Samstag, 27. März 2010

Vor 65 Jahren: Luftangriff auf Paderborn


Der Priester Hermann Bieker hat seine Erinnerungen an die schweren Luftangriffe auf Paderborn in bewegenden Worten festgehalten. "Die brennende Stadt" hat er unzählige Male durchquert, um Verschütteten zu helfen und Tote zu bergen. Die Fliegerangriffe im Januar, Februar und März 1945 und seine Erlebnisse beschreibt er auf Wunsch seines Bischofs, Erzbischof Lorenz Jäger von Paderborn. Hier ein Auszug:
"... jetzt hörte ich das dumpfe Dröhnen herannahender feindlicher Flieger. Man sah sie nicht, denn der Nachmittag des 27. März (Dienstag in der Karwoche) war trübe. Ihr charakteristisches Geräusch aber ließ erraten, daß es ein Strom von Superfestungen sei. Arme Stadt, die der Tod als Ziel erkor! Da durchzitterte den Luftraum ein schneidender Knall. Die Führungsmaschine hatte das Zeichen gegeben: Paderborn war das Ziel! Und dann öffneten sich die Bombenschütts der nachfolgenden fliegenden feindlichen Festungen und es war dann ein einziges Heulen und Krachen Tod und Verderben bringender Elemente. Arme Paderstadt! Das ist dein Ende! Also will man dich doch nicht schonen, du Stadt der Kirchen und Klöster und Krankenhäuser - du Stadt unschuldiger Menschen, die sich beharrlich gegen das Gift des Nazitums gewehrt haben. Arme Bischofsstadt! Heimat von fünfundvierzigtausend Menschen! - Wirst so mißhandelt! Kein Stein wird auf dem andern bleiben! - Wir legten uns in den Graben, um von den Luftstößen berstender Minen nicht immer hin und her geschüttelt zu werden. Was sollen wir tun? Wie können wir jetzt den Tausenden in ihrer unbeschreiblichen Not helfen? Wir beteten mit ihnen: Der für uns gekreuzigt worden... 10 Minuten - 15 Minuten - 20 Minuten - unendliche Zeit! Es muß doch das Ende kommen! (...) Am Rande der Stadt war es heiß. Der Wind trat auf und vertrieb schnell die Wolken, und ich konnte den westlichen Teil der Stadt übersehen. Überall Ruinen - überall Flammen - überall Schreie verzweifelnder Menschen. (...) Durch den mächtigen, von der Hitze entfachten Sturm waren die Rauchwolken vertrieben. Ein einziges großes ungeheures Flammenmeer - und mitten darin die Fackel des brennenden Domes. - Ein Bild so furchtbar, daß man unwillkührlich die Augen schloß, da man es als untragbar empfand, ein solches Geschehen miterlebt zu haben. Stöhnend brach aufwirbelnd der Helm des Domturmes in sich zusammen. (...) Es war eine Karwoche für Paderborn ohnegleichen. Die Liturgie des Karfreitags wurde nirgendwo in einem Gotteshause gefeiert, war sie doch draußen viel erschütternder. War nicht auch diese zerstörte Stadt, mit all ihrem Jammer, ein zerschlagenes Antlitz Gottes? (...) Stöhnte nicht in all diesen toten und leidenden Menschen Christus selber auf, durch die Gottesmörder gemordet?"
(Bieker, Hermann: Die brennende Stadt. Meine Erinnerungen an die Zerstörung Paderborns 1945. Paderborn 1948)
Das brennende Paderborn ließ an jenem Abend des 27. März 1945 mit gespenstischer Erhabenheit den ganzen Höhenzug der Egge aufglühen. Jenseits des Gebirges war man sich bewußt, dass dieser Luftangriff auf die Bischofsstadt vernichtend gewesen sein mußte: der wabernde Widerschein der brennenden Stadt war noch in 20 Kilometern Entfernung zu sehen.


