Freitag, 24. Dezember 2010

Das Fest der Geburt Jesu Christi, des Herrn


Die Geschichte des Universums wird wieder gegenwärtig, die Demut Gottes offenbart sich in Seiner Fleischwerdung aus der Allerseligsten Jungfrau Maria. Was braucht es einen Stammbaum, der Generation um Generation zurückverfolgen läßt, wie sehr Gott gegenwärtig ist in Seiner Welt. Nicht erst Jakob, der Joseph zeugte, den Mann Marias, ist Beweis genug für die Verwurzelung Gott im Menschengeschlecht. Das Reis Isais sproßt hervor aus Gottes ewigem Wunsch, in die Liebesfähigkeit des Menschen zu vollenden. Die Fleischwerdung Jesu Christi ist der erhabendste Schritt auf dieses Ziel hin. Es bleibt dem Menschen letztendlich nur die Fülle, die so schwer zu akzeptieren ist. Die Freiheit als unbedingte Voraussetzung der echten Liebe tut sich schwer, aus dieser Fülle zu schöpfen, da sie unendlich ist wie Gottes Liebe.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Le souffle du don - fr. Christophe, N.-D. de l'Atlas


Mittwoch 22/12. [1993]
Die Gemeinschaft hat zusammen mit P. Sanson Exerzitien gemacht. Was ist übriggeblieben von den Punkten der Gewissenserforschung? Werde ich in mir einen endgültigen Punkt setzen können hinter die Inschrift, eine entscheidenden Punkt... des Gebets? Ja, einen Punkt der Anbetung, den Du am Ende einers Satzes gesetzt hast, in dem ich aber noch meinen Platz finden muss und den ich weitertragen muss bis zu diesem Endpunkt, ohne aufzugeben...
Ja, ich habe ihn gefasst, den unmöglichen Entschluss: von Dir angenommen.
Die Liebe, die mich nicht anders handeln läßt:
Das ist mein Leib: hingegeben.
Das ist mein Blut: vergossen.
Mir geschehe nach Deinem Wort, Dein Tun durchdringe mich ganz.
Und dieser Entschluss - Dein Entschluss... übersteigt mich unendlich.
[...]

(Le souffle du don. Journal de frère Christophe, moine de Tibhirine... Paris Bayard / Centurion 1999, S. 30-31)

Samstag, 18. Dezember 2010

Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton


Sonntag 5/12 [1993]
In der Homilie habe ich gehört: "Der Dienst der Ordensleute in der Kirche ist ein Dienst andächtiger Sammlung."
Alles das zu sammeln, was das Leben ausmacht, was durchbetet wird, was hier passiert: dafür braucht es eine innere Gestimmtheit, die ganz wachsam ist - die Haltung des Freundes, des Freundes des Bräutigams - und dann braucht es eine bedingungslose Offenheit, ohne Angst, ohne selektierende Selbstbespiegelung.
Das Kreuz hat diese Form, in der Gott und Mensch sich sammeln.

(Le souffle du don. Journal du frère Christophe, moine de Tibhirine. Paris, Bayard Éd. / Centurion 1999, S. 30)

Donnerstag, 16. Dezember 2010

Von Menschen und Göttern - Notre-Dame de l'Atlas in Tibhirine


Heute ist der vielgerühmte Film über die Entführung und Ermordung der sieben Zisterzienser des Klosters Notre-Dame de l'Atlas in Tibhirine (Algerien) offiziell in den deutschen Kinos angelaufen. Eine wahre Begebenheit liegt diesem Spielfilm ("Des hommes et des Dieux" im französischen Original)zugrunde: Die tiefe Liebe einer kleinen Gemeinde von Zisterziensern ocso, die vor allem den Frieden Gottes leben möchte. Dass sieben von ihnen diese Gottsuche und die unbedingte Treue zu Gott und den Menschen mit dem Leben bezahlen, ist ebenso wahr und vordergründig erschütternder, als ein diesbezügliches romantisches Wunschdenken zum "alternativen Leben im Islam" dem Tod der Brüder von Notre-Dame de l'Atlas nicht gerecht wird. Vielleicht kann der Film von Xavier Beauvois auch im deutschsprachigen Raum anregen und nachdenklich machen. Vielleicht auf jene Überzeugung hin, dass hinter allem die größere Liebe steht.

Samstag, 4. Dezember 2010

Vorweihnachtliche Fastenzeit













Heute oft vielgeschmäht, zählte die Adventszeit bis vor wenigen Jahrzehnten auch noch offiziell zu den kirchlichen Vorbereitungszeiten, die sich durch das Fasten auszeichneten. Leider hat eine bestimmte römische theologische Lehrmeinung, die einzugrenzen und exakt zu bezeichnen nicht möglich ist, in der Freude über einige Errungenschaften hinsichtlich einer erneuerten Liturgie auch neue Interpretationen der Adventszeit gefunden. Schon die Liturgiereform Roms nach 1965 kann als nicht sehr gelungen bezeichnet werden. Das hat im Grunde nicht in erster Linie mit dem Ergebnis dieses umfassenden Neuentwurfs zu tun, sondern mit der Idee, die dahintersteckt. Zweifellos kannten sich die Reformer sehr gut aus in ihrem Fach, in der Liturgiegeschichte, und in der Theologie. Das reicht hingegen bei weitem nicht. Die Gelehrten haben einen neuen Ritus entworfen, ohne auf die Bedürfnisse der Kirche zu achten - grob und verallgemeinernd gesprochen. Die Umbruchssituation der 1960er Jahre brauchte, so läßt sich heute rückschauend sagen, den Schatz der Tradition! Ähnlich ist es auch mit den liturgisch wichtigen Zeiten der Vorbereitung. Natürlich ist der Advent eine Zeit der Erwartung, eine Zeit der Vorfreude und der Hingabe. Ein regelrechtes "Verbot" des adventlichen Fastens daraus abzuleiten, gehört in die unrühmliche Entwicklung einer Theologie, die sich vom Menschen und seinen tiefen Empfindungen entfernt hat. Der Liebende wird "fasten", wenn er ungeduldig auf den Menschen wartet, den er liebt. Was für eine Vorstellung also, den Advent zu einer trockenen liturgischen "Erwartungszeit" zu machen, in der sich die Haltung der liebenden Ungeduld nicht ausdrückt! Ob diese Zeit der vorweihnachtlichen Erwartung nun vier oder sechs Wochen umfasst (wie noch in frühen Dokumenten um 1150 bei den Zisterziensern) - das Fasten und die glühende Liebe, das ungeduldige Ausschauen und Suchen nach dem "Heiland", dem Erlöser und Retter, bleibt ein wesentlicher Bestandteil dieser Zeit. Sie läßt uns - wie jeder liturgische Feier - mehr oder weniger in der himmlischen Zeit stehen.

