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Sonntag, 2. Dezember 2012

Der Eingang in den Advent

Für die Zisterzienser ist der "Eingang" in eine Festzeit immer ein wichtiger Moment. Abgesehen von dem Mythos der "Einförmigkeit", die niemals in den Klöstern des Ordens geherrscht hat (da z.B. Gemeinden außerhalb Frankreichs im 12. Jahrhundert schon Mitte November den Advent gegonnen haben), ist oder war die rituelle Grundlage des Zisterzienserlebens durchaus einförmig zu nennen. Der Eingang in den Advent ist keine Ausnahme, wie auf den obigen Reproduktionen zu sehen. Der monastische Tag beginnt ja am Abend; und die Vorabende der Feste und Festzeiten nehmen die Zisterzienser gleichsam bei der Hand. Es sind die "Vesperae vigiliae" die hier anklingen, was manche bei Reformversuchen wohl vergessen haben: Nach der Rezitation der Tagespsalmodie singt der eingeteilte Mönch das Kapitel, das den Ton angibt - "Brüder, die Stunde ist da, vom Schlafe aufzustehen."! Wer noch nicht aufgeschreckt ist, der wird es sicher, wenn alle sich zum feierlichen Responsorium bereitmachen - "Der Engel Gabiel wurde zur Jungfrau Maria gesandt, der Angetrauten Josephs, und verkündete ihr das Wort"... Es ist ja nicht so, dass es beim Gottesdienst um Ästhetik geht; und ganz sicher ist es wenig ästhetisch, wenn auf einmal, mitten in der Vesper, alle aus den Stallen zu den Büchern gehen müssen, um dort das Responsorium zu singen. Aber es ist ein großer Augenblick, wenn die Gemeinde in die Festzeit eintritt und wirklich merkt, was sie zu tun hat: Erwarten und warten, dass die Gemeinschaft zur Gemeinde wird, wenn der Engel Gabriel jetzt die Antwort einfordert. Und es ist schon eine Antwort, wenn die Gemeinschaft fastet, weil es Wichtigeres zu tun gibt, als sich ums Kochen zu kümmern.  

