Freitag, 25. Oktober 2013

Von Mönchen und Poeten

Photo: Novy Dvur
Die Seite "Vie cistercienne selon la règle de saint Benoît" veröffentlicht das Programm einer Tagung über Mönche und Dichter. Die Zisterzienser können zahlreiche Poeten in ihren Reihen nennen, Zeitgenossen und historische Persönlichkeiten, bekannte und weniger bekannte Namen. Die "militia Christi" der Zisterzienser ist als markante Reformbewegung des westlichen Mönchtums bekannt. Die eher straff strukturierte Verfasstheit dieser monastischen Familie war zumindest bis zu den Veränderungen der letzten 50 Jahre geprägt von strenger Disziplin und größtmöglicher Verplanung des Tageslaufs. Einen poetischen Mönch in einer solchen Umgebung zu finden, könnte daher sonderbar anmuten. Das Klischee des vertrockneten, da strengen und streng erzogenen Zisterziensers kann trotzdem getrost ad acta gelegt werden. Wie überall, so wird es auch einen solchen gegeben haben und geben, aber der Beweggrund, Mönch werden zu wollen, liegt nicht in Rigidität oder Lust an der Strenge, sondern in der Leidenschaftlichkeit für Gott. Ein schönes Buch, vor Jahren schon erschienen und geschrieben vom verstorbenen Abt von La Trappe, Dom Marie-Gérard Dubois, heißt schlicht: Le Bonheur en Dieu, also: Die Freude an Gott. Neben den vielen leidenschaftlichen Texten der alten und weniger alten Zisterzienserpoeten kann dieser Buchtitel eigentlich beispielhaft verdeutlichen, zu was das Mönchtum zisterziensischer Prägung beruft, nämlich einzig zur Freude an und in Gott. Unmöglich für den Menschen, alle Gebote und alle Observanzen einzuhalten. Doch mittels der schieren Freude, in Gottes Gegenwart zu sein, wird das Unvermögen und die Sünde zum kontinuierlichen Anruf, sich zu Gott zu bekehren. Allein das reicht schon aus, um der Poesie weiten Raum geben zu können.          

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