Samstag, 23. Oktober 2010

"Des hommes et des dieux" - Tibhirine und seine Botschaft


Schon bei den Filmfestspielen 2010 in Cannes wurde dieser Film ausgezeichnet. Mit Spannung erwartete man seine Kinopremiere am 8. September in Frankreich. Das Magazin von "Le Figaro" hat mittlerweile schon zwei Ausgaben in kurzen Abständen auf den Markt gebracht, die sich mit den Mönchen von Notre-Dame de l'Atlas in Tibhirine, ihrem Leben, ihrem Blutzeugnis und ihrem Vermächtnis auseinandersetzen. In Frankreich hat der Film unerwartet viele Zuschauer in die Kinos gelockt. Französische Mitbrüder des Ordens, die um die Ereignisse in Tibhirine wissen, loben diesen Film und sprechen von einer gelungenen Verfilmung. "Le Figaro - magazine" schreibt auf der Titelseite der Ausgabe N° 1564 vom 16. Oktober 2010: "Die Mönche, die Frankreich erschüttern. 'Les hommes et les dieux': Die Gründe für einen unglaublichen Erfolg."
Diese Gründe sind wohl im Blutzeugnis für Christus zu suchen, das die sieben Zisterzienser von Tibhirine 1996 gegeben haben. Es ist ein Zeugnis jenseits aller Häme und triumphalistischen Verachtung des Aggressors - hier des Islam in Gestalt fundamentalistischer Vertreter und einer Staatsgewalt, die machtlos den Übergriffen der algerischen Untergrundbewegungen ausgeliefert war. Bis heute ist nicht geklärt, wen die Schuld am gewaltsamen Tod der Mönche trifft. Ihr Tod durch Gewalteinwirkung, ihre Entäußerung selbst noch im Tode - gefunden wurden nur ihre Häupter -: alles das sind die Konsequenzen eines Lebens, das sich vor allem als Geschenk verstand - ein Geschenk an Gott, den die Sieben verherrlicht wissen wollten, gerade auch durch ihr bedingungsloses Eintreten für die Gewaltlosigkeit und ein entschieden friedvolles Miteinander jenseits aller Glaubensunterschiede. Das Zisterzienserleben will eigentlich stete Vorbereitung sein auf das "Martyrium": Es ist letztlich eine unbedingte Aufmerksamkeit auf die Gegenwart des dreifaltigen, allmächtig liebevollen Gottes in unserem Leben. Vielleicht ist das einer der Gründe für die Erschütterung Frankreichs, wie Le Figaro schreibt?
Der Film kommt am 16. Dezember 2010 in die deutschen Kinos.

Sonntag, 3. Oktober 2010

Tag der deutschen Einheit

Unser Nationalfeiertag sollte Anlass zu froher Besinnung sein: 20 Jahre Wiedervereinigung eines Volkes, das während langer Jahrzehnte getrennt war. Wenn man, wie ich, familiäre Wurzeln im heutigen Polen hat, dann weiß man das Geschenk der Einheit zu schätzen. Es geht nicht um die Freiheit zu reisen oder zu schreiben. es geht um die Gewissheit, dass die Menschen in einer offiziellen Form um das Band der Einheit wissen, das sie vereint. Der "Tag der deutschen Einheit" ist deshalb ein Tag des Dankes und der Freude - aller Schwierigkeiten zum Trotz, die die Zusammenführung zweier Staatssysteme mit sich gebracht hat.
Nicht anders kann es in geistlichen Lebensgemeinschaften sein: Auch hier brauchen wir sichtbare Zeichen der Einheit innerhalb der Familie. Meine eigene, die Zisterzienserfamilie, ist seit Jahren auf dem Weg. Dabei reicht es nicht, diesen schönen Begriff vorzuschieben und zu sagen: "Das ist schon unsere Einheit; so müsen wir sie auffassen und realisieren." Es fehlt ein wichtiges Fundament: das offizielle Band. Erst dieses Band, das uns als offiziell zusammengehörig auszeichnet, wird auch letzte Mauern ideologischer oder fundamentalistischer Art fallen lassen. Wir brauchen diese Zeichen der Zusammengehörigkeit, um innere Mauern überwinden zu können und die Andersartigkeit zu akzeptieren.
Möge Gott uns die Einheit schenken!

Sonntag, 19. September 2010

Die Ästhetik des Schweigens

Als Zisterzienser stellt sich mir immer die Frage: wie steht es um das Schweigen? und wann dann oft zu hören ist, dass das Stillschweigen ein Erkennungszeichen der Zisterzienser ist, dann denke ich: Sind wir denn noch Künstler des Schweigens, Künstler der Kommunikation? Die Kunst des Stillschweigens ist sicherlich nicht in einer gut ausgedachten Zeichensprache zu finden. Sie besteht eher daraus, auch im gesprochenen Wort das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren - Gott, unserem hauptsächlichen Kommunikationspartner, ob nur mittels unseres Mitmenschen oder unmittelbar. Das Kloster als Ort des Gebets wird automatisch zum Ort des Schweigens, wenn unser Gebet echt ist. Dann werden wir sensibel für die Bedürfnisse unserer Mitmenschen und finden auch in der Trostlosigkeit das Schweigen nicht sinnlos, sondern nur schwer. Wer einmal eine Gemeinschaft erlebt hat, die echtes Schweigen praktiziert, der kann darin nichts Künstliches, wohl aber sehr viel Ästhetisches sehen. Das gute Schweigen ist wie die gute Kunst: Vor allem ist es dienendes Sein.
Es ist steht jenseits aller überholter Disziplin, deshalb bleibt es wichtig.

Samstag, 4. September 2010

Neuer Generalabt o. cist.


Am 2. September wurde in Rocca di Papa ein neuer Generalabt des o. cist. gewählt. Zum dritten Mal in diesem Jahrhundert fiel die Wahl auf einen Mönch der Mehrerauer Zisterzienserkongregation, nach Abt Kassian Haid von Wettingen-Mehrerau und Abt Sighard Kleiner von Hauterive zum zweiten Mal übrigens auch ein Mönch von Hauterive.
Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori hat seit 1994 die Klostergemeinde von Hauterive als Abt geleitet und war daselbst Nachfolger von Abt Bernhard Kaul.
Schon in der kurzen Zeit, die seit der jüngsten Wahl zum Generalabt vergangen ist, sind in den Medien Stimmen laut geworden, die sich durch diese Wahl neuen Wind in die alten Mauern der Zisterzienserfamilie erhoffen. Nicht nur die Österreicher (Heiligenkreuz) haben sich schnell zu Wort gemeldet und als eine Stimme aus dem Orden Hoffnungen in den Neugewählten gesetzt. Anonyme Schreiber wurden, was verständlich ist, konkreter und fordernder: Sie ersehnen für den von ihnen hochgeschätzten Zisterzienserorden einen monastischen Neuaufbruch, jenseits allen Nutzens und allen Tuns und Schaffens. Ich schließe mich diesen Wünschen von ganzem Herzen an. Auch wenn es große Ziele sind, die ins Auge gefasst werden - der geistliche Neubeginn, die endlich doch zu bewerkstelligende Einheit in der Zisterzienserfamilie, um nur zwei große Gnadengaben zu benennen - auch wenn diese Ziele tatsächlich momentan vor allem Sehnsüchte von nicht wenigen Schwestern und Brüdern sind, so zeigen sie doch vor allem herzliche Verbundenheit mit dem neuen Generalabt. Nicht nur eine Ordensfamilie, sondern auch die Kirche wäre auf dem falschen Weg, wenn sie die Geistesgaben, die Charismen, aussperren wollte.
Ad multos annos!
(Photo: Abbaye de Hauterive)

Montag, 2. August 2010

Der Gott der Mystiker? A propos... Henri Boulad

Heute habe ich eine interessante Behauptung gehört, die der bekannte Priester und Schriftsteller Henri Boulad in einem seiner Bücher vertreten hat: Gott braucht unsere Kniebeugen, unsere Verehrung Seines Bildes, unsere körperlichen Ausdrucksformen nicht. - damit hat Boulad wohl recht... Gott braucht das alles nicht, aber wir brauchen es, um auszudrücken, was uns bewegt. Natürlich wäre es nicht nötig, dass Liebende sich küssen! Natürlich sind Andenken an liebe Menschen unnütz. Aber wir Menschen würden verarmen, vereinsamen, verkümmern, wenn wir das alles nicht hätten. Deshalb haben wir die Kniebeugen, immer wieder und immer wieder. Deshalb verehren wir das hl. Bild, deshalb strengen wir uns an, fasten, üben Verzicht. Auch ohne das alles ist Gott uns nahe, näher als wir selbst uns sein können! Aber wir können unseren Teil dazu beitragen, Gott immer näher zu kommen und Gott immer näher an uns heranzulassen. Eben auch durch Zeichen und durch unser Tun.

