Samstag, 13. August 2011

Gedenken an den Mauerbau in Berlin am 13. August 1961

Die Berliner Mauer am Brandenburger Tor 1961
Photo: Wikipedia. Autor: Bundesarchiv, Bild 145-P061246 / o.Ang. / CC-BY-SA

Wenn von der Berliner Mauer die Rede ist, dann kommt mir immer auch das Bild in den Sinn, das die Mauern in den Gehirnen der Menschen benennt. Als Deutscher kenne ich die "Mauer" noch aus eigener Erfahrung, trennte sie doch meine Familie empfindlich und nachdrücklich. Wäre die Festlegung auf Ethnien und Völkerschaften nicht so willkürlich wie begrenzt, so würde ich mich gleichzeitig als Pole, Slawe, Deutscher, Russe und ... Europäer bezeichnen, und alles das trifft zu. Die unselige Mauer hat es nicht vermocht, Familien und Völker so weit auseinander zu bringen, dass sie ihre familiären und emotionalen Bande vergessen. Noch viel weniger hat sie es vermocht, ihre Diktatur der Ausschließung verewigen zu können. Die große Traumwelt, die einige wenige Machthaber für sehr viele Menschen erträumen wollten, hat sich durch ihr Unrechtsystem und ihr Machtvakuum letztendlich selbst zerschlagen.
Als Mönch denke ich bei Mauern oft auch an die mauern zwischen Menschen und Meinungen. Als Zisterzienser kommt mir dann die überhöhte Mauer der Ideologie in den Sinn, die sich mittels Observanzen und unterschiedlichen Lebensweisen in die Gehirne der Menschen gestellt hat. Brauchen wir heute wirklich noch die Mauern der Ignoranz - des Nichtverstehens und der Intoleranz, wenn ich Brüder oder Schwestern sehe, die anders leben als ich, aber trotzdem Zisterzienser sind? Es ist für mich beinahe noch peinigender, die Folgen dieses ideologischen Mauerbaus zu tragen, als an die Zeit der Familientrennung durch das Berliner Mauerkonstrukt zurückzudenken. Die Mauer zwischen Observanzen und Jurisdiktionen, die heute noch in den Köpfen mancher Zisterzienser und einiger Papiere existiert, ist eine Mauer, die sich bis heute klug und rechtmäßig dünkt. Dass das Infragestellen dieser ideologischen Mauer nun selbst zur Ideologie abgestempelt wird, gehört zu den Peinlichkeiten kirchen- und ordensrechtlicher Selbstwahrnehmung, die mir weitaus unverständlicher sind, als es ein völlig destruktiver, doch aller Kraft zur Selbstkritik entbehrender Kommunismus-Sozialismus ist. Das deutsche Volk, mein Volk, hat die Knechtschaft des Sozialismus abschütteln können. Gebe Gott, dass es eine neue Knechtschaft der Gottesferne nicht zulassen wird. Meine Kirche, die von Cîteaux, hat in neunhundert Jahren Prüfungen und Niederlagen durchleben müssen. Gebe Gott, dass nicht Kleinkariertheit und Angst ihre Ratgeber sein werden, sondern demütiges Vertrauen darauf, dass nicht die Observanzen uns verbinden, sondern dass es die Liebe ist.

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