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Montag, 20. August 2018

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden - XIV

Aus der 37. Rede:

7. Wer wünscht sich nicht, dass sein Denken frei von Kummer sei? Das Denken kann nicht in der Demut bleiben, wenn es nicht auch Schläge hinnimmt, und es kann sich nicht in aller Reinheit dem Gebet hingeben ohne die Demut. Wenn ein Mensch beginnt, aus seinen Gedanken all das zu entfernen, was ihm Sorge bereitet, kommt der Gesit des Stolzes zu ihm.  Wenn der Mensch sich an diesen Geist hängt, dann entfernt sich von ihm der Engel der Vorsehung, der bei ihm war und ihm die Sorge um die Gerechtigkeit eingab. Wenn er also dergestalt den Engel beleidigt hat und dieser sich entfernt hat, kommt der "Ganz Fremde" [Teufel]. Von nun an findet dieser Mensch in sich keinerlei Sorge mehr um die Gerechtigkeit.



Übers. nach: Saint Isaac le Syrien. Discours ascétiques... Trad. ... par le R. P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006, S. 271.

Donnerstag, 15. Januar 2015

Hl. Maurus, Jünger des hl. Benedikt


Das Heiligenverzeichnis nennt heute das Gedächtnis des hl. Maurus. Als Einsiedler starb er am 15. Januar 584, nachdem er 38 Jahre lang die Abtei Glanfeuil an der Loire geleitet hatte. Seit früher Jugend kannte er den hl. Benedikt von Nursia, dem er nach Subiaco und Monte Cassino gefolgt war und als dessen treuer Jünger er sich auszeichnete. Sein vorbehaltloser Gehorsam ist bis heute der wohl bekannteste Aspekt seiner Vita: Ohne zu zweifeln, rettete er den Knaben Placidus aus dem See, indem er über das Wasser ging und den Jungen herauszog. Heute ist ein solcher Gehorsam nicht wohlgelitten. Kürzlich hieß es in einer Predigt, vom Abt des Klosters gehalten: "Würde ich meinen Novizen

Sonntag, 11. Januar 2015

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden, XIII


Aus der 58. Rede:

16. Bist du nicht fähig, das Schweigend des Herzens zu bewahren, so wahre wenigstens das der Zunge. Kannst du du deine Gedanken nicht in Zaum halten, so halte wenigstens deine Sinne in Zaum. Vermagst du nicht die Einsamkeit in deinen Gedanken auszuhalten, so sei wenigstens dem Leib nach einsam. Und wenn du nicht die leibliche Askese praktizieren kannst, dann gibt dich wenigstens in deinen Gedanken der Trauer hin. Und wenn du bei deinen Nachwachen nicht stehen bleiben kannst, wache zumindest auf deinem Bett sitzend oder selbst liegend. Wenn du keine Kraft hast, dich zwei Tage des Essens zu enthalten, faste wenigstens bis zum Abend. Und wenn du nicht bis zum Abend fasten kannst, hüte dich wenigstens vor der Sättigung. Wenn du nicht im Herzen heilig bist, sei wenigstens dem Leibe nach rein. Wenn du dich nicht in deinem Herzen der Trauer hingibst, trage die Zerknirschung wenigstens auf deinem Antlitz. Wenn es dir nicht möglich ist, barmherzig zu sein, sprich in dem Bewußtsein, ein Sünder zu sein. Wenn du kein Friedensstifter bist, sei wenigstens kein Unruhestifter. Wenn du nicht fähig bist, voller Eifer zu sein, sei wenigstens demütig im Geist. Wenn du nicht siegreich zu sein vermagst, verachte nicht diejenigen, die besiegt wurden. Wenn du nicht den Mut aufbringst, dem den Mund zu verschließen, der Schlechtes von seinem Nächsten sagt, hüte dich zumindest davor, dich mit ihm einverstanden zu zeigen.

Übers. nach: Saint Isaac le Syrien. Discours ascétiques... Trad. ... par le R. P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006, S. 377-378.

