Mittwoch, 5. August 2015

Christi Verklärung

 

Ein sommerliches Ostern dürfen wir feiern, ein Fest, an dem sich die Gottheit in einem strahlenden Licht kundtut, das den Menschen verwandelt. Es ist aber auch ein Fest, an dem dem Menschen seine Würde bewußt werden kann, mit der er ausgestattet ist. Den Aposteln Petrus, Jakobus und Johannes versagt Jesus, seine aufstrahlende Gottheit weiterzusagen, bis er von den Toten auferstanden sein wird. Was nützt es dem Menschen denn auch, wenn er sich Gott nur der Ehre und Glorie willen übergibt? Die sündigen und allzu menschlichen Apostel wollen gleich in der Herrlichkeit stehenbleiben,
am besten noch ihre menschliche Geschöpflichkeit hinter dem ungeschaffenen Licht verbergen, um fein dazustehen. Sich seine Fehlerhaftigkeit zuzugestehen, kann schwerer sein, als asketische Höchstleistungen zu vollbringen. Sein beschwertes Herz auszuhalten, kann mehr Mut erfordern, als alle Canones akribisch einzuhalten und das kleine menschliche Versagen in diesem und jenem Paragraphen mit einem Lächeln und einem "So ist das eben!" abzutun. Das Fest der Verklärung ist ein Festtag, der unkanonischer nicht sein könnte... Nichts stimmt: Der Messias wird offenbart, aber verschwindet hinter einer undurchdringlichen Wolke. Die Herrlichkeit verwandelt sich für die Jünger in panische Angst, die Propheten verschwinden und die Apostel dürfen sich nicht ausruhen im Abglanz der Verklärung. Und dann ist dieses Ostern auf dem Tabor erst ein Vorausscheinen, das schließlich noch nicht mal soviel Glanz in den Herzen der Jünger hinterlassen konnte, dass sie die Auferstehung glaubend erfassen können, selbst dann nicht, als Christus selber wieder im verklärten Leib unter ihnen steht.
Gerade weil das Fest der Verklärung eine österliche Freude vermitteln kann, regt sich im Gläubigen auch die Sehnsucht: Immer wieder schenkt Gott die Vergebung und straft "Gesetz und Propheten" gleichsam ab. Je größer die Sünde, desto größer die Sehnsucht nach Befreiung und nach dem unerschaffenen Licht des Berges Tabor. Und um uns noch entwaffneter dastehen zu lassen, verwirft Gott alle Gesetzmäßigkeit und zeigt sein gleißendes Licht den sündigen Aposteln. 

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