Samstag, 21. Dezember 2013

Baldige Kanonisation hl. Athoniten

An mehreren Orten im Netz - so etwa HIER - tauchen offiziöse Informationen darüber auf, dass in Kürze einige bekannte Athos-Mönche kanonisiert werden: Zuerst betrifft das V. Paissios, wenig später schließlich die Väter Amphilochios (von Patmos), Sophrony (Schüler des hl. Siluan und Gründer verschiedener Klostergemeinden) und Ephräm (von Katunakia). Die Kanonisation von V. Joseph, dem Hesychasten, wird ebenfalls erwartet.

Donnerstag, 19. Dezember 2013

De adventu Domini - Ewiges Gedenken

Was heißt "Advent", was kann die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest bedeuten? Es ist wohl die spannungsgeladene Erwartung der Geburt Christi als Mensch und Gott aus der Gottesmutter, die dieser Zeit - mag sie nun länger oder kürzer sein - ihren eigentümlichen Charakter verleiht. Ohne die drängende Erwartung bleibt das Weihnachtsfest ein routinemäßiges liturgisches Hochfest,

Donnerstag, 12. Dezember 2013

Hl. Spiridon von Trimythont und der Friede Christi

Vigil in der Skite von Mourmelon...
Am 12. Dezember gedenkt die Kirche des hl. Bischofs Spiridon von Trimythont, eines Hirten im eigentlichen Sinne des Wortes, dem im beginnenden 4. Jahrhundert auch der Hirtendienst einer Diözese übertragen wurde. Es ist auch der vierzigste Tag nach dem Tod von M. Olga von Bussy-en-Othe.
Sonderbarerweise erscheinen Entscheidungen, mögen sie noch so gravierend und wichtig sein, im Licht der persönlichen Berufung manchmal ganz anders, als erwartet.

Sonntag, 1. Dezember 2013

Erzbischof Job von Telmessos - Bischofsweihe


Das französischsprachige Nachrichtenportal "www.orthodoxie.com" hat gestern Abend schon die Photogalerien zur Bischofsweihe von Erzbischof Job von Telmessos HIER zugänglich gemacht (daraus das obige Photo). Ebenfalls veröffentlicht wurde das erste Pastoralschreiben von Erzbischof Job auf der Seite des Erzbistums (russ., franz., engl.). Ad multos annos!

Samstag, 30. November 2013

Der hl. Andreas, der Erstberufene

Der See von Galiläa mit Blick über Kapharnaum nach Bethsaida

Der Festtag des hl. Apostels Andreas ist in diesem Jahr auch der Weihetag von Erzbischof Job von Telmessos, der mit der Leitung des Exarchats der russisch-orthodoxen Gemeinden in Westeuropa betraut wurde. Ein Apostelfest ist immer auch eine Erinnerung an das Geschenk des Glaubens: Die Menschwerdung Gottes und das Leben des Herrn zusammen mit den Aposteln und Jüngern sind für uns ein Vorbild, wie wir leben sollen. Die Gemeinschaft der Heiligen ist Gott sei Dank herausgenommen aus der trocken berechenbaren Zeit. Daher können die Christen ihre Herzen ausrichten auf das Wesentliche,

Freitag, 29. November 2013

Notre-Dame de l'Atlas in Tibhirine

Wie die Webseite des Ordens meldet, wurde Dom Thomas Georgeon (La Trappe) auf Vorschlag von Generalabt Eamon und seinem Rat von Erzbischof Bader von Algier zum Postulator des Kanonisationsprozesses von Bischof Pierre Claverie und achtzehn Gefährten (darunter auch unsere sieben Mitbrüder von Tibhirine) ernannt.
Eine Meldung ohne weltbewegende Auswirkungen, könnte man sagen - doch in einer Welt, in der bedeutende Klöster und Kirchen staatlicherseits in Moscheen umgewandelt werden (wie in der Türkei aktuell z.B. das berühmte Studion-Kloster), weil sie irgendwann einmal aus christlicher Hand in die muslimische übergegangen sind, bleibt das Ausrufungszeichen des christlichen Bekenntnisses ungeheuer wichtig. Scheinbar ist die aufgeklärte und unaufgeklärte Welt noch nicht so weit, Machtspiele und Machtvergleiche zu entlarven und zu demaskieren. Wer größer und stärker und mächtiger sein will als sein Mitmensch, der sollte sich fragen, wann er damit beginnen möchte, als Mensch zu denken und zu handeln.  

Freitag, 22. November 2013

Campus Galli, Illusion und Wissenschaft

Als ein mit den Herausforderungen von Mönchtum, Wissenschaft und Verlagswesen Vertrauter ist mir das Projekt des "Campus Galli" schon seit längerer Zeit bekannt. Und natürlich verfolge ich - halbherzig, ich gebe es zu - die Diskussionen im Netz. Seit Eröffnung der Baustelle im Juni d.J. schlängele ich mich durch die teils nur schwer lesbaren Kommentare der Gegner und Befürworter des Projekts und lese interessiert die fundierteren Reflexionen - vor allem im Blog des Hiltibold. Ein Wörtchen mit besonderer Sprengkraft ist mir dort hängengeblieben: "desillusioniert".
Nun hat mich in meiner Karriere vor allem eines immer stark gebremst, nämlich das Klischee. Sobald sich Klischees auftaten, brauchte es Stunde um Stunde an Arbeitskraft und Quellenstudium, um eben jenes Schubladendenken zu entkräften.

Donnerstag, 21. November 2013

Darbringung der Gottesmutter im Tempel

Der heutige Festtag wird in der Kirche gefeiert als Erinnerung an die Auserwählung der Gottesmutter. Sie ist der "reineste Tempel des Retters, das kostbarste Brautgemach, die heilige Schatzkammer der Herrlichkeit Gottes". Allein diese Titel verdeutlichen den Bezug des Feiertags zum Weihnachtsfest, in dessen Vorbereitungszeit es immer fällt. Die Gottesmutter wurde als Kind in den Tempel gebracht, um dort dem Herrn geweiht zu werden, weshalb das Fest auch "Mariae Opferung" genannt wird. Der Hohepriester Zacharias empfing sie dort und führte sie in das Allerheiligste, in das eigentlich nur der Hohepriester eintreten darf. Dort wurde Maria so mit der Gnade Gottes erfüllt, dass sie tanzend ihrer Freude Ausdruck verlieh. - Allein diese wenigen Hintergründe zum Fest der Darbringung der Gottesmutter zeigen auf, wie die Liturgie der Kirche das Heilsgeschehen gegenwärtig machen möchte. Die Gemeinschaft der Gläubigen soll selbst hineingenommen werden in die Freude der Gottesmutter, in ihren Jubel über das Heilswirken Gottes. Deshalb heißt es in einem anderen liturgischen Text des Feiertags: "Heute nimmt das Wohlgefallen Gottes seinen Anfang, heute wird die Erlösung der Menschen im voraus verkündet." Ein wirklicher Grund zur Freude also!  

Montag, 18. November 2013

Ein Schnappschuss fürs Herz


... von Metropolit Stephanus von Tallinn und einer seiner Diözesanen, aufgenommen während des Pastoralbesuchs von Patriarch Bartholomäus in Estland im Spätsommer 2013.


Montag, 11. November 2013

Der hl. Martin und der Bettler

Kopfreliquiar des hl. Martin im Louvre. Wikimedia commons
Das Fest des hl. Martin ist noch immer ein Wendepunkt im kirchlichen Westen. Nicht mehr die Vorbereitung auf das Weihnachtsfest im geistliche Sinne spielt da eine Rolle, sondern vielmehr die Erinnerung an die barmherzige Liebe, die Martin von Tours als Soldat am Stadttor von Amiens bewog, seinen Mantel mit dem Bettler zu teilen. Der hl. Martin hat später das Mönchtum im Westen beheimatet. Es war seine Art, der Kirche Christi zu dienen - als Mönch und als Bischof. Bei seinem Tod und seinem Begräbnis sollen aus allen Ecken und Enden Mönche herbeigeströmt sein, die ihrem geistlichen Vater ein ehrendes Gedenken widmen wollten. Sein Akt der Barmherzigkeit am Stadttor von Amiens war nicht einfach ein soldatisch-christlicher Akt der Hilfe, sondern Ausdruck der Bamrherzigkeit Gottes, die durch den hl. Martin konkrete Gestalt angenommen hat. Der hl. Martin der Barmherzige ist noch heute hochverehrt, auch durch Prozessionen und durch Martinsspiele wird das deutlich. Als lebendige Ikone verdient er es, nachgeahmt zu werden. Dass bald nach seinem Fest die vierzigtägige Fastenzeit vor Weihnachten beginnt, verdiente übrigens auch eine neue Würdigung.

Sonntag, 27. Oktober 2013

In memoriam Erzbischof Gabriel von Komana - + 26. Oktober 2013

Erzbischof Gabriel von Komana - * 13. Juni 1946 - + 26. Oktober 2013

Die Homilie von Erzbischof Gabriel am Fest des hl. Siluan über die Seligpreisungen ist mir noch gut in Erinnerung: Sie hatte einige Anknüpfungspunkte mit der Theologie des Schriftstellers Edzard Schaper (eines großen Sprachkünstlers) - und das ist eine ungemein berührende Erinnerung. Es geht nicht darum, Gott alle Gebote und Gesetze vorzurechnen, die man einhalten konnte! Es geht darum, Gott die - durch die Sünde - schmutzigen und zudem auch noch leeren Hände anzubieten. Die Gebote hochzurechnen und zur eigenen Beruhigung auf ihnen herumzureiten, macht das Herz nicht unbedingt reiner und weiser. Die Seligpreisungen zu verinnerlichen und sich täglich in ihrer Umsetzung zu üben, kann ein Menschenleben im besten Sinne reich machen.
Erzbischof Gabriel von Komana ist in der Nacht des 26. Oktober heimgegangen zu Gott. Er war für die Menschen, denen er begegnet ist, ein impulsiver und herzlicher Bischof. Seine schwere Erkrankung hat er als Berufung verstanden, sich verstärkt auf die Gottesliebe einzulassen und den Weg bis zum endgültigen Anfang weiterzugehen.     

