Freitag, 25. März 2016

Verkündigung des Herrn

"Erde, betrübt ließest du die Dornen der Leidenschaften entsprießen; tanze doch und jauchze! Denn siehe, der Gärtner, der Unsterbliche, kommt nun, dich dem Fluch zu entreißen." (aus der 3. Ode des Kanons der Vorfeier)

Die Verkündigung an Maria ist ein großes Fest - ein Fest der Freiheit und der Freude. Umso mehr, da es in die Fastenzeit fällt und damit den Akzent der Freiheit pointiert und hervorhebt. Das obige Lied (ein Tropar im 4. Ton) spricht aber auch davon, dass die Erde im Grunde gezwungenermaßen und voller Trauer die Leidenschaften hervorbringt. Sie engen den Menschen schließlich ein und rauben ihm Stück für Stück Freiheit und Freude - zuerst wohl sich selbst, sehr bald auch den anderen.

"Heute ist der Beginn unserer Erlösung und die Offenbarung des Geheimnisses von Ewigkeit her..."

Dieses Beginnen kann den Menschen kein Leid und kein Terror mehr nehmen. Und vielleicht ist im Festgeheimnis schon die Antwort enthalten auf die Frage, warum die Menschen nicht sehen wollen, was sie unfrei macht und was sie befreien könnte: Die Menschen sind verletzt und können nicht mehr vertrauen. Dass ein obskurer Engel der Jungfrau Maria eine unverständige Botschaft mit zweifelhaftem Inhalt brachte, stellt das Festgeheimnis in viele konkrete Alltagssituationen des heutigen Menschen. Der Nachtgottesdienst des Festes besingt in immer neuen Variationen diese Zweifel der Gottesgebärerin und Mutter des Erlösers und die beschwichtigenden Worte des Engels, der nicht müde wird und unverzagt ruft:

"Freue Dich, Du Gnadenerfüllte, der Herr ist mit Dir!"

Ain Karem / Jerusalem - die "Stadt im Bergland von Judäa", wo die Begegnung der Gottesmutter Maria mit Elisabeth stattfand, die im Festevangelium des Morgengottesdienstes erwähnt wird




(Nebenbei gesagt: Der Festtag ist traditionellerweise ein Tag der Freiheit auch für die Tiere. Vögel werden aus ihren Käfigen in die Freiheit entlassen - so jedenfalls war es frommer Brauch in Rußland...)

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