Samstag, 19. Juni 2010

Notre-Dame de l'Atlas - anläßlich des neuen Films


Vierzehn Jahre ist es her... Die Mitbrüder von Notre-Dame de l'Atlas (oben ein Bild von E. Audrain)waren auf dem österlichen Weg, schon seit Monaten alarmiert und innerlich angespannt. Sieben unserer Brüder wurden in der Nacht zum 27. März entführt, mitgenommen, aus ihrem Kloster geschleppt. Immer wieder kleine Nachrichten, Botschaften der Entführer, Hoffnung und Bangen. Am 21. Mai hat man die stillen Zeugen enthauptet. Gefunden wurden nur die Leiber nie. Einzig die Häupter konnten in Tibhirine begraben werden. Um ihre Entführung und ihr Ende ranken sich seitdem Legenden und sich widersprechende Berichte. Erst im letzten Jahr wurde die Untersuchung in Frankreich wieder aufgenommen. Was am Ende stehen wird, ist ungewiss. Zu verworren scheint die Mitwirkung hoher staatlicher Stellen oder hoher Militärfunktionäre.
Ihr Zeugnis steht für uns. "Weder Lob noch Furcht" war der Leitsatz des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen. Daran denke ich, wenn mir die Sieben in den Sinn kommen. Jeder von ihnen hat auf seine Weise das menschliche Lebenspotenzial ausgereizt. Letztlich bleibt nur Gott allein - ihnen wie uns.
Hier ein Link, der auf den neuen Film verweist.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Terribilis est locus iste

Das Haus Gottes, das Kloster, das Oratorium des Klosters, die Räume und Gänge - ehrfurchtgebietend ist tatsächlich die Vorstellung, dass der Mönch in der Gegenwart Gottes leben darf. Sein Schweigen ist niemals zuerst disziplinär oder gar sprachlos. Das Schweigen des Zisterziensers ist vor allem Offenheit und Bereitschaft zu hören und empfänglich zu sein für die Gegenwart Gottes. Es geht sicher auch anders... Wenn die Routine in ihren festen und ausgefahrenen Spuren den Weg eben und bequem gemacht hat, wird es gefährlich. Das Gebet war für unsere frühen Väter immer körperlich fordernd. Die Rekreation war deshalb wichtig: Das stille Verweilen, Lesen oder Betrachten im Kreuzgang, im Kapitelsaal gewährte dem physisch erschöpften Körper nach Stunden intensiver Gebetsarbeit Erholung. Braucht es wirklich fernöstliche Praktiken, Klangschalen, "Meditationssitze" etc.?
Meine Augen wollen einen neuen Blick einüben. Die Gegenwart Gottes wollen sie in den Blick nehmen, die heute so gerne verstellt ist hinter kunsthistorischen Kostbarkeiten, hinter "liturgisch-pastoraler Notwenigkeit", hinter der beklemmenden Routine eingefahrener Alltäglichkeiten und Gedankenlosigkeiten.
Es muss uns um mehr gehen, als um Nutzen für die Welt und den vorgeschobenen Anspruch, den die Kirche uns scheinbar stellt. Sie fordert von uns nicht mehr, als die Treue zu dem, was das Geschenk des Heiligen Geistes an unsere geistlichen Väter war - die Wüste, in der sich Gott von einem jeden von uns finden lassen möchte.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Rücktritt von Bundespräsident Dr. Horst Köhler


Das Koinobion als Ort politischer Erwägungen? Jawohl, und sogar ein angemessener Ort für Erwägungen, die zuallererst die Bestimmung des Menschen im Blick haben. Dass Gott Ziel und Erfüllung ist, setze ich hier voraus.

Dr. Horst Köhler ist am Montag, 31. Mai 2010, als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland zurückgetreten. Unterschiedlichste Kommentare haben sein Handeln je verschieden interpretiert. Ich habe die wenigsten gelesen. Allerdings scheint mir ein Punkt wichtig: Dr. Köhler wird manchmal als demokratiemüde und resigniert dargestellt, sein Rücktritt als unüberlegte oder gar dem Amt schadende Tat ausgelegt. Persönliche Schwäche und mangelnde Fähigkeit, Kritik auszuhalten, werden dann ins Feld geführt. Allerdings: Dr. Köhler ist ein Mann von großer Sensibilität. er hat sich zu Wort gemeldet, wenn er meinte, die Stimme des Bundespräsidenten könnte Orientierung bieten. Ich bin der Überzeugung, dass sein Rücktritt nicht unüberlegt und feige war, sondern Ausdruck der innersten Überzeugung, dass demokratische Werte nur dann umgesetzt werden, wenn hinter ihnen Aufrichtigkeit und hohes politisches Verantwortungsgefühl vorhanden sind. Die politische Krise der letzten Monate in Deutschland ist sicher großenteils Folge eines fehlenden moralischen Fundamentes, wie auch immer dieses Fundament mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner auch gebildet wird. Aufrichtigkeit und Verantwortung müssen dazugehören.

Freitag, 14. Mai 2010

Christi Himmelfahrt und die Osterkerze


Mittlerweile bin ich dünnhäutig geworden, wenn es um die Reformen in der Liturgie geht - vor allem um ihre Umsetzung. Und mittlerweile erscheinen mir diese "Reformen" oft genug als etwas geistlos, während manche alte Überlieferung, nunmehr dem Müllhaufen der Geschichte übergeben, das Herz und den Geist zu Gott erheben kann.
Die Frage, ob die Osterkerze ihren Ort bis Pfingsten im Altarraum haben sollte, ist nicht unbedingt schwerwiegend oder gar glaubensschwer. Allem zum Trotz gehört sie in die Kategorie der etwas gedankenlos eingeführten Neuerungen. Die Zisterzienser der Frühzeit haben ihr Osterlicht entzündet in der Osternacht, durften sich dann von ihm durchglühen lassen bis zur Komplet des Ostertags - und mussten bis zur Ersten Vepser des himmelfahrtstages warten, bis ihnen dieses Licht wieder aufstrahlen durfte. Nach der Komplet des Festtages wurde der "cereus paschalis" - eben die Osterkerze - entgültig gelöscht und aus dem Altarraum entfernt. Wenn man bedenkt, dass die Osterkerze eigentlich das Licht der feierlichen Nachtwache des Auferstehungsfestes ist, und wenn man vor diesem Hintergrund die Überlieferung unserer Vorväter bedenkt, dann leuchten die heute vorgebrachten Gründe für das Verbleiben der Kerze bis Pfingsten nur noch mäßig ein. Natürlich feiern wir bis Pfingsten Ostern! Aber können wir tatsächlich die Wirklichkeit des Himmelfahrtfestes verdrängen, die uns eindringlich bewußt werden will, wenn wir die Lesungen hören. Christus der Herr, Er geht von uns weg zum Vater! Das Licht der "Osterwache", das wir an Himmelfahrt noch einmal sehen dürfen, bleibt verborgene Wirklichkeit. Wir sollen nicht stehenbleiben, sondern dürfen weitergehen, auch und gerade als Mönche, denen nichts anderes aufgetragen ist, als Verherrlicher Gottes zu sein.
Gedanken, die weitergedacht werden wollen.

Sonntag, 9. Mai 2010

Blind geboren und doch mit Durchblick

In manchen Kirchen wird heute das Evangelium vom Blindgeborenen verkündet. Sprechend und hintergründig formuliert der Evangelist Johannes die Begebenheit um den Blindgeborenen, der sein Augenlicht wiederhaben möchte, und die Beteiligten aus dem jüdischen Volk, die teilweise mit Blindheit geschlagen sind. Der durch den Herrn Geheilte entzieht sich nicht seiner Aufgabe, Zeugnis abzulegen für die Wahrheit, die ihm widerfahren ist. Je eindringlicher die führenden religiösen Machthaber sein Zeugnis bekämpfen, desto trotziger tritt er ihnen entgegen und provoziert sie. Seine Eltern haben ihn schon längst verlassen und sich aus Angst abgewendet. Der junge Mann, ein Bettler und Nichtsnutz, ein Sünder, wie man meint, findet Jesus, erkennt in Ihm den Christus und bekennt seinen Glauben: "Herr, ich glaube!"
Ein beeindruckender Weg, ein Weg der Entsagung und Askese, ein sehr monastischer Weg. Bitte bei Gott für uns, junger Blindgeborener, dass auch wir wieder Christus, den Herrn, erkennen und in rechter Weise anbeten können.