Freitag, 25. Oktober 2013

Von Mönchen und Poeten

Photo: Novy Dvur
Die Seite "Vie cistercienne selon la règle de saint Benoît" veröffentlicht das Programm einer Tagung über Mönche und Dichter. Die Zisterzienser können zahlreiche Poeten in ihren Reihen nennen, Zeitgenossen und historische Persönlichkeiten, bekannte und weniger bekannte Namen. Die "militia Christi" der Zisterzienser ist als markante Reformbewegung des westlichen Mönchtums bekannt. Die eher straff strukturierte Verfasstheit dieser monastischen Familie war zumindest bis zu den Veränderungen der letzten 50 Jahre geprägt von strenger Disziplin und größtmöglicher Verplanung des Tageslaufs. Einen poetischen Mönch in einer solchen Umgebung zu finden, könnte daher sonderbar anmuten. Das Klischee des vertrockneten, da strengen und streng erzogenen Zisterziensers kann trotzdem getrost ad acta gelegt werden. Wie überall, so wird es auch einen solchen gegeben haben und geben, aber der Beweggrund, Mönch werden zu wollen, liegt nicht in Rigidität oder Lust an der Strenge, sondern in der Leidenschaftlichkeit für Gott. Ein schönes Buch, vor Jahren schon erschienen und geschrieben vom verstorbenen Abt von La Trappe, Dom Marie-Gérard Dubois, heißt schlicht: Le Bonheur en Dieu, also: Die Freude an Gott. Neben den vielen leidenschaftlichen Texten der alten und weniger alten Zisterzienserpoeten kann dieser Buchtitel eigentlich beispielhaft verdeutlichen, zu was das Mönchtum zisterziensischer Prägung beruft, nämlich einzig zur Freude an und in Gott. Unmöglich für den Menschen, alle Gebote und alle Observanzen einzuhalten. Doch mittels der schieren Freude, in Gottes Gegenwart zu sein, wird das Unvermögen und die Sünde zum kontinuierlichen Anruf, sich zu Gott zu bekehren. Allein das reicht schon aus, um der Poesie weiten Raum geben zu können.          

Montag, 21. Oktober 2013

Campus Galli zwischen Mittelalter und Moderne


Das Projekt "Campus Galli - karolingische Klosterstadt Meßkirch" gehört zu den eher anspruchsvollen Baustellen in Deutschland. Nicht nur, dass die Baustelle an sich selber einige Ansprüche stellt; anspruchsvoll ist durchaus auch der Besuch der Baustelle des Campus Galli und - man wagt es kaum zu sagen - ihre Einordnung in die gängigen Schemata einer Mittelalterbaustelle mit experimentalarchäologischem Zug. Für die monastische Szene allerdings bleibt Sprengstoff genug übrig. Hingegen ziemt es sich sehr wohl, zu entsprechenden Waffen zu greifen und nicht gleich alles in die Luft zu jagen, weil einem dies und das nicht in den Kram passt. Dementsprechend läßt sich der kulturell einigermaßen auf der Höhe sich Bewegende als angemessene Waffe im Kampf um rechte Erkenntnis eine gehörige Portion Weitsicht reichen. Der Gast auf dem "Campus Galli" kann nicht mit makelloser Mittelalterkulisse gefüttert werden, wenn es nicht auch gestattet ist, die Grenzen einer solchen Baustelle aufzugezeigen. Die exakte Perfektion verfehlt ihren Sinn, wenn hinter ihr Klamauk und Gemeinplatz, Klischee und Realitätferne grüßen lassen. Für das Mönchtum hält das Projekt einen ärgerlichen Stachel bereit, da "Campus Galli" - wenn den Medien zu trauen ist - dem Kommerzialisierungswahn standhalten konnte. Der "Stachel" selbst allerdings ist vielmehr das große Potenzial, dass zu heben sein wird. Neben endlosen Diskussionen um geltende Gesetze oder Authentiziätsansprüche dieser oder jener Gruppierung steht nämlich der eigentliche und segensreiche Ansatz des Projekts: Als Klosterbaustelle mit größtmöglicher (und daher natürlich menschlicherseits fehlerbehafteter) Authentizität bzgl. der Arbeitsmethoden kann der Gast (,"der dem Kloster nie fehlen sollte" [Regula s. Benedicti],) vielleicht doch eintauchen in 1200 Jahre Kultur - mag sie nun spezifisch christlich oder nur christlich geprägt sein. Der "Stachel" bohrt, denn hier liegt ein Potenzial beträchtlicher Größe verborgen, dessen Hebung den Gästen und den Beteiligten nur anzuraten ist. Das allerdings wird schon eine große Aufgabe sein - neben der Lösung von mehr oder weniger kleinen Problemen und Zwistigkeiten, von denen - auch hier wieder - die Medien berichten können.

Samstag, 19. Oktober 2013

Mönch...

"Vom ersten Augenblick eines neuen Tages an riskiert der Mönch bedingungslos sein Leben bis zum letzten Tag, seine Schritte setzt er in die Fußstapfen Christi, damit die Liebe über das Böse siegt und das Leben über den Tod."
Eine treffende Beschreibung für den christliche Weg, meine ich. Ich habe sie auf der Internetseite einer unserer französischen Abteien gefunden (N.-D. de la Trappe) und meine, dass es sich lohnt, darüber nachzudenken. Im Grunde reicht ein Satz, um diesen Gedanken fruchtbar zu machen: Wer sein Leben als Christ ernst nimmt, der riskiert sein Leben in jedem Augenblick um Christi und um seiner Mitmenschen willen. Und dann gelingt sein Leben, egal, ob er nun auf der untersten Stufe der Gesellschaft steht oder an einer herausragenden.

Donnerstag, 3. Oktober 2013

Tag der deutschen Einheit - Nationalfeiertag...

Zum deutschen Nationalfeiertag ein schöner Satz der Haydn'schen Hymne von P. I. Tschaikovsky:

Dienstag, 24. September 2013

Hl. Siluan der Athonit

In den frühen nächtlichen Stunden des 24. September 1938 entschlief im russ. Kloster des hl. Panteleimon auf dem Berg Athos der Mönch Siluan. Er wurde am gleichen Tag auf dem dortigen Friedhof beigesetzt. Eine schöne Zusammenschau seines Lebens von Jean-Claude Larchet - auf Französisch - findet sich HIER 
Der russische Mönch Siluan wurde bald schon als Heiliger verehrt, obwohl er völlig unspektakulär gelebt und gearbeitet hat. Im Jahr 1988 folgte seine Kanonisierung, nachdem die durch Archimandrit Sophrony herausgegebenen schriftlichen Hinterlassenschaften des hl. Siluan seinen geistlichen Weg vielen Menschen nahegebracht haben. Der hl. Siluan ist ein orthodoxer Heiliger, dessen Orthodoxie sich vor allem in der Unbedingtheit der Christusnachfolge erweist: das Fundament des Mönchtums also.   

Donnerstag, 19. September 2013

Tricenarium solemne

In der liturgischen Tradition der Zisterzienser hat sich über viele Jahrhunderte der Brauch erhalten, ab September ein feierliches Gedenken an die Heimgegangenen der Ordensfamilie zu halten. Vom 18. September ab (also mit der Vesper des 17. September) erinnert man sich in den Zisterziensergemeinden aller bekannten und weniger bekannten Verstorbenen des vergangenen Jahres der geistlichen Familie. Es war lange Zeit üblich, zusätzlich Psalmen zu beten und die Eucharistie besonders auch zum Gedächtnis dieser Verstorbenen zu feiern. Das feierliche Tricenarium fand zu einer Jahreszeit stand, in der in der Frühzeit der Zisterzienser die jährlichen Generalkapitel abgehalten wurden. Sicher hat beides miteinander zu tun.
Der eifrige Kommerz zwischen Klostergemeinde und der Gemeinde der Heimgegangenen ist hingegen geistlich überaus fruchtbar gewesen (und er kann es noch heute sein): In einer Zeit, wo Transzendenz in vielfältigen Formen anzutreffen ist - nicht nur in der Esotherik -, ist eine grundsolide Transzendenz eher zurückgedrängt worden. Die für uns greifbare Welt und Realität wäre für Christen ein Irrealis ohne die jenseitige Welt, deren Grenzen verschwimmen und sich sogar manchmal aufheben. In sie gehören die Verstorbenen, deren irdisches Leben sich in Jesus Christus vollendet hat. Unser Gebet und unser Gedenken ist ein Zeichen der Liebe und Achtung und gleichzeitig ein Akt der Sehnsucht. "Unsere Heimat ist im Himmel", schreibt der hl. Apostel Paulus. Dass sich der Himmel und die Erde nicht einfach voneinander trennen lassen, ist eine schlichte Wahrheit. Dass das Tricenarium Himmel und Erde verbindet und uns gleichzeitig dem Himmel ein Stück näherbringt, folgt eigentlich notgedrungen aus dieser Erkenntnis. 

Montag, 16. September 2013

Hl. Alexander Schmorell : * 16. September 1917 - + 13. Juli 1943

"Moinillon" versäumt es nie, auf seiner französischsprachigen Seite an wichtige Gedenktage zu erinnern. Heute verweist er auf den hl. Alexander Schmorell, einen Mitbegründer der "Weißen Rose", der heute 96 Jahre alt würde. Im Jahre 1943 wurde er in der nazionalsozialistischen Diktatur enthauptet, im Jahre 2012 in der russ. Kathedrale in München kanonisiert. Die Biographie des hl. Alexander Schmorell ist ein Spiegelbild seiner Epoche: Der Vater deutschstämmiger Protestant und Arzt mit Wohnsitz in Orenburg (Russland), die Mutter Russin, Tochter eines russischen Gemeindepriesters, die Stiefmutter in Russland wohnende Deutsche und Katholikin. Mit vier Jahren emigriert die Familie aus dem bürgerkriegsgeschüttelten Russland. Alexander beginnt später in München ein Medizinstudium, leistet seinen Arbeitdiensteinsatz, wird während des Krieges Soldat, kämpft in Frankreich und Russland. Mit Kommilionen gründet er den Widerstandskreis, den sie die "Weiße Rose" nennen.
Mit seinen Gesinnungsgenossen wird der hl. Alexander durch den Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und hingerichtet. Die Mitglieder der "Weißen Rose" haben sich damals weder durch die gewandten und aggressiven Worthülsen der Nazi-Größen, noch durch ihre Aufrichtigkeit - d.h. zum Beispiel: ihre Loyalität zur "rechtmäßigen" Autorität - in ihrer Klarsichtigkeit beeinflussen lassen. Erst die späteren Generationen konnten ermessen, wie echt und solide die Loyalität der Widerstandsbewegung war. Hinter jener Selbstlosigkeit und Liebe zur Heimat kann heutiges Wahlkampfgetöse nur verblassen und wird jedes der - sowieso größtenteils austauschbaren - Parteiprogramme zum wortreichen Phrasenkonglomerat. Wo Geld und Macht mehr zählen als Loyalität, zerbricht notwendigerweise das, was man heute wohl Sozialstruktur nennen würde: die Gemeinschaft von Menschen, die miteinander leben und notfalls auch füreinander sorgen.    

