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Sonntag, 5. August 2012

Ein modernes Iternerarium aus dem Hl. Land - Fortsetzung


Auf dem Weg zum Berg Tabor... Der Festtag der Verklärung des Herrn ist ein großes Ereignis im Leben der Kirche. Auch wer nicht im Heiligen Land ist, kann die Spannung fühlen, die in der Liturgie vorhanden ist. Dieser Festtag fordert den Menschen heraus: Nicht die Verklärung und der blendende Schein beeindrucken, sondern vor allem die Unbedingtheit der göttlichen Offenbarung. Die Weltgeschichte verdichtet sich auf dem Tabor in Anwesenheit von drei Fischern. Der Zeit und dem Ort enthoben, ist die Verklärung ein Ereignis, das alle Dimensionen sprengt, um Zeit und Raum für den Menschen greifbar werden zu lassen. Der Mensch ist kein Spielball von irgendetwas, sondern er ist ein aus Liebe erschaffenes und erstmal zur Gänze gutes Geschöpf. Auf dem Tabor offenbart sich Jesus Christus seinen Jüngern als Gott, der durch Leiden und Kreuz seine Herrlichkeit ergreift. Diese Herrlichkeit zu sehen, kann keinem Menschen vergönnt sein. Den Abglanz des Vaters zu sehen, ist eine der großen Berufungen des Menschen. Die Verklärung des Herrn ist deshalb vor allem auch eine grundlegende Episode in der Geschichte der Gottesliebe. Es geht um Erfahrungen, die für den Menschen unvergesslich bleiben werden. Und denen er trotzdem immer wieder nachspüren muss, um den Weg nicht aus den Augen zu verlieren.

Samstag, 14. Juli 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - IX : Jahrestag der Kirchweihe der Anastasis-Basilika


Im Jahr 335 wurde der Kranz von verschiedenen Kirchen am Ort des Todes und der Auferstehung Jesu Christi, den Kaiser Konstantin hatte errichten lassen, feierlich geweiht. An diese Kirchweihe erinnert der heutige Festtag, den die Kirche von Jerusalem mit besonderer Feierlichkeit begeht. Die heutige Basilika der Anastasis, im Deutschen gemeinhin Grabeskirche genannt, ist ein Bauwerk, das durch viele Jahrhunderte hindurch entstanden ist. Die Kuppel über dem Ort der Auferstehung Christi wurde erst vor wenigen Jahren saniert, während andere Kapellen, Apsiden und auch "Chöre", wie es offiziell heißt, durch die Jahrhunderte immer wieder ergänzt und erneuert wurden. Eine feierliche Kirchweihe im 12. Jahrhundert (1149) steht am Beginn des Anniversariums vom 15. Juli. Während damals die Kreuzfahrer um die Heiligen Stätten kämpften, teilen sich heute mehr oder minder friedlich verschiedene Konfessionen die Grabeskirche. Die Gottesdienstzeiten sind präzise geregelt bzw. werden durch den Status quo bestimmt, dessen Einhaltung zu den grundlegenden Pflichten der Gemeinschaften gehört, die am Ort des Todes und der Aufersehung Christi leben. Insofern ist gerade auch dieser ehrwürdigste Ort der Christenheit ein Abbild der Wirklichkeit und der bitteren Realität, die nicht nur im Mittleren Osten und in den Diktaturen dieser Welt täglich erfahrbar wird. Ein Pilger im Heiligen Land, der mit offenen Augen durch die Orte und Städte geht, die die Apostel im Auftrag Jesu durchwandert haben, sieht alle Wunden, die Kriege und Politik geschlagen haben. Umso schmerzlicher ist die Feststellung, dass am Nabel der Welt gerade die Christen ein Bild erbärmlicher Spaltungen und Kleingläubigkeit abgeben. Die Liturgie am Kirchweihfest (und nicht nur diese) ist im Himmlischen Jerusalem angesiedelt. Die Visionen des Apostels Johannes erinnern daran, dass dort unsere wahre Heimat ist, in der Stadt des Friedens.

Montag, 2. Juli 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - VIII : Mariae Heimsuchung


Nach altem Brauch feiern zumindest einige deutschsprachige Länder den Festtag der Heimsuchung Mariens weiterhin am 2. Juli. So bin ich denn, alter Gewohnheit gedenkend, heute zum Ort der "Visitatio" hinaufgestiegen: In En Kerem durchquert man dazu ein kleines Tal im Ort, läßt die Marienquelle, an der die Gottesmutter Wasser geholt haben wird, links liegen und steigt etwa 50 Höhenmeter zur Heimsuchungskirche hinauf, zu der man noch circa 500 Meter zu gehen hat. Der Tradition zufolge besaß der Priester Zacharias dort ein Landhaus, etwa einen Kilometer von seinem Wohnhaus in En Kerem entfernt. Dorthin also hat sich die hl. Elisabeth zurückgezogen, um ihre unverhoffte Schwangerschaft abseits des Getriebes zu verleben. Und hierhin kam auch die Gottesmutter Maria - ins "Bergland von Judäa" -, um ihre Base zu besuchen. Hier kann man heute in vielen Sprachen den Lobgesang Mariens, das "Magnifikat", lesen, der n diesem Ort zum ersten Mal gesungen wurde.