Sonntag, 25. April 2010

Liturgie, Mysterium und Leben

Zweitausend Jahre Liturgiegeschichte des Christentums. Zweitausend Jahre Entwicklungen und Fortführungen. Zweitausend Jahre! Der Versuch, inzwischen vierzig Jahre alt, der römischen Kirche neuen Wind zukommen zu lassen, kann durchaus kontrovers diskutiert werden. Allerdings ist es eine Tatschae, der sich niemand verschließen kann: Der Versuch wurde unternommen und er hat stattgefunden. Die Meinung, dass er mißlungen ist, ist Teil der Kontroverse um das Für und Wider einer Reform der Liturgie. Inwieweit sind die fundamentalen Werte der Liturgie besser sichtbar gemacht worden? Wo und wann hat das Volk Gottes, wie es ja gerne genannt wird, wirklich mehr Anteil an der Liturgie? Was sind das für Reformen, bei denen unterm Strich der Klerikalismus fröhliche Urständ feiert, wo hingegen Trient beinahe individualistisch war? Alle diese Fragen sind gestellt worden, werden immer wieder gestellt und lassen sich so schwer beantworten. Sie stellen sich bei den liturgischen Haltungen der Gemeinde, bei der "Auswahl von Texten" und bei der "Gestaltung" der Liturgie; sie stellen sich, wenn selbst studierte Kleriker und gebildete Menschen in infantile Verhaltensmuster zurückfallen und elementare Verrichtungen des Gottesdienstes getrost dem "Liturgievorstand" überlassen. "Er macht das schon." meint da der irritierte Beobachter herauszuhören. Es geht um Form und Ästhetik? Es geht um das rechte Bild vom frommen Koinobiten, der dem ästhetisch geschulten Auge der Laien ausgesetzt wird?
Um was geht es denn wirklich?

Sonntag, 18. April 2010

Die Osterzeit - Zeit der Auferstehung


Pascha Domini - Pascha des Herrn!
Für die Zisterzienser eine Hochzeit, die sich auszeichnet durch einige Besonderheiten des liturgischen Lebens: Schon in der Oktav des Pascha sind die drei ersten Tage arbeitsfrei, was die Tage aufwertet und sie zu Festtagen im wahrsten Sinne des Wortes macht. Die Mönche haben Zeit für die Lesung, die lectio, die Gottesdienste werden "wie an Apostelfesten" gefeiert, das heißt mit besonderer Feierlichkeit. Das Fasten wird ausgesetzt, die Kniebeugung ist generell untersagt. Diese alten Überlieferungen und ihre Befolgung stellen die Zisterzienser in die lange Reihe jener Menschen, die ihr Leben nicht dem eigenen Gutdünken anheimstellen, sondern die es "apostolisch", in der Nachfolge der Apostel, leben möchten. Damit wird das Leben auch ganz "evangelisch" und ganz "christlich". Dazu bedarf es im übrigen auch nicht großer Events und ausladender Gesten. Das Wesentliche bleibt die Wirklichkeit des Glaubens und des darauf gegründeten Lebens in Christus. Das Heilige Bild des Erlösers, das die Mönche am Karfreitag in der "adoratio Crucis", der Anbetung des Kreuzes, verehrt haben, bleibt ein Zentrum in der Zisterzienserkirche. Es kann keine Rede davon sein, dass diese Mönche Vorläufer der protestantischen Bilderstürmer waren. Die Kerze mit dem Licht der Auferstehung bleibt präsent und steht dafür, dass das Zeichen der Erlösung mit dem Gekreuzigten auch das Zeichen des auferstandenen Königs ist, den unser Leben verherrlichen will.

Montag, 5. April 2010

Das Exsultet im Zisterzienserritus

Aus der zisterziensischen Fassung des Exsultet nach dem Missale Cisterciense von 1890:


















(...)


(...)


(...)

Sonntag, 4. April 2010

Der Tag des Pascha - Fest der Auferstehung des Herrn


Christus resurrexit, alleluia! Pascha nostrum immolatus est, Christus, alleluia!
Die große Feier der Auferstehung Christi, die Mutter aller Nachtwachen, beginnt nach den Bräuchen der Zisterzienser am Vorabend des Ostertages. Zur Zeit der Vesper wird das Feuer geweiht, das Lob der Osterkerze gesungen und die Eucharistie gefeiert, und zwar mit der ganzen Gemeinde, wobei wohl alle kommunizieren, auch die Priester, da sie keine private eucharistische Liturgie feiern dürfen.
"Am Tag des Pascha" und in der "Woche des Pascha", wie die offizielle Bezeichnung lautet, wird an den ersten drei Tagen nicht gearbeitet: die Mönche sind frei für die Lesung. Die Eucharistie wird die ganze Osteroktav über feierlich begangen, die Knie werden nach überliefertem apostolischem Brauch nicht gebeugt.
Die "Auferstehungszeit" - "tempus Resurrectionis" - kennt kein Fasten und keine Abstinenz von tierischen Produkten (nach monastischem Brauch Fleisch ausgenommen). Die Osterkerze verbleibt bis nach der Komplet des Himmelfahrtstages mitten im Altarraum, am Ort ihrer Segnung, und brennt bis zum Osterabend bzw. ab der 1. Vesper des Himmelfahrtsfestes.
Surrexit Dominus vere, alleluia!

Samstag, 27. März 2010

Vor 65 Jahren: Luftangriff auf Paderborn


Der Priester Hermann Bieker hat seine Erinnerungen an die schweren Luftangriffe auf Paderborn in bewegenden Worten festgehalten. "Die brennende Stadt" hat er unzählige Male durchquert, um Verschütteten zu helfen und Tote zu bergen. Die Fliegerangriffe im Januar, Februar und März 1945 und seine Erlebnisse beschreibt er auf Wunsch seines Bischofs, Erzbischof Lorenz Jäger von Paderborn. Hier ein Auszug:
"... jetzt hörte ich das dumpfe Dröhnen herannahender feindlicher Flieger. Man sah sie nicht, denn der Nachmittag des 27. März (Dienstag in der Karwoche) war trübe. Ihr charakteristisches Geräusch aber ließ erraten, daß es ein Strom von Superfestungen sei. Arme Stadt, die der Tod als Ziel erkor! Da durchzitterte den Luftraum ein schneidender Knall. Die Führungsmaschine hatte das Zeichen gegeben: Paderborn war das Ziel! Und dann öffneten sich die Bombenschütts der nachfolgenden fliegenden feindlichen Festungen und es war dann ein einziges Heulen und Krachen Tod und Verderben bringender Elemente. Arme Paderstadt! Das ist dein Ende! Also will man dich doch nicht schonen, du Stadt der Kirchen und Klöster und Krankenhäuser - du Stadt unschuldiger Menschen, die sich beharrlich gegen das Gift des Nazitums gewehrt haben. Arme Bischofsstadt! Heimat von fünfundvierzigtausend Menschen! - Wirst so mißhandelt! Kein Stein wird auf dem andern bleiben! - Wir legten uns in den Graben, um von den Luftstößen berstender Minen nicht immer hin und her geschüttelt zu werden. Was sollen wir tun? Wie können wir jetzt den Tausenden in ihrer unbeschreiblichen Not helfen? Wir beteten mit ihnen: Der für uns gekreuzigt worden... 10 Minuten - 15 Minuten - 20 Minuten - unendliche Zeit! Es muß doch das Ende kommen! (...) Am Rande der Stadt war es heiß. Der Wind trat auf und vertrieb schnell die Wolken, und ich konnte den westlichen Teil der Stadt übersehen. Überall Ruinen - überall Flammen - überall Schreie verzweifelnder Menschen. (...) Durch den mächtigen, von der Hitze entfachten Sturm waren die Rauchwolken vertrieben. Ein einziges großes ungeheures Flammenmeer - und mitten darin die Fackel des brennenden Domes. - Ein Bild so furchtbar, daß man unwillkührlich die Augen schloß, da man es als untragbar empfand, ein solches Geschehen miterlebt zu haben. Stöhnend brach aufwirbelnd der Helm des Domturmes in sich zusammen. (...) Es war eine Karwoche für Paderborn ohnegleichen. Die Liturgie des Karfreitags wurde nirgendwo in einem Gotteshause gefeiert, war sie doch draußen viel erschütternder. War nicht auch diese zerstörte Stadt, mit all ihrem Jammer, ein zerschlagenes Antlitz Gottes? (...) Stöhnte nicht in all diesen toten und leidenden Menschen Christus selber auf, durch die Gottesmörder gemordet?"
(Bieker, Hermann: Die brennende Stadt. Meine Erinnerungen an die Zerstörung Paderborns 1945. Paderborn 1948)
Das brennende Paderborn ließ an jenem Abend des 27. März 1945 mit gespenstischer Erhabenheit den ganzen Höhenzug der Egge aufglühen. Jenseits des Gebirges war man sich bewußt, dass dieser Luftangriff auf die Bischofsstadt vernichtend gewesen sein mußte: der wabernde Widerschein der brennenden Stadt war noch in 20 Kilometern Entfernung zu sehen.


