Donnerstag, 21. April 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden V


Aus der 81. Rede - eine schöne Ermahnung zum Hohen Donnerstag:
5. Die die Vollkommenheit erreicht haben, können das an diesem Kennzeichen sehen: Sich zehn Mal am Tage aus Liebe zu den Menschen dem Feuer zu übergeben, würde ihnen nicht genügen. Und das ist es, was Mose zu Gott gesagt hat: "Wenn Du ihnen ihre Sünde jetzt vergeben willst, so vergibt ihnen. Andernfalls tilge auch mich aus dem Buch, das Du geschrieben hast." (Ex 32,31). [...] Unser Gott und Herr selbst hat all das in seiner Liebe zur Schöpfung übertroffen und seinen eigenen Sohn dem Tod am Kreuz übergeben: "Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen einzigen Sohn in den Tod gab." (Joh 3,16). Es ist nicht so, dass er uns nicht auf andere Weise loskaufen konnte, doch hierin lehrt er uns, wie übergroß seine Liebe ist. Durch den Tod seines einzigen Sohnes hat er uns (erneut) zu sich genommen und wenn er etwas noch wertvolleres besässen hätte, so hätte er es uns gegeben, damit unser Geschlecht wieder das Seine würde. Aufgrund seiner großen Liebe hat er unserer Freiheit keine Gewalt antun wollen, obwohl er es gekonnt hätte, sondern er hat es vorgezogen, dass wir uns ihm nähern durch die Liebe unseres Herzens. Christus selbst hat aus Gehorsam gegenüber seinem Vater und aufgrund seiner Liebe zu uns mit Freude Hohn, Spott und Bedrängnis auf sich genommen, wie schon die Schrift sagt: "Er hat angesichts der vor ihm liegenden Freude das Kreuz auf sich genommen, ohne auf die Schande zu achten." (Hebr. 12,2). Deshalb hat der Herr in der Nacht, als er verraten wurde, gesagt: "Das ist mein Leib, der für das Leben der Welt hingegeben wird. Das ist mein Blut, das für die Vielen vergossen wird zur Vergebung der Sünden." (vgl. Mt 26,26). Und er sagt für uns auch noch: "Ich heilige mich für sie." (Joh 17,19). Und so ist es auch, wenn die Heiligen vollkommen geworden sind: Sie sind zu einer solchen Vollkommenheit gelangt, dass sie durch die Überfülle ihrer Liebe und ihrer Barmherzigkeit gegenüber allen Menschen Gott ähnlich geworden sind. Das ist das Zeichen der vollkommenen Ebenbildlichkeit Gottes, das die Heiligen zu erlangen suchen: die vollkommene Nächstenliebe. Und das ist es auch, was die Mönche, unsere Väter, taten, als sie alle Anstrengungen auf sich nahmen, um immer in sich diese Vollkommenheit und diese so lebendige Ebenbildlichkeit mit dem Herrn Jesus Christus zu tragen.
(Übers. aus dem Franz.: Saint Isaac le Syrien. Discours ascétiques... Trad. ... par le R.P. Placide Deseille. Monastère Saint-Antoine-le-Grand 2006)

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