Sonntag, 21. Februar 2010

Die Heiligen Vierzig Tage - das Fastentuch

Bei den Zisterziensern (und nicht nur bei ihnen) war es lange Brauch, in der Fastenzeit ein Tuch vor den Altarraum zu spannen, das Fasten- oder auch "Hungertuch". Nach der Komplet des 1. Sonntags in der Fastenzeit sollten die Kreuze verhüllt und das Tuch vor dem Altarrraum ausgebreitet werden. Es wurde nur an Sonn- und Festtagen zurückgezogen (von der 1. Vesper bis nach der Komplet am Folgetag), um den Feiertag zu ehren, d.h. die Auferstehung Christi am Sonntag bzw. den Festtag des Heiligen oder des Herrn. Das Tuch, lat. "cortina", und die Verhüllung des hl. Kreuzesbildes waren Ausdruck tiefer geistlicher Verbundenheit mit dem Heilsgeheimnis des Leidens, des Todes und der Auferstehung des Herrn. Wenn der Prophet Jesaja (und andere vor und nach ihm) sich verhüllten und dadurch ihre Ehrfurcht vor und Nähe zu Gott ausdrückten, dann erinnert die Verhüllung in der Liturgie an die Realpräsenz Gottes im Gottesdienst der Gemeinde. Diese feiert und vollzieht die Heilsgeheimnisse im Jahreslauf und vergegenwärtigt sich in den hl. vierzig Tagen das Geschehen unmittelbar vor Leiden und Tod Jesu, sein Hinaufsteigen nach Jerusalem und seine liebevolle Hingabe an den Willen des Vaters. Die Gemeinde geht auf den Höhepunkt des Jahreslaufs zu, auf das Osterfest, das Heilige Pascha. Und in frühen Zisterziensertexten heißt es, dass die ersten drei Tage der Osteroktav "aus Verehrung der heiligen Auferstehung" arbeitsfrei sein sollen - so zu lesen in den "Ecclesiastica Officia", Kap. 25,1. Das Bildnis des Gekreuzigten und der Altar bleiben verhüllt in der Fastenzeit, um der Schmach und Entstellung des Gottesknechtes zu gedenken, um sich der eigenen Gottebenbildlichkeit neu bewußt zu werden, um die Entäußerung bis zum Tod am Kreuz, wo der Menschensohn keine Gestalt und Schönheit mehr hatte, schmerzhaft zu erleiden und am eigenen Leib zu erfahren.
Dazu nur der Beginn des Großen Responsoriums der 1. Vesper zum Ersten Sonntag in den Vierzig Tagen: "Die Türen des Paradieses öffnet uns die Zeit des Fastens: Empfangen wir diese Fastenzeit mit Gebet und Bitte, damit wir am Tag der Auferstehung mit dem Herrn verherrlicht werden."

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