Dienstag, 26. Juni 2012

Tradition und Traditionalismus


Momentan stellen sich einigen Menschen, z.B. HIER, bedrängende Fragen: Was wird aus der Kirche, wenn die Einigung mit der Priesterbruderschaft St. Pius X. und ihren Anhängern nicht zustande kommt? Darf sich die "Priesterbruderschaft SPX" überhaupt zu einer Einigung mit Rom durchringen? Ist es nicht viel besser, Stachel im Fleisch der "Konzilskirche" zu bleiben, anstatt sich von einer dekadenten römischen (=häretischen!) Kirche ge-(bzw. miss-)brauchen zu lassen?
Unwillkürlich drängen sich dem etwas über den Tellerrand Hinausblickenden Assoziationen ganz anderer couleur auf: Da sind die russischen Altgläubigen des 17. Jahrhunderts, die sch entschieden gegen die Reformen der russischen Kirche wandten, um den wahren Glauben zu retten. Sie waren beseelt vom Verlangen nach Weitergabe der jahrhundertealten Traditionen ihrer Kirche - sie wollten die alten Riten und Gebete, die alten Traditionen und Bräuche bewahrt wissen, damit die Kirche nicht ebenso wie der damalige Staat den Verderben bringenden Enflüssen der Säkularisierung ausgesetzt bleibe und daran zugrunde ginge. Freilich waren die Umstände der russischen Kirche andere, als in Rom oder Ecône - um bei den plakativen Begrifflichkeiten zu bleiben. Und doch kann es in hohem Maße erschrecken, wie ähnlich Menschen völlig unterschiedlicher Mentalität reagieren. Liest man Beiträge theologisch durchaus gebildeter römisch-traditionalistischer Menschen zugunsten der entschiedenen Haltung der Priesterbruderschaft SPX, könnte sich mit Leichtigkeit der Eindruck aufdrängen, dass diesen Eiferern der heiligen Sache einzig eine Geburt beispielsweise in Rußland oder Griechenland abgeht, die sie zu gleich vehementen Verfechtern der ultraorthodoxen Sache gemacht hätte! Das sind keine beruhigenden Gedanken. Sie zeigen vielmehr, wie wenig es noch um den Dreifaltigen Gott und das Evangelium geht bei den erbitterten Diskussionen. Es geht um die Verhärtung der Positionen - sowohl bei Romtreuen und Romkritikern, als auch bei Orthodoxen und Ultra-Orthodoxen, denjenigen also, die sich, aus Liebe hoffentlich!, schon oberhalb der Orthodoxie positionieren. Im deutschen Sprachraum, und im Orden auf internationaler Ebene, ist unser Kloster Mariawald bekannt geworden durch einen Reformversuch ungewöhnlicher Art. Nach massiver Schrumpfung der Klostergemeinde in den letzten 30 Jahren - also nach den Reformen der Nachkonzilszeit - versuchen Abt und ein Teil der Klostergemeinde, durch die Rückbesinnung auf die Gebräuche der frühen 1960er Jahre, dem Kloster neue Lebensperspektiven zu ermöglichen. Und auch hier drängt sich der Eindruck auf, die Liebe zur Tradition versperre die freie Sicht auf die Grundlage unseres Glaubens. Über lange Jahrhunderte hinweg wurde im Zsterzienserorden treu bewahrt, was zum "Patrimonium" des Ordens gehört: Die Art und Weise, sich als Mönch auf die Suche nach Gott zu machen. Dazu gehören verschiedene Elemente, die wesentlicher Art sind: Ein monastisches Leben in Einsamkeit und Schweigen, das Fasten und die Abstinenz, das Gebet und die Lesung der Heiligen Schrift und der Väter. Dazu gehören jedoch nicht zwingend: Die lateinische Sprache (denn von ihr wurde sogar schon im 12. Jahrhundert bei der Sakramentenspendung dispensiert, wenn jemand sie nicht verstand), ein bestimmter "Stil" (denn was heute als traditionell gilt, etwa "römische" Kaseln, sind auch nur -späte- Entwicklungen, die gerade in der Zisterzienserliturgie sekundär sind), das legalistische "Pensum" der Frömmigkeit (denn es unterscheidet sich fundamental vom "officium" als heiliger Pflicht, zu welchem selbst die Eucharistiefeier in Ausnahmefällen in der Hohen Zeit des Zisterziensertums nicht gehört...). - Wie wohltuend könnte es sein, wenn die begeisterten Reformer von einst den begeisterten Reformern von heute zuhören könnten (et vice versa) und wenn beide weniger Ideologie und mehr Theologie (und zwar die echte) lebten.