Montag, 9. September 2013

Patriarch Bartholomäus von Konstantinopel und Metropolit Stephanos von Tallinn. Quelle: Fanarion
Die Estnische Apostolische Orthodoxe Kirche kann ihren 90. Geburtstag feiern: 1923 wurde ihr vom Ökumenischen Patriarchat die Autonomie verliehen, da nach der russischen Revolution und der Selbstandigkeit Estlands dieser Schritt nahelag. Lange Jahre musste die Estnische Orthodoxe Kirche im Verborgenen weiterbestehen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie in die Russische Orthodoxe Kirche eingegliedert. Ihre Erbe konnte nur von Exil-Esten weitergetragen werden. Im Jahr 1996 schließlich setzt das Ökumenische Patriarchat die im Schwebezustand gehaltene Autonomie erneut in Kraft, was nicht wenige Differenzen zwischen der Russischen und der Estnischen Kirche heraufbeschwor. Die Trennlinie zwischen Ortskirche und "Nationalkirche" bleibt in dieser Frage immer sichtbar und macht sich schmerzhaft bemerkbar. Der Metropolit von Estland, Stephanos von Tallinn, hat aus Anlass der 90-jährigen Geschichte der Estnisch Orthodoxen Kirche und des Besuchs des Ökumenischen Patriarchen in Estland eine Rede gehalten, die HIER in franz. Sprache eingesehen werden kann. Auch die deutsche Vergangenheit des Baltikums kommt darin zu ihrem Recht, zumal alle Konfessionen gleichermaßen unter der Gewaltherrschaft des Bolschewismus zu leiden hatten.   

Donnerstag, 29. August 2013

Zum Fest der Enthauptung des hl. Johannes des Täufers

Der Festtag der Enthauptung des hl. Johannes des Täufers erinnert im Grunde an die Unfähigkeit des Menschen, in der Freiheit zu leben und gleichzeitig Gott zu vergessen. Der Tag ist ein Fasttag, denn an ihm dürfen wir uns daran erinnern, dass Millionen von Menschen ihre Freiheit erst finden durften, als andere Menschen sie zu Spielbällen ihrer eigenen Unfreiheit machen wollten. Herodes hat den hl. Johannes auf dem Altar seiner Machtgier und seines angeschlagenen Selbstbewußtseins geopfert. Heutzutage erinnert nur allzu viel Machtgebaren z.B. der USA gegenüber der bedrängten syrischen Nation an eben diesen Zwang: Geld und Macht stehen im Vordergrund, die Menschen scheinen in der zweiten Reihe zu stehen. Ihre Würde findet man noch viel weiter abseits, denn der Kampf um die Macht und um den Einfluss wird ausgetragen im Namen der vermeintlichen Freiheit. Dass die Freiheit des einen mal wieder der Tod des anderen ist, das wird lautstark in Kauf genommen. Nur wenige international gehörte Stimmen verweisen darauf, dass es im Syrienkonflikt und in so vielen anderen Konflikten um offenkundige Interessenkämpfe geht.
Das Fest der Enthauptung des hl. Johannes ist ein hoher Festtag, weil wir an ihm im Fasten und im Gebet die Menschenfreundlichkeit Gottes erfahren. Der reichlich sonderbaren Vorstellung vieler Philosophien, die durch die Köpfe der Mechen geistern, setzt das christliche Leben die Philosophie entgegen, die lohnt: die entfesselte Gottesliebe. Diese Philosophie hat es nicht, wie zahllose andere, nötig, ihren "Anhängern" durch Mauern, Barrieren und Unfreiheiten aller Art ihre sogenannte Erlösung einzubläuen. Der hl. Johannes ist als freier Mann enthauptet worden, während Herodes zeitlebens in seiner Angst gefangen war. Für die Christen heute bleibt das Beispiel des hl. Johannes immer ein Ansporn, auch zu "Engeln der Wüste" zu werden.      

Mittwoch, 14. August 2013

Die Entschlafung der seligen Jungfrau Maria

Das Grab der Gottesmutter in Jerusalem
Das Fest des Heimgangs der Gottesmutter hat seit alter Zeit eine große Bedeutung. Es gehört zu den großen Festtagen im kirchlichen Jahr und steht in enger Verbindung zum Fest der Verklärung Christi. Ihm voraus geht normalerweise ein Fasten. Und die sommerliche Blumenfülle gibt dem Festtag eine farbenprächtige Note. Es wird berichtet, dass die Apostel das Grab Mariens nah ihrem Begräbnis nochmal geöffnet haben, da einer von ihnen nicht bei ihrem Tod anwesend sein konnte. Als das Grab geöffnet war, fanden die Apostel allerdings anstelle des Leichnams der Gottesmutter ein Meer von Blumen vor. Dieses Wunder ist nicht nur ergreifend, sondern vermittelt auch etwas von der Großherzigkeit Gottes: Er nimmt die Gottesmutter nicht nur zu sich, sondern hinterläßt den trauernden Aposteln - und damit uns - einen duftenden und handfesten Trost in Form von unzähligen Blumen. Maria ist das Vorbild des erlösten Menschen, der den Tod und die Verwesung hinter sich lassen konnte. Uns bleibt der Vorgeschmack der Erlöstheit: die Herrlichkeit der Schöpfung in Gestalt der Blumen, die nichts leisten muss und trotzdem in nichts den Königen an Pracht nachsteht. Das ist eine echte österliche Haltung.   

Dienstag, 6. August 2013

Ein sommerliches österliches Fest - die Verklärung des Herrn

Berg Tabor - Die Verklärung des Herrn
„Die Überfülle Deines Hauses hat die Jünger gesättigt und mit den tosenden Wogen deiner Wonne hast du ihren Durst gestillt: Denn bei dir ist die Quelle des Lebens und in deinem Licht schauen wir das Licht.“ (Responsorium des Nachtgottesdienstes am Fest der Verklärung des Herrn)

Die Verklärung Christi ist ein Festtag, der die Grenzen des menschlichen Verstandes deutlich hervortreten läßt. Leid, Tod, Auferstehung, aber auch Verborgenheit, Angst und Herrlichkeit sind die Hauptmomente des Evangelienberichts. Vielleicht ist die Heilige Schrift gerade deshalb so sperrig und unumgänglich, weil sie alles Menschliche und das göttliche Wirken nebeneinanderstellt und beieinander beläßt. Manche halten das nicht aus und sind versucht, beides in sicherer Entfernung voneinander zu positionieren. Das Fest der Verklärung ist viel zu bodenständig, um derlei Gedankenspielerei mitzumachen. Gott ist menschenfreundlich und hält es aus, dass wir auch nach der Verklärung zweifeln und sündigen können.       

Samstag, 3. August 2013

P. Placide Deseille im Gespräch - auf Französisch

P. Placide Deseille (ehem. Bellefontaine / Frankreich, nunmehr Saint-Antoine-le-Grand (Metochion von Simonos Petra) antwortet französisch auf Fragen eines russischen Journalisten. Er reflektiert sein Mönchsleben, das er im Jahr 1942 als Zisterzienser in Bellefontaine begonnen hat, und nun als Mönch des Hl. Berges Athos in Frankreich weiterführt. Als Experte der Kirchen- und Mönchsväter hat er zahlreiche Schriften in französischer Übersetzung veröffentlicht. Als geistlicher Berater hilft er vielen Gläubigen und berät sie in geistlichen Fragen. P. Placide Deseille zeichnet ein lebendiges Bild der heutigen Situation der Christen in Frankreich - und hebt hervor, wie wichtig das christliche Zeugnis bleibt: HIER als Link das Video.
 

Montag, 29. Juli 2013

Hospites Domini - Mein Haus ist dein Haus




Das Fest der hl. Maria, Martha und Lazarus, das die Zisterzienser heute feiern, ist nicht nur ein Festtag für die Freunde des Herrn. Der Tag erinnert auch an die Gastfreundschaft, die Gott gewährt wird, wo immer sich Menschen den Anstoß geben, ihr Haus und ihr Herz für Dahergelaufene zu öffnen. Das obige Bild aus der Pariser Metro ist ein Anstoß gewesen, das Fest der "Freunde des Herrn" zu bedenken. Paris ist eine Reise wert, doch die Großstadt versteht es meisterhaft, die Menschen häufig anonym zu machen. Die Metro in der Nacht ist wie eine Maschine, die von A nach B transportiert. Die Menschen darin sind entweder gestresst vom Arbeitstag oder geben sich schon der Umnebelung durch Alkohol oder Drogen hin. Das offene Herz wird da sehr verletzlich und verwundbar. Die Gastfreundschaft braucht ja beide, den Gast und den Gastgeber. Wenn der eine nur zwanghaft die Gastfreundschaft annimmt, kann der Gastgeber nicht großherzig handeln. Seine Großherzigkeit wird zu sehr beschnitten durch die Unfreiheit. Die hl. Maria, Martha und Lazarus hätte es nicht übermäßig lange in der Kälte einer nächtlichen Metro-Station gehalten. Sie sind aufrichtig und geradeheraus, wenn es um die Notwendigkeiten des täglichen und des ewigen Lebens geht. Der hl. Lazarus hat schon vom Stachel des Todes mitbekommen, was Menschen mitbekommen können. Die hl. Maria und Martha sind indes auf die Realia zurückgeworfen: Wo beginnt die Gastfreundschaft? Beim Dienen oder beim Verweilen? Sie ist womöglich dort zu finden, wo beides nicht zu kurz kommt. Das gastfreundliche Haus beginnt also schon bei der Lebenshaltung des Menschen, egal ob in der Metro, im Kloster oder in der Etagenwohnung.   

