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Samstag, 12. Februar 2022
Das maskierte Schisma
Zuerst eine kleine, nicht vollständige Auflistung einiger Artikel zum Thema Schisma und Zerrüttung in den orthodoxen Patriarchaten (dem ökumenischen, von Moskau, von Alexandrien):
- Facebook-Eintrag von Orthodoxie aktuell
- Meldung auf Orthodox Christianity
- Motivation des russ. Eindringens in das Territorium des Patr. von Alexandrien
u. s. w., denn es gäbe noch zahlreiche Veröffentlichungen, die sich in den unterschiedlichen Sprachen zu diesem thema äußern; dazu kommen die Diskussionen zu diesen jeweiligen Beiträgen.
Auffallend ist indes, dass es wie eine "Sprachverwirrung" vorkommen muss, wenn sich die Parteiungen gegenseitig des Unrechts und der Missachtung von Gesetzen und Kanones bezichtigen. Das Schisma zwischen den Patriarchaten ist nicht da, weil Moskau auf seiner Position beharrt, weil der Phanar unrechtmäßig Moskauer Rechte beschnitten hat oder weil Moskau auf fremdes kirchliches Territorium übergreift.
Das Schisma existiert vor allem deshalb, weil die Kirche nicht auf Hass, nicht auf völkische Argumentationen, nicht auf Grenzverschiebung und politische Machtverhältnisse gründen kann, die heute so, morgen anders liegen werden. Das Schisma ist da, weil die sogenannte "Orthodoxe Kirche der Ukraine" ihre Existenz dem Hass und der Ablehnung alles "Russischen" verdankt. Dadurch war die Versöhnung der bis 2018 von der orthodoxen Kirche getrennten Menschen - praktisch aller Hierarchen, Kleriker etc. dieser Neuschöpfung des Phanar - einfach nicht möglich, da sie nicht gewollt war. Als Verwaltungsakt könnte sie - wer weiß das? - stattgefunden haben, doch das hat nichts mit dem zu tun, was Christus und was das Beispiel der Apostel der Kirche aufgetragen hat. Es ist eine abgrundtiefe Wunde: Wer unversöhnt und sogar verfälschend eine Kirchenstruktur errichten will, kann nur eine Nicht-Kirche hervorbringen, denn es fehlt das Wesentliche: die versöhnte Communio.
Diese mangelnde Fundamentierung wird im Phanar seit hundert Jahren durch "Rechtsakte" übertüncht, die im Grunde völlig widersinnig erscheinen: Am Beispiel der Gebiete von Finnland, Estland, jetzt der Ukraine lässt sich eine fatale Haltlosigkeit politischer Machtspiele aufzeigen. In Finnland war die Communio jahrzehntelang zerstört, die Menschen blieben zerstritten, die Mysterien waren nicht Zeichen der Gemeinschaft, sondern Zeichen der Trennung. Erst als das Leid zu groß wurde, als die Versöhnung nicht mehr per Aktennotiz vergegaukelt werden konnte, sondern mit Leben erfüllt werden musste, konnte die orthodoxe Kirche in Finnland Wirklichkeit werden. Das Beispiel Estland ist ähnlich zu bewerten: Was ist das für eine "Kirche", die sich gründet auf das Anti-Russische, so verständlich es vielleicht erscheinen könnte nach den Ereignissen der Okkupation etc. Ohne Versöhnung fehlt die Communio, fehlt im Grunde der "rechte Glaube", die Orthodoxie. Es braucht vieles nicht in der Kirche: der Mensch bleibt Sünder, er bleibt fehlerbehaftet, subjektiv und engstirnig. Was es allerdings braucht in der Kirche ist der Wille, in der Gemeinschaft der Kirche zu leben. Diese Kirche umfasst zwingend alle, die die Mysterien empfangen und als Christen leben wollen. Deshalb gibt es keine "Versöhnung zu Sonderkonditionen", die nur die einschließt, die mir genehm sind oder die mir ersparen könnte, die Versöhnung persönlich anzubieten. Fehlt diese Versöhnung, wird die Kirche ausgeschlossen, obwohl das Dekor scheinbar stimmt. Deshalb die nachgeholte Weihe von Männern, die aus dem Schisma in die Kirche zurückkehren, deshalb aber auch die Praxis, die Weihen von römisch-katholischen Klerikern anzuerkennen (nach dem Brauch des Moskauer Patriarchats): Eine Unversöhntheit (im oben dargelegten Sinne) ist bei diesen röm.-kath. Weihevorgängen nicht anzunehmen und die Aufnahme in die orthodoxe Kirche stellt eben keinen Verwaltungsakt dar, sondern eine tiefgehende, von Gott charismatisch bewirkte Heilung.
Unverständlicherweise tritt das Schisma zwischen dem Phanar, Moskau, Alexandrien, Jerusalem und Antiochien völlig in den Hintergrund, während die Folgen der schismatischen Situation in aller Munde sind. Lösungen lassen sich so freilich nicht finden. Denn die Problematik wir augenscheinlich, z. B. in den verlinkten Artikeln, überhaupt nicht benannt. Wer aneinander vorbeiredet, kann sich nicht wirklich verstehen.
Dienstag, 12. Januar 2021
Die Macht des Wortes - verantwortungsvoller Journalismus
Gerade jetzt im neuen Jahr muss es sauer aufstoßen, wenn eine Zeitung wie "Die Tagespost" sich zum Sprachrohr der Parteiungen macht. Auffällig ist freilich nicht nur die Parteinahme der "Tagespost" für Strömungen innerhalb der Orthodoxie, die nicht so einfach abzuhandeln sind, wie es den Redakteuren erscheinen mag. In einem jüngst erschienenen Artikel beklagt Stephan Baier die Diskreditierung des Moskauer Patriarchats in Hinblick auf die Hilfe für verfolgte afrikanische Christen. Diese Diskreditierung sei Folge der kirchenpolitischen Ambitionen des Moskauer Patriarchats, seiner Eigeninteressen. Leider unterschlägt der Autor manche Details: Er erwähnt nicht die Positionierungen der Moskauer Bischofssynode zugunsten des "Ökumenischen Patriarchats" und seiner Bedeutung, er erwähnt nicht die bei weitem komplexere Binnensituation der orthodoxen Ortskirchen - Jerusalem mit ihrer Vermittlerrolle, die anderen Patriarchate in ihrer Stellung im politischen Gefüge - und sieht folglich nur die vermeintlichen russischen Angriffe auf die Aggressoren der russischen Kirche: den Phanar, dem seine Protos-Rechte streitig gemacht würden, den Patriarchen von Alexandrien, der zum "Phanar" hält und dem deshalb "Moskau" eine Hundertschaft Priester abspenstig machen will. S. Baier verkennt scheinbar völlig die strukturelle Schwachstelle seines Argumentationsgefüges: Die "Orthodoxie" sieht sich nicht zuerst als Größe, die es zu verteidigen gilt, sondern sie sieht sich vor allem als Kirche, die im apostolischen Glauben leben möchte. Obwohl sicherlich auch Machtgefüge und Einfluss nicht auszuklammern sind, verbietet sich doch eine einseitige Argumentation, wie sie S. Baier zum wiederholten Male vorträgt und für die er sich zum Sprachrohr macht. Orthodoxerseits findet tatsächlich ein Kampf statt: es ist der um die Orthopraxie, das rechte Handelns. Nicht umsonst hat das Außenamt des Moskauer Patriarchats betont, dass eine Übernahme von Priestern des Patriarchats von Alexandrien zuerst einmal nicht wünschenswert ist, da sie zu einem anderen Patriarchat gehören. Legitim wäre ein solche Übernahme erst dann, so ist zu folgern, wenn das Wohl der Gläubigen auf dem Spiel steht. Denn es ist die Kirche als Gemeinschaft der Gläubigen, um die es geht, es sind nicht Landesgrenzen oder Macht und Einfluss - was immer menschliche Unvollkommenheit auch durch die Hintertür einzubringen vermag (und was nicht abgestritten werden soll).
Daher wäre es wichtig und wünschenswert, wenn auch im Journalismus die Macht des Wortes gebührend Beachtung fände. Es brauchte keine Lobhuddelei auf wen auch immer sein, aber eine einigermaßen ausgewogene Berichterstattung verdient auch jemand, dem ich nicht meine Sympathie entgegenbringe.
Freitag, 11. Januar 2019
Druck von außen: Jerusalem, die Mutter aller Kirchen
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Patriarch Theophilos III. von Jerusalem. Bild: Wikipedia |
Nach der Unterzeichnung des Dekrets zur Autokephalie der ukrainischen Entität auch durch die Mitglieder der Synode im Phanar in Istanbul, die öffentlich angemahnt wurde, kann man schon so bald erste Anzeichen für das von Metropolit Savva von Polen vorausgesagte "Chaos" ausmachen: Die Kirche von Jerusalem sieht sich, wie es heißt, massiv unter Druck gesetzt, mit Mitgliedern der neuen ukrainischen Entität zu konzelebrieren. Im konkreten Fall ist das der aus der kanonischen ukrainischen Kirche abgewanderte Alexander Dabrinko, der im Gegensatz zu den meisten anderen Mitgliedern des Klerus der neuen "orthodoxen Kirche der Ukraine" - der die kanonischen orthodoxen Kirchen die Anerkennung versagen - eine anerkannte Weihe empfangen hatte. Der Druck auf die Jerusalemer Kirche käme von unterschiedlichen Seiten, auch aus dem Phanar, aus den USA und Israel. Allerdings ist das Jerusalemer Patriarchat nicht bereit, mit der nur vom Phanar in Istanbul anerkannten neuen Entität in der Ukraine zu konzelebrieren. So wurden bei einer Liturgie in der Anastasis alle anwesenden Ukrainer von Erzbischof Aristarchos von Konstantina ausnahmslos nach ihrer kanonischen Zugehörigkeit befragt (s. Quelle oben).
Es ist übrigens zu bezweifeln, dass es sich in dieser Angelegenheit nur um ein Säbelrasseln im Machtkampf handelt. Die Kirche von Russland hält sich nämlich, so wird betont, strikt an die kanonischen Regeln der orthodoxen Kirche, ob ihr die sich daraus ergebende Entscheidung passt oder nicht! Was sich abspielt, sieht nach einer Konfrontation geistlichen Ausmaßes aus, was viel schwerwiegender ist als Machtspiele. Irgendwann werden die Kirchen Stellung beziehen müssen und sich für oder gegen die Orthodoxie zu entscheiden haben.
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