Freitag, 3. Juni 2011

Die Zisterzienser und das Schweigen - eine Meditation zum Himmelfahrtsfest



Gestern haben wir die Himmelfahrt Christi gefeiert. Der Zisterzienserritus hatte lange Zeit hindurch den schönen Brauch bewahrt, an diesem Tage die Osterkerze noch einmal anzuzünden und, wie am Osterfest, bis zur Komplet des Festtags brennen zu lassen. Damit unterscheidet sich der Zisterzienserbrauch vom römischen Ritus, der es gestattete, die Osterkerze während der Osterzeit zu den Gottesdiensten anzuzünden. Ein Wissenschaftler erklärt den Zisterzienserbrauch durch den Ursprung der Osterkerze: Sie war eigentlich das Licht der feierlichen Nachtwache zum Osterfest. Als Licht zur Nachtwache wurde sie auch am Fest Christi Himmelfahrt entzündet, mit dem der erste Teil der Osterzeit abgeschlossen wurde. Doch was hat das mit dem Schweigen zu tun? Wir sind wieder eingetreten in die heiß umkämpfte Zeit der Pfingstnovene, die die alte Pfingstoktav ersetzen soll. Auch das gehört zur Meditation über das Schweigen, weil nämlich diese erneuerte Liturgieordnung ihre zwei Seiten hat. Auf der einen Seite steht die Überlieferung, auf der anderen die Reform. So logisch die Reform der alten Pfingstoktav hin zur Pfingstnovene ist, so wenig trägt sie der menschlichen Seelenstimmung und Frömmigkeit Rechnung. Es reicht nicht, sich in Archäologismen zu flüchten, um zur "reinen liturgischen Form" zurückzukehren (die übrigens eine Utopie ist). Leider hat der moderne Zisterzienserritus den römischen Vorgaben folgen müssen und hat dadurch viel von der Ursprünglichkeit verloren, die ihn auszeichnet. Die römischen Liturgiereformer hätten sich schweigend und betend der Liturgie aussetzen sollen, bevor sie intellektuell und wissenschaftlich ihr Reformwerk in Angriff nahmen. Es wäre zu begrüßen gewesen, wenn sie jenseits von "Form", "Defekt" und "Gültigkeit" die Quellen der Liturgie verinnerlicht hätten: die fromme Hingabe an überlieferte Riten und Vollzüge, die sich nicht in juristisch-wissenschaftliche ERgüsse zwängen lassen, sondern von der Gegenwart Gottes leben. Christi Himmelfahrt ist ein Ereignis des Schweigens und Staunens. Und ich habe Angst, wenn ich das heutige "Schweigen" sehen kann, das disziplinär und beengend ist. Die Zisterzienser schweigen nicht, weil sie streng sind oder einen guten Ruf zu verlieren haben. Die Zisterzienser schweigen, weil sie die Gegenwart Gottes auskosten möchten. Es reicht nicht, wenn das Kloster wie ein traditionell geführtes Priesterseminar funktioniert, das dem Seminaristen Disziplin und geistiges Rüstzeug für das Priesterleben vermitteln möchte. Unser Schweigen als Mönche ist selbst in Zeiten der Bedrängnis und des Zweifels beredter, als Disziplin und Funktion, die der Liebe nicht bedürfen. Unser Schweigen können wir nur aushalten, wenn sein Beweggrund die Liebe ist. Vierzig Tage war Christus bei seinen Jüngern in verklärter Gestalt. An Pfingsten wird es keine Osterkerze geben, denn die Erfüllung des Festes der Auferstehung ist nicht die fleischlich-verklärte Gegenwart, sondern die Fülle der göttlichen Gegenwart. Die Nachtwache und ihr Licht haben ausgedient. Christus selbst ist das Licht seiner Kirche. Der "Fünfzigste Tag" ist gleichzeitig der erste Tag, ist der Beginn der großen und geheimnisvollen Pfingstoktav.

Mittwoch, 1. Juni 2011

Der Zisterzienserritus - Wellness- und Mystikoase?

Wegkreuz im Frühling

In Zeitschriften und in Internetveröffentlichungen begegnen immer wieder Texte, die auf die didaktischen und katechetisierenden Elemente der Liturgie hinweisen. Wenn ich so etwas lese, frage ich mich sofort: Was haben die Verfasser im Auge und auf welche Art von Liturgie wenden sie diese lobenden Worte an? Unter anderem gibt es diejenigen, die man gemeinhin als konservativ-traditionell bezeichnen würde. Sie halten am Latein als Liturgiesprache der römischen Kirche fest und begründen ihre Einstellung (vereinfachend) oft mit der langen und heiligen Tradition. Sie haben recht, und das will ich nicht unter den Tisch kehren. Die anderen, denen vor allem an gestalterischen Elementen gelegen ist, die die Liturgie mitfeierbar und verstehbar machen sollen, bringen nicht weniger gut durchdachte Argumente vor, z.B. die Vorgaben der Liturgiereform nach Vatikanum II. Auch sie haben recht. Was veranlasst mich aber nun, diese Zeilen schreiben zu wollen? Ich frage mich, wo echte didaktische und katechetisierende Elemente in der Liturgie überhaupt wahrgenommen werden - von Traditionellen wie von Reformfreudigen. Als traditionelles Elemente werte ich beispielsweise die Haltung beim Gottesdienst. Der Zisterzienserritus kennt als vornehmste Haltung das aufrechte Stehen. Der Mönch und Konverse betet so sehr oft, besonders aber in Zeiten, wo ihm das Knien untersagt ist (wie an den Feier- und Festtagen, während der Osterfeier...). Für ihn ist das Stehen nicht weniger ehrfurchtsvoll als das Knien. Die höchste Form der Verehrung ist deshalb im Zisterzienserritus die tiefe Verneigung, während er die Beugung nur eines Knies erst relativ spät eingeführt hat - und diese Einführung vor allem der Romanisierung geschuldet war, die immer weiter um sich greifen konnte (nach 1500). Es ist verständlich, dass diese Art von Didaktik und Katechese nichts für den heutigen Menschen ist, behaupte ich gehässigerweise. Sie strengt an und fordert den Menschen, der sich ihr aussetzt. Sein Gebet wird zum physischen Ausdruck der Hinwendung zu Gott, die sich nicht trennen läßt in mystische und körperliche Erfahrung. Dass Gott den Menschen fordert, der sich ihm zuwendet, gehört zum Erbe des Christentums, ist unabänderliche apostolische Überlieferung. Im Gottesdienst hat die Gemeinde Anteil an der realen, aber im gewissen Maße auch transzendenten unnahbaren himmlischen Liturgie. Der Gottesdienst der Kirche ist auch undn besonders Ausdruck des Glaubens der Kirche. Und er ist nicht Leistung von zu ihm verpflichteten Klerikern, sondern wesentlicher Bestandteil des kirchlichen Lebens. Für die Mönche war es während langer Jahrhunderte einfacher, diese Grundwahrheit zu leben, da sie des Lateins zumeist kundig waren. Deshalb konnten sie im Gottesdienst Geist und Körper vereinen und dadurch auch ihren Glauben bekennen und stärken. Wellness war und ist das nicht, auch kein weihrauchgeschwängerter Ort mystischer Verzückung. Aber er war und sollte sein ein Ort der Gottesbegegnung. Hinter allem Suchen und Tasten in der heutigen Zeit steht die Sehnsucht (ein starkes Wort, fürwahr!) nach Gottes Gegenwart. Ein sehr echter und authentischer Ausdruck für diese Gottsuche ist das brennende Herz der betenden Gläubigen, das physisch und geistlich zum Ausdruck kommt, wenn Leib und Geist sich jenseits aller Bequemlichkeiten der Gegenwart Gottes in der Liturgie stellen. Wie schwer fällt das dem heutigen Menschen oft.

Freitag, 22. April 2011

De Parasceve - Der Karfreitag, das heilige Kreuz des Erlösers und der Zisterzienserritus zu seiner Verehrung

Die Kreuzigung Christ von Yaroslav Dobrynine im Kloster Saint-Antoine-le-Grand, St-Laurent-en-Royans.


Die "Adoratio Crucis" bei den Zisterziensern ist eindruckvoll und wird begleitet von zahlreichen "Veniae", tiefen, kniefälligen Verneigungen. Nach dem Popule meus, dem Trishagion und dem Ecce lignum Crucis wird das zu verehrende Kreuz enthüllt, ehrfürchtig verehrt und geküßt. Nach diesem Ritus erfolgt eine Erhöhung des hl. Kreuzes, während die Klostergemeinde singt: "Super omnia ligna cedrorum tu sola excelsior, in qua vita mundi pependit, in qua Christus triumphavit, et mors mortem superavit in aeternum." (Über alles Zederngehölz bist du erhaben, an dem das Leben der Welt hing, an dem Christus triumphierte und der Tod den Tod überwand in Ewigkeit.) - Und nochmals betet die Klostergemeinde den gekreuzigten und erhöhten Herrn an, indem sie eine Venia vollzieht. Aller monastisch-zisterziensischen Dürftigkeit zum Trotz durchzieht diese liturgische Feier eine Festlichkeit, die dem Triumph des erhöhten Christus geschuldet ist. Als geopfertes Lamm und erhöhter Erlöser der Welt ist Christus in der Mitte der feiernden Gemeinde gegenwärtig. Es folgt die Kommunionfeier der am Tage vorher konsekrierten eucharistischen Gestalten, die feierlich inzensiert werden. Die Kommunion empfangen jedoch nur die Altardiener.

