adventlichen Fastens daraus abzuleiten, gehört in die unrühmliche Entwicklung einer Theologie, die sich vom Menschen und seinen tiefen Empfindungen entfernt hat. Der Liebende wird "fasten", wenn er ungeduldig auf den Menschen wartet, den er liebt. Was für eine Vorstellung also, den Advent zu einer trockenen liturgischen "Erwartungszeit" zu machen, in der sich die Haltung der liebenden Ungeduld nicht ausdrückt! Ob diese Zeit der vorweihnachtlichen Erwartung nun vier oder sechs Wochen umfasst (wie noch in frühen Dokumenten um 1150 bei den Zisterziensern) - das Fasten und die glühende Liebe, das ungeduldige Ausschauen und Suchen nach dem "Heiland", dem Erlöser und Retter, bleibt ein wesentlicher Bestandteil dieser Zeit. Sie läßt uns - wie jeder liturgische Feier - mehr oder weniger in der himmlischen Zeit stehen.