Samstag, 4. September 2010

Neuer Generalabt o. cist.


Am 2. September wurde in Rocca di Papa ein neuer Generalabt des o. cist. gewählt. Zum dritten Mal in diesem Jahrhundert fiel die Wahl auf einen Mönch der Mehrerauer Zisterzienserkongregation, nach Abt Kassian Haid von Wettingen-Mehrerau und Abt Sighard Kleiner von Hauterive zum zweiten Mal übrigens auch ein Mönch von Hauterive.
Generalabt Mauro-Giuseppe Lepori hat seit 1994 die Klostergemeinde von Hauterive als Abt geleitet und war daselbst Nachfolger von Abt Bernhard Kaul.
Schon in der kurzen Zeit, die seit der jüngsten Wahl zum Generalabt vergangen ist, sind in den Medien Stimmen laut geworden, die sich durch diese Wahl neuen Wind in die alten Mauern der Zisterzienserfamilie erhoffen. Nicht nur die Österreicher (Heiligenkreuz) haben sich schnell zu Wort gemeldet und als eine Stimme aus dem Orden Hoffnungen in den Neugewählten gesetzt. Anonyme Schreiber wurden, was verständlich ist, konkreter und fordernder: Sie ersehnen für den von ihnen hochgeschätzten Zisterzienserorden einen monastischen Neuaufbruch, jenseits allen Nutzens und allen Tuns und Schaffens. Ich schließe mich diesen Wünschen von ganzem Herzen an. Auch wenn es große Ziele sind, die ins Auge gefasst werden - der geistliche Neubeginn, die endlich doch zu bewerkstelligende Einheit in der Zisterzienserfamilie, um nur zwei große Gnadengaben zu benennen - auch wenn diese Ziele tatsächlich momentan vor allem Sehnsüchte von nicht wenigen Schwestern und Brüdern sind, so zeigen sie doch vor allem herzliche Verbundenheit mit dem neuen Generalabt. Nicht nur eine Ordensfamilie, sondern auch die Kirche wäre auf dem falschen Weg, wenn sie die Geistesgaben, die Charismen, aussperren wollte.
Ad multos annos!
(Photo: Abbaye de Hauterive)

Montag, 2. August 2010

Der Gott der Mystiker? A propos... Henri Boulad

Heute habe ich eine interessante Behauptung gehört, die der bekannte Priester und Schriftsteller Henri Boulad in einem seiner Bücher vertreten hat: Gott braucht unsere Kniebeugen, unsere Verehrung Seines Bildes, unsere körperlichen Ausdrucksformen nicht. - damit hat Boulad wohl recht... Gott braucht das alles nicht, aber wir brauchen es, um auszudrücken, was uns bewegt. Natürlich wäre es nicht nötig, dass Liebende sich küssen! Natürlich sind Andenken an liebe Menschen unnütz. Aber wir Menschen würden verarmen, vereinsamen, verkümmern, wenn wir das alles nicht hätten. Deshalb haben wir die Kniebeugen, immer wieder und immer wieder. Deshalb verehren wir das hl. Bild, deshalb strengen wir uns an, fasten, üben Verzicht. Auch ohne das alles ist Gott uns nahe, näher als wir selbst uns sein können! Aber wir können unseren Teil dazu beitragen, Gott immer näher zu kommen und Gott immer näher an uns heranzulassen. Eben auch durch Zeichen und durch unser Tun.

