Sonntag, 24. Januar 2010

Glieder am Leib Christi

Seit einigen Jahrzehnten wird in vielen Kirchen gegen Ende des Monats Januar um die Einheit im Glauben gebetet. Eine bedeutende Geste oder ein Aufruf zur Verleugnung unserer Glaubensüberlieferung? Ich tue mich schwer mit dem Gedanken, die Einheit im Glauben sei Folge der devoten Unterwerfung einzelner Überlieferungsstränge, je nach Geburtsland also des römischen, des griechischen, russischen usw. unter eine allgemein gültige Traditionslinie. Eine solche Tradition gibt es nicht, denn was dem einein heilig ist, ist dem anderen ein Greuel. Leider ist das Vermögen zur Unterscheidung beim Menschen nur partiell an die Verstandesleistung verknüpft. Es gibt tatsächlich Entwicklungen in der Tradition, allerdings, das muss gesagt sein, auf apostolischer Grundlage. Dann gibt es auf der anderen Seite Weiterentwicklungen der jeweiligen Überlieferungsstränge. Auch da gilt: Es sei so. - Doch hier beginnen schon die Probleme. Legitime oder illegitim? Hat Rom das Recht, Azymen zur Eucharistiefeier zu verwenden, wenn's im alten Gallien nie Brauch war, so zu tun? Haben die Mönche das Recht, Roms Vorgaben zur Liturgie zu verachten, da dann die Einheit(lichkeit...) verlorengeht? Darf Russland Kirchenslavisch als Kirchensprache weiterbenutzen, wo doch die Volkssprache automatisch Sprache der Liturgie sein muss? .... Dürfen die Mönche auf die römische Rudimentkniebeuge verzichten zugunsten der ihnen eigenen Verneigung? - Darf der römische Bischof einfach jurisdiktionelle Entscheidungen treffen, die seine Kirche, d.h. seine Diözese, nur bedingt betreffen, oder ist er kraft seines Amtes "Überbischof", da Oberhaupt der Kirche Christi?
Die Kirche Jesu Christi ist eins, kann nichts anderes als eins sein. Sie ist dargestellt in der Gemeinde um ihren Bischof. "Teilkirche" ist ein Ausdruck, der vorgaukeln könnte, dass etwas fehlt am Ganzen. Es fehlt nichts und ist trotzdem nur in sich existent, wenn die Gemeinschaft zwischen den Kirchen gegeben ist.
Deshalb ist die Einheit im Glauben so wichtig, nicht hingegen die Einheitlichkeit im Glaubensvollzug. Ich bin froh, einer älteren Tradition und Ausdrucksweise des Glaubens verpflichtet zu sein, die sich ganz und gar nicht deckt mit der eines Konzils von Trient oder eines Vaticanum I oder II.

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