Dienstag, 20. Dezember 2011

Bundespräsident Christian Wulff - ein deutscher Fall

Es sind wohl nie die besten Menschen, die sich zu Sittenwächtern machen. Sind es Pedanten oder Buchhaltermentalitäten? Das wird nebensächlich sein, wenn die Folgen ihres Handelns offen zutage treten. Weder Pedanterie noch Ordnungsmanie sind an sich assoziale Eigenschaften. Sie können den belasteten Menschen bedeutend einengen, sie können sein soziales Umfeld in großem Maße in Mitleidenschaft ziehen, aber es fehlt das eigentlich Böse bei diesen Charaktereigenschaften. Das tritt dann hervor, wenn Neid, Missgunst und Verdorbenheit hinzukommen. Der hl. Benedikt mahnt seine Mönche, nicht zu vergessen, dass man selber Sünder ist und bleibt. Keiner in Politik und Wissenschaft ist gebunden an die Weisungen des hl. Mönchsvaters, es sei denn, er würde sich freiwillig einem Menschenbild zuwenden, das wirklich "human" genannt werden kann. Das Zusammenleben der Menschen, das dem hl. Benedikt am Herzen lag, ist geprägt von einem tiefen Bedürfnis nach Aufrichtigkeit, Selbsterkenntnis und Gerechtigkeitssinn.
Was Bundespräsident Wulff und manch anderem vor ihm angelastet wird, mag stimmen oder falsch sein. Im Grunde ist für den Deutschen wichtig, wie die Wortführer mit ihren Vorwürfen oder Erkenntnissen umgehen. Nicht Christian Wulff müsste zum Rücktritt gedrängt werden, sondern, die, denen die Sicht auf den Menschen verstellt wird durch das, was ich oben Missgunst, Verdorbenheit genannt habe. Es ist der Tod einer Gesellschaft, wenn sie regiert wird von Unsicherheit und von menschlicher Stimmungsmacherei, die die Fundamente des menschlichen Lebens und Zusammenlebens sehr stark aus den Augen und noch viel mehr aus dem Herzen verloren hat. Dass gewaltige Worthülsen mehr zählen als eine aufrichtige Suche nach angemessenem Umgang miteinander, hat in der Geschichte zu katastrophalen Folgen geführt. Der Zweite Weltkrieg war nur die letzte große Erschütterung, die völkerübergreifend die Menschen brutal geschlagen hat.
Es ist traurig, wenig Verstand hinter den Machenschaften vermuten zu können, da es an der Güte fehlt, die wesentlich zum Menschen gehören sollte.

Samstag, 10. Dezember 2011

ARCCIS - Eine offizielle Vereinigung der gesamten Zisterzienserfamilie

Über "ARCCIS - Association pour le Rayonnement de la Culture Cistercienne" kann man im Netz manche information finden. Nicht zuletzt die Internetseite und der Eintrag in CISTOPEDIA liefern grundlegende Informationen über diese - bis jetzt noch größtenteils französischsprachige - Einrichtung. Eine solche Institution, die von den Generaloberen der Zisterzienserfamilie getragen wird, hatte es seit langer Zeit nicht mehr gegeben. Nachdem sich die Zisterzienser durch Unfrieden und Spaltung um ein wesentliches Element ihrer Vitalität gebracht hatten - zudem noch auf expliziten Wunsch des römischen Papstes -, war es überfällig, dass eine solche Einrichtung ins Leben gerufen würde. Seit nunmehr etwa dreizehn Jahren arbeiten zahlreiche Zisterzienser und Menschen, die sich der Ordensfamilie verbunden fühlen, ehrenamtlich oder als Angestellte, für die Ausbreitung der zisterziensischen "Kultur". Dieser Begriff steht nicht etwa für ein kunsthistorisches Interesse am Erbe des mittelalterlichen Cîteaux, sondern für die Pflege des geistlichen Vermächtnisses und der des Auftrags, den die Zisterzienser übernommen haben, ihr Charisma.

Mit der Einrichtung des "CERCCIS", einem kleinen Zentrum für zisterziensische Studien mit Bibliothek und umfangreichen Bildsammlungen etc., konnte ARCCIS auch die Verortung ihrer Berufung sichern: CERCCIS wurde in einem Nebengebäude der Abtei Cîteaux eingerichtet, dem Mutterkloster der Zisterzienser. Damit wurde eine Anlaufstelle geschaffen, die nicht nur wichtige Veröffentlichungen zur Geschichte des Ordens sammelt, sondern auch Sorge trägt, dass Sammlungen und Nachlässe bewahrt werden können, die andernfalls zerrissen oder vernichtet würden.

Freitag, 2. Dezember 2011

Advent, Fasten und so weiter : Vom Verlust der Werte


Die Hochzeiten des kirchlichen Jahres sind immer auch beliebte Festzeiten des gesellschaftlichen Lebens. Zwar verschiebt sich mittlerweile der weihnachtliche Rummel um mehr als zwei Monate in den Herbst, zwar wissen selbst praktizierende Gläubige nur mehr sehr wenig vom Hintergrund der kirchlichen Bräuche, aber der weihnachtliche Advent wird in voller Lautstärke zelebriert. Was daran eher schmerzlich zu nennen ist, läßt sich vielleicht am besten als "Hirnlosigkeit" apostrophieren. Es sind beileibe nicht die Menschen, die sich unbedacht in den Trubel stürzen, um an Weihnachten des Stollens und der Plätzchen überdrüssig zu sein. Von der "kostbaren Perle" habe ich an dieser Stelle schon öfter geschrieben. Die mit ehrfürchtigen Händen und mit gläubigem Herzen weiterzugebende "Tradition" ist ebenfalls eine solche Kostbarkeit. Die an sich so wertvolle Kultur wird zum Ramsch, wenn sie ihres Fundamentes beraubt wird und nur noch aus Hülle und Schein besteht. Die Liturgie ist Theater und Spielerei, wenn ihr die Grundlage genommen wird, die sie beseelt. Sie hat dann aufgehört, theologische Wirklichkeit im Vollsinn des Wortes zu sein. Umso wichtiger ist die Rückführung von Lebenswirklichkeit und Glaubenswirklichkeit zum Menschen hin. Es ist viel verloren gegangen, das kann niemand leugnen. Aber der Verlust kann auch eine Chance sein, einen fundierten Neuanfang zu wagen.