Sonntag, 28. Juli 2013

Notre-Dame de l'Atlas - Tibhirine: Politik und Glaube, eine Dokumentation

Es gibt manche Festtage, die im Gedächtnis bleiben, weil sie Menschen betreffen, deren Leben und Sterben diejenigen berühren, die ihren Weg auf die eine oder andere Art kreuzen. P. Christophe Lebreton ist so ein Mensch. Sein Namenstag am 24. Juli gehört deshalb zu den Festen, die immer wieder daran erinnern, dass es sich lohnt, für Christus zu leben: Fr. Christophe ist nach Algerien gegangen, um dort im Kloster Notre-Dame de l'Atlas ein Zisterzienserleben zu führen, das sich nicht unbedingt in die Rahmenbedingungen eines typisch europäisch geprägten Mönchtums pressen ließ. Zusammen mit sechs weiteren Brüdern ist er am 27. März 1996 entführt und einige Wochen später ermordet worden. Sein Namenstag erinnert an die vielen Opfer von Staatsraison, Politik und Machtkalkül. Die folgende Dokumentation (in franz. Sprache) will Licht in die Affäre "Tibhirine" bringen:


Samstag, 20. Juli 2013

20. Juli und Verantwortung

Briefmarke zum 10. Jahrestag des Attentats vom 20. Juli 1944 (Wikimedia commons)
Als Gedächtnistag an die mutigen Männer, die Adolf Hitler und die Nazionalsozialisten im Jahr 1944 stürzen wollten, ist der 20. Juli einer unter vielen. Die großen Erschütterungen der Menschen sind vorüber, die Nationen kämpfen um ganz andere Dinge als echte Freiheit und wirkliche soziale Verantwortung. Es hat den Anschein, als ob die Menschen in den halbwegs wohlhabenden Ländern sich damit begnügen können,die mutgen Entscheidungen ihrer Vorfahren wohlwollend zur Kenntnis zu nehmen, ohne sich selbst in die Pflicht genommen zu fühlen. Dabei ist der springende Punkt das 20. Juli 1944 nicht die Entscheidung zum offenen Widerstand, sondern die Entscheidung zur Tat in ebenjener Situation. Die moralischen und praktischen Folgen des Attentats auf Adolf Hitler waren wohlüberlegt und erwogen worden. Es blieb und bleibt hingegen wie ein Dreuen hinter Wolkenwänden, dass ein geglücktes Attentat auch ganz andere Entwicklungen nach sich ziehen konnte. Dass nämlich die Diktatur nicht als Entwürdigung, sondern als Entpflichtung empfunden wurde - Entpflichtung von den Lasten der Eigenverantwortung und der Herausforderung, selbst entscheiden zu müssen, was in welcher Situation gut und was böse ist. Alles das bleibt dem heutigen Menschen nicht erspart. Er muss sich entscheiden, ob er seine moralischen Ansprüche aufgibt, oder ob er mitschwimmt im Strom des konsumierenden Bürgers, dessen Horizont womoglich nicht eben weiter entfernt ist als die eigene Zimmerwand. Der Kreis der Wehrmachtsangehörigen des 20. Juli war ein Sammelbecken rechtschaffener Menschen, die innerhalb ihrer eigenen Grenzen als Soldaten oder prinzipiengeschulte Deutsche handeln wollten, wie sie es für richtig und notwendig hielten. Deshalb lohnt sich ein dankbarer Blick zurück in jene Tage und zu jenen Menschen, die uns heute fremd und weit weg erscheinen.
       

Freitag, 12. Juli 2013

Hl. Alexander Schmorell und sein Martyrium vor 70 Jahren



Am morgigen 13. Juli sind es 70 Jahre, dass der hl. Alexander Schmorell in München (1943) enthauptet wurde. Im Jahr 2012 konnte eine große Gemeinde seine Kanonisation feiern. In München (zuerst in der Kathedralkirche der Russischen Auslandskirche und dann auf dem Friedhof "Perlacher Forst") wird anläßlich des Todestages eine Göttliche Liturgie auf seinem Grab gefeiert (Beginn um 9.00 Uhr bzw. des Stundengebets um 8.40 Uhr). Metropolit Augustinus von Deutschland steht der eucharistischen Liturgie vor, es konzelebrieren zahlreiche weitere Bischöfe und Geistliche. (Quelle und Informationen) Der hl. Alexander von München ist ein faszinierende Gestalt, die untrennbar mit der Widerstandsgruppe der "Weißen Rose" verbunden bleibt. Er hat in dieser Gruppe aktiv als Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus gekämpft und ist für seine Überzeugungen in den Tod gegangen. Als orthodoxer Christ, Student und deutscher Soldat hat er sein Gewissen nicht der falschen Freiheit geopfert. Seine Freiheit hat ihren Grund in Christus. Wo die Freiheit und die Moral mit Füßen getreten wurde, war der hl. Alexander nicht mehr bereit, sprachlos zuzuschauen. Leere Versprechungen und leere Worte waren für ihn Grund genug, vorbehaltlos den Weg des Widerstands zu wählen.
Möge der hl. Alexander Schmorell unser Fürsprecher sein bei Gott!

Mittwoch, 15. Mai 2013

Thomas (P. Louis) Merton - P. Seraphim Rose

Im Blog "orthodoxologie" kann man einen ins Französische übersetzten Auszug der Korrespondenz zwischen Thomas Merton, dem berühmt gewordenen amerikanischen Zisterzienser aus Gethsemani / Kentucky, und dem zur Orthodoxie konvertiten späteren Mönch P. Seraphim (Eugene) Rose finden. Dieser schreibt an Merton etwa, dass "der Christ in der heutigen Welt seinen Brüdern vor allem aufzeigen muss, dass 'alle Probleme unserer Zeit' neben dem zentralen Problem des Menschen konsequenzlos stehen: dem Problem des Todes und der Antwort darauf: Christus..."
Dadurch bekommt alle Suche nach Erlösung, die ja auch Merton zeitlebens umgetrieben hat, eine neue Dimension. Der "Selbsterlösung" fernöstlicher Philosophien wird der bittere Stachel der menschlichen Unfähigkeit gezogen, der das Gift der Ausweglosigkeit trägt. Dadurch aber fällt dieses philosophische Gebäude in sich zusammen. Seinem Fundament fehlt die Konzentration auf den "Ursprung alles Lichts". Ohne Gott bleibt der Mensch dazu verdammt, einen desaströsen Kreislauf zu durchlaufen, aus dem es kein heiles Entrinnen gibt. Für den Christen ist die Vorstellung einer Reinkarnation das Desaster schlechthin: Der Mensch wird zum Spielball seines Schwäche oder Stärke. Gott sei Dank ist Christus auferstanden von den Toten und hat im Tod den Tod zerteten!   

Sonntag, 5. Mai 2013

Das Heilige Feuer 2013 in Jerusalem

Am Nachmittag des Karsamstags, 4. Mai 2013 (nach alter Datierung), hat sich in der Anastasis-Basilika in Jerusalem wieder das Heilige Feuer entzündet. Ein unglaublicher Menschenandrang, bestehend aus vielen Nationalitäten, erwartet jedes Jahr mit Vorfreude und Begeisterung diesen Vorboten des Osterfestes, der aus dem zuerst völlig dunklen Heiligen Grab nach seinem Erscheinen noch am Tag selbst in zahlreiche Länder gebracht wird. "Moinillon" hat zwei Video-Dokumentationen bereitgestellt. XB

Freitag, 3. Mai 2013

"Le Temps du Silence" - Ausstellung von Bruno Rotival in Cluny (14. Mai - 3. November 2013)

Photo: Bruno Rotival / Detail des Ausstellungsplakats
"Die Zeit des Schweigens", so ließe sich der französische Titel annähernd übersetzen: Bruno Rotival hat die monastische Welt aus einem ganz eigenen Blickwinkel kennen und lieben gelernt, dem des Photographen. In Cluny (Farinier de l'abbaye) können in diesem Jahr großformatige Abzüge (2x3m!) seiner Bilder bewundert werden. Wer die "Augenblicke" Bruno Rotivals kennt, der kann sich nur schwer von den Eindrücken trennen, die seine Bilder zurücklassen. Es sind hauptsächlich auf Papier o.ä. gebannte Momente in Zisterzienserklöstern (die sich ja ein eigenes soziales Gefüge bewahren können). Aber auch Benediktiner- und Kartäuserklöster hat Bruno Rotival während seiner zahlreichen Reisen besucht. Die ausgewählten Momentaufnahmen halten dem ersten, zweiten und allen folgenden Blicken jedenfalls stand, obwohl man  beinahe die Grenzen der Intimsphäre zu verletzen meint, wenn man sich in sie vertieft. Dadurch werden sie auch zum persönlichen Zeugnis des Photographen, über das der Betrachter noch lange nachdenken kann.        

