Samstag, 19. Juni 2010

Notre-Dame de l'Atlas - anläßlich des neuen Films


Vierzehn Jahre ist es her... Die Mitbrüder von Notre-Dame de l'Atlas (oben ein Bild von E. Audrain)waren auf dem österlichen Weg, schon seit Monaten alarmiert und innerlich angespannt. Sieben unserer Brüder wurden in der Nacht zum 27. März entführt, mitgenommen, aus ihrem Kloster geschleppt. Immer wieder kleine Nachrichten, Botschaften der Entführer, Hoffnung und Bangen. Am 21. Mai hat man die stillen Zeugen enthauptet. Gefunden wurden nur die Leiber nie. Einzig die Häupter konnten in Tibhirine begraben werden. Um ihre Entführung und ihr Ende ranken sich seitdem Legenden und sich widersprechende Berichte. Erst im letzten Jahr wurde die Untersuchung in Frankreich wieder aufgenommen. Was am Ende stehen wird, ist ungewiss. Zu verworren scheint die Mitwirkung hoher staatlicher Stellen oder hoher Militärfunktionäre.
Ihr Zeugnis steht für uns. "Weder Lob noch Furcht" war der Leitsatz des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen. Daran denke ich, wenn mir die Sieben in den Sinn kommen. Jeder von ihnen hat auf seine Weise das menschliche Lebenspotenzial ausgereizt. Letztlich bleibt nur Gott allein - ihnen wie uns.
Hier ein Link, der auf den neuen Film verweist.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Terribilis est locus iste

Das Haus Gottes, das Kloster, das Oratorium des Klosters, die Räume und Gänge - ehrfurchtgebietend ist tatsächlich die Vorstellung, dass der Mönch in der Gegenwart Gottes leben darf. Sein Schweigen ist niemals zuerst disziplinär oder gar sprachlos. Das Schweigen des Zisterziensers ist vor allem Offenheit und Bereitschaft zu hören und empfänglich zu sein für die Gegenwart Gottes. Es geht sicher auch anders... Wenn die Routine in ihren festen und ausgefahrenen Spuren den Weg eben und bequem gemacht hat, wird es gefährlich. Das Gebet war für unsere frühen Väter immer körperlich fordernd. Die Rekreation war deshalb wichtig: Das stille Verweilen, Lesen oder Betrachten im Kreuzgang, im Kapitelsaal gewährte dem physisch erschöpften Körper nach Stunden intensiver Gebetsarbeit Erholung. Braucht es wirklich fernöstliche Praktiken, Klangschalen, "Meditationssitze" etc.?
Meine Augen wollen einen neuen Blick einüben. Die Gegenwart Gottes wollen sie in den Blick nehmen, die heute so gerne verstellt ist hinter kunsthistorischen Kostbarkeiten, hinter "liturgisch-pastoraler Notwenigkeit", hinter der beklemmenden Routine eingefahrener Alltäglichkeiten und Gedankenlosigkeiten.
Es muss uns um mehr gehen, als um Nutzen für die Welt und den vorgeschobenen Anspruch, den die Kirche uns scheinbar stellt. Sie fordert von uns nicht mehr, als die Treue zu dem, was das Geschenk des Heiligen Geistes an unsere geistlichen Väter war - die Wüste, in der sich Gott von einem jeden von uns finden lassen möchte.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Rücktritt von Bundespräsident Dr. Horst Köhler


Das Koinobion als Ort politischer Erwägungen? Jawohl, und sogar ein angemessener Ort für Erwägungen, die zuallererst die Bestimmung des Menschen im Blick haben. Dass Gott Ziel und Erfüllung ist, setze ich hier voraus.

Dr. Horst Köhler ist am Montag, 31. Mai 2010, als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland zurückgetreten. Unterschiedlichste Kommentare haben sein Handeln je verschieden interpretiert. Ich habe die wenigsten gelesen. Allerdings scheint mir ein Punkt wichtig: Dr. Köhler wird manchmal als demokratiemüde und resigniert dargestellt, sein Rücktritt als unüberlegte oder gar dem Amt schadende Tat ausgelegt. Persönliche Schwäche und mangelnde Fähigkeit, Kritik auszuhalten, werden dann ins Feld geführt. Allerdings: Dr. Köhler ist ein Mann von großer Sensibilität. er hat sich zu Wort gemeldet, wenn er meinte, die Stimme des Bundespräsidenten könnte Orientierung bieten. Ich bin der Überzeugung, dass sein Rücktritt nicht unüberlegt und feige war, sondern Ausdruck der innersten Überzeugung, dass demokratische Werte nur dann umgesetzt werden, wenn hinter ihnen Aufrichtigkeit und hohes politisches Verantwortungsgefühl vorhanden sind. Die politische Krise der letzten Monate in Deutschland ist sicher großenteils Folge eines fehlenden moralischen Fundamentes, wie auch immer dieses Fundament mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner auch gebildet wird. Aufrichtigkeit und Verantwortung müssen dazugehören.