Sonntag, 14. März 2010

Die Zisterzienser und ihr Marianisches Offizium


Ein zufälliger Fund in einem alten Jahrgang der Cistercienserchronik:
"Das tägliche Marienlob im Orden von Cîteaux" von P. Ludwig von Fricken (33. Jg., 1921).
Ein kleiner Auszug ist interessant und gewinnbringend zu lesen:
"Unser Marianum ist besonders geeignet, auf betrachtende Weise verrichtet zu werden, mehr als das römische kleine Offizium. Letzteres zeigt eine viel größere Mannigfaltigkeit als das unserige sowohl in den einzelnen Horen als in den verschiedenen Kirchenzeiten. Diese Mannigfaltigkeit ist aber für die stille Betrachtung nicht vorteilhaft; sie erfordert zuviel Anspannung der Seelenkräfte. Anders beim Cistercienser Marianum! Dieses ist jahrein jahraus dasselbe und hat für die einzelnenHoren nur eine Antiphon. Durch das Ganze geht der eine große Gedanke: Maria, die Mutter Gottes! Unser Officium parvum ist wohl die älteste Formder noch bestehenden Marianischen Tagzeiten. In den ersten christlichen Jahrhunderten finden wir in der Kirche fast ausschließlich die Muttergotteswürde der allerseligsten Jungfrau als Gegenstand der Marienverehrung. ..."
In jeder Hinsicht Gedanken, die zum Nachdenken anregen können, nicht nur bezüglich des Marianum, sondern auch bezogen auf die heute so zahlreichen Beliebigkeiten in der Liturgie, im Gottesdienst der Kirche...

Sonntag, 28. Februar 2010

Die Weiße Rose

Das "Mönchlein" - le moinillon - aus München hat freundlicherweise kleine Aufnahmen der Grabstätten der Geschwister Scholl, von Christoph Probst und Alexander Schmorell ins Netz gestellt, die ich gerne hier zitieren möchte: Zum Gedenken an die Märtyrer der "Weißen Rose". Diese großherzigen und aufrichtigen jungen Menschen haben sich bewußt gegen das zermalmende und diktatorische System des Nationalsozialismus gestellt und aus ihrer christlichen Überzeugung heraus den Kampf gewagt, der ihnen das Todesurteil des gottlosen Staates brachte. Alexander Schmorell wurde von der russischen Auslandskirche kanonisiert, Christoph Probst ist als römischer Katholik eingeschrieben in das Martyrologium, während Hans und Sophie Scholl als Protestanten der Beistand eines Priesters im Gefängnis versagt wurde. Sie stehen für den mutigen Widerstand aus christlicher Gesinnung, der den Tod in Kauf nahm, um reinen Gewissens vor Gott erscheinen zu können.

Sonntag, 21. Februar 2010

Die Heiligen Vierzig Tage - das Fastentuch

Bei den Zisterziensern (und nicht nur bei ihnen) war es lange Brauch, in der Fastenzeit ein Tuch vor den Altarraum zu spannen, das Fasten- oder auch "Hungertuch". Nach der Komplet des 1. Sonntags in der Fastenzeit sollten die Kreuze verhüllt und das Tuch vor dem Altarrraum ausgebreitet werden. Es wurde nur an Sonn- und Festtagen zurückgezogen (von der 1. Vesper bis nach der Komplet am Folgetag), um den Feiertag zu ehren, d.h. die Auferstehung Christi am Sonntag bzw. den Festtag des Heiligen oder des Herrn. Das Tuch, lat. "cortina", und die Verhüllung des hl. Kreuzesbildes waren Ausdruck tiefer geistlicher Verbundenheit mit dem Heilsgeheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn. Wenn der Prophet Jesaja (und andere vor und nach ihm) sich verhüllten und dadurch ihre Ehrfurcht vor und Nähe zu Gott ausdrückten, dann erinnert die Verhüllung in der Liturgie an die Realpräsenz Gottes im Gottesdienst der Gemeinde. Diese feiert und vollzieht die Heilsgeheimnisse im Jahreslauf und vergegenwärtigt sich in den hl. vierzig Tagen das Geschehen unmittelbar vor Leiden und Tod Jesu, sein Hinaufsteigen nach Jerusalem und seine liebevolle Hingabe an den Willen des Vaters. Die Gemeinde geht auf den Höhepunkt des Jahreslaufs zu, auf das Osterfest, das Heilige Pascha. Und in frühen Zisterziensertexten heißt es, dass die ersten drei Tage der Osteroktav "aus Verehrung der heiligen Auferstehung" arbeitsfrei sein sollen - so zu lesen in den "Ecclesiastica Officia", Kap. 25,1. Das Bildnis des Gekreuzigten und der Altar bleiben verhüllt in der Fastenzeit, um der Schmach und Entstellung des Gottesknechtes zu gedenken, um sich der eigenen Gottebenbildlichkeit neu bewußt zu werden, um die Entäußerung bis zum Tod am Kreuz, wo der Menschensohn keine Gestalt und Schönheit mehr hatte, schmerzhaft zu erleiden und am eigenen Leib zu erfahren.
Dazu nur der Beginn des Großen Responsoriums der 1. Vesper zum Ersten Sonntag in den Vierzig Tagen: "Die Türen des Paradieses öffnet uns die Zeit des Fastens: Empfangen wir diese Fastenzeit mit Gebet und Bitte, damit wir am Tag der Auferstehung mit dem Herrn verherrlicht werden."

