Montag, 21. Januar 2013

Über die Einheit der Christen

In dieser Woche sind die Christen aufgerufen, in besonderem Maße um die Einheit untereinander zu beten. Das, was man gemeinhin "Ökumene" nennt, also das Bemühen, alle Christen unter ein Dach zu bekommen, ist jedoch ein Unterfangen mit Untiefen. Vielen fällt es heute leicht, mit gewandten Worten und gelehrtem Vokabular ein Bild der ökumenischen Bewwegung zu zeichnen, das hinführen möchte zu einer "Ökumene des kleinsten gemeinsamen Nenners". Vorher gibt es allerdings Wichtiges zu bedenken: Dass die Kirche der Leib Christi ist; und dass Christus der Eine und Ungeteilte ist. Hier beginnen scheinbare Schwierigkeiten, denn viele bekennen sich zur "einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche" - und jeder meint, gerade er sei es, der für sie steht. Die theologischen Probleme beginnen allerdings nicht bei den Dogmen, die dazukamen oder nicht anerkannt wurden, sie beginnen damit, dass der Blick nicht mehr auf Christus gerichtet ist, sondern auf die Verletzungen und Narben der Jahrhunderte. Die falschen oder nicht anerkannten Dogmen sind Folgen der Ausblendung der Wirklichkeit in Christus. Die "Ökumene" kann nur dann gelingen, wenn jeder sich ganz Gott zuwendet, dessen Größe unermesslich und undefinierbar, aber dessen Theologie dafür umso einfacher ist: "Dass alle eins sind", so lautet das Vermächtnis Christi, der gerade wirkliche Knechtsarbeit leistet, indem er die Füße wäscht. Dieses Vermächtnis ist deshalb auch so unaufgebbar und bleibt ein Spiegel für alle, die sich Christen nennen: Lebe ich, was mein Glaube sagt, oder verkleide ich meinen Glauben in Knechtsgewänder, ohne wirklich zu glauben, dass auch ich nicht gleicher bin, als die, denen ich begegne? Die Schwierigkeiten mit der Theologie der Kirche enden nicht beim überlieferten apostolischen Glauben, sie beginne dort. Denn die echte Theologie entzieht sich der Klassifizierung dem engmaschigen Raster, der hilflos und rein menschlichen Begrenzung. Nach dem traditionellen Glauben ist die Kirche und ist auch Christus geheimnisvoll in der Gemeinde mit ihrem Bischof gänzlich gegenwärtig. Dass darüber hinaus die Kirche auch viel umfassender ist, versteht sich von selbst. Die "Gebetswoche für die Einheit der Christen" ist deshalb ein Aufruf, die engmaschige Schablone der menschlichen Intelligenz durch das Gebet einzureißen, damit der wahre Glaube zum Vorschein kommen kann.       

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