Dienstag, 16. April 2013

Pilger, Spinner, Heiliger - Benedikt-Joseph Labre

Sein Fest fällt mal in die Osterzeit, mal in die Fastenzeit. Seine Verehrung begann schon bald nach seinem Tod, obwohl ihm nicht überall ein guter Ruf vorauseilte. Die Art seines Lebens schreckte selbst damals, im 18. Jahrhundert, die meisten Zeitgenossen ab, obwohl sich die Hygiene der niederen Schichten oft den Zwängen der Armut zu beugen hatte. Der hl. Benedikt-Joseph Labre nahm seine Berufung ernst, sogar sehr ernst, und sein zurückliegendes Zisterzienserleben wird ihm Anhaltspunkte für sein persönliches authentisches Leben geliefert haben. Wie alle heiligen Verrückten, so würde Benedikt-Joseph sich wohl aus jeder Epoche herausstehlen, um sein Charisma nicht verkümmern zu lassen; kein Jahrhundert sähe ihn konform und angepasst, jedes würde ihn ausstoßen - oder auch vergöttern. Alles das wäre ihm in jedem Jahrhundert egal, obgleich er es verstünde, sich jener Abgötterei sorgsam zu entledigen. Denn seine Lebensernte ist die Verherrlichung Gottes. Zugegebenermaßen hatte er seine eigenen Mittel und Wege, ein Leben im Heiligen Geist zu führen. Wer zu seinen Lebzeiten ihm begegnen durfte und ein offenes Herz besaß, den konnte der Vagabund Gottes nicht durch sein Äußeres täuschen. Wer weiß, wie er sich heute kleiden würde? Vielleicht in Lederkluft oder Nietenkutte? Aus wie vielen Kirchen würde er herausgeworfen und in wie vielen Bussen und Bahnen würde er seinen Platz anbieten, obwohl manchem seiner Mitreisenden leise Angst vor ihm in den Augen stünde?
Keine Zeit erkennt ihre Propheten und keine Zeit hat Zeit, sich auf ihre Scham zu besinnen, wenn sie ihr Zeit verpasst hat.      

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen