Montag, 24. Juni 2024

Der Heilige Geist - König, Tröster, Lebenspender

Gastfreundschaft Abrahams (Quelle: Wikipedia / Eloquence) 

 

Pfingsten ist der Abschluss der "Fünfzig Tage" nach dem Osterfest. Pfingsten, das heißt: Fest der Dreieinheit. Die Nachfeier des Pfingstfestes während einer ganzen Woche zeigt auch: Ostern kennt keinen Abschluss, sondern nur eine Fortführung. Der "Tag des Heiligen Geistes" betont zudem, dass wir im Heiligen Geist einen König haben, der uns trägt und immer wieder erneuert. Die Kraft des Heiligen Geistes macht uns fähig, zur Ikone Christi zu werden. Die Tage des Pfingstfestes machen es deutlich: Die Gewalt (Terrorangriff in Russland, Kriege und Grausamkeiten in der Ukraine, in den Ländern, die zum Heiligen Land gehören, in Afrika, im europäischen und transatlantischen Westen...) hat keine Zukunft, denn sie kann nur ihre Wirksamkeit entfalten, wenn sie den Menschen beherrschen wird. Der Mensch kann selbst bestimmen, von wem er sich beherrschen lassen möchte. Das Bekenntnis, dass Gott König, Herrscher und Lebenspender ist, dass der Heilige Geist alles Gute schenkt, dass Jesus Christus der Herr ist: all das zerstört die Macht, die Gewalt, Egoismus, Hass und Terror gerne für sich beanspruchen würden. Kein Christenmensch, der sich zum dreieinigen Gott bekennt, kann in irgendeiner Form gegen den Menschen sein, kann exklusiv denken, wenn es um Völker oder Volkszugehörigkeiten geht, kann sich von Kulturen und Grenzen blenden lassen: Unsere Heimat ist vielmehr im Himmel; darum sind sich alle Menschen in ihrer Würde ebenbürtig; deshalb kann keine Kultur für sich in Anspruch nehmen, Lichtbringerin zu sein... Christus ist das Licht der Welt und in jedem Menschen dürfen wir seine menschlichen Züge wahrnehmen, denn wir sind gerufen und im Heiligen Geist berufen, Ikonen Christi zu sein.

Dienstag, 11. Juni 2024

"Der vierte König" und die versäumten Chancen, aus der Geschichte zu lernen

Kampfhandlungen in Norwegen während es 2. Weltkriegs / Photo: Bundesarchiv - Wikipedia


Edzard Schaper, Der vierte König. Ein Roman. Köln: Jakob Hegner, 1961. / Zweiter Weltkrieg, irgendwo im Grenzland zwischen Estland und der Sowjetunion, auf von der deutschen Armee besetztem Gebiet. Das Kloster Sviatogorsk, bislang annektierter Sitz eines Stabes der Wehrmacht, soll von der "Zivilverwaltung" übernommen werden, um später zur Ordensburg der SS umgewandelt zu werden. Die Inspekteure (SS, Zivilverwaltung) sind zur Besichtigung vor der unmittelbar bevorstehenden Übergabe des Klostergeländes gekommen. Der Chef des Stabes, ein Oberst, der die Übergabe mit allen Mitteln verhindern wollte, lässt sich nach gescheiterten Verhandlungen mit der Zivilverwaltung von einem seiner Stabsoffiziere, Major Frederichs, vertreten, der die Abgesandten zu empfangen hat:

"Nun waren alle [Besucher der SS / Zivilverwaltung] im Zimmer. Man stand. Die sechs Stühle konnten weiter von uns Vielsitzern ausruhen. Medem [Ranghöchster der Delegation] war bei genauer Betrachtung viel älter, als es mi im Hof geschienen hatte: ein Stier von einem Mann, der wahrscheinlich nur unter viel Alkohol weich wurde. Er stellte mir seine Mitarbeiter vor, lauter junge Leute, und Sie dürfen nicht verwundert sein, meine Herren, wenn ich die Namen der meisten noch heute genau weiß. Ich habe sie mir so genau gemerkt, daß ich sie noch einmal dem himmlichen Richter, sagen könnte, wenn der mich darauf ansprechen sollte, ob die Gattung der Schufte auf Erden endlich ausgestorben sei. Hier vor den irdischen Richtern hat man sich ja in den letzten fünfzehn Jahren nicht so besonders dafür interessiert." (S. 168)

Die Ereignisse der letzten Jahre mit ihren Pandemien, Kriegen, Gewalttätigkeiten und vor allem mit ihren Niederlagen sind zum Trauma vieler Menschen geworden. Sie werden wahrgenommen als eine ununterbrochene Folge von Bedrohungen, Übergriffen, Machtspielen und vor allem als gottvergessene politische Händel. Dass Menschen in ihrer Heimat das Recht haben, darüber zu entscheiden, was sie wollen, wird nicht immer zugestanden. Das Recht dazu nimmt sich der, der sich anmaßt, darüber urteilen zu dürfen, was gut und was nicht gut ist. Der fiktive Major Frederichs in Schapers Roman beklagt vor seinen Kameraden von einst Anfang der 1960er Jahre den selektiven Umgang der Justiz nach dem 2. Weltkrieg in Deutschland mit den Kriegsverbrechern und ihren Zuarbeitern zur Zeit des Nationalsozialismus. Heute wird wieder mit zweierlei Maß gemessen: Verträge und Abkommen sind scheinbar nur dann einzuhalten, wenn die Vertragspartner genehm sind. Erlaubt ist offenkundig jede Art von Einmischung in die Politik anderer Länder, wenn sie meinem Dafürhalten nicht entspricht. Erlaubt sind scheinbar Lügen, Betrug, Machtkalkül und Einbringung wirtschaftlicher Interessen, wenn das politische Gegenüber per se als minderwertiger (normalerweise würde man sagen: einfach nur anders ...) eingestuft wird. Wenn das festgestellt wurde, auch wenn diese Feststellung in mehreren Punkten nicht haltbar ist, dann ist offensichtlich jede Art von Rechtsbruch "sanktioniert", ja sogar legitimiert: Das scheint zu gelten für die Einordnung in Rechte und Linke, in Radikale oder nicht Radikale, in den Kategorien von Rechtstaatlichkeit in der Ukraine, in den USA, in Rußland, in Frankreich, u.v.m.

Obwohl jede Art von Unrecht keine Zukunft haben kann, beschädigt das Unrecht den Frieden und die Würde des Menschen. - Nur einer der Protagonisten in Schapers "Der vierte König" überlebt den 2. Weltkrieg: Major Frederichs, der sich als Zeuge für die damaligen Geschehnisse versteht und als Vertreter des "vierten Königs", der für die Gottsuche steht, für das Martyrium im Namen Gottes, für das Gute im Namen Christi. Alle anderen Hauptpersonen des Romans haben ihr Leben hingegeben und sind als aufrechte, gute Menschen gestorben. Schaper hat in diesem Roman eine äußerst gesellschaftskritische Analyse verarbeitet, die auch heute noch erschüttern darf.