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Mittwoch, 15. Juli 2015

Sub tuum praesidium

Das obige Gebet "Sub tuum praesidium" (im Deutschen auch bekannter als "Unter Deinen Schutz und Schirm") ist die älteste Marienantiphon, gleichermaßen bekannt in Ost und West. Bei den Zisterziensern war sie zuerst als Antiphon vor der täglichen Eucharistiefeier der Klostergemeinde in Gebrauch, begleitet von einem Bittgebet. Nach einer Umstellung des Gottesdienstordo fand sie sich teilweise am Schluss des Morgengottesdienstes wieder, wobei ihr Gebrauch durch bestimmte Regeln eingeschränkt ist (z.B. durch einen Festrang). Im orthodoxen Gottesdienst wird dieses Gebet oft am Abend gesungen: Berührend, wie Ost und West sich hier ergänzen und der ganze Tag unter den Schutz der Gottesmutter gestellt wird, dazu noch mit einem Gebet, das in seinem Ursprung in die frühesten Zeiten des Christentums zurückreicht. Ganz gleich übrigens, ob man es auf Deutsch, Kirchenslavisch, Griechisch, Latein, Englisch oder Französisch singt.
   

Mittwoch, 1. April 2015

Ein häufiges Gebet an Fasttagen

..., das schöne und berührende Gebet des heiligen Ephräm des Syrers:


"Herr und Gebieter meines Lebens,
den Geist des Müßiggangs, der Verzagtheit, der Herrschsucht
und der eitlen Rede halte von mir fern.

Aber gib Deinem Diener den Geist der Weisheit,
der Demut, der Geduld und der Liebe.

Ja, Herr und König, lass mich meine Sünden sehen
und meinen Bruder nicht verurteilen.
Denn Du bist gepriesen von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen"

Üblicherweise begleiten tiefe Verbeugungen dieses Gebet - sie helfen uns, aufmerksam und mit Bedacht die Worte des Gebets aufzunehmen und mit Leben zu füllen. Während der Fastenzeit sprechen wir diese Bitten immer wieder: Und jedes Mal kann dem Menschen mehr zu Bewußtsein kommen, wie weit entfernt er von dem ist, was er vom himmlischen Vater erbittet. Man muss kein Mönch sein, um sich dabei an die bekannten Worte des Auferstehungshymnus zu erinnern: "Christi Auferstehung haben wir gesehen, laßt uns anbeten den heiligen Herrn, Jesus, der allein ohne Sünde ist..." Und dann kann es sein, dass man sich an die großen Heiligen erinnert, die hl. Maria Magdalena, die hl. Maria von Ägypten, viele andere unserer Väter und Mütter, deren Tränen vielleicht beides widerspiegeln können - die Zerknirschung und die Freude.