Sonntag, 14. März 2010

Die Zisterzienser und ihr Marianisches Offizium


Ein zufälliger Fund in einem alten Jahrgang der Cistercienserchronik:
"Das tägliche Marienlob im Orden von Cîteaux" von P. Ludwig von Fricken (33. Jg., 1921).
Ein kleiner Auszug ist interessant und gewinnbringend zu lesen:
"Unser Marianum ist besonders geeignet, auf betrachtende Weise verrichtet zu werden, mehr als das römische kleine Offizium. Letzteres zeigt eine viel größere Mannigfaltigkeit als das unserige sowohl in den einzelnen Horen als in den verschiedenen Kirchenzeiten. Diese Mannigfaltigkeit ist aber für die stille Betrachtung nicht vorteilhaft; sie erfordert zuviel Anspannung der Seelenkräfte. Anders beim Cistercienser Marianum! Dieses ist jahrein jahraus dasselbe und hat für die einzelnenHoren nur eine Antiphon. Durch das Ganze geht der eine große Gedanke: Maria, die Mutter Gottes! Unser Officium parvum ist wohl die älteste Formder noch bestehenden Marianischen Tagzeiten. In den ersten christlichen Jahrhunderten finden wir in der Kirche fast ausschließlich die Muttergotteswürde der allerseligsten Jungfrau als Gegenstand der Marienverehrung. ..."
In jeder Hinsicht Gedanken, die zum Nachdenken anregen können, nicht nur bezüglich des Marianum, sondern auch bezogen auf die heute so zahlreichen Beliebigkeiten in der Liturgie, im Gottesdienst der Kirche...

Sonntag, 28. Februar 2010

Die Weiße Rose

Das "Mönchlein" - le moinillon - aus München hat freundlicherweise kleine Aufnahmen der Grabstätten der Geschwister Scholl, von Christoph Probst und Alexander Schmorell ins Netz gestellt, die ich gerne hier zitieren möchte: Zum Gedenken an die Märtyrer der "Weißen Rose". Diese großherzigen und aufrichtigen jungen Menschen haben sich bewußt gegen das zermalmende und diktatorische System des Nationalsozialismus gestellt und aus ihrer christlichen Überzeugung heraus den Kampf gewagt, der ihnen das Todesurteil des gottlosen Staates brachte. Alexander Schmorell wurde von der russischen Auslandskirche kanonisiert, Christoph Probst ist als römischer Katholik eingeschrieben in das Martyrologium, während Hans und Sophie Scholl als Protestanten der Beistand eines Priesters im Gefängnis versagt wurde. Sie stehen für den mutigen Widerstand aus christlicher Gesinnung, der den Tod in Kauf nahm, um reinen Gewissens vor Gott erscheinen zu können.

Sonntag, 21. Februar 2010

Die Heiligen Vierzig Tage - das Fastentuch

Bei den Zisterziensern (und nicht nur bei ihnen) war es lange Brauch, in der Fastenzeit ein Tuch vor den Altarraum zu spannen, das Fasten- oder auch "Hungertuch". Nach der Komplet des 1. Sonntags in der Fastenzeit sollten die Kreuze verhüllt und das Tuch vor dem Altarrraum ausgebreitet werden. Es wurde nur an Sonn- und Festtagen zurückgezogen (von der 1. Vesper bis nach der Komplet am Folgetag), um den Feiertag zu ehren, d.h. die Auferstehung Christi am Sonntag bzw. den Festtag des Heiligen oder des Herrn. Das Tuch, lat. "cortina", und die Verhüllung des hl. Kreuzesbildes waren Ausdruck tiefer geistlicher Verbundenheit mit dem Heilsgeheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn. Wenn der Prophet Jesaja (und andere vor und nach ihm) sich verhüllten und dadurch ihre Ehrfurcht vor und Nähe zu Gott ausdrückten, dann erinnert die Verhüllung in der Liturgie an die Realpräsenz Gottes im Gottesdienst der Gemeinde. Diese feiert und vollzieht die Heilsgeheimnisse im Jahreslauf und vergegenwärtigt sich in den hl. vierzig Tagen das Geschehen unmittelbar vor Leiden und Tod Jesu, sein Hinaufsteigen nach Jerusalem und seine liebevolle Hingabe an den Willen des Vaters. Die Gemeinde geht auf den Höhepunkt des Jahreslaufs zu, auf das Osterfest, das Heilige Pascha. Und in frühen Zisterziensertexten heißt es, dass die ersten drei Tage der Osteroktav "aus Verehrung der heiligen Auferstehung" arbeitsfrei sein sollen - so zu lesen in den "Ecclesiastica Officia", Kap. 25,1. Das Bildnis des Gekreuzigten und der Altar bleiben verhüllt in der Fastenzeit, um der Schmach und Entstellung des Gottesknechtes zu gedenken, um sich der eigenen Gottebenbildlichkeit neu bewußt zu werden, um die Entäußerung bis zum Tod am Kreuz, wo der Menschensohn keine Gestalt und Schönheit mehr hatte, schmerzhaft zu erleiden und am eigenen Leib zu erfahren.
Dazu nur der Beginn des Großen Responsoriums der 1. Vesper zum Ersten Sonntag in den Vierzig Tagen: "Die Türen des Paradieses öffnet uns die Zeit des Fastens: Empfangen wir diese Fastenzeit mit Gebet und Bitte, damit wir am Tag der Auferstehung mit dem Herrn verherrlicht werden."

Dienstag, 16. Februar 2010

Das Fasten der Vierzig Tage

Während die, wie man sagt, humorvollen Kölner und andere Rheinländer noch im Karneval schwelgen, sind wir schon in heimischeren Gefilden. Bei den Zisterziensern waren nämlich auch die beiden ersten Werktage nach dem Sonntag Quinquagesima reguläre Fasttage. Obgleich sie den Aschermittwoch kennen, spielt er bei ihnen nur eine zweitrangige Rolle: Natürlich, die Aschenweihe und Austeilung, vor dem Hochamt wohlgemerkt. Aber die quadragesimalen Texte werden erst ab dem 1. Sonntag in der Quadragesima Verwendung finden. Und das Fasten? Da unsere Brüder (und Schwestern) sowieso nach überkommenem monastischem Brauch auf den Fleischgenuss verzichten, gelten die alten Fastenregeln der Kirche: Verzicht auf den Genuss von allen tierischen Produkten und Fetten und von gegorenem Getränk. Die einzige Mahlzeit des Tages (an Werktagen) findet nach der Vesper statt.
In der Freude des Heiligen Geistes bereiten wir uns auf Ostern vor - nach nicht mehr ganz so strengen Regeln allerdings. Die physischen Kraftpakete des 12. Jahrhunderts könnten uns beschämen. Sie lebten nach Regeln und in Ordnungen, die uns Heutige schnell an die Grenzen unseres Leistungsvermögens bringen würden. Und - die Überlieferung sagt das oft - diese Menschen waren erfüllt von der Freude im Heiligen Geist!