In der byzantinischen Krypta wird der Ort der Begegnung verehrt, da hier der Brunnen zu sehen ist, der zum Landhaus des Zacharias gehörte. In der Oberkirche, in ihren Grundmauern aus der Kreuzfahrerzeit, hat man bei der Wiedererrichtung einen Bildzyklus angebracht, der das Magnifikat Mariens anhand eines Marienlobpreises beleuchtet: Maria, die den Sohn Gottes unbefleckt empfangen hat, umstehen all diejenigen, die sich um ihre Verehrung bemüht haben. "Hochpreist meine Seele den Herrn, und mein Geist jubelt in Gott, meinem Heiland. Denn auf die Niedrigkeit seiner Magd hat er geschaut. Siehe, von nun an preisen mich selig alle Geschlechter. Denn der Allmächtige hat Großes an mir getan und sein Name ist heilig. Er erbarmt sich von Geschlecht zu Geschlecht über alle, die ihn fürchten!"

Sonntag, 3. Juni 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - III

In fast allen Ostkirchen wird heute das Pfingstfest gefeiert. Der Festtag gilt nicht nur als Geburtstag der Kirche, sondern auch als "Namenstag" der Erde - eine Volksüberlieferung, die sich wohl aus dem Festgeheimnis der Vollendung der neuen Schöpfung ableitet. Der Tag ist dem Geheimnis der Dreifaltigkeit geweiht, der Vollendung auch des Menschen im Vorbild der Apostel, die der Herr mit großer Weisheit beschenkt hat. Durch sie wurde die Botschaft des Evangeliums in der Welt verkündet.
Am Pfingsttag waren sie alle beisammen, im Obergemach neben dem Abendmahlsaal, so wird gesagt. Heute steht an dieser Stelle ein Gebäude der Kreuzfahrerzeit, von dem nur noch Reste den ursprünglich vorhandenen Kirchbau anzeigen. Das Bild wurde aufgenommen in eben diesem Obergemach, das zur Feier des Tages geöffnet war. Durch das rechte Fenster sieht man (mit Mühe...) in den Abendmahlsaal hinab. Links führt eine Tür in den Vorraum des heute zweigeteilten, gotsch gewölbten Saals. Bei meiner Betrachtung zum Pfingstfest also stand mir nicht die Herrlichkeit der tosenden Geistsendung vor Augen. Es war die doch nicht so triumphalistische Zurückgezogenheit der jungen Gemeinde, versammelt um die Gottesmutter und die Apostel. Selbst die unmittelbaren Augenzeugen des Auferstandenen mussten immer wieder aus der Lethargie aufgeschreckt werden, bevor sie wirklich begeisterte Zeugen des Evangeliums wurden. Im heutigen Jerusalem ist der Sonntag ein Werktag, an dem gearbeitet und gelärmt wird, wie an den anderen Werktagen auch. Es war eine seltsam anrührende Atmosphäre, inmitten von lautem Maschinengetöse immer wieder den Festhymnus von Pfingsten zu hören, den eine Gruppe russischer Pilger vor dem Abendmahlsaal sang, one sich vom Lärm der vorbeiziehenden Schüler stören zu lassen. Die glühende Hitze draußen unter einer unablässig vom blauen Himmel strahlenden Sonne konnte die Pilger vieler Nationen nicht abhalten, den Tag der Heiligsten Dreifaltigkeit - ob nun als Pfingsten oder als Dreifaltigkeitsfest - mit Andacht und Hingabe zu feiern. "Aus Angst vor den Juden" hatten sich di Jünger einst eingeschlossen und mussten vom Auferstandenen erst aufgerüttelt werden. Eine Wallfahrt ins Heilige Land kann aufrütteln und sehr hilfreich sein: Sie kann dabei helfen, über den eigenen Tellerrand zu blicken und wahrzunehmen, was wirklich wichtig ist.