Mittwoch, 6. Februar 2013

Zeit oder Unzeit

Es gehört beinahe zum guten Ton des Arbeitenden, seine Auslastung und Effektivität durch ein "Leider habe ich jetzt keine Zeit!" zu bekräftigen und zu unterstreichen. Wer immer Zeit hat, kann ja, so der automatische Lernerfolg aller Betroffenen, nicht zur arbeitenden und ehrbaren Schicht gehören. Die Potenzierung der Effektivität strahlt somit erst dann hervor, wenn das "Ich habe leider keine Zeit!" mit hastigen Aktionen unterstrichen wird. Leider Gottes bleiben dabei sowohl die Effektivität als auch die Arbeitskraft weit hinter dem Maximum zurück: Ein knallende Tür ist nicht nur ein Ärgernis für das soziale Umfeld und den Handwerker, sondern auch für den Zeitsparenden, der sie knallen lässt. Der nämlich vergiftet nicht nur sein Verhältnis zur Schöpfung mit diesem Akt des Vandalismus, sondern stellt sich nur zu oft ein Bein, da die so misshandelte Tür oft nicht schließt - wohl dem also, der eine Tür handhabt, wie es sich gehört: Er darf sich 1. an ihrer längeren Lebenszeit freuen, 2. verschont er seine Mitmenschen vor lärmenden Türblättern, 3. erspart er sich häufig einen zweiten und dritten Gewaltakt gegenüber der Tür und spart somit 4. mindestens doppelt so viel Zeit, wenn er die Klinke in die Hand nimmt und sie mit Dankbarkeit gegenüber Gott und dem guten Tischler drückt.
Das heutige Zeitproblem zeigt sich leider fast überall. Um beim Naheliegenden zu bleiben: Die Mönche haben es vielerorts gut verstanden, sich den Tageslauf freizuschaufeln - und herausgekommen ist oft ein stark reduziertes Offizium, ein dadurch leichter zu bewältigender Arbeitsrhythmus, ein Anwachsen der Arbeitsfelder, eine oftmals spürbare Arbeitsüberlastung - und als Folge der Prioritätenverschiebung: immer weniger Menschen, die den Ruf Gottes zu einem Leben als Mönch hören können. Vielleicht ist es wirklich die fehlende Zeit, die das Grundübel darstellt. Die Zeit, die dem Menschen und Gott nicht geschenkt ist, wirkt sich defizitär aus, denn sie wird zur Negativzeit, die sich selbst verschluckt. Es ist die asoziale Zeit, die - im doppelten Wortsinn- fehlt.          

Freitag, 10. August 2012

Cîteaux - Gebet um Berufungen 20.8.2012 - 20.8.2013


Dom Olivier und die Gemeinschaft von Cîteaux bitten alle Zisterzienser darum, sich ihrem Gebet um Stärkung und Wachstum der Zisterzienserberufung anzuschließen. Anlass ist das Jubiläum des Eintritts des Bernhard von Fontaine in Cîteaux unter dem hl. Stephan Harding etwa um 1112, also mehr als vierzehn Jahre nach der Gründung des Neuen Klosters. Auf der Webseite der Zisterzienser s.o. findet sich das Gebet in drei Sprachen (engl., franz., span.). Hier soll jetzt eine deutsche Version folgen, für alle Deutschsprachigen, die sich dem Aufruf anschließen möchten:
GEBET UM BERUFUNGEN
Guter Vater, indem unsere Väter das Neue Kloster gegründet haben, wollten sie dem armen Christus in die Wüste folgen. Sie konnten aus dem Evangelium leben, weil sie die Regel des hl. Benedikt in ihrer Reinheit wiederentdeckt hatten.
Du hast Bernhard von Fontaine die Gabe verliehen, diese neue Art des Lebens in der Freude des Heiligen Geistes als ansprechend und anziehend zu vermitteln.
Schenke auch uns, die wir heute in ihrer Nachfolge stehen, aus dem Geist des Friedens, der Einheit, der Demut und vor allem der Liebe zu leben, die alle Gnadengaben übersteigt: Dass heute erneut Männer und Frauen den Ruf zum monastischen Leben unter der Führung des Evangeliums hören, zu einem Dienst an der Sendung der Kirche und in einer Welt, die dich vergisst.
Herr, denke an Cîteaux, wo Bernhard mit seinen Gefährten ankam. Lass die Brüder, die an diesem Ort leben, weiterhin von der ursprünglichen Begeisterung der Anfänge getragen sein.
Denke an all jene, die aus dem Zisterziensercharisma leben.
Denke an all die Zisterziensergemeinschaften: Jene, die älter werden, und jene, die neu entstehen an den Enden der Erde, im Norden und Süden, Osten und Westen. Lass sie sich in der Prüfung an jene wenden, die Bernhard den Meeresstern genannt hat, damit sie nicht den Mut verlieren.
Heiliger Vater, von dir haben wir bis jetzt schon so viel empfangen. Gewähre uns auch künftig deinen Segen, damit unsere Gemeinschaften zahlenmäßig, aber vor allem in Gnade und Weisheit wachsen mögen – zu deiner Verherrlichung.
Dir, dem die Ehre gebührt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Amen.