Sonntag, 4. Januar 2015

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden, XII





Aus der 58. Rede:

13. Ein aufrechter Mensch ohne Weisheit ist eine Lampe bei hellem Sonnenschein. Das Gebet eines Menschen, der sich an [erlittene] Beleidigungen erinnert, ist Saatgut auf Fels gesät. Ein Asket ohne Barmherzigkeit ist ein Baum, der keine Früchte hervorbringt. Ein Vorwurf, der aus Neid entsteht, ist ein vergifteter Pfeil. Ein Lob, das auf Doppelzüngigkeit basiert, ist eine verborgene Falle. Ein unvernünftiger Ratgeber ist ein blinder Führer. Die Gesellschaft von Unvernünftigen bricht das Herz. Die häufige Begegnung mit einem weisen Menschen ist ein erfrischender Brunnen. Ein weiser Ratgeber ist ein sicheres Bollwerk. Ein unvernünftiger und aller Weisheit barer Freund ist ein Quell von Katastrophen. Besser ein Haus in Trauer sehen, als einen Weisen, der einem Irren folgt. Besser mit wilden Tieren zusammenleben, als mit neidischen Menschen. Besser in einem Grabe wohnen, als zusammen mit verwahrlosten Menschen. Ziehe es vor, mit Geiern zu leben, als mit lustbegierigen und unersättlichen Menschen. Nimm dir als Begleiter eher einen Mörder, als einen streitsüchtigen Menschen. Ziehe die Begleitung eines Schweins der eines Schlemmers vor, denn der Magen eines Schweins ist besser als das Maul eines hemmungslosen Fressers. Ziehe die Begleitung von Aussätzigen der von Stolzen vor.

Übers. nach: Saint Isaac le Syrien. Discours ascétiques... Trad. ... par le R. P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006, S. 376.
 

Donnerstag, 28. Februar 2013

Isaak der Syrer - Gedanken über die Gottesliebe

In der französischen Version von "Evangelium Tag für Tag" fand ich heute den Kommentar des hl. Isaak des Syrers über die Gottesliebe:
"Wer in der Hölle Qualen leidet, der leidet, so meine ich, unter den Hieben der Liebe. Gibt es etwas, das bitterer und schmerzlicher ist als die Qualen der Liebe? Wer spürt, dass er gegen die Liebe gesündigt hat, schleppt mit sich eine Strafe herum, die noch viel größer ist als die gefürchtetste Züchtigung. Das Leiden, das die Sünde wider die Liebe uns ins Herz pflanzt, ist schmerzhafter als jede andere Qual.
Der Gedanke, die Sünder in der Hölle könnten von der Liebe Gottes abgeschnitten sein, ist absurd. Die Liebe ist das Kind der Erkenntnis der Wahrheit, die, wie alle bezeugen, ungeteilt geschenkt wird. In eigener Kraft handelt die Liebe auf zweierlei Weise. Sie quält die Sünder, wie hier auf Erden ein Freund den anderen quält. Und sie schenkt Freude denen, die ihre Pflicht erfüllt haben. Das ist meines Erachtens die Folter der Hölle: die Reue. Aber die Seelen im Himmel schwelgen im Freudenrausch." (Diskurs 84 [1. Reihe])
Die obige deutsche Fassung war sehr geglättet... Der hl. Isaak spricht von der Hölle als Ort der Anwesenheit der Gottesliebe. Wie könnte es auch anders sein? Gott von dort auszuschließen, entspricht in etwa dem Verlangen, ihn auf menschliche Maßstäbe zu reduzieren: Beides ist nicht möglich, denn Gott sprengt alle Maßstäbe und Grenzen. Die alten Theologen wußten das sehr gut, hüteten sie sich doch davor, Gott in die Fesseln der Canones und Defectiones zu zwängen. "Defekte" und Richtschnüre braucht tatsächlich bloß der beschränkte Menschenverstand, um seine Ängste zu zähmen.
 

Donnerstag, 29. November 2012

Valaam, P. Seraphim und der Mönch


Montag Abend wurde auf KTO-TV der Dokumentarfilm "Valaam, l'archipel des moines" ausgestrahlt. Seitdem ist er im Youtube-Kanal abrufbar (s.o.). Der französische Film, der reichlich den monastischen Gesang der Valaamer Mönche einbezieht, ist ausserordentlich eindruckvoll. Eine Filmsequenz ist mir in Erinnerung geblieben: Der Regisseur trifft einen Starez wieder, den er 20 Jahre zuvor in England kennenlernen durfte. Der Starez, P. Seraphim, gebürtiger Franzose, steht in der Filiation des hl. Siluan vom Athos, denn er ist ein geistlicher Sohn von P. Sophrony, dem Biographen des hl. Siluan. P. Seraphim spricht im Film von der Kraft der Sanftmut und von der Notwendigkeit, den menschlichen Realitäten auf christliche Weise ins Auge zu sehen. Ein Satz hat besonderes Gewicht: "Ein Mönch soll die fleischgewordene Liebe sein. Denn das ist seine eigentliche Berufung." Um diese Berufung mit Leben zu füllen, bedarf es unaufhörlicher Anstrengung. Aber wie jedes Christenleben, so ist auch das Mönchsleben vor allem verschenkte Gnade und empfangene Liebe. Die Folgen dieser Erkenntnis sind nicht absehbar. 