Samstag, 27. April 2013

Die Kraft der Erinnerung - Iwan Schmeljow



Die Jahreszeiten haben Scharnierfunktionen. Der Frühling ist sicherlich in dieser Hinsicht besonders eindrücklich. Solche Zeiten bringen immer auch eine bestimmte Geisteshaltung mit sich. Man ist empfänglich für die Ereignisse des Lebens. Vielleicht wird der Vorhang, der Zeit und Ewigkeit trennt, an solchen Tagen auch durchlässiger und transparenter. Der Schriftsteller Iwan Schmeljow, der schon öfters hier zu Wort kam, versteht es in seinen literarischen Meisterwerken, die Erinnerung zukunftsträchtig werden zu lassen. Indem er die Vergangenheit nicht dahinsiechen läßt, als wäre sie nur eine unwillkommene Last, sondern in ihr Freude für die Gegenwart und Kraft für die Zukunft sieht, nimmt er der menschlichen Geschichte die Fatalität und läßt sie wieder zur Heilsgeschichte werden. In Schmeljows Kindheit war das Zusammenleben geprägt vom ständischen Bewußtsein der einzelnen Schichten - ob vom Handwerker, Bauern oder Geschäftsmann. Adel und Bürokratie standen wiederum an einem anderen gesellschaftlichen Platz. Trotzdem lebt in der Erinnerung des betagten Schriftstellers das Lebensmodell seiner Kindheit als geglückt und heilsam weiter. Vielleicht berührt das gerade heute die Menschen ungemein - die russischsprachigen vielleicht noch mehr, wenn sie die schöne Sprache Schmeljows im Original lesen: Der ungebildete Handwerker hat nicht nur einen Stehplatz, während der Reiche und Belesene Logenplätze einnehmen darf. In Schmeljows Werk vergibt der Schriftsteller seine Hauptrollen nicht nach Besitz oder Bildung, sondern nach dem Streben des Herzens. "Ondrejka-Frechdachs" (in "Wanja im heiligen Moiskau") kann die Fastenzeiten brechen und respektlos Schabernack treiben - seine Frömmigkeit misst Schmeljow nicht nach dem maskenhaften "Betragen", sondern nach der Hingabe des Herzens. Der alte Kunstschreiner "Gorkin", neben dem Ich-Erzähler Schmeljow die Hauptperson und ein Muster an Regularität, erstarrt vor Rührung vor der Schreinerarbeit Ondrejkas, die dieser zu Ehren der Himmelkönigin angefertigt hat. Reden kann man viel, selbst Regularität kann zum Selbstläufer werden, doch der Schatz des Herzens bleibt im Grunde verborgen. Schmeljow betont das immer und immer wieder. Der aufmerksame Leser merkt schließlich, dass die Erinnerung des Schriftstellers nur dazu dient, die Gegenwart menschlicher und die Zukunft lebenswerter zu machen durch die ständige Orientierung auf das Wesentliche. Schmeljow schämt sich nicht, wenn er es dauernd beim Namen nennt: Es ist der Dreieinige Gott, der nicht genug davon bekommt, in seiner liebevollen Gnade bei den Menschen zu wohnen. - Ein Gedanke, der sich aufdrängt, da die Heiligen der Woche so präsent sind: Maria Gabrielle Sagheddu, Rafael Arnáiz Barón. Beide haben nichts Großartiges vollbracht, sondern sind früh gestorben. Beide wollten, wie Schmeljows Helden, das Beste aus ihrem Leben machen und eine gute Schwester und ein guter Bruder in ihren Gemeinschaften sein. Vielleicht ist es diese Tugend, die sie für heute heilig macht.

       

Freitag, 26. April 2013

Zum Tode von Dr. Reinhard Lettmann, des emer. Bischofs von Münster (+ 16. April 2013 in Bethlehem)

Bischof Reinhard Lettmann ist eine markante Gestalt. Er hat über mehr als 50 Jahre in seinem Bistum gewirkt und durfte lange Jahre seine Geschicke lenken. Heute wird er im St. Paulus-Dom in Münster begraben, nachdem seit Mittwoch die Menschen seines Bistums an seinem Sarg Abschied nehmen durften.
Ein kurzes, aber doch eindrucksvolles Video des Bistums läßt einige Stationen des Lebens von Bischof Reinhard Lettmann Revue passieren:


Vivas in Christo!

Freitag, 19. April 2013

Campus Galli - Eine Klosterstadt als Wellnessmuseum in Leichtbauweise?

Wall-Grabenanlage Campus Galli. Photo: meßkirch.de
Die Klosterstadt in Meßkirch wird zur Zeit kontrovers diskutiert. Man stößt auf allerhand Meinungen und Bedenken, wenn man das Netz durchstöbert. Für einen Realia-Mann wird es interessant, wenn sich die Geister scheiden und die Kontroverse sachlich begründet wird. So konnte man vor längerer Zeit schon (irgendwo?) lesen, dass "eine Architektin als Baustellenleiterin schon mal ein ganz verkehrterAnsatz" wäre, da es eine solche niemals im Mittelalter gegeben hätte. Nun läßt eine solche Aussage sich hinterfragen. Welche Vorstellung steht hinter einem solchen Satz? Wohl auch jene, dass eine Frau nicht in dieses Bild passt, wenn man "à la Plan von St. Gallen" Mittelalter spielen möchte. Das stimmt. Dann kann man jetzt lesen, dass Container, die man erst mittelalterlich verkleiden muss, dem Lebensmodell des St. Galler Klosterplans nicht angemessen seien (ein interpretierende Lesart des Kommentars); denn dann könne man tatsächlich auch amerikanisch inspirierte Phantasieländer besuchen, um sich bespaßen zu lassen. Auch das stimmt.
So verständlich diese Einwände von Personen sind, die sich Authentizität und Echtzeitcharakter wünschen - zu Recht, möchte man sagen! -, so wenig treffen sie doch auch den Lebensnerv der "Klosterstadt Campus Galli Meßkirch": Wie steril wissenschaftliche Ergebnisse für das konkrete Leben sein können, beweist die römische Liturgiereforn nach 1965. Die Liturgie ist lebendig und real, da sie mit Leben gefüllt wird von all denen, die sie feiern (im Himmel und auf Erden also!). Das Klosterstadtprojekt als experimentell-archäologische Forschungsstätte wäre sinnlos, wenn sie nicht im Heute stehen würde - mit allen Zwängen, die das mit ich bringt. Wer als Besucher des Campus Galli nur authentisch geschnittene Kleidung und Werkzeug nach eindeutig datierbaren Fundstücken besichtigt, ohne davon in sein konkretes Leben mitzunehmen, bleibt auf einem hohen, aber hohlen Niveau stehen. Die oben angesprochene Architektin ist ebensowenig anachronistisch, wie die verkleideten Container, denn beide sind nicht Selbstzweck, sondern irgendeiner Motivation geschuldet - sei es der Fähigkeit der Architektin oder der Praxistauglichkeit der Container. Wer Authentiziät wünscht, müsste tatsächlich weitergehen, als er wohl wollte: Er müsste nicht nur handgenähte Kleidung, ausschließliche Fachwerkbauweise und rekonstruiertes Werkzeug einsetzen, sondern müsste auf der Baustelle nach dem St. Galler Klosterplan auch seine Lebensumstände anpassen. Das wäre in höchstem Maße interessant und für die Wissenschaft nutzbar, denn dadurch würden tatsächlich Einblicke erlaubt, die interessant wären. Und ebenso Tatsache ist der Umstand, dass eine gedankliche Aufsplitterung bezüglich der Anwendung von mittelalterlicher Technik, Kleidung, Nahrung, Arbeitsweise, Hygiene und Frömmigkeit die Authentizität in erheblichem Maße verfälscht. Wer kann schon sagen, wie es ist, mit leerem Magen bis zur Vesper zu schuften, und auch dann nur Speise essen zu können, die ohne tierische Fette bereitet wurde (wie in der Fastenzeit für 6 volle Wochen vorgeschrieben)? Wer kann Antworten geben auf die Auswirkungen des monastischen Tagesablaufs auf die Arbeitsleistung der Handwerker und Mönche, wenn der Tag um 1.00 Uhr beginnt und um 17.00 Uhr schließt? Wer kann abschätzen, welchen Einfluss das geistliche Fundament auf eine Klosterbaustelle hat?
Wer verkleidete Container und Frauen in Führungpositionen nicht zulässt, der sollte so konsequent sein, und auch alle anderen (weiß Gott experimentell-archäologisch wesentlicheren!!!) Punkte einklagen! Und er sollte nicht vergessen, dass das Mönchtum, neben allem Geschenk und Charisma, harte Arbeit ist, die weder mystisch durchlebt, noch idealistisch hinter sich gebracht werden kann. Die Klosterbaustelle Campus Galli ist sehr sinnvoll, weil sie neben der Archäologie die heutigen Fragen und Hintergründe der Zeitgenossen nicht außer Acht lässt. Wer authentischer leben möchte, der möge damit beginnen, "in allem Gott zu verherrlichen" - schon das ist eine Lebensaufgabe!

Dienstag, 16. April 2013

Pilger, Spinner, Heiliger - Benedikt-Joseph Labre

Sein Fest fällt mal in die Osterzeit, mal in die Fastenzeit. Seine Verehrung begann schon bald nach seinem Tod, obwohl ihm nicht überall ein guter Ruf vorauseilte. Die Art seines Lebens schreckte selbst damals, im 18. Jahrhundert, die meisten Zeitgenossen ab, obwohl sich die Hygiene der niederen Schichten oft den Zwängen der Armut zu beugen hatte. Der hl. Benedikt-Joseph Labre nahm seine Berufung ernst, sogar sehr ernst, und sein zurückliegendes Zisterzienserleben wird ihm Anhaltspunkte für sein persönliches authentisches Leben geliefert haben. Wie alle heiligen Verrückten, so würde Benedikt-Joseph sich wohl aus jeder Epoche herausstehlen, um sein Charisma nicht verkümmern zu lassen; kein Jahrhundert sähe ihn konform und angepasst, jedes würde ihn ausstoßen - oder auch vergöttern. Alles das wäre ihm in jedem Jahrhundert egal, obgleich er es verstünde, sich jener Abgötterei sorgsam zu entledigen. Denn seine Lebensernte ist die Verherrlichung Gottes. Zugegebenermaßen hatte er seine eigenen Mittel und Wege, ein Leben im Heiligen Geist zu führen. Wer zu seinen Lebzeiten ihm begegnen durfte und ein offenes Herz besaß, den konnte der Vagabund Gottes nicht durch sein Äußeres täuschen. Wer weiß, wie er sich heute kleiden würde? Vielleicht in Lederkluft oder Nietenkutte? Aus wie vielen Kirchen würde er herausgeworfen und in wie vielen Bussen und Bahnen würde er seinen Platz anbieten, obwohl manchem seiner Mitreisenden leise Angst vor ihm in den Augen stünde?
Keine Zeit erkennt ihre Propheten und keine Zeit hat Zeit, sich auf ihre Scham zu besinnen, wenn sie ihr Zeit verpasst hat.      

