Samstag, 15. Januar 2011

Mönchtum am Rande


Rencontre Internationale et Interconfessionelle de Religieux/ses. In diesem Jahr fand das Treffen des E.I.I.R. im Rila-Kloster in Bulgarien statt. Leider konnte ich nicht teilnehmen. Am 12. Juli, einen Tag vor dem Beginn des Treffens, ist Dom André Louf heimgegangen, der sich eigentlich noch zum Treffen angemeldet hatte. Durch Zufall hatte ich die Todesanzeigen durchgesehen und war erstaunt, Dom André unter den Verstorbenen zu finden! Wenn vom "Mönchtum am Rande" die Rede ist, soll das nicht auf marginale Strömungen oder ähnliches bezogen sein. Mönchtum am Rande bezieht sich viel mehr auf die wesentliche Funktion des Mönchtums als Randerscheinung. Es werden niemals die Massen der Gläubigen als Mönche oder Mönchinnen diesen Weg einschlagen. In der Kirche steht das Mönchtum deshalb zahlenmäßig am Rande - auch das allerdings ein Denkmuster, das allzuviel vom Denken der säkularisierten Gesellschaft widerspiegelt. Dom André hat das Mönchtum am Rande gelebt, als Einsiedler, als Wanderer zwischen zwei Traditionen - der zisterziensischen und der kartusianischen, als Wanderer auch zwischen den Traditionen der Kirchen. Nicht etwa, dass er synkretistisch angehaucht war: Er kannte seine eigene Tradition zu genüge, um sich des Schatzes bewußt zu sein, die sie birgt. Aber Dom André konnte sehr prägnant in Frage stellen, was bestimmte Traditionen festgefahren und selbstbewußt als unumstößlich weitergeben wollten. Das ist das "Mönchtum am Rande", das schmerzhaft erfahren muss, wie wenig von der Botschaft Christi angekommen ist, wenn die Menschen nicht auf Christus schauen, sondern auf Idole, auch das Idol der absoluten Wahrheit, die nur der Dreifaltige Gott sein kann. P. André Louf hatte ein großes Herz, das auch marginalen Mönchen zu vermitteln wußte, was wirklich wichtig ist. Vielleicht muß unser Mönchtum immer am Rande leben, um ganz im Zentrum zu sein?
(Photo: E.I.I.R. news)

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