vor 5 Jahren
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Mittwoch, 5. Oktober 2011
Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton, X
[04/10/1995] Mittwoch.
Der hl. Franziskus der Poverello. Wie würde ich mich freuen, wenn mein Leben eines Tages im Einklang mit deinem Leben singt, in der Freude der verwundeten Liebe. Maria, die du alle Heiligen persönlich kennst, könntest du mich mit deinem Kind aus Assisi bekanntmachen? Ich werde ihn zu meinem Gesangslehrer machen. Mein Ziel: Meine 45 Jahre mit Dir zu erreichen. Und (?) dir entschieden, restlos alles Folgende anvertrauen.
(Übers. nach: Le souffle du don. Journal de frère Christophe... Bayard 1999, S. 187)
Freitag, 2. September 2011
Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton, IX
[01/09/1994] Donnerstag 1. September.
GEHE HINAUS auf den großen Abgrund und werft eure Netze aus.
Hinausgehen bedeutet, eine einzigartige Entscheidung eines verrückten Gehorsams zu treffen. Dann hat man teil ein einem einenden Werk: des gemeinsamen Fischens.
Der große Abgrund, das ist die Beziehung zu dir. Der Abgrund meiner Misere ist gesichert. Der große Abgrund, in dem alles Gnade ist, zieht mich zu sich hin um eines geheimnisvollen Aufstiegs willen.
[02/09/1994] Freitag.
Dein volle und gänzliche Zusage ist rein. Und das heißt, zu hoffen, wer mich rein machen kann, ja, auch mich, durch dich, in dir, mit dir.
(Übers. nach: Le souffle du don. Journal de frère Christophe moine de Tibhirine... Paris, Bayard 1999, S. 107-108)
Donnerstag, 25. August 2011
Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton, VIII
[23/08/1993) Montag
Ja. Dein Leib hier zu sein, setzt uns dieser Gewalttätigkeit aus, die im Moment noch nicht auf uns zielt.
Wäre es nicht besser, wenn ein einziger Mensch sich für dieses Land opfern würde.
Mein Knecht, sagst du, sei dort + wo ich bin.
Es ist absolut notwendig, dir wirklich und wahrhaftig zu folgen.
Montag Abend
Gelesen von M. Alain Couturier (La verité blessée, S. 180): "Was wir sind, was unser Kostbarstes ist in dem, was wir sind, ein jeder von uns; in dem, was wir sind, ist das am wenigsten Vermittelbare von uns das, was nicht von uns abhängig ist. Was uns geschenkt ist."
In diesem Hest, sind die Worte darin: "um darzubringen"?
(Übers. aus: Le souffle du don. Journal de frére Christophe moine de Tibhirine. Bayard éd., 1999. S. 22)
Montag, 15. August 2011
Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton, VII
[15/08/1994]
Nach dem 15. August...
Kohelet meint: "Es gibt eine Zeit zum Töten und eine Zeit zum Heilen." Alle sind krank geworden über dem Morden, das diese unsere Zeit zerstört. Und du eröffnest am Kreuz die Zeit des Heilens. Meine Kraft und mein Bollwerk. Dir vertraut mein Herz: er hat mich geheilt, mein Fleisch ist wieder aufgeblüht. Wie steht es um das Gerechtsein, das Wahrhaftigsein meines Fleisches? Fleisch des Lazarus im Grab. Freund, wirst du mich weiterhin die Verwesung schauen lassen?
Heute höre ich im Evangelium, dass HOCHZEIT gefeiert wird: Der Sohn des Königs heiratet eine Frau... und alle sind eingeladen.
(Übers. aus: Le souffle du don. Paris: Bayard, S. 105)
Donnerstag, 4. August 2011
Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton, VII
Aus dem Tagebuch von fr. Christophe:
Donnerstag, 4. August [1994]
Hl. Jean-marie Vianney, Pfarrer von Ars. Ich ruhe mich aus. Ich bin auch in der Einsamkeit. und ich wünschte, ich könnte beten. 5 Personen wurden gestern in Algier ermordet. Sie sind Franzosen. Man spricht darüber und gerade das ist es, was ihre Mörder wollen. Die Terroristen haben etwas zu sagen, was die Regierung nicht hören will. Das unterdrückte, erstickte Wort, es explodiert im Zorn, im Wahnsinn, der tötet. Und trotzdem nehme ich diesen geschenkten Tag an. Eine gewisse Müdigkeit - eine alles überschwemmende Trägheit - liegt in der heißen Luft. Ein Bild drängt sich vor: Der Herr ist mein Hirte. Nichts wird mir fehlen. Er läßt mich ausruhen.
Und ich höre dich zu mir sagen: Ich bin der gute Hirt.
ich bin es ich kenne die Meinen und die Meinen kennen mich
WIE der VATER mich kennt und wie ich den Vater kenne
und ich verlasse meine Seele für die Schafe. Ich gebe ein
Leben hin für
[geben hat den Sinn von ablegen, darbieten, vro allem hinsichtlich der Opfergabe]
A. Chouraqui übersetzt Vers 12 von Jesaja 53 folgendermaßen: weil er sein Leben in den Tod nackt gemacht hat.
Du bittest mich, das LEBEN zu wählen, doch in dieser Wahl
ist das Ereignis deines Todes gegenwärtig, durch den dein Leben zu mir kommt
und also auch dein Nacktwerden bis zum Letzten.
