Donnerstag, 10. Januar 2019

Ein Supermarkt für Kultur, Stil und Machtansprüche?

aus: "Parlons d'orthodoxie" (s. Verweisung weiter unten)
 Bald will es scheinen, dass mancherorts Kirchlichkeit mit Opportunismus in einen Topf geworfen wird. Dass sich der Phanar in Istanbul nun hinsichtlich der sogenannten "ukrainischen Kirche" getäuscht sieht, kommt nicht unvermittelt. Mittlerweile treffen die Antworten der anderen Kirchen in Istanbul bei Patriarch Bartholomäus ein, um die er sie bzgl. der Ukraine-Frage gebeten hatte: Sie entsprechen nicht seinem Wunsch, die neugeschaffene Entität anzuerkennen, bezweifeln sogar zu Recht die Weihen der dort eingesetzten Männer. Und dann wird jener "Patriarch der Ukraine" mit Ehren überhäuft, wird zum "Held der Ukraine" ernannt vom Promotor der Autokephalie, P. Poroschenko, jener Autokephalie, die auf Kosten der Kirchlichkeit durchgesetzt werden sollte. Es bleibt der bittere Geschmack, dass es vor allem Hass und unversöhnlichkeit sind, die der ukrainischen Kirche ein einziges Haupt geben sollten.
Bezweifelt werden darf, dass sich alle einig waren, wer dieses Haupt sein sollte. Kirchlicherseits ist unbestritten Christus das einzige Haupt, das zumindest sehen die kanonischen Kirchen zusammen mit Patriarch Kyrill und dem Kiewer Metropoliten Onuphrij so. Der "Ehrenpatriarch" Phil. Denisenko akzeptiert in Gegensatz dazu nicht, dass nach dem Willen des Istanbuler Patriarchen Bartholomäus ein anderer die neue Entität in Kiew leitet. Nach Denisenkos Worten (am 8. Januar) würde er weiterhin die Geschicke "seiner Kirche" leiten. Es sind zu viele Quellen, die diese Lage beschreiben, daher im Folgenden alle hintereinandergeschaltet:
- Metr. Savva von Polen: "Chaos awaits us."

- Metr. Chrysostomus von Zypern kommemoriert den neuen Leader in Kiew nicht.

- Synode der Kirche von Hellas erkennt die neue Entität der Ukraine vorerst nicht an.

- Kirche von Antiochien unterstützt die kanonische ukrainische Kirche. mit Verweisungen zu den Absagen anderer Kirchen.

Und dann kann man hier eine kurze Rekapitulation der Ereignisse finden, die den jüngsten Ereignissen geschuldet ist: der Ehrung des Philaret Denisenko als "Held der Ukraine" und den verwirrenden Ereignissen um den "Tomos", der nicht rechtskräftig unterzeichnet worden war... die "Abenteuerlichkeiten" eines Tomos...
Wichtig scheint in dieser Weihnachtszeit daher vor allem die Aufrichtigkeit im Leben, Handeln ... und Beten. Das Urteil ist schnell gesprochen anhand von mehr oder minder offensichtlichen Fakten. Doch könnte ich selbst bestehen vor einem ähnlichen Verfahren? Bediene ich mich nicht selbst in diesem "Supermarkt" gerade an dem, was mir gefällt, und lasse ich nicht das im Regal, was mir nicht zusagt? Die orthodoxe Diaspora sollte sich bewußt sein, dass Kirchlichkeit mehr ist als eine kanonische Anbindung an ein Patriarchat!! Es reicht nicht, "griechische Kultur" oder "russische Tradition" hochzuhalten, denn beides wurde grundgelegt durch konkrete Menschen und Kirchen, die den Glauben weitergegeben haben an die Menschen, die heute leben. In den Fußstapfen dieser Menschen weiterzugehen bedeutet, die geistlichen Bindungen nicht mit Füßen zu treten, auch wenn es Überwindung bedeutet. Viel schlimmer wäre die Verleugnung des orthodoxen Glaubensweges, der davon ausgeht, dass es keine Rassen und keine Völker gibt, die höherwertiger sind als das Volk Gottes, das in der Gemeinschaft der vielen Ortskirchen existiert.

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