Freitag, 17. Februar 2012

Der Karneval und die Vorbereitung auf das Fasten

Arbeiten für das Reich Gottes - die Altlast kommunistischer Enteignung in St. Petersburg, Maria Heimsuchung

Abgesehen vom lächerlichen "Karneval" (im volkstümlich-naiven Sinne), der momentan die Politik in Deutschland und anderswo prägt, sollte der Karneval im verständigen Sinne viel mehr an Gewicht zurückgewinnen. Die Verabschiedung bestimmter Speisen, die in der Fastenzeit nicht mehr gegessen werden, hat zu Recht einen frohen Unterton! Der Verzicht auf Fleisch, womöglich auch auf Milchspeisen und tierisches Fett aller Art, soll das Herz froh stimmen und vor allem: Er soll das Herz wieder auf Gott ausrichten oder diese Ausrichtung auf Gott vertiefen und erneuern. Das ist ein schönes und beglückendes Ziel! Der hl. Benedikt möchte, dass die Mönche frohen Herzens die Fastenzeit erleben! Ohne Zweifel: Es fällt mir schwer, mit klarem Verstand aller tierischen Fette mich zu enthalten, wie es die alte Tradition der Zisterzienser vorsieht! Ab dem Montag nach dem Sonntag "Quinquagesima" - ab "Rosenmontag" also - begann im alten Cîteaux die Fastenzeit. Das bedeutete tatsächlich ein Verzicht auf alles Fette, ein Verzicht auch auf mehr als eine Mahlzeit am Tage,und selbst die fand an Werktagen (an Nicht-Fest- oder Sonntagen) erst nach der Vesper am Abend statt. Leider hat die römische Kirche darauf verzichtet, ihren Gläubigen wrkliche Fastenregeln mit auf den geistlichen Weg zu geben, nachdem manche Regeln zu Maßregelungen verkommen waren. Keiner wollte mehr die peinliche Enge der Skrupulanten durchleben müssen, die grammweise nach Todsünde oder nur Fehlerhaftigkeit forschten. Das ist sehr verständlich. Das Kind mit dem Bade auszuschütten und alle Fastenregeln auf "Minimalstvorschläge" zusammenzustreichen, bedeutet allerdings nicht nur eine Infantilisierung erwachsener Christen, die klug genug sind, das ihnen gemäße anzuwenden, sondern auch eine Zerstörung gewachsener Traditionen, die sich als zerstörerisch auch hinsichtlich des Glaubenslebens erweisen kann.
Vielleicht kann ein Interesse an den Überlieferungen und an althergebrachten Lebensweisheiten den geistlichen Kahlschlag aufhalten. Dazuj braucht es aber mehr als zaghaftes Suggerieren und Herumreden um die Traditionen, die uns eigen sind (oder besser: waren). Ich habe vorgestern in der 1. Lesung der römischen Leseordnung den Satz gefunden: "Setzt das Wort Gottes auch in die Tat um!" Genau das brauchen wir: Die Überwindung der Trägheit; die Ausdauer, beim Gebet zu stehen oder zu knien (anstatt sich auf die erstbeste Sitzgelegenheit fallen zu lassen); sich für das Gebet alle Zeit der Welt zu nehmen, wo keiner mehr Zeit hat; das Fasten zu lieben - nicht nach Canones und geltenden Regeln, sondern als Liebende! Die Infantilisierung in der Politik, die im "Irrealis" mehr zuhause ist als im Hier und Jetzt, kann unmöglich weiterhin kirchlicherseits den kirchlich engagierten Menschen zugemutet werden. Diese nämlich können und wollen fasten, beten, sich für Gott Zeit nehmen und sich anstrengen und kämpfen für ihren Glauben. Mit seichten Worten kann kein Bischof oder Pfarrer diesen guten Willen stärken und leiten! Gerade das aber brauchen wir doch: Stärkung, Führung und Unterstützung auf dem immer schwieriger werdenden Weg der Christen durch die Welt auf Gott hin.

Donnerstag, 20. Oktober 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden XI


Aus dem zweiten Brief: An seinen Bruder dem Fleisch und dem Geiste nach,... der ihn zu sehen wünscht.

[...] Bitte mich nicht darum, nur das zu bedienen, was Fleisch und Sehnsucht befriedigt, Bruder, sondern wache über das Heil meiner Seele; nur noch ein wenig, und wir werden diese Welt verlassen. Wieviele Menschen werde ich getroffen haben, [wenn ich zu Dir komme und] wenn ich dorthin gehe! Wieviele Menschen und Orte aller Art werde ich gesehen haben, bevor ich wieder in meine Zelle zurückkomme! Was sind das für Versuchungen, die meine Seele finden wird auf ihrem Weg während all dieser Gelegenheiten! und was für eine Verwirrung für sie, wenn sie sieht, wie all diese Leidenschaften wieder aufwachen, die sie gerade erst besänftigt hatte! Du weißt um all diese Dinge. Der Anblick der Menschen, die in dieser Welt leben, schadet den Mönchen. Auch das weißt Du. Denke dir nur, welch eine Wandlung ein Mensch durchmachen kann in seinem Geist, der lange Zeit alleine in der Hesychia [der geistlichen Ruhe] gelebt hat, wenn er plötzlich inmitten der Welt steht und soviele Dinge sieht und hört, die seinen Gewohnheiten zuwiderlaufen. Wenn schon die einfache Begegnung mit Mönchen, die eine andere Art haben, das monastische Leben zu führen, als er selbst, für ihn schädlich ist, der noch kämpfen muss mit dem Widersacher, so denke nur daran, in welche Abgründe wir fallen würden und auch, wie wir den Fangstricken des Feindes entkommen könnten - vor allem wir, die wir durch eine langjährige Erfahrung im Verständnis geschult wurden. 2. Bitte mich also nicht darum, eine solche Sache ohne Notwendigkeit zu unternehmen. [...]

Übers. nach: Saint Isaac le Syrien. Discours ascétiques... Trad. ... par le R. P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006, S. 539-540.

Freitag, 30. September 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden X


Aus der 43. Rede:
13. Vom Tisch derjenigen, die fasten, die während der Nacht wachen und sich abmühen im Herrn, nimm für dich ein Heilmittel des Lebens in Empfang und lass deine tote Seele auferstehen. Denn der Vielgeliebte, den sie anrufen in ihrer Mitte, heiligt und wandelt in ein unglaubliches Wohlgefallen die Bitterkeit ihres mühevollen Lebens um. Seine geistlichen und himmlischen Knechte bedecken sie mit dem Schatten [ihrer Flügel], sie und ihre heilige Nahrung. Ich kenne einen Bruder, der dies mit eigenen Augen gesehen hat.
(Übers. nach: Saint Isaac le Syrien. Discours ascétiques... Trad. par .e R.P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand [u.a.] 2006, S. 297)

Freitag, 29. Juli 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden IX


Aus der 85. Rede:
29. Frage: Was ist das Zeichen dafür, dass ein Mensch die Reinheit des Herzens erlangt hat und wann weiß er, dass sein Herz rein geworden ist?

Antwort: Wenn er alle Menschen als gut ansieht und wenn keiner ihm unrein oder befleckt erscheint. Dann hat er wirklich die Herzensreinheit erlangt. Wie sollte sich denn auch anders das Wort des Apostels erfüllen, nach dem wir mit aufrichtigem Herzen die anderen als uns überlegen ansehen sollen (vgl. Phil 2,3), wenn man denn noch nicht das erlangt hat, was der Prophet so ausdrückt: "Das gute Auge kann das Böse nicht sehen." (vgl. Hab. 1,13)?

30. Frage: Was ist die Reinheit und wo lassen sich die Grenzen ausmachen?

Antwort: Die Reinheit ist das Vergessen der Erfahrungsweisen, die gegen die Natur sind und die in der Welt durch die [menschliche] Natur gefunden wurden. Die Grenze, hinter der man befreit ist von diesen Erfahrungen und sich jenseits von ihnen wiederfindet, ist darin zu sehen, dass der Mensch zur Einfachheit zurückkehrt und zum Freisein von Schlechtigkeit, die seiner Natur mitgegeben wurden, und dass er wieder wie ein Kind wird, ohne jedoch die Fehler eines Kindes zu haben.

