Donnerstag, 2. Juli 2020

Hagia Sophia - Kirche, Museum, Moschee... und die Mission der Christen

Hagia Sophia in Istanbul, Quelle: Wikipedia
Wie zu lesen ist, z. B. HIER, hat der oberste Gerichtshof der Türkei in einer gerade einmal 20-minütigen Sitzung entschieden, dass die einstige Kirche "Hagia Sophia" in Istanbul auf Präsidentialbeschluss wieder zur Moschee werden darf. Die Entrüstung seitens vieler orthodoxer Gläubigen ist verständlich, wurde in dieser Kirche doch nicht zuletzt auch Kirchengeschichte geschrieben: in ihr feierten die Vertreter des hl. Wladimir von Kiew den Gottesdienst zusammen mit den einheimnischen Gläubigen - und wußten nicht, "ob sie im Himmel oder auf Erden sind". Das war der Wendepunkt im oft unrühmlichen Kampf der christlichen Kulturen um Einfluss im Osten. Die Slawen wendeten sich dem östlichen Christentum zu, nicht dem westlichen mit seinem Zentrum in Rom. Es wäre hingegen mehr als verräterisch, würde sich die Befürchtung des Patriarchen Bartholomäus bewahrheiten, dass diese Entscheidung der Umwidmung der Hagia Sophia in eine Moschee zum weiteren Zerwürfnis zwischen Christentum und Islam beitragen werde. Verräterisch deswegen, weil nichts dem Evangelium mehr widerspricht,

Mittwoch, 24. Juni 2020

Nach dem Sonntag des Fests aller Heiligen des jeweiligen Landes


Es gehört zu den Grundlagen der Ekklesiologie, dass die Kirchen des Erdkreises nicht aus sich selbst entstanden sind: eine jede von ihnen darf sich als Teilhaberin an der apostolischen Tradition verstehen. Die Tradition ist in diesem Zusammenhang zu verstehen als Weitergabe des Glaubens und Anteilhabe am apostolischen Erbgut. Daher ist es völlig normal, dass die einzelnen Kirchen unterschiedliche Prägungen besitzen. Ganz natürlich ist für den "katholischen" Westen die Übernahme der Heiligen der römischen Frühzeit: Man feiert die römischen Märtyrer und Märtyrinnen, und im ganzen "katholischen" Westen werden die eminentesten von ihnen sogar in einem Hochgebet genannt, obwohl man hierzulande weder Italiener, geschweige den Römer ist. Diese Bezogenheit auf die römische Kirche im Westen ist allerdings nur natürlich, wird sie doch als Mutterkirche verstanden. Daher übrigens auch die Feiern der Weihetage von römischen Kirchen überall außerhalb der Stadt Rom und Italiens. Den orthodoxen Kirchen nun wird häufig so etwas wie Kirchen-Nationalismus nachgesagt.

Dienstag, 16. Juni 2020

Ein pfingstliches Anliegen - das Gebet um die Einheit der Kirche

Synaxis der Ersthierarchen - Chambésy 2016
 In einer Zeit, die angefüllt ist mit Engführungen und Verlockungen aller Art, die das Echte und Aufrichtige nicht wirklich zu schätzen scheint, sondern eher das Aufgeblasene und Simple, sollte ein Gegenpol gesetzt sein. Vielleicht finden sich viele, die das Anliegen unterstützen:
Kanavka - das Gebet um die Einheit der Kirche

Freitag, 5. Juni 2020

Das ökumenische Patriarchat und sein Prestige - ein englischsprachiger Aufsatz von Vater Kyrill Johnson

Patriarch Meletios Metaxakis

Ein mittlerweile auch schon historischer Artikel (von 1944/45) aus der Feder eines zur Orthodoxie gekommenen Amerikaners, der zeit seines Lebens innerhalb der antiochenischen Erzdiözese in Amerika gewirkt hat. Als ausgebildeter Historiker, Archäologe und Linguist konnte Vater Kyrill Johnson in Kairo mit dem damaligen Patriarchen von Alexandria über die im Artikel behandelten Dokumente zur Anerkennung der anglikanischen Weihen sprechen. Aus seinen Aufzeichungen zu diesem persönlichen Gespräch erarbeitete Vater Kyrill später den nachfolgenden Artikel:
The Prestige of the Ecumenical Patriarchate
Vielleicht lohnt es sich, die geschichtlichen Hintergründe im Licht des Pfingstfestes zu betrachten. Letztlich wurde der Kirche damals - und auch heute - die Kraft geschenkt, sich von der Angst vor dem Fremden zu lösen und das Evangelium allen Völkern zu verkünden.