Freitag, 12. April 2013

Cura animarum - das Kloster, die Kranken, die Gemeinschaft

Monte Sión - Photo: ocso.org
Auf der Webseite des Ordens - siehe hier - wurde gestern die Nachricht veröffentlicht, dass ein neues Kloster am 6. April offiziell eingeweiht werden konnte: Monte Sión in Toledo, Spanien. Wie die Überschrift schon verrät, handelt es sich um ein Kloster der anderen Art, ein medizintechnisch voll ausgestattetes Kloster für Mönche und Monialen der verschiedenen Zisterziensergemeinschaften Spaniens, jurisdiktionsübergreifend. Die Einrichtung eines solchen "Infirmariums", das nicht zu einer ganz bestimmten Klostergemeinde gehört, ist für die Zisterzienser in dieser Form Neuland. Dass man eine solche Lösung in Angriff nehmen musste, ergibt sich aus verschiedenen Überlegungen:
Die Gemeinden werden kleiner und älter, und gleichzeitig kann die moderne Medizin Erstaunliches bewirken, wenn es um die Vitalität und die Heilung von Älteren oder chronisch Kranken geht.
Die Schwestern oder Brüder, die für die Versorgung der Kranken in den Gemeinschaften zuständig sind, brauchen umfassende Ausbildungen, um ihren Dienst überhaupt verantwortlich ausüben zu können.
Der Lebensrhythmus in vielen Klöstern musste sich, oft notgedrungen, an den krankheitsfördernden Lebensrhythmus des Zivillebens anhängen. Das heißt: Aus der wirklich christlichen Zeit wurde oft eine unchristliche - eine Zeit, die nicht Gott und seine Schöpfung im Blick hat, sondern die diktatorische Zwänge der entmenschlichten und scheinbar objektivierten Maß-Zeit.
Alte und Kranke haben in diesem Zeitschema im zivilen Leben selten Platz und werden zu Kunden. Im Kloster zeigen sich die Folgen der "Zeitkrankheit" auf andere Weise. Die Schwestern und Brüder sind oft gezwungenermaßen durch ihre Arbeit und die Notwendigkeiten des Lebens gleichsam solidarisch Kranke in diesem Zeitsystem, manchmal auch gefangen in den alten Mustern ihres Lebens vor dem Klostereintritt. Fatal wirken sich diese Zwänge aus auf die alten und kranken Mitschwestern und -brüder. Ihr Lebensrhythmus darf anderen Zeiteinheiten folgen, als denen einer Funkuhr oder eines sozialversicherungstechnisch gesteuerten Arbeitstages. Deshalb sind die Infirmare der Gemeinden oft nicht nur ausbildungsmäßig, sondern auch kräftemäßig überfordert, da kompetente Hilfe - wo sie von außen in Anspruch genommen werden kann! - in den engen Grenzen der Bürokratisierung arbeitet. Das Infirmerie-Kloster Monte Sión könnte diesem Grundübel der modernen Gesellschaft einerseits gezielt entgegenstehen, indem es in der christlichen Zeit lebt, andererseits entspricht es nicht dem, was das benediktinische Mönchtum ausmacht: Die Gemeinde ist nicht Zweckverband, um besser vor der Welt bestehen und in ihr wirken zu können, sondern zuallererst eine wirkliche Familie, die in den Blutsbanden der Communio eine Einheit und eine komplette Lebensgemeinschaft bildet. Die Älteren und Kranken aus ihr herauszulösen, weil die Versorgung nicht mehr gewährleistet werden kann, ist eigentlich immer ein letzter Schritt, wenn alles andere aussichtlos ist. Allerdings ist das neue Kloster Monte Sión auch ein Zeichen der Demut: Dass der Mensch, obwohl er bis zu einem gewissen Grad verantwortlich ist für seine Mitmenschen, letztlich und Gott sei Dank am Perfektionismus scheitern wird. Und dass die Perfektion der Liebe tatsächlich allein in der Gemeinschaft mit Gott zu finden ist. Vielleicht gelingen die schmerzlichen Schritte der zahlreichen leidenden Schwestern und Brüder, die ihrer Reifung und ihrer Lebensernte entgegensehen, aus ihren Gemeinden heraus auf das neue Terrain in Monte Sión. Es könnte ja tatsächlich als klösterliches Paradies zum Abbild des Himmlischen Jerusalem werden.        

Samstag, 6. April 2013

Bernhard von Clairvaux - ein bornierter Adliger... Benoît Chauvin und die Zisterzienser

Ein Kollege (nämlich dieser hier) hat kürzlich auf eine herrliche Videoaufzeichnung hingewiesen: Benoît Chauvin, der bekannte französische Zisterzienserforscher, spricht über sein Leben, seine Berufung, seine Forschung und seine Liebe zu den Zisterziensern. Er tut das freimütig, in einem erfrischend exzellenten Französisch und mit einer spitzen Zunge, die der Historie und der Hagiographie gleichermaßen geschuldet ist. "Bernhard von Clairvaux war borniert, das könnte man wohl so sagen." Ähnliches hört man immer wieder während des vierzig Minuten dauernden Gesprächs. Benoît Chauvin schöpft aus den Vollen. Man begibt sich auf Zeitreise und durchquert das Hochmittelalter, hält kurz inne bei der Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer, die ihr Geld größtenteils den Zisterziensern verdanken, schaut den großen Äbten von Cîteaux über die Schulter, die Großes leisten, wenn es um den Buchdruck, die Architektur, die Wirtschaft etc. etc. geht. Und man horcht auf, wenn Benoît Chauvin von seiner eigentlichen Forschungsarbeit spricht - vom scheinbar "bernhardinischen Grundriss" der Klosterkirchen, der eben nicht bernhardinisch, sondern genuin zisterziensisch ist, da die romanische Abteikirche von Cîteaux das erste Glied der architektonischen Kette ist, nicht die Kirche von Clairvaux... Man darf gespannt sein auf das, was noch aus der Feder von Benoît Chauvin fließen wird. Während des Gesprächs kündigt er einen Aufsatz über das eben erwähnte Thema an: Der Ur-Typus der Zisterzienserkirche ist die Kirche von Cîteaux. Man kann ins Schwärmen kommen bei den Namen die fallen: Jean de Cirey, Anselme Dimier, aber auch "Bernhardskongress 1953", Generalkapitel... Und man kommt ins Schwärmen bei der Vision eines Benoît Chauvin für sein Fach, die Historie: Dass es zu entdecken gilt, was noch irgendwo verborgen schläft; aber dass meist das entdeckt wird, was man nicht gesucht hat. ...sagt ein Mann, der sich nicht dem Diktat der chronometrisch versubjektivierten Zeit unterwerfen möchte, sondern der humanen Zeit, der allein christlichen Zeit also!      

Donnerstag, 28. März 2013

Karolingische "confessiones" - der St. Galler Klosterplan und St. Germain d'Auxerre

Bearbeiteter und ergänzter Ausschnitt einer Skizze der Confessio-Anlage von St Germain d'Auxerre

Die Fastenzeit bietet nicht nur ausgiebig Gelegenheit zum Fasten, Beten und zu guten Werken, sie ist auch eine Zeit der Besinnung auf das Wesen des christlichen Lebens im Licht der Auferstehung. Das wesentliche Merkmal des Christen ist das Leben im Heiligen Geist, die vollständige "Bekleidung" des Menschen mit dem verherrlichten Christus - ein Bild, das für die Übernahme einer neuen Lebensweise steht, nämlich für die "confessio", das Bekenntnis zu Christus. Schon mehrmals tauchte der "Campus Galli" (Link zur FB-Seite) hier auf, das konstruktiv-archäologische Projekt bei Meßkirch, das im Juni 2013 offiziell starten wird. Da für die Entwicklung des monastischen Lebens in Mitteleuropa von herausragender Bedeutung, interessiert der St. Galler Klosterplan seit jeher Wissenschaftler aller Couleur. Ein Vergleich des St. Galler Entwurfs der "Confessio sancti Galli" mit der real existierenden karolingischen "Confessio sancti Germani" lohnt sich daher. Ins Auge fällt nicht nur die Übereinstimmung der äußeren Anlage, also die Existenz eines Ambulatoriums unter dem Altarraum mit Zugang zu den Reliquien des hl. Germanus. Interessant ist vor allem auch die Analogie der örtlichen Gegebenheiten. Die Pilger, für die u.a. der Zugang zum Germanus-Grab angelegt wurde, durchqueren, wie auf dem St. Galler Klosterplan, die Mönchskirche und gehen am Mönchschor vorbei, um beidseitig in die Krypta hinabsteigen zu können zur Verehrung der Reliquien. Unterhalb des Altarraums befindet sich in Auxerre eine (ebenfalls karolingerzeitliche) Confessio-Kapelle, von der aus man das Reliquiengrab gleichfalls sehen und verehren kann. Diese Auxerroiser Ausführung lässt sich auf dem St. Galler Klosterplan wohl mit dem "accessus ad confessionem" vergleichen, dem Zugang zur Confessio, die im Falle des Klosterplans allerdings offensichtlich unter dem Presbyteriumsbereich verschwindet. Ob sich die Ausführung einer "Confessio sancti Galli" an dem Vorbild von Auxerre orientieren könnte, bleibt zu diskutieren. Wichtiger hingegen ist die Feststellung, dass die Gräber der Heiligen, die Anlage ihrer Heiligtümer und das Leben der Christen und Mönche, die aus ihrem Beispiel und ihrer Verehrung Kraft für ihr eigenes Leben schöpfen, nicht voneinander trennbar sind - auch nicht bei der theoretischen Erforschung historischer Gegebenheiten.         