31. Frage: Ist es dem Menschen möglich, in diesen zustand zu gelangen?

Antwort: Ja. Einige haben ihn erreicht, wie etwa Abba Sisoes, der soweit gekommen ist, seinen Schüler zu fragen, ob er gegessen hat oder nicht. Ein anderer Vater hatte ebenfalls einen solchen Zustand der Einfachheit und Unschuld erlangt, dass er fast wie ein kleines Kind geworden ist und so sehr die irdischen Dinge vergaß, dass er eines Tages vor der Kommunion gegessen hätte, wenn er nicht durch seine Schüler daran gehindert worden wäre. diese ließen ihn wie ein kleines Kind kommunizieren. Für die Welt war er ein kleines Kind, doch vor Gott war er in seiner Seele vollkommen.

(Übers. nach: Isaac le Syrien. Discours ascétiques. Trad. française ... par le R. P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006, S. 511-512)

Freitag, 8. Juli 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden VIII


Aus der 85. Rede:
15. - Frage: Wenn ein Mensch alles hinter sich gelassen hat, was ihn behindern könnte und in die Kampfarena eingetreten ist, wie beginnt er dann seinen Kampf gegen die Sünde? Wo setzt er den Kampf an?
Antwort: Jeder weiß, dass der Beginn aller unserer Kämpfe gegen die Sünde und die Begehrlichkeit die Mühe ist, die wir auf uns nehmen, indem wir wachen und fasten. Das ist besonders dann der Fall, wenn wir die innerliche Sünde bekämpfen, die wir in unserem Innersten begehen. Das ist also demnach das Zeichen dafür, dass wir die Sünde verachten und ihre Begehrlichkeit und es erscheint bei denen, die sich in diesen unsichtbaren Kampf stürzen: Sie beginnen mit dem Fasten, dann kommt das nächtliche Wachen mit seiner Hilfe hinzu, die dadurch ihre Askese unterstützt.
(Übers. nach: Isaac le Syrien. Discours ascétique. Trad. par le R.P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006)

Mittwoch, 6. Juli 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden VII


Aus der 85. Rede:
10. Frage: Was heißt es, sich selbst zu verleugnen?
Antwort: Wer dieses Wort des Herrn in die Tat umsetzen möchte, der muss wie ein Mensch sein, der sich vorbereitet hat, auf das Kreuz zu steigen und nurmehr in seinem Geist den Gedanken an den Tod erwägt und der aus dieser Welt geht, während er sich betrachtet als jemand, der dem gegenwärtigen Leben fremd geworden ist. Das Kreuz, das ist tatsächlich ein Wille, der bereit ist, jedwede Becrängnis anzugehen. Und der Herr sagt, als er erklärt, warum das so ist: "Wer in dieser Welt leben möchte, der wird weitab vom wahren Leben verloren gehen, doch wer sich hier verliert um meinetwillen, der wird sich wiederfinden im zukünftigen Leben." (vgl. Mt 10,39). Das will heißen: "Wer derjenige, der sich auf den Weg des Kreuzes begibt und hierauf seine Schritte setzt, sich noch um dieses Leben sorgt, verliert er für sich selbst die Hoffnung, um deretwillen er losgegangen ist, um der Bedrängnis ins Antlitz zu sehen. Denn diese Sorge [um das Leben] erlaubt es ihm nicht, sich der Bedrängnis um Gottes Willen zu nähern, ganz im Gegenteil, durch ihre unablässige Gegenwart zieht sie ihn allmählich an sich, drängt ihn vom Kampf um das selige Leben ab und läßt in ihm diesen Gedanken [der Sorge] wachsen, bis sie ihn [den Menschen] besiegt hat.Doch wer in seinem Geist eingewilligt hat, seine Seele um meinetwillen zu verlieren, um meiner Liebe willen, der wird ohne Makel erscheinen und gerettet werden zum ewigen Leben. (...)
(Übers. aus. Isaac le Syrien. discours ascétiques. Trad. par le R.P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006)