Samstag, 19. Juni 2010

Notre-Dame de l'Atlas - anläßlich des neuen Films


Vierzehn Jahre ist es her... Die Mitbrüder von Notre-Dame de l'Atlas (oben ein Bild von E. Audrain)waren auf dem österlichen Weg, schon seit Monaten alarmiert und innerlich angespannt. Sieben unserer Brüder wurden in der Nacht zum 27. März entführt, mitgenommen, aus ihrem Kloster geschleppt. Immer wieder kleine Nachrichten, Botschaften der Entführer, Hoffnung und Bangen. Am 21. Mai hat man die stillen Zeugen enthauptet. Gefunden wurden nur die Leiber nie. Einzig die Häupter konnten in Tibhirine begraben werden. Um ihre Entführung und ihr Ende ranken sich seitdem Legenden und sich widersprechende Berichte. Erst im letzten Jahr wurde die Untersuchung in Frankreich wieder aufgenommen. Was am Ende stehen wird, ist ungewiss. Zu verworren scheint die Mitwirkung hoher staatlicher Stellen oder hoher Militärfunktionäre.
Ihr Zeugnis steht für uns. "Weder Lob noch Furcht" war der Leitsatz des Bischofs von Münster, Clemens August Graf von Galen. Daran denke ich, wenn mir die Sieben in den Sinn kommen. Jeder von ihnen hat auf seine Weise das menschliche Lebenspotenzial ausgereizt. Letztlich bleibt nur Gott allein - ihnen wie uns.
Hier ein Link, der auf den neuen Film verweist.

Donnerstag, 17. Juni 2010

Terribilis est locus iste

Das Haus Gottes, das Kloster, das Oratorium des Klosters, die Räume und Gänge - ehrfurchtgebietend ist tatsächlich die Vorstellung, dass der Mönch in der Gegenwart Gottes leben darf. Sein Schweigen ist niemals zuerst disziplinär oder gar sprachlos. Das Schweigen des Zisterziensers ist vor allem Offenheit und Bereitschaft zu hören und empfänglich zu sein für die Gegenwart Gottes. Es geht sicher auch anders... Wenn die Routine in ihren festen und ausgefahrenen Spuren den Weg eben und bequem gemacht hat, wird es gefährlich. Das Gebet war für unsere frühen Väter immer körperlich fordernd. Die Rekreation war deshalb wichtig: Das stille Verweilen, Lesen oder Betrachten im Kreuzgang, im Kapitelsaal gewährte dem physisch erschöpften Körper nach Stunden intensiver Gebetsarbeit Erholung. Braucht es wirklich fernöstliche Praktiken, Klangschalen, "Meditationssitze" etc.?
Meine Augen wollen einen neuen Blick einüben. Die Gegenwart Gottes wollen sie in den Blick nehmen, die heute so gerne verstellt ist hinter kunsthistorischen Kostbarkeiten, hinter "liturgisch-pastoraler Notwenigkeit", hinter der beklemmenden Routine eingefahrener Alltäglichkeiten und Gedankenlosigkeiten.
Es muss uns um mehr gehen, als um Nutzen für die Welt und den vorgeschobenen Anspruch, den die Kirche uns scheinbar stellt. Sie fordert von uns nicht mehr, als die Treue zu dem, was das Geschenk des Heiligen Geistes an unsere geistlichen Väter war - die Wüste, in der sich Gott von einem jeden von uns finden lassen möchte.

Donnerstag, 3. Juni 2010

Rücktritt von Bundespräsident Dr. Horst Köhler


Das Koinobion als Ort politischer Erwägungen? Jawohl, und sogar ein angemessener Ort für Erwägungen, die zuallererst die Bestimmung des Menschen im Blick haben. Dass Gott Ziel und Erfüllung ist, setze ich hier voraus.

Dr. Horst Köhler ist am Montag, 31. Mai 2010, als Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland zurückgetreten. Unterschiedlichste Kommentare haben sein Handeln je verschieden interpretiert. Ich habe die wenigsten gelesen. Allerdings scheint mir ein Punkt wichtig: Dr. Köhler wird manchmal als demokratiemüde und resigniert dargestellt, sein Rücktritt als unüberlegte oder gar dem Amt schadende Tat ausgelegt. Persönliche Schwäche und mangelnde Fähigkeit, Kritik auszuhalten, werden dann ins Feld geführt. Allerdings: Dr. Köhler ist ein Mann von großer Sensibilität. er hat sich zu Wort gemeldet, wenn er meinte, die Stimme des Bundespräsidenten könnte Orientierung bieten. Ich bin der Überzeugung, dass sein Rücktritt nicht unüberlegt und feige war, sondern Ausdruck der innersten Überzeugung, dass demokratische Werte nur dann umgesetzt werden, wenn hinter ihnen Aufrichtigkeit und hohes politisches Verantwortungsgefühl vorhanden sind. Die politische Krise der letzten Monate in Deutschland ist sicher großenteils Folge eines fehlenden moralischen Fundamentes, wie auch immer dieses Fundament mit dem kleinsten gemeinsamen Nenner auch gebildet wird. Aufrichtigkeit und Verantwortung müssen dazugehören.