Mittwoch, 27. März 2013

In memoriam: Paderborn, 27. März 1945


Am 27. März 1945, ab etwa 17.30 Uhr, hat ein Bombenhagel die Innenstadt Paderborns fast vollständig zerstört. Die Erinnerung an dieses Ereignis (dem zwei Bombardements im Februar und am 22. März vorausgegangen waren) kann nicht umsonst sein - die Gewalt und die Gewaltbereitschaft unter den Menschen haben nicht etwa abgenommen, sondern haben sich nur verlagert.

Freitag, 22. März 2013

De trappista communis observantiae?

Eine etwas kuriose Meditation als Ausblick zum Festtag des hl. Benedikt, zugegeben:
Was könnte mit dem Zisterzienserorden passieren, wenn es plötzlich, mir nichts dir nichts, keine Mönche, Nonnen und Novizen des Ordo Cisterciensis mehr gäbe? Was hieße das konkret für die Institution dieses Ordo? Dass er nicht mehr existent ist? Diese Antwort jedenfalls ist falsch - und aller fiktiver Fragestellung zum Trotz steht hier das Präsens. Der Zisterzienserorden ist nämlich ein abenteuerliches Konstrukt seltener Spitzfindigkeit: Er besteht de facto und offiziell als sogenannte Familia cisterciensis. Und eben diesen Terminus setzten die Päpste der vergangenen Jahrhunderte anstelle das lateinischen Wortes "ordo" - wohl um nicht den zisterziensischen Zorn auf sich zu ziehen. (Man findet das in entsprechenden offiziellen Dokumenten, etwa in "Non mediocri sane", etc...) Demnach - eben weil die "familia" im römischen Sprachgebrauch des beginnenden 20. Jahrhunderts als Synonym für "ordo" gesetzt wurde - bestehen die verschiedenen "ordines" der Familia cisterciensis innerhalb eines konsequenterweise so genannten "ordo familiae cisterciensis"... Die "ordines cistercienses" beider Observanzen nun sind - wieder lassen sich hier die römischen Dokumente bemühen - jedenfalls beide gleichrangige Rechtsnachfolger aller Rechte und Privilegien, die dem Zisterzienserorden jemals übereignet worden sind. Falls nun also einer der "ordines cistercienses", welcher Observanz auch immer, verschwinden sollte - was wiederum ein durchaus spitzfindiges kanonistisches Konstrukt ist - tangiert das in keiner Weise die Existenz des "ordo cisterciensis"! Und damit wäre die im Titel gestellte Frage insofern gelöst, als ein "Trappist der communis observantia" nicht nur als Ausdruck inexistent ist, sondern sogar ein "Trappistenorden" (der Rechtslage nach schon seit langem) nicht nur nicht existiert, sondern auch als rechtlich selbständige Körperschaft vollständig der "ordo cisterciensis" ist. Und genauso verhält es sich selbstredend umgekehrt.

Auf Bild 1: Graduale cisterciense 1960: Ein und ein anderer (et encore!) Generalobere(r) und ein (der Diktion nach) einziger Orden.
Auf Bild 2: Saal des Generalkapitels in Cîteaux: Zwei (oder drei, oder ...) Generalkapitel und trotzdem ein Orden?
Anstoß für diese Überlegungen war nicht nur die Lektüre römischer Dokumente zur neueren Rechtsgeschichte des (!) Ordens, sondern ein gewisses Unbehagen: Selbst von wirklich gescheiten Brüdern und Schwestern begeben sich viele wie automatisch in den Teufelskreis der sorgsam von Zisterziensergeneration zu Zisterziensergeneration weitervererbten Klischees des "Saint Ordre [Cistercien]" dort und der "trappistes" hier - et vice versa. Ob dahinter das Wissen lebendig ist, dass "le Saint Ordre" derselbe "ordo cisterciensis" ist, wie "l'ordre trappiste". Es scheint, dass sich der Observanzenstreit durch die Jahrhunderte zum Selbstläufer entwickelt hat. Schade nur, dass nicht allein die Kirchenrechtler daran verzweifeln.
Trotz der Fastenzeit sei dieser ernste und doch ernsthaft zu hinterfragende Zustand des Zisterzienserordens nicht ohne Humor als Gewissenserforschung zum Benediktsfest offengelegt.                     

Mittwoch, 20. März 2013

P. Roman und ein Engel des Herrn - Zum Festtag des Heimgangs des hl. Benedikt

Hl. Benedikt (Montecassino). Bild: Wikimedia Commons / Annicari.
Wie jeder weiß, empfing der hl. Benedikt, dessen Festtag anlässlich seines Heimgangs in die Himmelsglorie mit dem Vespergottesdienst beginnt, das Mönchsgewand vom hl. Romanus. Man wird nicht aus dem Nichts heraus Mönch, sondern empfängt sein monastisches Handwerkszeug aus den Hände eines Älteren, der als geistlicher Vater den Neuankömmling gleichsam auf seine Schultern nimmt. Der zukünftige Mönch lebt gewissermaßen aus dem Saft jener Wurzeln, die ihn mit dem lebendigen Wasser verbinden, das der Herr selbst gibt.
Dass das monastische Leben nicht immer eindeutig und geordnet "wie geschmiert" läuft, kann sich dann auch unverhofft zeigen:
Ein gewisser Mönch, der das sprichwörtliche mittlere Alter schon hinter sich gelassen und den sein Abt in der Profess just "Romanus" genannt hatte, lebt in einem Kloster der Provinz relativ zufrieden und rechtschaffen. Dieser P. Roman gehört zu denen, die nach dem Aufbruch der 68er Jahre und einem fundierten Theologiestudium in die geregelten Bahnen von charismatischen Konservativen zurückgefunden haben. Seit Jahren kümmert er sich aufopfernd um die Bedürftigen und Verzweifelten, die in sein Kloster kommen, um dort aufzutanken oder einfach nur Hilfe zu erbitten. Tatsächlich leistet man dort echte christliche und großartige Arbeit - das zu wissen, ist wichtig, um den Fortgang der Geschichte richtig zu verstehen. P. Roman also ist eines Morgens nach den geistlichen Verrichtungen wie gewohnt vom Wohntrakt in sein Büro unterwegs, wo er allfälligen Schriftverkehr zu erledigen hat oder für Besucher erreichbar ist. Sonderbarerweise will ihm die Beantwortung der Briefe nicht gelingen und selbst nach einer Stunde verbissener Arbeit hat kein Anruf ihn ins Sprechzimmer zu einem Kranken oder Traurigen beordert. Es gibt diese Tage, an denen man nicht warm wird und eine leichte Verstimmung über sich selbst um sich greift. Deshalb steht P. Roman kurzerhand vom Schreibtisch auf, läßt die Tür dezent krachend und mit einem verschmitzten Lächeln (ob dieser Derbheit) ins Schloss fallen und geht ins benachbarte Städtchen hinunter, in dem er (zurecht) wohlgelitten ist. Aber immer noch nagt irgendetwas in ihm - bis er über einen Mann stolpert, der weder erlesen noch geschmacklos gekleidet ist und auf ihn zu warten scheint. P. Roman gehört zu den Menschen, die sofort den richtigen Draht zu ihrem Gegenüber finden. Deshalb hält man sich nicht lange mit Förmlichkeiten auf, sondern kommt direkt zur Sache: Jener Mann, der sich als Tim vorstellt, führt P. Roman in eine der Altstadtgassen und bleibt schließlich vor einem stattlichen, frisch renovierten Haus stehen. Ohne anzuschellen, öffnet er die Haustür und geht ins 2. Obergeschoss. P. Roman ist ein feinfühliger Mensch und merkt schnell, dass hier seine Anwesenheit gebraucht wird. Sein Begleiter Tim hat die Schlüssel zur Wohnung schon parat und schließt gerade die Tür auf, als P. Roman im etwas verschmitzt lächelnden Gesicht seines kurzzeitigen Weggefährten irgendeinen altbekannten Zug entdeckt, der ihn stutzig innehalten läßt. Tim schert sich nicht darum, sondern befördert P. Roman mit einem strahlenden Lächeln und einem nicht weniger ausstrahlenden Stoß in den Rücken in die Wohnung.
P. Roman erwartet hier keiner seiner geistliche Unterstützung suchenden Bekannten oder einer der vielen ratsuchenden Unbekannten. Er findet sich wieder in einer Art sauberem Flur mit hübschen Türen zu beiden Seiten. Ihm wird unbehaglich zumute, doch Tim führt in gnadenlos freundlich zur ersten Tür, die nach zaghaftem Anklopfen geöffnet wird. P. Roman steht vor einem seiner betagten Mitbrüder, der, als hochdekorierter Neutestamentler längst emeritiert, nunmehr für jeden in der Gemeinschaft ein offenes Ohr hat. Verdutzt beschleicht P. Roman das unangenehme Gefühl, dass Tims Ausflug mit ihm kein Zufall ist. Und beschämt sieht er im Lächeln seines Mitbruders, der ihn freundlich anblickt, die Qual der Einsamkeit. Und noch beschämter merkt er, dass ihm selbst das Herz schwer wird, als Tim ihn bei der Hand nimmt und zur nächsten Tür führt. Auch die wird geöffnet (allerdings ungestümer, als erwartet), und P. Roman blickt ins Gesicht eines der jungen Professmönche, den sie aus der Philosophiegeschichte aufgeschreckt haben. Das gleiche Unbehagen steigt in P. Roman auf, als Tim dem jungen Nachwuchsphilosophen die Hand auf die Schulter legt und P. Roman gleich darauf ansieht: Es braucht mehr als nur die höfliche und "regulare" Freundlichkeit unter Mitbrüdern, um zur Gemeinschaft zu werden, die dem hl. Benedikt wohl vorschwebt! Es braucht vor allem ungeteilte und echte Zuwendung, die mehr Zeit verschlingen kann, als alle harte Arbeit im herkömmlichen Weinberg des Herrn. P. Roman versteht und läßt sich nur widerwillig von Tim zur dritten Tür ziehen. Der klopft leise an und muß die Tür selbst öffnen, da der Bewohner kränklich ist - und schläft. Oft hat P. Roman geholfen, wenn die Kranken seiner Gemeinschaft zu versorgen waren. Trotz anderer Aufgaben war er immer ansprechbar, wenn jemand von den Krankenpflegern Hilfe brauchte. Trotzdem liest er in dem gutgelaunten Gesicht seines unbekannten Führers eine andere Realität, die sich ihm bisher - gut weggeschlossen - entzogen hatte. Er geht zu seinem schlafenden Mitbruder und ist auf einmal ebenfalls müde und erschöpft. Ihm fällt auf, wie wenig er gelernt hatte, als ihm die Parolen der geschwisterlichen Kirche um die Ohren geschlagen wurden. Er hatte sie richtig eingeordnet und versucht, das Evangelium tatsächlich zu leben. Aber er hatte den zweiten Schritt vor dem ersten getan. P. Roman hatte dort hart und gut gearbeitet, wo seine Zuwendung zu offensichtlich gebraucht wurde. Der intellektuelle Blick des Theologen P. Roman hatte versagt, als es um seine nächsten Nächsten ging: Die kommen nicht an die Klosterpforte, sondern versuchen sich in seine Agenda zu stehlen, indem sie ihn nach der Terz (vergeblich) im Kreuzgang abfangen möchten. Oder sie sehen nach dem Abendessen sein erschöpftes Gesicht und bringen nur Oberflächlichkeiten heraus, obwohl ihnen - seinen Mitbüdern - Wichtiges auf der Seele brennt.
- Irgendwann merkt P. Roman, dass er bei einer (leeren) Espressotasse vor dem Stadtcafé eingenickt ist. Die Rechnung ist bezahlt, wie er sieht, und Tim hat ihm zum Abschied eine mehr oder weniger gelungene Weltkugel auf die Rechnung gekritzelt. P. Romanus versteht das übrigens sofort: "Die göttliche Kraft war dem hl. Benedikt mit solcher Gnadenfülle geschenkt worden, dass er wie in einem einzigen Strahl der Sonne die gesamte Welt in ihrer Fülle erblickte." (Non-Antiphon am Festtag des Transitus s. Benedicti) Gerade eben hat P. Roman in einem Funken dieses Lichts sehen dürfen, was sich dem hl. Vater Benedikt als "omnem mundum collectum" - als "der ganze Erdkreis zusammengebündelt" in einer anderen Dimension offenbart hatte: den kleinen Kosmos seiner eigenen Klostergemeinde, in dem die Hungrigen, Durstigen, Gefangenen, Traurigen auch auf ihn warten. Der hl. Benedikt hat diese Erkenntnis in seinem 4. Regelkapitel festgehalten, wo es um die Werkzeuge der geistlichen Kunst geht. Dessen letzter Satz lautet schlicht: "Die Werkstatt aber, in der wir [diese Werkzeuge] sorgfältig [gebrauchen] sollen, ist der Bereich des Klosters und die Beständigkeit in der Gemeinschaft." (vgl. RB, Kap. 4,78).
                                   