Samstag, 6. Februar 2010

Hl. Xenia von St. Petersburg


Eine große Heilige, im Leben nach Ganz und Gloria zuerst für krank gehalten, dann wegen ihrer offenkundigen Gottesfreundschaft von vielen hochgeschätzt: die hl. Xenia war nach dem frühen Tod ihres Mannes, eines Offiziers der kaiserlichen Armee in St. Petersburg, seelisch tief erschüttert und kleidete sich in die Uniform ihres Mannes. Wer mit ihr sprechen wollte, musste seinen Namen nennen, um sie anzureden. Das abnorme Verhalten ließ sie zum Gespött der Petersburger werden, bis manche einsahen, dass die hl. Xenia die Narrheit in Christus als Weg gewählt hatte - eine schwere und gefährliche Form eines radikal christlichen Lebens. Sie war mit der Gabe des Prophetie gesegnet und starb irgendwann um 1800 in St. Petersburg. Heute ist ihr Grab Ziel zahlreicher Gläubigen, die immer ihre Nähe suchen. Sie hat allen Hilfe für ihr Leben versprochen, die sie anrufen.
Hl. Xenia, bitte für uns!














Photos: W. Q.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Aus dem Zisterziensermenologium

Es sind Tage großer Vorbilder für uns: Wenn wir der Lesung des Menologium lauschen, dann werden uns heilige Gestalten vor Augen gestellt, die sympathisch sind und eigentlich dazu einladen, den Weg der Nachfolge ähnlich großherzig zu gehen. Gestern war das z.B. der sel. Helinand von Froidmont, ein Gaukler, der als Mönch sein großes Glück gefunden hat. Seine Schriften sprechen davon und spiegeln etwas wider von der Freude an Gott.
Dann heute der sel. Christian von Himmerod. Öfter ans Krankenbett gefesselt, verriet er kurz vor seinem Tod unbefangen und einfältig, dass Christus und die Gottesmutter ihn besucht und mit ihm die Horen gebetet hätten. Sie waren gekleidet in die Kukulle der Zisterzienser. Wer solche Wunder fassen kann, der fasse sie. Und begreife dann vielleicht die theologische Tiefe dieser Wirklichkeiten...

Montag, 1. Februar 2010

Athonitisches Leben in Frankreich in zisterziensischen Fußstapfen

"Moinillon", ein im Kloster in München lebender Mönch der russischen Kirche, hat dankenswerterweise die sehenswerte Dokumentation über das Kloster Saint-Antoine-le-Grand im "Font de Laval" (Vercors) in seine Seite eingebunden. Die kleine Mönchsgemeinde dort hat zisterziensische Ursprünge: der Obere, Archimandrit Placide Deseille, war lange Jahre Mönch in Bellefontaine und konnte viele Übersetzungen der (Mönchs-)Väter herausgeben - sowohl in den "Sources chrétiennes" als auch im klostereigenen Verlag. Das Leben in St-Antoine ist zwar athonitisch geprägt, die Gemeinde dort ist sich jedoch bewußt, dass das kein Gegensatz zur zisterziensischen Lebensweise ist, der sich die Mönche dort immer noch verbunden fühlen.
Hier eine Verweisung auf die Seite von moinillon:
Monastère St-Antoine-le-Grand - documentation Kto le 30/01/2009

Sonntag, 31. Januar 2010

G. Bélorgey, Benediktinische Demut, Teil 3

[...]
Welches sind also die Glaubenswahrheiten und die damit in Zusammenhang stehenden aszetischen Übungen, die der hl. Benedikt grundlegend dem Streben nach Gott zugeordnet hat? Wir finden sie gleich zu Beginn des Prologs seiner Regel. Es ist wie ein Trompetensignal, der schon Generationen aus dem geistlichen Schlaf aufrütteln will, in den sie immer wieder zu versinken drohen. Am Abend seines Lebens, wo er mit Nachdruck und Zartgefühl seinen geistlichen Söhnen die Früchte seiner Erfahrung nahebringen möchte, beginnt er damit, sie an das endgültige Ziel zu erinnern, das alle Menschen erwartet: Die ihr euch von Gott abgewendet habt durch den Ungehorsam, sollt umkehren und euch eurem Schöpfer zuwenden, der Ursprung und Vollendung von allem ist. Dann zeigt er das Mittel auf, wie diese Rückkehr zu bewerkstelligen ist: Meine Söhne, entsagt eurem Eigenwillen, um für den wahren König zu kämpfen, den Herrn Jesus Christus, und nehmt die kraftvollen und herrlichen Waffen des Gehorsams zur Hand.
Diese wenigen Zeilen lassen zwei grundlegende Glaubenswahrheiten in vollem Licht erscheinen, die logischerweise zwei praktische Konsequenzen haben:
Zuerst die unantastbare Herrschaft Gottes - Gott ist alles, folglich ist sein Geschöpf [ohne ihn] nichts. Das ist die Wahrheit, die zu erkennen und anzunehmen absolut notwendig ist und die durch die Übung der Demut das ganze Leben verändert.
Dann das Königtum Christi, das von seinen Untertanen einen echten und tiefen Gehorsam fordert.
Im übrigen ist der Gehorsam, der das ganze Leben des Mönchs durchformt, wie wir später sehen werden, nur ein wesentliches äußeres Zeichen der Demut.
So lassen uns die ersten Zeilen der Regel schon erkennen, was das Studium des siebten Kapitels klar ins Licht setzt: Die gesamte aszetische Methode des hl. Benedikt kann in der Übung der Demut zusammengefasst werden.

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éd. du Cerf 1948, S. 25-26 )

Freitag, 29. Januar 2010

G. Bélorgey, Benediktinische Demut, Teil 2

Jede Ordensgemeinschaft verfolgt zwei Ziele, ein hauptsächliches und ein sekundäres. Das erste und absolut notwendige Ziel ist für alle Orden gleich, trotz der offenkundigen Unterschiedlichkeit: Wie alle Christen, so sind auch jene, die sich ganz dem Herrn geweiht haben, geschaffen, um Gott zu verherrlichen, das heißt: um Heilige zu werden. Das hauptsächliche Ziel eines jeden Ordens ist somit die Heiligkeit seiner Mitglieder, die Vereinigung ihrer Seelen mit Gott in der Vervollkommnung der Liebe. Alle Kraftanstrengungen müssen darauf hinzielen, einem jeden die Möglichkeit zu geben, diese große göttliche Tugend zu erlangen.
Doch in dem Maß, in dem man sich Gott nähert, blüht die Liebe in den Herzen auf und man verspürt das Bedürfnis, sie in Werke der Nächstenliebe umzusetzen, die nunmehr aber sehr unterschiedlich sein werden. Deshalb haben die verschiedenen Ordensgemeinschaften sehr unterschiedliche Sekundärziele. Ihr Aufgabenbereich kann Gott als unmittelbares Ziel haben: das ist die Kontemplation, das Liebeswerk par excellence, um mit dem hl. Thomas zu sprechen (Summa theologica, IIa IIae, Quaest. 182, a. 2; vgl. ibid. a. 4, ad primum). In diesem Fall gehen das hauptsächliche und das sekundäre Ziel ineinander über. [...]
Alle Ordensgemeinschaften erstreben dasselbe Ziel, die Heiligkeit, doch eine jede Gemeinschaft ist, um dieses zu erlangen, mit unterschiedlichen Bedingungen ausgestattet. Man geht deshalb davon aus, dass ein jeder Orden zur Erlangung desselben Ziels diejenigen Wege benutzt, die ihm eigen sind. So erklärt sich die Existenz geistlicher Methoden, die die Gründer ihren Jüngern hinterlassen haben.
Eine geistliche Methode - wahrhaftig ein Begriff, der offensichtlich schwierig zu umschreiben und zu erklären ist! Ihn zu verstehen hingegen ist einfach. [...]
Die Definition einer geistlichen Methode läßt sich folgendermaßen formulieren: Eine geordnete Zusammenstellung von dogmatischen Wahrheiten und aszetischen, dazu im Verhältnis stehenden Übungen, die geeignet sind, schrittweise und sicher zur Vollendung der Liebe zu führen, welche das Ziel jedes Ordenslebens ist.

