Sonntag, 18. März 2012

Mittfasten

Der Vierte Sonntag der Vierzigtägigen Fastenzeit bezeichnet das "Mittfasten". Wenn die Mitte der Heiligen Vierzig Tage vor Ostern erreicht ist, kennt das christliche Brauchtum verschiedene Zeichen, die in der ernsten und entsagungsvollen Zeit den Blick schon auf Ostern ausrichten helfen. Die strengen Fastenregeln werden nicht aufgehoben, und dennoch gibt es kleine Freuden: Dem "Laetare"-Sonntag wurde im Laufe der Jahrhunderte seine rosa Farbe zugewiesen. Das Strahlen der Auferstehung sollte im Violett aufscheinen. Der röm. Ritus erlaubte dann auch Blumenschmuck und das Spiel der Orgel. Im Osten fällt das Mittfasten zusammen mit dem Sonntag und der Woche der Kreuzverehrung. Der Schriftsteller Ivan Schmeljow beschreibt diese Periode der Großen Fastenzeit ausdrucksstark in seinem Buch "Wanja im heiligen Moskau". Das geschmückte Kreuz wird feierlich in der Kirche erhöht, ähnlich wie am Fest der Kreuzerhöhung. Die Mahlzeiten werden abgeschlossen mit einem Hefegebäck in Form eines Kreuzes, in das die Wundmale eingebacken wurden (in Gestalt von Rosinen). Vielleicht ist es an der Zeit, sich neu Gedanken über das Fasten zu machen. Die Regeln wurden heute römischerseits so weit aufgehoben und verwischt, dass sie schwerlich Halt und Stütze geben können für Christen, die in einer gleichgültigen Umwelt ihren Glauben an den dreifaltigen Gott bekennen und "ganzheitlich", wie man sagt, leben möchten. Almosen, Gebet und Fasten: Das sind wichtige Eckpunkte des christlichen Lebens. Es lohnt sich also, einen jeden von ihnen zu bedenken und in die Tat umzusetzen.

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