Freitag, 18. Mai 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land - II

Noch sind die Heiligen Fünfzig Tage der Osterzeit nicht vorbei, und das Heilige Land ist schon ganz in sommerliche Wärme getaucht. Auf Wegen abseits des Pilger- und Touristenstroms kann man hier eintauchen in die orientalischen Gerüche des Mittelmeerraums. Nicht nur die klimatischen Verhältnisse sind subtropisch. Die ganze Natur hat schon jetzt die Sonnenwärme aufgesogen, um den Sommer über in ihrem eigenen Biorhythmus ihre Vegetation zu bestimmen. Über der Geburtsgrotte des hl. Johannes des Täufers und nicht weit entfernt vom Ort der Heimsuchung Mariens - der Begegnung der Gottesmutter mit Elisabeth - kann man, wenn man die Zeit hat, noch die ursprünglichen Feldwege finden:
Dieser hier führt nahe an der Mauer des "Gornenskij Monastyr" (Горненский монастырь), eines russischen Frauenklosters, vorbei. Auch im Heiligen Land folgt der Pilger immer auch monastischen Spuren: Große Mönche und Mönchinnen haben hier die Nähe zu den Heiligen Stätten gesucht. Der Pfad auf dem Photo gleicht den Pfaden, die man auf dem "Heiligen Berg", dem griechischen Athos, antrifft. Auch er ist ja eine Stätte mit langer monastischer Tradition und der Legende zufolge nur deshalb der "Garten der Gottesmutter", weil das Schiff mit der Jungfrau Maria und dem Apostel Johannes an seiner Küste strandete.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Ein modernes Itinerarium aus dem Heiligen Land

Die Auferstehungskirche in Jerusalem - Zahlreiche Pilger haben die Beschreibung ihres Pilgerwegs ins Heilige Land der Nachwelt überliefern können. Der Bericht der Pilgerin Egeria ist nicht der einzige interessante Reisebericht, obgleich er unzählige Details mitteilt, für die wir heute sehr dankbar sind. Wer heute ins Heilige Land pilgert, ob nur nach Israel oder auch in die benachbarten biblischen Länder, der reist meist relativ bequem: per Flugzeug, und relativ schnell: in wenigen Stunden, bis er sein Ziel erreicht. Ich habe die irdische Heimat Jesu zum ersten Mal bei Nacht gesehen: Die brodelnde Großstadt Tel Aviv aus dem Flugzeug und des Nachts zu betrachten, ist ein echtes Erlebnis. Die Stadt (oder ihre Ausläufer) dann zu erleben, ernüchtert, da sie sich nicht sonderlich unterscheidet von den Großstädten der Welt, soweit ich das überhaupt beurteilen kann. Trotzdem ist auch Tel Aviv Bestandtteil des Pilgerwegs. Emotionale Hochgefühle stellen sich nicht ein, und in der Nacht im Auto ins Bergland von Judäa zu fahren, gleicht einer Reise ins Unbekannte: Die Berge lassen sich nur erahnen, und trotzdem ist der Orient greifbar nahe: Der Mond steht groß und im weichen Licht als schmale, liegende Sichel am Himmel. Das ist tatsächlich in Bild des Friedens mit Blick auf die Friedensstadt. Der "Mons gaudiorum" der Kreuzfahrer mit dem Samuelgrab hat vorhin noch dunkel die vorbeirasenden Autos gegrüßt. Als "Freudenberg" verhieß er den Pilgern, die vom Mittelmeer aus zur Heiligen Stadt zogen, die Freude der baldigen Ankunft an den Heiligen Stätten. Der nächtliche Blick auf die Stadtmauern der Altstadt von Jerusalem berührt eigenartigerweise außerordentlich. Trotz des künstlichen Lichts, das ungefragt alles beleuchtet, was sich ihm in den Weg stellt, wirkt das beeindruckende Panorama vom Ölberg aus seltsam friedlich. Vielleicht, weil die Stadt mit dem Tempelbezirk, den einzelnen Vierteln, den Friedhöfen und den Türmen und Kuppeln im Frieden der Nacht wie gezähmt daliegt. Um 3 Uhr morgens, zur besten monastischen Zeit der Nachtwache, hat der Dämon tatsächlich gebundene Hände und Füße. Am Heiligen Grab in der Auferstehungskirche singen die Beter schon das Stundengebet, bereiten sie sich auf die Liturgie vor. Am Morgen werde auch ich die heiligen Stätten besuchen, das Grab Christi, den Ort der Kreuzigung und den Salbungsstein küssen dürfen. Dann wird die Auferstehungskirche sonnendurchflutet sein. In den Kapellen werden die Lampen brennen, als gäbe es nichts Wichtigeres als ihr ruhiges Licht. Die Touristen sind noch nicht auf den Beinen. Die Kirche gehört noch den Betern. Auch ich bin einer von ihnen und darf lange vor dem Heilgen Grab sitzen. Sonderbarerweise hat diese Zeit nichts von rührender Emotionalität an sich. Und sonderbarerweise denke ich daran, dass gerade der Zisterzienser in seinem Kloster das heilige Jerusalem, Golgota, Bethlehem und Nazareth finden kann - und viel mehr noch: dass er in seinem Kloster in den Fußstapfen Jesu gehen kann.