Dienstag, 16. Februar 2010

Das Fasten der Vierzig Tage

Während die, wie man sagt, humorvollen Kölner und andere Rheinländer noch im Karneval schwelgen, sind wir schon in heimischeren Gefilden. Bei den Zisterziensern waren nämlich auch die beiden ersten Werktage nach dem Sonntag Quinquagesima reguläre Fasttage. Obgleich sie den Aschermittwoch kennen, spielt er bei ihnen nur eine zweitrangige Rolle: Natürlich, die Aschenweihe und Austeilung, vor dem Hochamt wohlgemerkt. Aber die quadragesimalen Texte werden erst ab dem 1. Sonntag in der Quadragesima Verwendung finden. Und das Fasten? Da unsere Brüder (und Schwestern) sowieso nach überkommenem monastischem Brauch auf den Fleischgenuss verzichten, gelten die alten Fastenregeln der Kirche: Verzicht auf den Genuss von allen tierischen Produkten und Fetten und von gegorenem Getränk. Die einzige Mahlzeit des Tages (an Werktagen) findet nach der Vesper statt.
In der Freude des Heiligen Geistes bereiten wir uns auf Ostern vor - nach nicht mehr ganz so strengen Regeln allerdings. Die physischen Kraftpakete des 12. Jahrhunderts könnten uns beschämen. Sie lebten nach Regeln und in Ordnungen, die uns Heutige schnell an die Grenzen unseres Leistungsvermögens bringen würden. Und - die Überlieferung sagt das oft - diese Menschen waren erfüllt von der Freude im Heiligen Geist!

Samstag, 6. Februar 2010

Hl. Xenia von St. Petersburg


Eine große Heilige, im Leben nach Ganz und Gloria zuerst für krank gehalten, dann wegen ihrer offenkundigen Gottesfreundschaft von vielen hochgeschätzt: die hl. Xenia war nach dem frühen Tod ihres Mannes, eines Offiziers der kaiserlichen Armee in St. Petersburg, seelisch tief erschüttert und kleidete sich in die Uniform ihres Mannes. Wer mit ihr sprechen wollte, musste seinen Namen nennen, um sie anzureden. Das abnorme Verhalten ließ sie zum Gespött der Petersburger werden, bis manche einsahen, dass die hl. Xenia die Narrheit in Christus als Weg gewählt hatte - eine schwere und gefährliche Form eines radikal christlichen Lebens. Sie war mit der Gabe des Prophetie gesegnet und starb irgendwann um 1800 in St. Petersburg. Heute ist ihr Grab Ziel zahlreicher Gläubigen, die immer ihre Nähe suchen. Sie hat allen Hilfe für ihr Leben versprochen, die sie anrufen.
Hl. Xenia, bitte für uns!














Photos: W. Q.

Donnerstag, 4. Februar 2010

Aus dem Zisterziensermenologium

Es sind Tage großer Vorbilder für uns: Wenn wir der Lesung des Menologium lauschen, dann werden uns heilige Gestalten vor Augen gestellt, die sympathisch sind und eigentlich dazu einladen, den Weg der Nachfolge ähnlich großherzig zu gehen. Gestern war das z.B. der sel. Helinand von Froidmont, ein Gaukler, der als Mönch sein großes Glück gefunden hat. Seine Schriften sprechen davon und spiegeln etwas wider von der Freude an Gott.
Dann heute der sel. Christian von Himmerod. Öfter ans Krankenbett gefesselt, verriet er kurz vor seinem Tod unbefangen und einfältig, dass Christus und die Gottesmutter ihn besucht und mit ihm die Horen gebetet hätten. Sie waren gekleidet in die Kukulle der Zisterzienser. Wer solche Wunder fassen kann, der fasse sie. Und begreife dann vielleicht die theologische Tiefe dieser Wirklichkeiten...