Samstag, 24. März 2012

Der Gottesdienst als Lebenswirklichkeit


Der Gottesdienst der Kirche besteht nicht nur aus ehrwürdigen und ästhetisch in Form gebrachten Texten und Gebeten, deren Rezitation oder Gesang, in einer bestimmten Ordnung absolviert, den Menschen am Ende der Feier geheiligt entlässt. Die Liturgie ist kein Wellnessbereich, in dem man die Seele baumeln lassen kann. Die Liturgie ist auch kein Kontor mit Kirchenbindung, in dem Gutschrift und Schulden buchhalterisch abgerechnet werden. Für mich ist es ein Grauen, wenn manche Menschen Gott vorrechnen zu können meinen, was dem himmlischen Vater geschuldet ist und was diese Schuld abträgt. Das Gebet ist eines der anspruchsvollsten christlichen Werke, das dem Christen aufgetragen und geschenkt ist. Manchmal will es scheinen, dass diese Maxime aus dem Blickfeld gerät. Nämlich dann, wenn die Größe Gottes dazu verleitet, allzu menschlich ins Rechnen und Abwägen zu verfallen, um die Seele zu beruhigen. Vor dem dreifaltigen Gott ist die Seele wie atemlos; sie versucht, sich in Gott zu wiederzufinden, und stößt an die Grenzen ihrer Geschöpflichkeit. Das Paradoxon Gottes ist sicher auch seine "unermessliche Winzigkeit". Durch sie hat er sich vielleicht (oder auch nicht) so weit entäußern wollen, dass Gott Fleisch und menschliche Grenzen angenommen hat. Ohne das, was wir die Regel, den Ordo, das Typikon nennen, wären wir überfordert. Wir sind eben nicht ohne unsere Begrenztheit denkbar. Und deshalb sind die Regeln ein Geschenk und eine Herausforderung. Zu meinen, die Feier der Liturgie unter "Karenzbedingungen" - unter Rahmenbedingungen, die der Würde nicht widersprechen und die gnadenvermittelnde Teilnahme erlaubt, könnte genügen und könnte unser Gewissen befriedigen, ist wohl ein Trugschluss. Die Liturgie und der Gottesdienst sind nicht rechentechnisch abzuhaken und Gnaden sind nicht zu verbuchen! Und da werden die Probleme nur wieder zu gut sichtbar: Die Diskrepanz der Empfindungen (im Gestern und im Heute) ist eine unauslotbare Komponente in der Überlieferung des christlichen Frömmigkeitslebens. Waren unsere monastischen Vorfahren weniger fromm, weil sie nicht nur nicht täglich die Eucharistie feierten, sondern diesen Unterschied zur heutigen Wirklichkeit auch noch unthematisiert ließen? Dieser Umstand läßt sich nur vordergründig durch Mentalitätsverschiedenheit erklären. Auch die zugrundeliegende "Theologie der Liturgie" spielt nicht die Rolle in diesem Zusammenhang, die wir ihr wohl zuweisen würden. Es ist ein großer Unterschied, ob man Theologie betreibt, oder ob man sich für die Theologie bereit hält. Die Mönche und Mönchinnen des Mittelalters (zumindest läßt sich das aus den alten Texten herauslesen) gehören zu denen, die sich bereithalten. Das ist eines der schwierigsten Werke des Mönchslebens: das Bereitsein ohne Genugtuung, ohne Ergebnis. Das Eingeständnis, dass Gott in der Liturgie handelt, weil der Mensch sich bereithält und tut, was ihm richtig erscheint, wiegt schwer aus dieser Perspektive heraus. Denn sie erlaubt keine "Buchführung", kein Soll und Haben. Heute den Gottesdienst zu feiern, indem "rite et recte" zelebriert wird, aber ohne wirkliche theologische Perspektive im obengenannten Sinne, das ist "Buchhaltermentalität" und wirkt zerstörerisch - nicht auf die herrlichen Gnadengeschenke der Liturgie und des Gebets, aber auf die menschliche Seele, die in ihren Grenzen gequält wird, anstatt während des Gottesdienstes in die heilsame Lebenswirklichkeit Gottes eintauchen zu können.