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éditions du Cerf 1948, S.[23]-25)

Donnerstag, 28. Januar 2010

Dom Godefroid Bélorgey - Benediktinische Demut, Teil 1

Hier nun eine neue Serie von Vorträgen, die - wie die vorangehenden - den Novizen der Abtei Notre-Dame de Cîteaux gehalten wurden.
Diesmal geht es um die benediktinische Askese. Diese Gedanken wollen die Lehre darlegen, die mir selbst seit den Tagen des Noviziats in Notre-Dame de Scourmont durch einen großen Zisterzienser in meisterlicher Art vermittelt wurde. Ich schulde ihm viel und es ist mir eine liebe Pflicht, ihm an dieser Stelle meinen tiefen Dank auszusprechen als einer seiner Söhne.
Diesem Zisterzienser schien es nicht ausreichend, uns mithilfe dieser wunderbaren Gussform Gestalt zu geben, die unsere Observanzen bilden. Als wirklicher Novizenmeister hat er seine ganze Geisteskraft und sein ganzes Herz dafür aufgewendet, uns den Seelengrund unseres Lebens zu erschließen, die geistliche Methode, die uns der heilige Benedikt und unsere ersten Väter von Cîteaux hinterlassen haben. Er verstand es vor allem, uns den einzigartigen Wert der Demut zu vermitteln, indem er uns das siebte Kapitel der Regel kommentierend auslegte, wo unsere heiliger Gesetzgeber [d.i. Benedikt von Nursia] die ganze praktische Arbeitsweise darlegen wollte zur aszetischen Formung des einzelnen Mönchs.
Um das Ordensleben richtig zu verstehen und es in seiner Fülle zu leben, genügt es tatsächlich nicht, den Tagesablauf und die hauptsächlichen Übungen zu kennen und sich von ihnen tragen zu lassen. Es ist dann auch nötig, den inneren Anspruch und die Art und Weise des intimen Austauschs mit Gott für sich zu entdecken. Man spricht leichthin von einer Spiritualität des Karmel, derjenigen des hl. Ignatius von Loyola usw... Können wir jedoch auf Anhieb die Wesensmerkmale der Spiritualität zusammenfassen, aus der wir leben?

(Bélorgey, Godefroid: L'humilité bénédictine. Paris, Éditions du Cerf 1948, S. [21-23])

Dienstag, 26. Januar 2010

Unmonastische Gedanken zum Fest der Väter von Cîteaux

"Die drei Rebellen", eine belletristisch aufgemachte Biographie der drei ersten Äbte von Cîteaux unter Zuhilfenahme der geschichtlichen Quellentexte. Dieses mäßig dicke Buch habe ich mir wieder hervorgeholt, um den Eifer neu zu entfachen. Aber es gelingt nicht so richtig. Der oft zitierte Satz des Buches "Was würde St. Benedikt dazu sagen?" ruft keine emotionalen Begeisterungsstürme bei mir hervor. Ich frage mich vielmehr: "Was würdet Ihr dazu sagen?" und meine die drei Vätergestalten, die uns so nahestehen und im Grunde doch irreal und völlig unverständlich als Gegenüber unerreichbar sind. Lassen wir außen vor, dass es unmöglich sein wird, Distanzen zu überbrücken, die nicht darauf angelegt sind, 1:1 auf jetzt übertragen zu werden; lassen wir auch außen vor, dass die Charismen des Heiligen Geistes mehr fordern vom Menschen als stures Durchhecheln von Vorbildern. Nicht Cîteaux Anno Domini 1098 ist die Kopiervorlage, der wir uns zu bedienen haben, sondern wohl oder übel mein Hier und Jetzt als Original, das es nicht zu kopieren gilt, sondern ins Leben zu rufen.
Doch wo stehe ich tatsächlich im Hier und Jetzt? Ist die Realitivierung aller Überlieferung bis zur Unkenntlichkeit des charismatischen Fundaments Grund genug, das Charisma des Ursprungs (welch geschmähtes Wort in manchen Mönchs- und Wissenschaftlerohren!) auf geistige Potenzen zu reduzieren? Womöglich noch unter Weglassung aller geerdeten Realia? Aber gibt es überhaupt vernünftige "geerdete Realia" in diesem Zusammenhang? Da wird es jetzt wirklich schwierig. Nachdem in den letzten Jahrzehnten die engen Rubriken und Canones gefallen sind, die der alten Mutter Kirche Halt und Stütze gaben, machte man sich auf die Suche nach adäquaten Ersatzgerüsten. Man fand sie nicht wirklich, denn weder der Archäologismus in der Liturgie noch die Rückkehr zur "Messe aller Zeiten", die es in dieser besagten Form so nie gab, vermögen Stütze und Halt zu geben, wenn viel tiefgründigere Fundamente unbeachtet bleiben. Das Heil und die Renaissance werden nicht im Latein zu finden sein, nicht in Spitzen und barocken Gewändern. Unser Heil ist ja wirklich und einzig der dreifaltige Gott, Jesus Christus mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Und die Realia? Ist es die Wüste von Cîteaux oder die Wüste des Schweigens; sind es die paradiesischen vier Wände des Kreuzgangs, die Ströme lebendigen Wassers in Wort und Sakrament? Darf die Wüste von Cîteaux denn überhaupt relativiert werden? Verlangt sie nicht danach, einfach sein zu dürfen, ohne vergeistigt oder zerredet zu werden?
Was würdet Ihr dazu sagen, ihr Väter Robert, Alberich und Stephan?

Hll. Robert, Alberich und Stephan, Gründer von Cîteaux

Einst auf drei separate Festtage verteilt, hat man im Laufe der Kalenderreform (der 1970er Jahre) des Zisterzienserritus die Väter von Cîteaux auf einen einzigen Festtag gelegt, eben den 26. Januar, an dem vorher nur der hl. Alberich gefeiert wurde. Der hl. Robert hatte sein Fest früher am 29. April, der hl. Stephan (Harding) hingegen am 16. Juli. Gleichzeitig hat man für den neuen Festtag ein eigenes Offizium zusammengestellt, z.T. Texten der frühen Zisterzienser entnommen, teilweise auch älteren Vorlagen, die zeitweilig in Vergessenheit geraten waren.

Sonntag, 24. Januar 2010

Glieder am Leib Christi

Seit einigen Jahrzehnten wird in vielen Kirchen gegen Ende des Monats Januar um die Einheit im Glauben gebetet. Eine bedeutende Geste oder ein Aufruf zur Verleugnung unserer Glaubensüberlieferung? Ich tue mich schwer mit dem Gedanken, die Einheit im Glauben sei Folge der devoten Unterwerfung einzelner Überlieferungsstränge, je nach Geburtsland also des römischen, des griechischen, russischen usw. unter eine allgemein gültige Traditionslinie. Eine solche Tradition gibt es nicht, denn was dem einein heilig ist, ist dem anderen ein Greuel. Leider ist das Vermögen zur Unterscheidung beim Menschen nur partiell an die Verstandesleistung verknüpft. Es gibt tatsächlich Entwicklungen in der Tradition, allerdings, das muss gesagt sein, auf apostolischer Grundlage. Dann gibt es auf der anderen Seite Weiterentwicklungen der jeweiligen Überlieferungsstränge. Auch da gilt: Es sei so. - Doch hier beginnen schon die Probleme. Legitime oder illegitim? Hat Rom das Recht, Azymen zur Eucharistiefeier zu verwenden, wenn's im alten Gallien nie Brauch war, so zu tun? Haben die Mönche das Recht, Roms Vorgaben zur Liturgie zu verachten, da dann die Einheit(lichkeit...) verlorengeht? Darf Russland Kirchenslavisch als Kirchensprache weiterbenutzen, wo doch die Volkssprache automatisch Sprache der Liturgie sein muss? .... Dürfen die Mönche auf die römische Rudimentkniebeuge verzichten zugunsten der ihnen eigenen Verneigung? - Darf der römische Bischof einfach jurisdiktionelle Entscheidungen treffen, die seine Kirche, d.h. seine Diözese, nur bedingt betreffen, oder ist er kraft seines Amtes "Überbischof", da Oberhaupt der Kirche Christi?
Die Kirche Jesu Christi ist eins, kann nichts anderes als eins sein. Sie ist dargestellt in der Gemeinde um ihren Bischof. "Teilkirche" ist ein Ausdruck, der vorgaukeln könnte, dass etwas fehlt am Ganzen. Es fehlt nichts und ist trotzdem nur in sich existent, wenn die Gemeinschaft zwischen den Kirchen gegeben ist.
Deshalb ist die Einheit im Glauben so wichtig, nicht hingegen die Einheitlichkeit im Glaubensvollzug. Ich bin froh, einer älteren Tradition und Ausdrucksweise des Glaubens verpflichtet zu sein, die sich ganz und gar nicht deckt mit der eines Konzils von Trient oder eines Vaticanum I oder II.

