Mittwoch, 31. Oktober 2018

Kirche oder Nation

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Wenn man kürzlich in franz. Übersetzung veröffentlichte Ansprachen des ökumenischen Patriarchen Bartholomäus liest [Quelle], stolpert man über den Begriff "unsere Nation", der im gleichen Atemzug genannt wird mit den geistlichen Gesetzen der Kirche, indem "die fromme Tradition unserer Nation" (η ευσεβής του Γένους μας παράδοσις) als konstituierend anklingt. Es bleibt zu hoffen, dass mit dieser Nation nicht die griechische gemeint ist. Für Christen kann die Nation in umfassenden Sinne nur die gleiche Abstammung von Christus sein, die in der Taufe grundgelegt ist. Ihr sind alle Nationalitäten, Sippschaften, Ethnien und Völkerschaften vollumfänglich untergeordnet, da sie dem Schöpfungswillen Gottes entstammen, der den Menschen dorthin gestellt hat, wo er hingehört. Andererseits stellt Patriarch Kyrill klar, dass es ihm nicht um gegenseitige Demütigung geht, sondern dass er bereit ist, alle Schritte zu tun, die für die Klärung der Ukraine-Frage notwendig sind - deshalb sei er auch nach Istanbul gereist, obgleich das von manchen als demütigend empfunden worden sei [Quelle]. Was im Augenblick zählt, ist ein Blick frei von Verurteilungen auf die schmerzlichen Ereignisse in der orthodoxen Kirche. Überall auf der Welt in den Kirchen wird während der Liturgie und in den Gottesdiensten inständig darum gebetet, dass die Angriffe des Bösen nicht überhand nehmen. Tatsächlich ist die Anstrengung zur Überwindung des Bösen ein großer Schatz: "Halte Dich mit Bewußtsein in der Hölle und verzweifle nicht!", so lässt es der Erlöser den hl. Siluan vom Athos wissen. Dieser Weg wird alle zur Einheit führen und verhindern, dass sich Häresien im wahrsten Sinn des Wortes durchsetzen können.

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