Samstag, 23. Januar 2010

Gesiegelt mit dem Siegel des Heiligen Geistes

Als monastische Gemeinde leben und immer aufeinanderhocken. Keine Intimsphäre haben, kein eigenes Zimmer, noch nicht mal abgeschlossene Toiletten... Was für Zustände waren das im Mittelalter, bei den Mönchen. Und da soll man noch das Siegel des Heiligen Geistes - nach Paulus (Eph 4) - erkennen in einem jeden, der da über den Weg läuft. Aber die Sozialstruktur und die persönliche Prägung waren doch wohl ganz anders ausgebildet. Ich denke da nur an die Forderung, dem Abt gegenüber eine tiefe Verneigung zu machen, wenn man ihm begegnet. Ihn erstmal erkennen, sage ich mir da! Er trug nämlich kein äußeres Zeichen seiner Würde. Seinen Hirtenstab gebrauchte er nur bei liturgischen Anlässen; ein Brustkreuz, heute eine Art Statussymbol, fehlte ihm noch, ebenso der Ring. Da heißt es: aufmerksam sein und die Augen offenhalten, wenn ich durch das Kloster gehe! Und womöglich waren es nicht so sehr die äußeren Formen, die zum Ausdruck kamen, wenn die tiefe Verneigung fällig war, sondern ein innerlicher Wunsch: dem geistlichen Hirten die Ehre zu geben, die auch er jedem einzelnen Mönch zukommen läßt, wenn er seine Aufgaben treu erfüllt. Ist es wirklich eine Anstrengung sondergleichen, die Augen und das Herz offenzuhalten in einer Gemeinde von Gleichgesinnten? Die Zisterzienser waren auf Eindeutigkeit bedacht. Sie wollten zwar als Gemeinde und kleine Kirche die Normalgemeinde von Diözese oder Pfarrei in das monastische Modell integrieren und leben, legten für das Zusammenleben aber zusätzliche Lebensregeln fest. Ein Leben in der Wüste, wie sie es sich wünschten, war nur möglich, wenn jeder die persönliche Wüste (oder auch das persönliche Paradies, je nach Sichtweise) des anderen akzeptieren würde. Und trotzdem konnten sich die Menschen nicht vorstellen, getrennt zu leben von der Gemeinde - wenigstens, wenn sie an Leib und Seele gesund waren. Exkommuniziert zu sein, ausgeschlossen vom gemeinsamen Leben, das war die schlimmste Strafe. Ich würde das heute wohl kaum so empfinden, jedenfalls meistens nicht.
Das Siegel des Heiligen Geistes so im Herzen tragen, dass auch alle anderen Besiegelten erkannt werden können, und die Geistesgaben passgenau die Echtheit des Siegels beweisen: Liebe, Freude, Friede...
Jetzt heißt es, weiter nachzudenken und zu erwägen, was es bedeuten kann, wenn ich lerne, meine Mitmenschen am Siegel des Heiligen Geistes zu erkennen.

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