Samstag, 23. Januar 2010

Gesiegelt mit dem Siegel des Heiligen Geistes

Als monastische Gemeinde leben und immer aufeinanderhocken. Keine Intimsphäre haben, kein eigenes Zimmer, noch nicht mal abgeschlossene Toiletten... Was für Zustände waren das im Mittelalter, bei den Mönchen. Und da soll man noch das Siegel des Heiligen Geistes - nach Paulus (Eph 4) - erkennen in einem jeden, der da über den Weg läuft. Aber die Sozialstruktur und die persönliche Prägung waren doch wohl ganz anders ausgebildet. Ich denke da nur an die Forderung, dem Abt gegenüber eine tiefe Verneigung zu machen, wenn man ihm begegnet. Ihn erstmal erkennen, sage ich mir da! Er trug nämlich kein äußeres Zeichen seiner Würde. Seinen Hirtenstab gebrauchte er nur bei liturgischen Anlässen; ein Brustkreuz, heute eine Art Statussymbol, fehlte ihm noch, ebenso der Ring. Da heißt es: aufmerksam sein und die Augen offenhalten, wenn ich durch das Kloster gehe! Und womöglich waren es nicht so sehr die äußeren Formen, die zum Ausdruck kamen, wenn die tiefe Verneigung fällig war, sondern ein innerlicher Wunsch: dem geistlichen Hirten die Ehre zu geben, die auch er jedem einzelnen Mönch zukommen läßt, wenn er seine Aufgaben treu erfüllt. Ist es wirklich eine Anstrengung sondergleichen, die Augen und das Herz offenzuhalten in einer Gemeinde von Gleichgesinnten? Die Zisterzienser waren auf Eindeutigkeit bedacht. Sie wollten zwar als Gemeinde und kleine Kirche die Normalgemeinde von Diözese oder Pfarrei in das monastische Modell integrieren und leben, legten für das Zusammenleben aber zusätzliche Lebensregeln fest. Ein Leben in der Wüste, wie sie es sich wünschten, war nur möglich, wenn jeder die persönliche Wüste (oder auch das persönliche Paradies, je nach Sichtweise) des anderen akzeptieren würde. Und trotzdem konnten sich die Menschen nicht vorstellen, getrennt zu leben von der Gemeinde - wenigstens, wenn sie an Leib und Seele gesund waren. Exkommuniziert zu sein, ausgeschlossen vom gemeinsamen Leben, das war die schlimmste Strafe. Ich würde das heute wohl kaum so empfinden, jedenfalls meistens nicht.
Das Siegel des Heiligen Geistes so im Herzen tragen, dass auch alle anderen Besiegelten erkannt werden können, und die Geistesgaben passgenau die Echtheit des Siegels beweisen: Liebe, Freude, Friede...
Jetzt heißt es, weiter nachzudenken und zu erwägen, was es bedeuten kann, wenn ich lerne, meine Mitmenschen am Siegel des Heiligen Geistes zu erkennen.

Freitag, 22. Januar 2010

Ein wagemutiger Gründer

Am 22. Januar 1893 starb der Zisterziensermönch Maurus Kalkum. Er war Abt von Wettingen-Mehrerau und hatte fünf Jahre vorher eine Gruppe von Mönchen und Konversen nach Deutschland geschickt, um rechts des Rheins die Zisterzienserabtei Marienstatt wiederzubesiedeln, die seit der Säkularisation nicht mehr von Mönchen bewohnt war. Die erste monastische Gründung auf diesem Gebiet, nicht nur nach der Sakularisation, sondern vor allem auch nach dem Kulturkampf mit seinen Folgen. Zum Prior der Neubesiedlung hatte Abt Maurus Kalkum P. Dominicus Willi ausersehen. Auch er eine Gestalt mit Format und Enthusiasmus. Nach den Jahren des Aufbaus starb er als Bischof von Limburg / Lahn im Jahr 1913.
War diese Sendung einer Religiosengemeinde in dicht protestantisch besiedeltes Gebiet nicht eher Ausdruck von Weltfremdheit? Maurus Kalkum stammte aus Koblenz und war von einem der letzten Marienstatter Mönche getauft worden. Das war ein gewichtiger Grund für diese Entscheidung ud die Ortswahl. Zudem war der Prior der Gemeinde ein emsiger, historisch überaus wissbegieriger Mönch, der in den folgenden Jahren als Oberer - zuerst als Prior, dann ab 1889 als Abt - ein Zisterzienserleben restituierte, das dem nunmehrigen Mutterkloster am Bodensee nicht geheuer war. Er führte die Gemeinde zurück zur Abstinenz (während der Fastenzeiten vor allem und an mehreren Wochentagen) und zu einem Mönchsleben, das sich eng an weitere zisterzienische Reformgedanken anlehnen wollte: Das Stillschweigen und die Zurückgezogenheit.
Das sind echte Schlagwörter: Die "Traditionalisten" bekommen glänzende Augen und die "Abgeklärten" vermissen die Erdung und die weise Mäßigung. Wer Recht hat, läßt sich kaum klären. Die glänzenden Augen verlieren zu viel Wirklichkeit aus dem Blickfeld; die Abgeklärtheit wird leicht zu Lethargie und Opportunismus, um schließlich alles aus dem Blick zu verlieren, was noch als Fundament nötig sein könnte.
Das Mönchtum heute braucht zum Leben vorrangig weder gesellschaftliche Akzeptanz, noch weitläufige bauliche Möglichkeiten, noch einen gepflegten musealen Hintergrund. Es reicht ihm das Evangelium Jesu Christi und die konkrete Lebenssituation als Kirche am Ort mit spezifischer und vor allem charismatischer Sendung. Genügt das zum Leben heute?

Donnerstag, 21. Januar 2010

Zweifelsohne, es ist eine gewagte Sache, unzensiert zu reflektieren. Aber es geht ja auch um Mitteilung und Kontroverse. Im Grunde geht es sogar um Bekenntnis und Zeugnis.
Das analogium ist der Ort, um ebensolches zu tun. Natürlich, das Hinaufsteigen und Verkündigen ist hier die Hinführung zum Evangelium, zur Lesung der Heiligen Schrift und ihrer Erklärung. Als erhabenstes Zeugnis steht sie im Schnittpunkt von Vergangenheit und Zukunft im Gottesdienst der Kirche. Das nenne ich hier einfach Gegenwart, wenngleich die gefühlte Dimension entweder weit dahinter zurückbleibt oder aber gleich überhöht ins Dramaturgische (oder sogar Theatrale) abgleitet.
Die hl. Agnes von Rom hat ihr Blutzeugnis konsequenterweise als Jungfrau und wie ein Lamm abgelegt, das entspricht ihrem Namen. Sie hätte keine Schwierigkeiten, heute gleicherweise ums irdische Leben gebracht zu werden, um das ewige zu erlangen, wenn auch die Methoden nicht dieselben geblieben sind. Dirnenhaus und Wildtiere können getrost außen vor bleiben. Subtil ist nurmehr die Vorgehensweise, da kein Tyrann in Deutschland öffentlich Christenblut fließen sehen will. Das Christentum ausbluten lassen, die Christen in die Privatsphäre abdrängen, das Zeugnis für Christus lächerlich machen - das sind heute tyrannische Methoden.
Da lohnt es sich, nachzudenken oder nachdenklich zu werden.