Freitag, 14. Mai 2010

Christi Himmelfahrt und die Osterkerze


Mittlerweile bin ich dünnhäutig geworden, wenn es um die Reformen in der Liturgie geht - vor allem um ihre Umsetzung. Und mittlerweile erscheinen mir diese "Reformen" oft genug als etwas geistlos, während manche alte Überlieferung, nunmehr dem Müllhaufen der Geschichte übergeben, das Herz und den Geist zu Gott erheben kann.
Die Frage, ob die Osterkerze ihren Ort bis Pfingsten im Altarraum haben sollte, ist nicht unbedingt schwerwiegend oder gar glaubensschwer. Allem zum Trotz gehört sie in die Kategorie der etwas gedankenlos eingeführten Neuerungen. Die Zisterzienser der Frühzeit haben ihr Osterlicht entzündet in der Osternacht, durften sich dann von ihm durchglühen lassen bis zur Komplet des Ostertags - und mussten bis zur Ersten Vepser des himmelfahrtstages warten, bis ihnen dieses Licht wieder aufstrahlen durfte. Nach der Komplet des Festtages wurde der "cereus paschalis" - eben die Osterkerze - entgültig gelöscht und aus dem Altarraum entfernt. Wenn man bedenkt, dass die Osterkerze eigentlich das Licht der feierlichen Nachtwache des Auferstehungsfestes ist, und wenn man vor diesem Hintergrund die Überlieferung unserer Vorväter bedenkt, dann leuchten die heute vorgebrachten Gründe für das Verbleiben der Kerze bis Pfingsten nur noch mäßig ein. Natürlich feiern wir bis Pfingsten Ostern! Aber können wir tatsächlich die Wirklichkeit des Himmelfahrtfestes verdrängen, die uns eindringlich bewußt werden will, wenn wir die Lesungen hören. Christus der Herr, Er geht von uns weg zum Vater! Das Licht der "Osterwache", das wir an Himmelfahrt noch einmal sehen dürfen, bleibt verborgene Wirklichkeit. Wir sollen nicht stehenbleiben, sondern dürfen weitergehen, auch und gerade als Mönche, denen nichts anderes aufgetragen ist, als Verherrlicher Gottes zu sein.
Gedanken, die weitergedacht werden wollen.

Sonntag, 9. Mai 2010

Blind geboren und doch mit Durchblick

In manchen Kirchen wird heute das Evangelium vom Blindgeborenen verkündet. Sprechend und hintergründig formuliert der Evangelist Johannes die Begebenheit um den Blindgeborenen, der sein Augenlicht wiederhaben möchte, und die Beteiligten aus dem jüdischen Volk, die teilweise mit Blindheit geschlagen sind. Der durch den Herrn Geheilte entzieht sich nicht seiner Aufgabe, Zeugnis abzulegen für die Wahrheit, die ihm widerfahren ist. Je eindringlicher die führenden religiösen Machthaber sein Zeugnis bekämpfen, desto trotziger tritt er ihnen entgegen und provoziert sie. Seine Eltern haben ihn schon längst verlassen und sich aus Angst abgewendet. Der junge Mann, ein Bettler und Nichtsnutz, ein Sünder, wie man meint, findet Jesus, erkennt in Ihm den Christus und bekennt seinen Glauben: "Herr, ich glaube!"
Ein beeindruckender Weg, ein Weg der Entsagung und Askese, ein sehr monastischer Weg. Bitte bei Gott für uns, junger Blindgeborener, dass auch wir wieder Christus, den Herrn, erkennen und in rechter Weise anbeten können.