Donnerstag, 26. Januar 2012

Die hl. Gründer von Cîteaux - Robert, Alberich und Stephan - in der Rezeption des sel. Caesarius von Heisterbach


Zum Festtag der hl. Gründerväter des Neuen Klosters möchte ich in diesem Jahr einen kurzen Ausschnitt aus dem ersten Buch des "Dialogus miraculorum" des Caesarius von Heisterbach zitieren. Er ist, wie die lat.-dt. Ausgabe in den Fontes christiani zeigt, ein überaus gewichtiger Zeuge für die Zisterzienserbewegung im 12. Jahrhundert, also etwa 100 Jahre nach der Gründung von Cîteaux. Hier sein Bericht über die Anfänge der Zisterziensergemeinde unter den hl. Vätern:
"Nicht lange [nach der Gründung des Novum monasterium im Jahre 1098] forderten die Mönche von Molesme ihren Abt Robert mit Nachdruck zurück, und dieser wurde auf Befehl von Papst Urban II. und mit Zustimmung des Bischofs Walter von Chalon zurückgeführt (sc. nach Molesme). An seine Stelle kam Alberich, ein heiliger und gottesfürchtiger Mann. Durch seinen Eifer und mit Hilfe der göttlichen Gnade wurde das Tal sehr berühmt und nahm an den notwendigen Gütern zu.
Als Alberich verstorben war, folgte ihm der Engländer Stephan, ein Mann von gleicher Heiligkeit, im Amt. Die (Mönche) waren bis dahin gering an Zahl, weil die Menschen in der Welt zwar die Heiligkeit ihres Lebens bewunderten, aber die Strenge (sc. der Regel) fürchteten."
(Caesarius von Heisterbach: Dialogus miraculorum, 1. Distinktion, 1. Kapitel. In der Reihe "Fontes christiani" Bd. 86,1. Übers., Einl. und Kommentar Nikolaus Nösges u. Horst Schneider. Zit. S. 209)
Der kurze Ausschnitt aus dem Dialogus legt ein beredtes Zeugnis ab für die Verehrung, die die drei Gründer und Charismatiker von Cîteaux schon zu Caesarius' Zeiten genossen. S. Robert, der Wankelmütige, S. Alberich, der Aufbauende, S. Stephan, der Organisator: das sind Charakterisierungen, die selbst und vieleicht gerade heute noch und wieder auftauchen. Man ist versucht zu sagen, dass die eigentlichen Gründer, also die im unbedingten Glauben im Jahre 1098 ausziehende Schar von 21 Mönchen, sich bis heute messen lassen muss an allen folgenden Zisterziensergenerationen ab 1113. Dabei, so wage ich zu behaupten, hat die Entwicklung, so gerechtfertigt und natürlich sie war, den "Orden" immer weiter weggeführt von den Geistesgaben des Anfangs. Selbst die unweigerlichen Reformen durch die Jahrhunderte, La Trappe in keiner Weise ausgenommen, haben die Wesenszüge der ersten Zisterziensergemeinde nicht mehr revitalisieren können. Das ist vielleicht das Geschenk Gottes an uns: Dass wir erkennen dürfen, wie nichtig in Gottes Augen womöglich alles Großartige und Weltbewegende ist. Dass wir uns beschenken lassen dürfen von der Gründergeneration, deren Bedürftigkeit schon zwanzig Jahre später legendär (und Geschichte) war. Und dass deren Charisma wie eine tief verborgene Glut das durch die nachfolgenden Jahrhunderte sich erstreckende Abenteuer von Cîteaux am Leben erhalten wird.

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