Freitag, 22. Januar 2010

Ein wagemutiger Gründer

Am 22. Januar 1893 starb der Zisterziensermönch Maurus Kalkum. Er war Abt von Wettingen-Mehrerau und hatte fünf Jahre vorher eine Gruppe von Mönchen und Konversen nach Deutschland geschickt, um rechts des Rheins die Zisterzienserabtei Marienstatt wiederzubesiedeln, die seit der Säkularisation nicht mehr von Mönchen bewohnt war. Die erste monastische Gründung auf diesem Gebiet, nicht nur nach der Sakularisation, sondern vor allem auch nach dem Kulturkampf mit seinen Folgen. Zum Prior der Neubesiedlung hatte Abt Maurus Kalkum P. Dominicus Willi ausersehen. Auch er eine Gestalt mit Format und Enthusiasmus. Nach den Jahren des Aufbaus starb er als Bischof von Limburg / Lahn im Jahr 1913.
War diese Sendung einer Religiosengemeinde in dicht protestantisch besiedeltes Gebiet nicht eher Ausdruck von Weltfremdheit? Maurus Kalkum stammte aus Koblenz und war von einem der letzten Marienstatter Mönche getauft worden. Das war ein gewichtiger Grund für diese Entscheidung ud die Ortswahl. Zudem war der Prior der Gemeinde ein emsiger, historisch überaus wissbegieriger Mönch, der in den folgenden Jahren als Oberer - zuerst als Prior, dann ab 1889 als Abt - ein Zisterzienserleben restituierte, das dem nunmehrigen Mutterkloster am Bodensee nicht geheuer war. Er führte die Gemeinde zurück zur Abstinenz (während der Fastenzeiten vor allem und an mehreren Wochentagen) und zu einem Mönchsleben, das sich eng an weitere zisterzienische Reformgedanken anlehnen wollte: Das Stillschweigen und die Zurückgezogenheit.
Das sind echte Schlagwörter: Die "Traditionalisten" bekommen glänzende Augen und die "Abgeklärten" vermissen die Erdung und die weise Mäßigung. Wer Recht hat, läßt sich kaum klären. Die glänzenden Augen verlieren zu viel Wirklichkeit aus dem Blickfeld; die Abgeklärtheit wird leicht zu Lethargie und Opportunismus, um schließlich alles aus dem Blick zu verlieren, was noch als Fundament nötig sein könnte.
Das Mönchtum heute braucht zum Leben vorrangig weder gesellschaftliche Akzeptanz, noch weitläufige bauliche Möglichkeiten, noch einen gepflegten musealen Hintergrund. Es reicht ihm das Evangelium Jesu Christi und die konkrete Lebenssituation als Kirche am Ort mit spezifischer und vor allem charismatischer Sendung. Genügt das zum Leben heute?

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