Dienstag, 26. Januar 2010

Unmonastische Gedanken zum Fest der Väter von Cîteaux

"Die drei Rebellen", eine belletristisch aufgemachte Biographie der drei ersten Äbte von Cîteaux unter Zuhilfenahme der geschichtlichen Quellentexte. Dieses mäßig dicke Buch habe ich mir wieder hervorgeholt, um den Eifer neu zu entfachen. Aber es gelingt nicht so richtig. Der oft zitierte Satz des Buches "Was würde St. Benedikt dazu sagen?" ruft keine emotionalen Begeisterungsstürme bei mir hervor. Ich frage mich vielmehr: "Was würdet Ihr dazu sagen?" und meine die drei Vätergestalten, die uns so nahestehen und im Grunde doch irreal und völlig unverständlich als Gegenüber unerreichbar sind. Lassen wir außen vor, dass es unmöglich sein wird, Distanzen zu überbrücken, die nicht darauf angelegt sind, 1:1 auf jetzt übertragen zu werden; lassen wir auch außen vor, dass die Charismen des Heiligen Geistes mehr fordern vom Menschen als stures Durchhecheln von Vorbildern. Nicht Cîteaux Anno Domini 1098 ist die Kopiervorlage, der wir uns zu bedienen haben, sondern wohl oder übel mein Hier und Jetzt als Original, das es nicht zu kopieren gilt, sondern ins Leben zu rufen.
Doch wo stehe ich tatsächlich im Hier und Jetzt? Ist die Realitivierung aller Überlieferung bis zur Unkenntlichkeit des charismatischen Fundaments Grund genug, das Charisma des Ursprungs (welch geschmähtes Wort in manchen Mönchs- und Wissenschaftlerohren!) auf geistige Potenzen zu reduzieren? Womöglich noch unter Weglassung aller geerdeten Realia? Aber gibt es überhaupt vernünftige "geerdete Realia" in diesem Zusammenhang? Da wird es jetzt wirklich schwierig. Nachdem in den letzten Jahrzehnten die engen Rubriken und Canones gefallen sind, die der alten Mutter Kirche Halt und Stütze gaben, machte man sich auf die Suche nach adäquaten Ersatzgerüsten. Man fand sie nicht wirklich, denn weder der Archäologismus in der Liturgie noch die Rückkehr zur "Messe aller Zeiten", die es in dieser besagten Form so nie gab, vermögen Stütze und Halt zu geben, wenn viel tiefgründigere Fundamente unbeachtet bleiben. Das Heil und die Renaissance werden nicht im Latein zu finden sein, nicht in Spitzen und barocken Gewändern. Unser Heil ist ja wirklich und einzig der dreifaltige Gott, Jesus Christus mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Und die Realia? Ist es die Wüste von Cîteaux oder die Wüste des Schweigens; sind es die paradiesischen vier Wände des Kreuzgangs, die Ströme lebendigen Wassers in Wort und Sakrament? Darf die Wüste von Cîteaux denn überhaupt relativiert werden? Verlangt sie nicht danach, einfach sein zu dürfen, ohne vergeistigt oder zerredet zu werden?
Was würdet Ihr dazu sagen, ihr Väter Robert, Alberich und Stephan?

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