Letzten Sonntag war ich am Ende... Ich hätte mitleiden können mit der Müdigkeit meiner Brüder, mit der um sich schlagenden Hoffnungslosigkeit im Herzen der Algerier... Doch mein unausweichliches Ich war noch da: genervt im Chor, verängstigt durch den Mangel an Wasser...
(...)
(Übers. aus: Le souffle du don. Journal du frère Christophe... Bayard 1999, S. 99-100)
Sonntag, 10. Juli 2011
Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton, VI
Sonntag 10. Juli [1994]
Begegnung mit Christian heute vormittag.
Er erwähnt, als wir auseinandergehen, den Tod.
Und wir sprechen ein wenig darüber.
"Das ist es eben, sagt er mir, was sich in mir verändert hat: die Beziehung zum Tod. er ist Teil meines Lebens. Es macht mich betroffen, was die Augenzeugen des Mordes in Ben Chnets gesagt haben: die Gelassenheit, die Ruhe der Gesichter von Paule-Hélène und von Henri."
Ist das ein morbider Gedanke sein? Doch es ist in mir; es verwirrt mich nicht: ob nun christian oder ich - einer wird sterben.
(Übers. aus: Lebreton, Christophe: Le souffle du don. Paris 1999, S. 96)
Samstag, 2. April 2011
Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton, IV
Gedächtniskapelle in Notre-Dame de l'Atlas in Midelt, Marokko
[13/03/1994] Der 13.
Dein Tag, der Dir gehört: für uns, um unserer Freude willen. Deine Freude ist in uns vollendet.
Und auch der Tag des Aid el. Fitr [das Fest des Fastenbrechens].
Seit dem Ende der Vigilien sind wir eingetaucht in die Religion des anderen: der Lautsprecher ist unüberhörbar (Gebetsruf, dann Kassette)und jetzt ist es die rezitierte und rhythmisierte Wiederholung des "Namens", Gott ist größer, keiner ist Gott außer Gott. Den immer größeren Gott anzurufen, führt den Gläubigen hin zur Unterwerfung. Doch das Bild kann deinen Platz einnehmen: eine illusorische Größe, die nur der Widerschein eines Machthungers ist, und auch einer Revanche für Niedergedrückte, Gedemütigte. Deinen Namen haben sie geschrien, als sie unseren kroatischen Brüdern und so vielen anderen algerischen Brüdern und Schwestern (und Moslems) die Kehle durchgeschnitten haben.
Jesus lehrt uns, aufzubegehren, zu klagen, zu weinen: Abba, immer - in der LIEBE - größerer Vater. In Maria - ist der heilige Name ins wort gebracht worden. [...]
(Übers. aus: Le souffle du don. Journal de frère Christophe moine de Tibhirine. Paris, Bayard 1999, S. 70)
[13/03/1994] Der 13.
Dein Tag, der Dir gehört: für uns, um unserer Freude willen. Deine Freude ist in uns vollendet.
Und auch der Tag des Aid el. Fitr [das Fest des Fastenbrechens].
Seit dem Ende der Vigilien sind wir eingetaucht in die Religion des anderen: der Lautsprecher ist unüberhörbar (Gebetsruf, dann Kassette)und jetzt ist es die rezitierte und rhythmisierte Wiederholung des "Namens", Gott ist größer, keiner ist Gott außer Gott. Den immer größeren Gott anzurufen, führt den Gläubigen hin zur Unterwerfung. Doch das Bild kann deinen Platz einnehmen: eine illusorische Größe, die nur der Widerschein eines Machthungers ist, und auch einer Revanche für Niedergedrückte, Gedemütigte. Deinen Namen haben sie geschrien, als sie unseren kroatischen Brüdern und so vielen anderen algerischen Brüdern und Schwestern (und Moslems) die Kehle durchgeschnitten haben.
Jesus lehrt uns, aufzubegehren, zu klagen, zu weinen: Abba, immer - in der LIEBE - größerer Vater. In Maria - ist der heilige Name ins wort gebracht worden. [...]
(Übers. aus: Le souffle du don. Journal de frère Christophe moine de Tibhirine. Paris, Bayard 1999, S. 70)
Sonntag, 13. März 2011
Notre-Dame de l'Atlas / Tibhirine - fr. Christophe Lebreton, III

[20/02/1994] Dann am Sonntag, dem 1. dieser Fastenzeit 94.
Das Geheimnis der Wüste: ICH und der Vater, wir sind EINS. Geheimnis der Liebe - Bezwinger des Bösen. 40 Tage, um dein Geheimnis, Jesus, verinnerlichen zu können. Das Geheimnis GOTTES: Das Evangelium seines Herzens. Die große Umkehr - kehrt um und glaubt an die Gute Botschaft - das ist: Wenn ihr nicht umkehrt und wie diese kleinen Kinder werdet: radikale Armut, die annimmt, was ich bin und die gläubige Öffnung ist auf die verrückte Liebe hin, auf die gekreuzigte Liebe hin, die mich liebt, wie ich bin.
Den Regenbogen sehen, der das Herz meines Bruders, das aller Menschen, aller Dinge verbindet mit dem verwundeten Herzen des Bräutigams (im arabischen Dialekt steckt das Wort "verheiratet" im Ausdruck "Regenbogen" [in Arabisch im Text: 'ars al-samâ'].
Célestin wurde in Nantes am Herzen operiert. Wie weitläufig ist doch unsere so kleine Gemeinschaft von Tibhirine-Fès. Die Klausur des Kreuzes: eine der strengsten hinsichtlich der Offenheit.
(Übers. aus: Le souffle du don. Journal de frére Christophe... Paris, Bayard éditions 1999, S. 61)
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