Mittwoch, 6. Mai 2020

Christus ist auferstanden!

Gegen alle ethnisch verengenden, ideologisch verzerrenden und verängstigenden Machenschaften, die - zumeist ohne das Schlechte zu wollen - trotzdem verheerende Folgen haben, bleibt die Verkündigung der Osterbotschaft in allen Sprachen das Mittel der Wahl, denn sie ist das Gegenmittel gegen die Verführung durch den Bösen, der wirkt und wirkmächtig sein möchte.


In finnischer Sprache - der Irmos der 9. Ode des Osterkanon.


Der Ostertropar in griechischer, lateinischer und kirchenslawischer Sprache ("Moskauer Ostertropar").


In englischer Sprache - Irmos der 9. Ode des Osterkanon.


Der Ostertropar in verschiedenen Sprachen ...

Dienstag, 5. Mai 2020

"Darum geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern..." (Mt 28,19)

Kathedrale Rue Daru, Paris, 2017: Bischof Nestor, Erzbischof Jean, Metropolit Emmanuel
Christus ist auferstanden!
Es ist Ostern und die Erde wartet nicht erst seit Anfang März auf die Frohe Botschaft. Und obwohl es Ostern ist, bleibt die Kirche der Welt vieles schuldig. Am sichtbarsten ist momentan die Schuld der Zersplitterung. Manche reden von Schisma, doch dazu fehlt es an Intelligenz und Größe bei de, was sich tut oder nicht tut.
Kürzlich wurde - und das ist der Anstoß dieser Meditation - eine neue orthodoxe Gemeinde in Paris (VIIème) gegründet. Es ist die Splittergruppe der alten "Krypta"-Gemeinde der Kathedrale der Rue Daru, die sich mit respektabler Mehrheit dafür entschieden hatte, ihrem Bischof zu folgen. Es gibt nun Kommentare, HIER z.B., wo es heißt: "Alexandra de Moffarts. La crypte est passé à Moscou, et une petite moitié était contre ce passage et l'a quittée." (Will heißen: "Die Krypta ist zu Moskau übergewechselt und eine kleine Hälfte war gegen diesen Wechsel und hat [die Krypta-Gemeinde] verlassen."). Verwunderlich, wie wenig dort von einer gesunden Ekklesiologie zu lesen ist. Man wechselt "nach Moskau"! Natürlich ist gemeint: Man hat das Patriarchat gewechselt...

Mittwoch, 29. Januar 2020

Was es heißt, Ortskirche zu sein

Der hl. Apostel Jakobus umgeben von anderen Bischöfen unterschiedlicher "Ortskirchen" 
Ikone aus Kiew, Wikimedia

Es braucht nicht viel, um allenthalben auf diverse Plattformen (z.B.) zu stoßen, die - orthodoxerseits - die "Ortskirche" oder "Lokalkirche" in den Fokus rücken. Vor allem in Frankreich und in den französischsprachigen Ländern war und ist diese Bestrbung nach einer lokalen orthodoxen Kirche stark, nicht erst seit den Versuchen der Kowalewski-Brüder, die Orthodoxie auch in einem liturgisch-rituellen Kontext westlich werden zu lassen. Auf der oben verlinkten Seite wird tatsächlich momentan kritisch beurteilt, was sich orthodoxerseits an Schwierigkeiten auftut. Hauptkritikpunkt ist entweder die Unterwerfung unter eine, wie man sagt, politisch dominierte Kirche Moskauer Prägung oder aber das Beklagen des Fehlens einer Unterstützung durch andere orthodoxe Kirchen. Dass der Phanar nurmehr sehr schlecht wegkommt, darf nicht verwundern, sind manche der Kommentatoren doch ehemalige Daru-Gemeindemitglieder - eines Erzbistums also, das als "Exarchat" des ökumenischen Patriarchen im Jahr 2018 aufgelöst wurde und erst Ende 2019 wieder zu seiner Gründerin, der Kirche von Moskau, zurückkehren konnte. Viel wichtiger ist bei näherer Betrachtung allerdings der Umstand, dass die einschlägigen Kommentare vor allem eines betonen: eine Ortskirche darf nicht abhängig sein.