Freitag, 15. März 2013

Ein neuer Bischof von Rom und ein Wechsel des Szenario


Zahlreich sind die Kommentare der vergangenen Tage, die im Erscheinen des neuen Papstes auf seiner römisch-vatikanischen Loggia und am Stil der ersten Pontifkalliturgie in der Capella Sistina einen radikalen Kurswechsel sehen möchten. Diese Betrachtungen beiseite lassend, ist es viel interessanter und sinnvoller, die Rückkehr einiger alter liturgischer Traditionen unter Papst Benedikt unter diesem Blickwinkel zu beleuchten. Wer in Papst Franz(iskus) einen selbstbewußten Durchbrecher der rezenten neubarocken Renaissance sieht, wird vielleicht durch den schönen Glanz des Althergebrachten geblendet sein: Das wirklich Schöne (und damit näher an Gott gerückte) an der neuen alten Ferula ist nicht der gefällige Stil, sondern es ist das, für was sie steht: Sie kann nicht wie ihre Vorgängerin beim blutigen "Tod Gottes" stehenbleiben, sondern muss als Kreuzesbanner für die Verherrlichung Gottes stehen, die sie in der liturgischen Feier immer repräsentiert.
Gleiches gilt für den Fanon: Wer ihn als "zur Papstmesse aller Zeiten" dazugehörig betrachtet, weil er doch "schon immer" getragen wurde, oder wer den Fanon als unrepräsentative Stofffülle ansieht, der hat für sich wohl kaum einen nennenswerten Unterschied machen können zwischen einem wohlkostümierten Theatrum sacrum und der Liturgie. Das eine schließt das andere gewissermaßen aus, denn ein "heiliges Spiel" ist die Feier der Liturgie nun gewiß nicht. Genausowenig kann ein Gewandstück mehr oder weniger zum liturgischen Gütesiegel gemacht werden. Noch viel weniger übrigens kann es Beweis sein für die Rechtgläubigkeit oder die Häresie... So wenig der Fanon die Schönheit der Stickereien einer Kasel beeinträchtigen kann, über die er sich legt, so wenig kann die Schlichtheit eines echten liturgischen Gewandes und des Auftretens die Wirklichkeit der Liturgiefeier beeinträchtigen. Die "himmlischen Mächte" sind nicht weniger bei der Liturgie zugegen, wo sie in Konzentrationslagern oder in der Kanalisation gefeiert werden muss. Es kommt vielmehr darauf an, sich ihrer häufig unsichtbaren Gegenwart glaubend bewußt zu sein - und da scheiden sich die Geister.               

Mittwoch, 13. März 2013

Jetzt ist die Zeit der Gnade - Plädoyer für ein ordentliches Osterdatum

Ein steiniger Weg: Tradition vs. Realität?
Das "Erzbistum der russisch-orthodoxen Gemeinden in Westeuropa" (-> das deutsche Dekanat) hat seinen neuesten Rundbrief veröffentlicht. Es geht im Hauptartikel um die Festlegung des Osterdatums - eine Frage, für die im Heiligen Land ab diesem Jahr eine gewagte Lösungsmöglichkeit gesucht wurde: Dort nämlich hat man sich an den meisten Orten für das Osterdatum der Ostkirchen entschieden, d.h.: alle Gemeinden der franziskanischen Custodia Terrae Sanctae, alle römisch-katholischen Pfarreien, alle griechischen, russischen etc. Gemeinden feiern das Osterfest am 5. Mai - mit Ausnahme der Kirchen, die unter dem Status quo stehen (einer Regelung zwischen den nutzenden und besitzenden Parteien einer Kirche). Grund dieser Regelung sind die zahlreichen konfessionsübergreifenden Ehen in diesem Landstrich. Im Mitteilungsblatt des Exarchats (direkte Verweisung auf die pdf-Datei) wird diese Regelung kritisch beleuchtet und gleichzeitig eine Lanze gebrochen für eine überlegte und besonnen durchgeführte Anpassung des Osterdatums der Orthodoxie an einen neuen Berechnungsstil. Ein solcher wurde schon durch Studien vorbereitet - bleibt die Umsetzung dieser schwierigen Frage, nachdem der Kalender seit Einführung der gregorianischen Berechnung in manchen Kirchen zu Unstimmigkeiten und Spaltungen größeren Ausmaßes geführt hatte. Die Custodia Terrae Sanctae möchte mit der Übernahme des östlichen Osterdatums das Leben der Gemeinden christlicher, d.h. auch gemeinschaftsfähiger machen. Tatsächlich sind Gram, Spaltungen und Trauer nicht so sehr eine Folge des guten oder schlechten Kalenders. Sie sind Folgen der nicht auf Christus gegründeten Verankerung in an sich wichtigen traditionellen Formen. Vielleicht werden alle Christen irgendwann (vielleicht schon 2025, wie im Feuillet vorgeschlagen?) zuerst auf Christus blicken, dann auf die Überlieferung der Väter, dann auf ihre je eigenen Traditionen, und schließlich doch zur "Fußwaschung" (im übertragenen Sinne) bereit sein: Dass jeder etwas losläßt von dem, was ihm wertvoll ist. Damit stiege er zwar von der Höhe der rechtgläubigen Überlieferung hinab, empfinge aber die (weiß Gott viel unfassbarere) Gnade, in Gemeinschaft mit den anderen, gleich den Aposteln, vom Erlöser in Knechtsgestalt gewaschen zu sein.                

Montag, 11. März 2013

Über das Fasten

Vor wenigen Tagen zeigte der oft mit spitzer Feder geschriebene Blog Orthodoxologie (in französischer Sprache) eine thematisch passende Seite an, die lesenswerte Gedanken enthielt:
Gerade während der Fastenzeit, die sich im westlichen Kulturkreis als solche nur schwer halten kann, stehe die Entscheidung für Christus ganz vorne an. Der Schreiber der Gedanken auf Orthodoxologie hat denn auch dargelegt, wie befreiend die Kombination von Hunger und Erinnerung sein kann! Ihn würde (und sicher nicht nur ihn allein!) der Hunger nach bestimmten Speisen quälen, wenn es ans Fasten geht - aber genau das sei der Augenblick, der ihm ins Gedächtnis ruft, dass es dem Festtag entgegen geht. Was für ein beseligendes Magenknurren ist es doch, wenn sich das Osterfest dadurch täglich heißer ersehnen läßt. Leider Gottes ist das ein allzu menschliches Fühlen, aber immerhin ist es ein Gefühl. Ein zweiter Gedanke ist nicht weniger wichtig: Das Fasten verlangsamt das Leben, denn es nimmt dem Körper einige Kaftressourcen. In einer Umwelt der Hetze und Schnelligkeit könnte dem Christen nichts Besseres passieren! Verlangsamtes Leben, verlangsamtes Arbeiten, sogar verlangsamte Hetze... Und ein schöner Gedanke zum Fasten ist gewissermaßen das Sahnehäubchen (für Nicht-Zisterzienser...): Nehmt die verlangsamte - und dadurch tatsächlich gedehnte - Zeit, und besucht die Nachbarn zum Gespräch, meinetwegen auch zum Kaffeeklatsch, aber bewegt euch aus dem engen Blickwinkel der eigenen vier Wände hinaus, da gerade dort Christus auf euch wartet.
Das sind tatsächlich schöne und friedvolle Gedanken in der Fastenzeit, die doch "in der Freude des Heiligen Geistes" (vgl. die Benediktsregel) ausgekostet sein will!