Dienstag, 22. März 2011

Hl. Isaak der Syrer - Asketische Reden III


Aus der 74. Rede:
Wenn der Herr für uns in jeglicher Hinsicht und zu unterschiedlichen Zeiten seines Heilswirkens unser Modell und unser Vorbild war, wenn er sogar bis zur neunten Stunde des Großen Freitags nicht darin nachgelassen hat, sein Werk zu vollbringen und zu leiden, dann ist das ein Sinnbild der Mühen, die wir auf uns nehmen müssen unser ganzes Leben lang. Und wenn er nur am Samstag im Grab geruht hat, wo findet man hier diejenigen, die vorgeben, dass es in diesem Leben eine Sabbatzeit gibt, das heißt [eine Zeit, in der] die Leidenschaften uns nicht bedrängen? Was den Tag des Herrn jedoch angeht, so ist diese Sache zu großartig, um davon sprechen zu können. Unser Sabbat ist der Tag, an dem wir ins Grab gelegt werden. Dann nämlich feiert unsere Natur wahrhaftig den Sabbat. Jeden Tag müssen wir die Dornen aus unserer Natur herausziehen, solange wir auf Erden leben. Und durch unsere ausdauernde Arbeit werden diese Dornen schließlich weniger werden. Doch unsere Natur wird niemals ganz von ihnen befreit sein. Und weil es so ist, genügt ein Augenblick der Nachlässigkeit oder eine kleine Unzuverlässigkeit, und die Dornen vermehren sich stark, bedecken die Erde, ersticken die Saat und machen deine Arbeit zunichte. Jeden Tag also muss man dieses Erdreich reinigen. Damit aufzuhören, läßt die Dornen weiterwachsen. Möge es uns geschenkt sein, davon gereinigt zu werden, durch die Gnade des Sohnes Gottes, des einzigen und wesensgleichen, dem die Ehre sei mit dem ewigen Vater und mit dem lebenspendenden Geist durch alle Ewigkeit. Amen (5)
(Übers. aus dem Franz. nach: Isaac le Syrien. Discours ascétiques. Trad. par le R.P. Placide Deseille. Monastére Saint-Antoine-le-Grand, 2006)

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