Donnerstag, 21. April 2011

De Cena Domini - Der Gründonnerstag im Zisterzienserritus

Das mystische Abendmahl von Yaroslav Dobrynine in der Kirche des Klosters Saint-Antoine-le-Grand, Saint-Laurent-en-Royans


Die Heilige Woche wird bei den Zisterziensern mit großer Feierlichkeit begangen. Da drückt sich, ihrer monastischen Berufung entsprechend, weniger in prunkvoll gestalteten Gottesdiensten aus, sondern vielmehr in der Art und Weise, wie die Liturgie des Leidens, Sterbens und der Auferstehung Christi gefeiert wird. Am "Hohen Donnerstag", der "de Cena Domini", "vom Herrenmahl", genannt wird, ist der liturgische Tag durch zwei große Momente ausgezeichnet: die Eucharistiefeier zum Gedächtnis des Letzten Abendmahles und die Fußwaschung der Armen sowie das große "Mandatum". Die Eucharistiefeier wird "feierlich zelebriert", wie die Gebräuche es in den Ecclesiastica Officia (Kap. 21,1) sagen. Das heißt, dass die Kniebeugung untersagt ist und alle, wenn möglich, die Kommunion empfangen. In dieser Messe wird die Eucharistische Reserve ganz erneuert, das heißt, dass auch das Leinentuch, das ehrfuchtsvoll im Inneren ausgebreitet ist, entnommen und ersetzt wird. Die Fußwaschung ist die zweite "hochzeitliche" Feier der Gemeinde: Sie findet für die Armen am Nachmittag, nach der Non, statt. Im Gegensatz zur wöchentlichen Fußwaschung am Samstag werden an diesem Tage die Füße von sovielen Armen gewaschen, wie Mönche im Kloster sind (Ecclesiastica Officia, 21,7). Dazu werden sie in den Kreuzgang geführt. Ihnen werden ehrfurchtsvoll die Füße gewaschen und dann geküßt. Anschließend erhalten sie ein Geldstück ("Denar"), wobei ihnen die Hände geküßt werden. Darauf vollziehen die Mönche vor den Armen eine Venia, also die tiefe Verneigung, bei der Knie und Handknöchel den Boden berühren. In den Bedürftigen wird Christus verehrt und angebetet, der seinen Jüngern die Füße wusch und ihnen ein Zeichen gab, das unwiderruflich feststehen sollte. Die Fußwaschung ist ein wirkliches "sacramentum", ein Sakrament, wie Bernhard von Clairvaux sagt, das wirklich Sünden vergebend wirken kann. Erst mit dem Abendgottesdienst beginnen de facto die Österlichen Tage des Triduum sacrum; ab hier schweigen die Glocken, werden bestimmte Gebete verhalten gesprochen (vgl. EO 21,27) und hier hat auch die Fußwaschung der Klostergemeinde, das Madatum, ihren Platz, bei der Abt und Helfer Mönchen, Novizen und Konversen die Füße waschen. Im Anschluss daran folgt die Kollatslesung, an diesem Tage ausdrücklich ein Schrifttext (aus dem Johannesevangelium) gelesen wird.
Im Gegensatz zur heutigen liturgischen Feier ein reichlich kompliziertes Ritual, will man meinen. Mir stellt sich nur die Frage, ob diese Liturgie nicht viel menschlicher ist, als manche "gereinigte" Form, die zwar die Mühe der Vorbereitung und Ausführung erspart, aber dem Menschen auch nicht vermittelt, wie erhaben die Alltäglichkeiten sind, die das Evangelium beschreibend einfordert. Das Erlösungswerk Christi ist drastisch eingebrochen in die menschliche Bequemlichkeit.

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