Dienstag, 25. Oktober 2011

Das Leben hat den Tod überwunden!

In der Zisterzienserinnenabtei Blauvac - Begräbnis nach Ordensbrauch...

Emotional zu reagieren, sollte nicht schwer sein (kann es aber durchaus!). Emotional und überlegt zu reagieren, ist schwer und erfordert Selbstbeherrschung. Mir jedenfalls kommen bei den Bildern, die mir vorschweben, bittere Gedanken: Es ist der Bruder, der mehr als drei Tage mit dem Tod kämpfen muss. Es ist das Bild eines sich nicht mehr seiner Würde bewußten Menschen, der tot ist, ohn das er schon sterben konnte. Und das Bild des ununterbrochenen Kampfes während dieser langen Tage! Dass der eingebaute "Computer" das Herz immer wieder anfeuert, dass alles im Körper dehydriert und vertrocknet, weil nur noch forciertes Atmen befohlen wird, und dass durch Infusionen der innere Wasserhaushalt zwar aufrechterhalten wird, aber die Luftröhre, die Schleimhäute bloßliegen. Selbst die Blutabnahme wird zur Qual, wo keine Vene mehr zu finden ist. - Ist das der Segen der Medizin? Ist das Verantwortung gewesen seitens des Pflegers, also meinerseits? Hätte ich nicht die Einweisung ins Krankenhaus verweigern sollen, wo der Tod ausgesperrt werden sollte, der doch für uns als Mönche und er st recht als Christen ein erhabener Augenblick ist? Der Tod ist ein Schritt durch den Vorhang, hinter den wir doch schon lange zu sehen wünschten! Wo endlich die "selige Schau" uns erwartet in der Person Christi.
Immer, wenn ich wieder und wieder erwägen muss, was medizinischerseits zu tun sein wird, versagt mittlerweile meine Nervenkraft. Und das letzte Bild eines Bruders steht mir vor Augen, der schon längst aufgehört hat zu atmen, weil es nicht mehr ging - aber dessen eingebauter "Computer" nicht aufgeben wollte: Nach einem gewaltigen Stromstoß habe ich gesagt, dass es nun wohl reicht: Dass die Wahrheit des Todes stärker ist als menschliche Hybris.
Noch nicht einmal der Trost des intimen zisterziensischen Begräbnisses ist uns in Deutschland gestattet. Anstelle des zärtlichen Hinablassens des Toten, den der Pfleger richtig im Grab bettet und dessen Gesicht er dann mit einem Tuch bedeckt, müssen wir einen auslaufsicheren Sarg haben. Wir Mönche haben früher immer im Sarg geschlafen - eine fromme Legende ist das und doch sehr wahr! Das Mönchsgewand war Pyjama und einziger "Sarg", wenn das, was sterblich war, ausruhen durfte - im Frieden übrigens!

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