Samstag, 13. Oktober 2012

Metropolit Euloge (Paris) - eine packende Autobiographie

Der Metropolit des Erzbistums der russischen Gemeinden in Westeuropa, Euloge bzw. in Transkription Evlogij, hatte einen bewegten Lebensweg hinter sich, als er 1946 in Paris, Rue Daru, starb.
Bischof in den westlichen Gebieten des russischen Reichs (also konfrontiert mit dem Wirken der römischen und unierten Hierarchen in der Ukraine und in Polen bzw. Österreich, Mitglied der dritten Duma, des russischen Parlaments, Teilnehmer am Moskauer Konzil von 1917, bei dem nach jahrhunderterlanger Pause ein neuer russischer Patriarch gewählt werden konnte: alles das verdient es, der Nachwelt übermittelt zu werden. Metropolit Euloge hat das gegen Ende seines Lebens, im Jahre 1938, in mühsamer Arbeit getan. Daraus ist eine 1947 veröffentlichte russische Autobiographie geworden, die lange Jahre auf ihre Übersetzung ins Französische warten musste. Nachdem im Jahre 2000 die Übersetzung abgeschlossen war, konnte die französische Fassung endlich als erster Band der "Presse Saint-Serge" erscheinen. Das "Institut de Théologie orthodoxe Saint-Serge Paris" hatte einen eigenen Verlag gegründet und mit diesem wichtigen Werk seine erste Publikation verwirklichen können. Metropolit Euloge gehört zu den Gestalten der neuen Kirchengeschichte, denen große Verantwortung und schicksalhafte Entscheidungen zufielen. Zuerst Oberhaupt der "Russischen Kirche außerhalb der Grenzen [Rußlands]", als solcher durch (kirchen-)politische Intrigen abgesetzt, unterstellte er sich und seine Gemeinden dem Patriarchen von Konstantinopel - nachdem nicht wenige Gemeinden diesen Schritt nicht zustimmten und unter der Jurisdiktion der "Auslandskirche" verblieben waren, die sich erst 2007 wieder mit der russischen Kirche verband. Diese Komplikationen konnten allerdings nicht verhindern, dass sich die Jurisdiktion der "Rue Daru" (benannt nach dem Hauptsitz an der Kathedrale St. Alexandre-Nevskij, Rue Daru, in Paris) gut entwickelte: Das theologische Institut besitzt namhafte Professoren, deren Veröffentlichungen teilweise auch in deutscher Sprache zugänglich sind (Lossky etc.), die Gemeinden verteilen sich auf ganz Europa und haben einen teilweise vorbildlichen Integrationsprozess hinter sich: Es sind nicht mehr Ghetto-Gemeinden russischer Nostalgie, sondern Zentren authentischen orthodoxen Christentums.
Das Andenken des Metropoliten Euloge in hohen Ehren zu halten, ist also mehr als nur ein Auftrag, sondern eine Dringlichkeit. Sein Werk ruht auf den Schultern nicht weniger Heiliger: z.B. der hl. Mutter Maria Skobtsov von Paris, des hl. Alexis von Ugine, dessen zweiter Festtag der heutige 13. Oktober ist, und weiterer Bekenner und Märtyrer.

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