Donnerstag, 21. April 2011

De Cena Domini - Der Gründonnerstag im Zisterzienserritus

Das mystische Abendmahl von Yaroslav Dobrynine in der Kirche des Klosters Saint-Antoine-le-Grand, Saint-Laurent-en-Royans


Die Heilige Woche wird bei den Zisterziensern mit großer Feierlichkeit begangen. Da drückt sich, ihrer monastischen Berufung entsprechend, weniger in prunkvoll gestalteten Gottesdiensten aus, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie die Liturgie des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Christi gefeiert wird. Am "Hohen Donnerstag", der "de Cena Domini", "vom Herrenmahl", genannt wird, ist der liturgische Tag durch zwei große Momente ausgezeichnet: die Eucharistiefeier zum Gedächtnis des Letzten Abendmahles und die Fußwaschung der Armen sowie das große "Mandatum". Die Eucharistiefeier wird "feierlich zelebriert", wie die Gebräuche es in den Ecclesiastica Officia (Kap. 21,1) sagen. Das heißt, dass die Kniebeugung untersagt ist und alle, wenn möglich, die Kommunion empfangen. In dieser Messe wird die Eucharistische Reserve ganz erneuert, das heißt, dass auch das Leinentuch, das ehrfuchtsvoll im Inneren ausgebreitet ist, entnommen und ersetzt wird. Die Fußwaschung ist die zweite "hochzeitliche" Feier der Gemeinde: Sie findet für die Armen am Nachmittag, nach der Non, statt. Im Gegensatz zur wöchentlichen Fußwaschung am Samstag werden an diesem Tage die Füße von sovielen Armen gewaschen, wie Mönche im Kloster sind (Ecclesiastica Officia, 21,7). Dazu werden sie in den Kreuzgang geführt. Ihnen werden ehrfurchtsvoll die Füße gewaschen und dann geküßt. Anschließend erhalten sie ein Geldstück ("Denar"), wobei ihnen die Hände geküßt werden. Darauf vollziehen die Mönche vor den Armen eine Venia, also die tiefe Verneigung, bei der Knie und Handknöchel den Boden berühren. In den Bedürftigen wird Christus verehrt und angebetet, der seinen Jüngern die Füße wusch und ihnen ein Zeichen gab, das unwiderruflich feststehen sollte. Die Fußwaschung ist ein wirkliches "sacramentum", ein Sakrament, wie Bernhard von Clairvaux sagt, das wirklich Sünden vergebend wirken kann. Erst mit dem Abendgottesdienst beginnen de facto die Österlichen Tage des Triduum sacrum; ab hier schweigen die Glocken, werden bestimmte Gebete verhalten gesprochen (vgl. EO 21,27) und hier hat auch die Fußwaschung der Klostergemeinde, das Madatum, ihren Platz, bei der Abt und Helfer Mönchen, Novizen und Konversen die Füße waschen. Im Anschluss daran folgt die Kollatslesung, an diesem Tage ausdrücklich ein Schrifttext (aus dem Johannesevangelium) gelesen wird.
Im Gegensatz zur heutigen liturgischen Feier ein reichlich kompliziertes Ritual, will man meinen. Mir stellt sich nur die Frage, ob diese Liturgie nicht viel menschlicher ist, als manche "gereinigte" Form, die zwar die Mühe der Vorbereitung und Ausführung erspart, aber dem Menschen auch nicht vermittelt, wie erhaben die Alltäglichkeiten sind, die das Evangelium beschreibend einfordert. Das Erlösungswerk Christi ist drastisch eingebrochen in die menschliche Bequemlichkeit.

Samstag, 26. März 2011

Nachlese zum Fest der Verkündigung

Abbaye cistercienne de Tamié (um 1960)

Die frühen Gebräuche der Zisterzienser regeln auch die speziellen Fragen in den geprägten Zeiten. Wenn ein Festtag (ein Tag mit 12 Lesungen, wie er dort genannt wird) in die vierzigtägige Fastenzeit fällt, dann wird er mit gebührender Feierlichkeit begangen, auch am Aschermittwoch, der ja bei den Zisterziensern nur bedingt als Fastenbeginn angesehen wird. Der hl. Bernhard von Clairvaux spricht am Festtag der Verkündigung, wie es üblich ist, predigend zu seinen Mönchen - und weist sie darauf hin, wie reichlich der Tisch der Heiligen Schriften (man höre und staune!) an jenem Tag gedeckt ist. Zwei Eucharistiefeiern werden gefeiert, die erste vom Fastttag, die zweite vom Festtag. Jenseits aller Kleinlichkeiten bedeuten die Gebräuche dem Leser oder Hörer aber auch, dass darauf zu achten ist, bei der Festmesse die Knie nicht zu beugen, während bei der Messe vom Fasttag die Gemeinde sich über die "Formen" auf die Knie niederwirft. Ob wir heutigen Menschen nicht profitieren könnten vom Wissen der Vorväter um die "heiligen Zeichen" der Liturgie? Sind diese Zeichen nicht viel mehr, als bloße Regeln und Beiwerk, sind sie nicht tatsächliche und authentische Hilfestellungen zur unmittelbaren Gottesbegegnung im Gebet der Kirche? Weder ein unerbittlicher Rubrizismus noch laxe Nonchalance werden der Großartigkeit des Gottesdienstes gerecht, wie er in der Tradition auf uns gekommen ist. Seine Großartigkeit läßt sich übrigens nicht auf eine Sprache engführen, sondern eher auf die Heiligkeit seiner Substanz. - "Et Verbum caro factum est."

Mittwoch, 2. Februar 2011

Mariae Reinigung - Lichtmess - Fest der Begegnung... und die Liturgie


Das erklärte Ziel der Liturgiereform in der römischen Kirche nach dem 2. Vatikanischen Konzil war die tätige Mitfeier der Liturgie von Gemeinde und vom Volk Gottes, wie man gern sagte. Wurde das Ziel wirklich geradlinig ins Auge gefasst? Mir kommen Zweifel, wenn ich die Praxis sehe.
Abgesehen von den alltäglichen Unsäglichkeiten der "actuosa participatio", die in Form einer aktiven Teilnahme oft immer noch eingefordert wird, bleibt manchmal kein Auge trocken, wenn die "Aktivität" realiter ins Blickfeld rückt. "Purer Klerikozentrismus" fällt mir dann ein. Eine Errungenschaft der römischen Liturgiereform schien der Abschied vom Rubrizismus zu sein. Der ist freilich tatsächlich neueren Datums, kann sich nicht auf Phrasen stützen wie "Liturgie aller Zeiten" u.ä.M.(m.). Unsere Zisterzienserliturgie, die als solche ihre Zeugen hat in der Literatur der ersten Jahrhunderte der zisterziensischen Ordensgeschichte (Caesarius von Heisterbach z.B.), sie kennt den schönen Brauch der Darbringung der Kerzen an Mariae Reinigung / Lichtmess. Und was für ein Bild bietet sich heute oft? Die Zurüstung des Altars - ein Ritus, den der Priester als Beauftragter der Kirche, legitimiert durch die anwesende Gemeinde (!) vollzieht - sie geschieht unter dem hockenden Blick der Gemeinde, die sitzt und hoffentlich das Geheimnis betrachtet, das vollzogen wird. Wo ist hier die Liturgiehistorie? Unterstützt die Gemiende auf solche Art ihren Beauftragten, indem sie sich bei dieser heiligen Handlung hinsetzt, als wäre sie nicht beteiligt, als würde ein purer Veraltungsakt getätigt? Und am Festtag der Reinigung Mariens kommt der schöne Ritus der Opferung der Kerzen hinzu. Hier wird die Gemeinde noch mehr geadelt, als sie es sonst eigentlich schon ist. Sie darf nicht nur die "Benedicta", die heiligen Gaben von Brot und Wein, darbringen, sondern auch die geweihten und brennenden Kerzen, mit denen sie eben zur Liturgie gezogen ist. Überholt? Zu aufwendig? Veraltet? Gar: Demütigend?? Das Gebet zur Benediktion der Kerzen schließt mit dem Blick auf den Bräutigam, Christus, dem wir mit brennenden Herzen entgegengehen wollen. War das eine überholte Liturgie?

Montag, 5. April 2010

Das Exsultet im Zisterzienserritus

Aus der zisterziensischen Fassung des Exsultet nach dem Missale Cisterciense von 1890:


















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