Samstag, 6. April 2013

Bernhard von Clairvaux - ein bornierter Adliger... Benoît Chauvin und die Zisterzienser

Ein Kollege (nämlich dieser hier) hat kürzlich auf eine herrliche Videoaufzeichnung hingewiesen: Benoît Chauvin, der bekannte französische Zisterzienserforscher, spricht über sein Leben, seine Berufung, seine Forschung und seine Liebe zu den Zisterziensern. Er tut das freimütig, in einem erfrischend exzellenten Französisch und mit einer spitzen Zunge, die der Historie und der Hagiographie gleichermaßen geschuldet ist. "Bernhard von Clairvaux war borniert, das könnte man wohl so sagen." Ähnliches hört man immer wieder während des vierzig Minuten dauernden Gesprächs. Benoît Chauvin schöpft aus den Vollen. Man begibt sich auf Zeitreise und durchquert das Hochmittelalter, hält kurz inne bei der Plünderung Konstantinopels durch die Kreuzfahrer, die ihr Geld größtenteils den Zisterziensern verdanken, schaut den großen Äbten von Cîteaux über die Schulter, die Großes leisten, wenn es um den Buchdruck, die Architektur, die Wirtschaft etc. etc. geht. Und man horcht auf, wenn Benoît Chauvin von seiner eigentlichen Forschungsarbeit spricht - vom scheinbar "bernhardinischen Grundriss" der Klosterkirchen, der eben nicht bernhardinisch, sondern genuin zisterziensisch ist, da die romanische Abteikirche von Cîteaux das erste Glied der architektonischen Kette ist, nicht die Kirche von Clairvaux... Man darf gespannt sein auf das, was noch aus der Feder von Benoît Chauvin fließen wird. Während des Gesprächs kündigt er einen Aufsatz über das eben erwähnte Thema an: Der Ur-Typus der Zisterzienserkirche ist die Kirche von Cîteaux. Man kann ins Schwärmen kommen bei den Namen die fallen: Jean de Cirey, Anselme Dimier, aber auch "Bernhardskongress 1953", Generalkapitel... Und man kommt ins Schwärmen bei der Vision eines Benoît Chauvin für sein Fach, die Historie: Dass es zu entdecken gilt, was noch irgendwo verborgen schläft; aber dass meist das entdeckt wird, was man nicht gesucht hat. ...sagt ein Mann, der sich nicht dem Diktat der chronometrisch versubjektivierten Zeit unterwerfen möchte, sondern der humanen Zeit, der allein christlichen Zeit also!      

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