Donnerstag, 21. April 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden V


Aus der 81. Rede - eine schöne Ermahnung zum Hohen Donnerstag:
5. Die die Vollkommenheit erreicht haben, können das an diesem Kennzeichen sehen: Sich zehn Mal am Tage aus Liebe zu den Menschen dem Feuer zu übergeben, würde ihnen nicht genügen. Und das ist es, was Mose zu Gott gesagt hat: "Wenn Du ihnen ihre Sünde jetzt vergeben willst, so vergibt ihnen. Andernfalls tilge auch mich aus dem Buch, das Du geschrieben hast." (Ex 32,31). [...] Unser Gott und Herr selbst hat all das in seiner Liebe zur Schöpfung übertroffen und seinen eigenen Sohn dem Tod am Kreuz übergeben: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn in den Tod gab." (Joh 3,16). Es ist nicht so, dass er uns nicht auf andere Weise loskaufen konnte, doch hierin lehrt er uns, wie übergroß seine Liebe ist. Durch den Tod seines einzigen Sohnes hat er uns (erneut) zu sich genommen und wenn er etwas noch wertvolleres besässen hätte, so hätte er es uns gegeben, damit unser Geschlecht wieder das Seine würde. Aufgrund seiner großen Liebe hat er unserer Freiheit keine Gewalt antun wollen, obwohl er es gekonnt hätte, sondern er hat es vorgezogen, dass wir uns ihm nähern durch die Liebe unseres Herzens. Christus selbst hat aus Gehorsam gegenüber seinem Vater und aufgrund seiner Liebe zu uns mit Freude Hohn, Spott und Bedrängnis auf sich genommen, wie schon die Schrift sagt: "Er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten." (Hebr. 12,2). Deshalb hat der Herr in der Nacht, als er verraten wurde, gesagt: "Das ist mein Leib, der für das Leben der Welt hingegeben wird. Das ist mein Blut, das für die Vielen vergossen wird zur Vergebung der Sünden." (vgl. Mt 26,26). Und er sagt für uns auch noch: "Ich heilige mich für sie." (Joh 17,19). Und so ist es auch, wenn die Heiligen vollkommen geworden sind: Sie sind zu einer solchen Vollkommenheit gelangt, dass sie durch die Überfülle ihrer Liebe und ihrer Barmherzigkeit gegenüber allen Menschen Gott ähnlich geworden sind. Das ist das Zeichen der vollkommenen Ebenbildlichkeit Gottes, das die Heiligen zu erlangen suchen: die vollkommene Nächstenliebe. Und das ist es auch, was die Mönche, unsere Väter, taten, als sie alle Anstrengungen auf sich nahmen, um immer in sich diese Vollkommenheit und diese so lebendige Ebenbildlichkeit mit dem Herrn Jesus Christus zu tragen.
(Übers. aus dem Franz.: Saint Isaac le Syrien. Discours ascétiques... Trad. ... par le R.P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006)

Sonntag, 27. März 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden IV



Aus der 73. Rede:
Wenn du deine Zunge hütest, mein Bruder, wird Gott dir die Gnade der Herzenszerknirschung schenken und dadurch wirst du deine Seele sehen. Diese Schau wird dich mit der Freude des Hl. Geistes erfüllen. Doch wenn du dich durch deine Zunge besiegen läßt - glaube mir, niemals wirst du der Finsternis entgehen können. Wenn du schon kein reines Herz hast, bewahre zumindest den Mund rein, wie schon der hl. Johannes sagt (vgl. Offb 14,5). (41)
(Übers. a.d. Franz. nach: Isaac le Syrien. Discours ascétiques. Trad. par le R.P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006)

Dienstag, 22. März 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden III


Aus der 74. Rede:
Wenn der Herr für uns in jeglicher Hinsicht und zu unterschiedlichen Zeiten seines Heilswirkens unser Modell und unser Vorbild war, wenn er sogar bis zur neunten Stunde des Großen Freitags nicht darin nachgelassen hat, sein Werk zu vollbringen und zu leiden, dann ist das ein Sinnbild der Mühen, die wir auf uns nehmen müssen unser ganzes Leben lang. Und wenn er nur am Samstag im Grab geruht hat, wo findet man hier diejenigen, die vorgeben, dass es in diesem Leben eine Sabbatzeit gibt, das heißt [eine Zeit, in der] die Leidenschaften uns nicht bedrängen? Was den Tag des Herrn jedoch angeht, so ist diese Sache zu großartig, um davon sprechen zu können. Unser Sabbat ist der Tag, an dem wir ins Grab gelegt werden. Dann nämlich feiert unsere Natur wahrhaftig den Sabbat. Jeden Tag müssen wir die Dornen aus unserer Natur herausziehen, solange wir auf Erden leben. Und durch unsere ausdauernde Arbeit werden diese Dornen schließlich weniger werden. Doch unsere Natur wird niemals ganz von ihnen befreit sein. Und weil es so ist, genügt ein Augenblick der Nachlässigkeit oder eine kleine Unzuverlässigkeit, und die Dornen vermehren sich stark, bedecken die Erde, ersticken die Saat und machen deine Arbeit zunichte. Jeden Tag also muss man dieses Erdreich reinigen. Damit aufzuhören, läßt die Dornen weiterwachsen. Möge es uns geschenkt sein, davon gereinigt zu werden, durch die Gnade des Sohnes Gottes, des einzigen und wesensgleichen, dem die Ehre sei mit dem ewigen Vater und mit dem lebenspendenden Geist durch alle Ewigkeit. Amen (5)
(Übers. aus dem Franz. nach: Isaac le Syrien. Discours ascétiques. Trad. par le R.P. Placide Deseille. Monastére Saint-Antoine-le-Grand, 2006)

Samstag, 12. März 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden II

Hl. Isaak der Syrer


Aus der 23. Rede:
Gib dich mit Freuden den Nachtwachen hin, damit in deine Seele die Tröstung Einzug hält. Widme dich mit Ausdauer der Lesung in der Hesychia (in der schweigenden Ruhe), damit dein Verstand hingeführt werden kann zu einem ununterbrochenen Staunen vor Gott. Liebe es, die Armut in Geduld zu ertragen, damit dein Verstand sich sammeln kann und die Zertreuung flieht. Verachte die eitle Fülle, damit du deine Gedanken ohne Verwirrung in Zaum halten kannst. Ziehe dich vor der Menschenmenge zurück, kümmere dich nur um deine Seele, um sie vor der Zerstreuung zu bewahren, die die innere Aufrichtigkeit zerstört. Liebe die Keuschheit, um nicht verwirrt zu werden, wenn du dich deinem Gebet vor Gott hingibst. Handle so, dass du die Reinheit bewahrst, damit deine Seele erstrahlt, wenn du betest und damit du vor Freude in Gedanken entbrennst, wenn du dich des Todes erinnerst. Hüte dich vor kleinen Fehlern, um nicht in die großen zu fallen. [...] Liebe es, dich sehr bescheiden zu kleiden, um die Gedanken zunichte zu machen, die in dir aufsteigen wollen, ich meine damit den Hochmut des Herzens. Wer liebt, was glänzt, kann keine demütigen Gedanken haben, denn das Herz im Inneren gleicht sich dem äußeren Gewand an. (5)
(Übers. a.d. Franz. nach: Isaac le Syrien, Discours ascétiques, Trad. par le R.P. Placide Deseille, Monastère Saint-Antoine-le-Grand, 2006)

Freitag, 11. März 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden I

Aus der 73. Rede:
Groß ist die Macht einer noch so geringen geistlichen Anstrengung, wenn sie mit Ausdauer in die Tat umgesetzt wird. Ein kleiner Tropfen Wasser höhlt harten Stein aus, wenn er unaufhörlich hinabfällt. (35)
Wenn der geistliche Mensch in dir geboren werden will, ergreift dich die Lust, allen Dingen zu sterben. Eine Freude beginnt in deiner Seele zu brennen, die sich erheblich von allem übrigen Geschaffenen unterscheidet, und deine Gedanken nehmen Zuflucht in der Süße deines Herzens. Doch wenn die Welt sich in dir erheben will, dann nehmen die Zerstreuungen, der Spott und die Unstetigkeit der Gedanken überhand. Ich bezeichnet mit Welt die Leidenschaften, die die Zerstreuung hervorbringt. Wenn sie geboren wurden und reif geworden sind, werden sie zur Sünde und töten den Menschen. So wie die Kinder nicht ohne Mutter zur Welt kommen, so werden die Leidenschaften nicht ohne Zerstreuung des Geistes geboren. Und keine Sünde wird begangen, ohne dass man sich [vorher] mit den Leidenschaften abgegeben hat. (36)

(Übers. aus d. Französischen nach: S. Isaac le Syrien: Discours ascétiques. Trad. par R.P. Placide Deseille, Monastére Saint-Antoine-le-Grand, 2006)